Neue Untersuchung der WHO belegt: Luftverschmutzung kostet Volkswirtschaften in der Europäischen Region jährlich 1,6 Billionen US-$ in Form von Krankheitslast und Todesfällen

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Cristiana Salvi (in Haifa)
Kommunikationsreferentin
WHO Regional Office for Europe
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2100 Copenhagen Ø, Denmark
Mobiltel.: +45 29 63 42 18
E-Mail: csa@euro.who.int

Stephanie Brickman (in Copenhagen)
Kommunikationsberaterin
WHO Regional Office for Europe
UN City, Marmorvej 51
2100 Copenhagen Ø, Denmark
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Kopenhagen und Haifa, 28. April 2015

Die volkswirtschaftlichen Kosten der durch Luftverschmutzung verursachten Krankheitslast und ca. 600 000 vorzeitigen Todesfälle beliefen sich für die Europäische Region der WHO auf schwindelerregende 1,6 Billionen US-$ im Jahr 2010. So lautet das Fazit aus der ersten jemals durchgeführten Untersuchung solcher Kosten für die Europäische Region. Diese Summe entspricht fast einem Zehntel des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der gesamten Europäischen Union im Jahr 2013 .

Die neue Untersuchung des WHO-Regionalbüros für Europa und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wurde heute anlässlich der Eröffnung einer dreitägigen hochrangigen Tagung über Umwelt und Gesundheit in Europa veröffentlicht. An der Veranstaltung, die vom 28. bis 30. April 2015 in Haifa (Israel) stattfindet, nehmen über 200 Vertreter der Länder der Europäischen Region sowie internationaler und nichtstaatlicher Organisationen teil, um eine Bestandsaufnahme der Erfolge, Defizite und Herausforderungen durchzuführen und künftige Prioritäten festzulegen.

„Die Bekämpfung der gesundheitlichen Auswirkungen der Luftverschmutzung zahlt sich aus. Die vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse verdeutlichen den zwingenden Handlungsbedarf für die zuständigen Entscheidungsträger in allen Politikbereichen. Wenn verschiedene Politikbereiche hier an einem Strang ziehen, können wir nicht nur mehr Menschenleben retten, sondern auch Resultate erzielen, die finanzielle Einsparungen in erstaunlicher Höhe ermöglichen", erklärt Dr. Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa. „Ressortübergreifende Arbeit ist das Rückgrat des vor 26 Jahren eingeleiteten Prozesses Umwelt und Gesundheit in Europa, und sie ist heute in den Diskussionen auf der Tagung in Haifa besonders aktuell."

Ein bahnbrechender Bericht: Die ökonomischen Kosten der gesundheitlichen Auswirkungen der Luftverschmutzung in der Europäischen Region

Der Bericht mit dem Titel Die ökonomischen Kosten der gesundheitlichen Auswirkungen der Luftverschmutzung in der Europäischen Region ist die erste Bewertung der ökonomischen Last aufgrund von durch Verschmutzung der Innen- und Außenluft bedingten Todesfällen und Erkrankungen in den 53 Ländern der Europäischen Region.
Die ökonomischen Kosten der Todesfälle allein belaufen sich auf über 1,4 Billionen US-$. Werden weitere 10% als Kosten von durch Luftverschmutzung bedingten Krankheiten hinzugezählt, so ergibt sich eine Gesamtsumme in Höhe von fast 1,6 Billionen US-$. In zehn der 53 Länder der Region machen diese Kosten mindestens 20% des BIP aus (s. Anhang mit Daten für die einzelnen Länder). In der Untersuchung wird die 2014 in einem Bericht der OECD angewandte Methodik verwendet, und ihre Berechnungen basieren auf den jüngsten ökonomischen Schätzungen der gesundheitlichen Folgen von Luftverschmutzung.

Der volkswirtschaftliche Wert der durch Luftverschmutzung bedingten Todesfälle und Erkrankungen – 1 600 000 000 000 US-$ – entspricht der Summe, die die Gesellschaften zu zahlen bereit sind, um diese Todesfälle und Krankheiten durch notwendige Interventionen zu vermeiden. In diesen Berechnungen wird jedem Todesfall und jeder Krankheit ein Wert beigemessen, der vom Alter der Person unabhängig ist und der je nach den volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen eines Landes variiert. 

Luftverschmutzung: das größte umweltbedingte Gesundheitsrisiko

Über 90% der Bürger in der Europäischen Region leben mit einer jährlichen Schwebstaubbelastung in der Außenluft, die den in den Leitlinien der WHO angegebenen Richtwert überschreitet. Sie war im Jahr 2012 für 482 000 vorzeitige Todesfälle aufgrund von Herz- und Atemwegserkrankungen, Erkrankungen der Blutgefäße und Schlaganfällen sowie Lungenkrebs verantwortlich. In demselben Jahr waren weitere 117 200 vorzeitige Todesfälle auf eine Belastung der Innenraumluft zurückzuführen, wobei die Länder mit niedrigem bis mittlerem Einkommen fünfmal so stark betroffen waren wie die Länder mit hohem Einkommen.

„Die Verringerung der Luftverschmutzung ist zu einer der obersten politischen Prioritäten geworden. Luftqualität wird das zentrale Thema der nächsten Ministerkonferenz Umwelt für Europa sein, die 2016 in Georgien stattfindet", sagt Christian Friis Bach, Exekutivsekretär der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (UNECE). „51 Länder finden heute gemeinsame Lösungen im Rahmen des Übereinkommens der UNECE über weiträumige grenzüberschreitende Luftverunreinigung. Diese Arbeit muss nun noch intensiviert werden, um die Luftverschmutzung weiter zu reduzieren, und auf mehr Länder und andere WHO-Regionen ausgedehnt werden."

„In Israel sterben jährlich etwa 2500 Menschen infolge einer Exposition gegenüber Luftschadstoffen. Die wichtigste Quelle der Luftbelastung ist der Verkehr, hauptsächlich in den Zentren der Großstädte," sagt Ofir Akunis, Stellvertretender Minister für Umweltschutz und Mitglied der Knesset, des israelischen Parlaments. „Seit 2011 unterliegen aufgrund des vom Umweltministerium initiierten Gesetzes zur Reinhaltung der Luft Schadstoffe aus den wesentlichen Quellen wie Verkehr, Industrie und Energie einer strengen Regulierung. Das Ministerium bemüht sich mit allen verfügbaren Mitteln, die Luftverschmutzung zu bekämpfen, da so das Leben von Tausenden von Menschen gerettet werden kann und der israelischen Wirtschaft Verluste in Milliardenhöhe erspart bleiben."

Verbesserung von Umwelt und Gesundheit in Europa: Wie weit sind wir gekommen?

Der Bericht über die Kosten der gesundheitlichen Auswirkungen der Luftverschmutzung ist nur eine von mehreren Untersuchungen über die Auswirkungen der Umwelt auf die Gesundheit, die auf der Tagung in Haifa veröffentlicht werden sollen.

Aus einem anderen neuen Bericht mit dem Titel Verbesserung von Umwelt und Gesundheit in Europa: Wie weit sind wir gekommen?, der von der WHO und der UNECE gemeinsam veröffentlicht wird, geht hervor, dass jeder vierte Bürger der Europäischen Region aufgrund von Umweltbelastungen erkrankt oder vorzeitig stirbt. Daten aus mehreren Untersuchungen in vorrangigen Themenbereichen wie Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Luftqualität, alltägliche Umgebung von Kindern, Chemikalien und Asbestbelastung, Klimawandel und gesundheitliche Ungleichheiten belegen allesamt, dass es zwar beträchtliche Fortschritte gegeben hat, diese aber ungleich verteilt sind (s. Faktenblatt zu dem Bericht).