Jeden Tag erkranken 1000 Menschen in der Europäischen Region an Tuberkulose

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Cristiana Salvi Kommunikationsreferentin
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Gemeinsame Presseerklärung des WHO-Regionalbüros für Europa und des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC)


Kopenhagen und Stockholm, 17. März 2015

Nach Schätzungen kamen 2013 in den Ländern der Europäischen Region etwa 360 000 Neuerkrankungen hinzu – also 1000 pro Tag. Nach neuen Daten, die heute vom Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und dem WHO-Regionalbüro für Europa veröffentlicht wurden, fiel die Zahl der Tuberkulosefälle gegenüber 2012 um ca. 6%, womit sich der während des vergangenen Jahrzehnts in der gesamten Region festgestellte Rückgang fortsetzte. Doch die Raten der multiresistenten Tuberkulose (MDR-Tb) sind nach wie vor sehr hoch, insbesondere in den 18 sog. „Hochprävalenzländern", in denen 85% aller neuen Tuberkulosefälle in der Region verzeichnet werden. Auf diese Länder entfiel im Jahr 2013 auch ein Großteil der insgesamt rund 38 000 tuberkulosebedingten Todesfälle.

„Die MDR-Tb wütet nach wie vor in der Europäischen Region, die weltweit am stärksten von der Krankheit betroffen ist", erklärt Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa. „Bei nur 50% der Patienten mit MDR-Tb wird die Erkrankung entdeckt, und nur die Hälfte davon kann geheilt werden. Deshalb sind nicht nur eine erhebliche Intensivierung des Zugangs zu sicheren, rationellen und effizienten neuen Antituberkulotika, sondern auch Innovationen in den Bereichen der Schnelldiagnose und der patientenzentrierten Versorgung erforderlich. Genau dafür treten die neue globale Endspielstrategie für Tuberkulose und der Konsolidierte Aktionsplan der Europäischen Region ein. Zusammen mit den Ländern arbeiten wir darauf hin, die Qualität ihrer Leistungen und einen chancengleichen Zugang zu diesen im Einklang mit dem gesundheitspolitischen Rahmenkonzept der Europäischen Region, „Gesundheit 2020", zu verbessern. Dies hat dazu geführt, dass sich die Fähigkeit der Länder der Europäischen Region zur Entdeckung und Behandlung von Patienten mit medikamentenresistenten Formen der Tuberkulose verbessert hat."

Der Trend für die Europäische Region insgesamt wird durch einen spürbaren Rückgang der Tuberkulose in den Hochprävalenzländern geprägt, während in einigen Ländern der Europäischen Union (EU) und des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) mit niedriger Inzidenz die Melderaten steigen. Insgesamt wurden 2013 aus den Ländern der EU und des EWR etwa 65 000 Tuberkulosefälle gemeldet.

„Bei der aktuellen Geschwindigkeit der Reduzierung der Fallzahlen um jährlich nur 6% werden die Länder der EU und des EWR erst im nächsten Jahrhundert frei von Tuberkulose sein. Wenn wir eine Eliminierung bis zum Jahr 2050 erreichen wollen, müssen wir die Fallzahlen mindestens doppelt so schnell reduzieren", erklärt der Direktor des ECDC, Marc Sprenger. Trotz eines historischen Tiefstandes und eines signifikanten Rückgangs der Fallzahlen in den letzten zehn Jahren sind die Fortschritte nicht in allen EU-Staaten gleich ausgeprägt; vielmehr stehen manche von ihnen bei der Bekämpfung der Tuberkulose vor besonderen Herausforderungen. „Unsere Daten belegen, dass die Länder der Europäischen Region maßgeschneiderte Interventionen benötigen, die ihren jeweiligen Gegebenheiten gerecht werden." In den meisten Ländern mit niedriger Inzidenz sind die Raten stabil oder sinken nur sehr langsam, und die meisten Patienten haben einen Migrationshintergrund. Länder mit einer insgesamt hohen Inzidenz verzeichnen auch höhere Reinfektionsraten und melden deutlich mehr Fälle von MDR-Tb.

Beide Direktoren sind sich darüber einig, dass zur Verwirklichung des Ziels der Eliminierung der Tuberkulose die vorhandenen Instrumente und Interventionen effizienter genutzt und durch neue, wirksamere ergänzt werden müssen. Das WHO-Regionalbüro für Europa und das ECDC werden ihre Arbeit auch weiterhin sowohl in den Hochprävalenzländern als auch in Ländern mit vergleichsweise weniger neuen Tuberkulosefällen intensiv fortsetzen. Die erste Ministerkonferenz der Östlichen Partnerschaft über Tuberkulose und MDR-Tb, die im Rahmen der lettischen Präsidentschaft im Rat der EU am 30. und 31. März 2015 in Riga stattfinden wird, soll eine Gelegenheit zur Bestandsaufnahme der Fortschritte in den verschiedenen Teilen der Europäischen Region auf dem Weg zur Verwirklichung des Eliminierungsziels bieten.