Angesichts ständig wachsender Flüchtlings- und Migrantenzahlen investiert WHO in Maßnahmen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit in Europa
Weitere Auskünfte erteilen:
Alison Sanders
Kommunikationsberaterin
WHO-Regionalbüro für Europa
UN City, Marmorvej 51
2100 Kopenhagen Ø, Dänemark
Tel.: +45 45 33 6657
E-Mail: sanderszimmera@who.int
Pressemitteilung
Kopenhagen und Syrakus, 7. Juli 2017
WHO veranstaltet Sommerseminar zum Thema Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten
Das erste Sommerseminar der WHO über die Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten findet vom 10. bis 14. Juli in Syrakus (Italien) statt. Sein Thema lautet „Bewältigung der gesundheitlichen Aspekte der Migration“. Seit 2015 sind über 1,3 Mio. Menschen über das Mittelmeer nach Europa gekommen, und fast 3 Mio. syrische Flüchtlinge leben inzwischen in der Türkei. Das Seminar befasst sich vorausschauend mit geeigneten Gegenmaßnahmen im öffentlichen Gesundheitswesen und soll zur Wissensvermittlung durch Experten, einer länderübergreifenden Zusammenarbeit und einem Kapazitätsaufbau innerhalb von Ländern beitragen.
„Die WHO bekennt sich fest zu dem Menschenrecht auf Gesundheit für alle,“ bekräftigt Dr. Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa. „Das Sommerseminar der WHO über die Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten dient als Ausgangspunkt für die Verstärkung von Maßnahmen und für intensive Problemlösungskonzepte in Bezug auf die Gesundheit von Flüchtlingen in dieser Zeit historischer Massenmigration. Wenn wir uns gemeinsam um die Gesundheit von Migranten bemühen, gewinnen wir alle. Wenn es unseren Migranten gut geht, so geht es auch unserer Gesellschaft gut.“
Fünftägiges Seminar für hochrangige Experten
Das vom WHO-Regionalbüro für Europa erstmals veranstaltete Sommerseminar über die Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten zielt darauf ab, Weiterbildungsmöglichkeiten zu schaffen und den Beschäftigten, Leistungsanbietern und Planern im öffentlichen Gesundheitswesen unterstützende Instrumente an die Hand zu geben, die ihnen sachgerechte und migrantensensible Lösungen ermöglichen. Die Veranstaltung soll die beteiligten Länder in die Lage versetzen, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten mit anderen zu teilen. Als Teilnehmer sind Experten für das Thema Gesundheit von Migranten aus Forschung, Politik und Praxis eingeladen.
Das fünftägige Seminar wird im Rahmen des Europäischen Wissenszentrums für Migration und Gesundheit angeboten. Das WHO-Regionalbüro für Europa hat die Veranstaltung mit Unterstützung durch das italienische Gesundheitsministerium und die Gesundheitsbehörden in der Region Sizilien sowie in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission und der European Public Health Association organisiert. Zu den Teilnehmern zählen Repräsentanten aus Dänemark, Estland, Finnland, Griechenland, Italien, Kirgisistan, Portugal, der Russischen Föderation, Serbien, der Slowakei, Schweden, Tadschikistan, Tschechien und der Türkei.
Dr. Santino Severoni, Koordinator des Programms Migration und Gesundheit beim WHO-Regionalbüro für Europa, erklärt: „Das Sommerseminar dient als Probelauf für die Förderung des Wissens- und Erfahrungsaustauschs, der gegenwärtigen Forschungsarbeiten und des Grundsatzdialogs zwischen Ländern, die ähnlichen Herausforderungen gegenüberstehen. Diese Konzepte sind von wesentlicher Bedeutung für die Entwicklung und Umsetzung wirksamer und einheitlicher evidenzbasierter Interventionen zugunsten von Flüchtlingen und Migranten.“
Migration nach Italien und in die übrigen Länder Europas
Als Tagungsort für das Sommerseminar haben das Regionalbüro und seine Partner bewusst Syrakus gewählt, um den umfassenden Erfahrungen Italiens mit der Aufnahme von Migranten Rechnung zu tragen. Der in Italien und anderen Aufnahmeländern Europas vorhandene Sachverstand in Bezug auf die gesundheitliche Versorgung von Migranten bietet zuständigen Behörden in aller Welt eine konkrete Chance zum Lernen.
Nach wie vor kommen mehr Migranten in die Länder der Europäischen Region als je zuvor
2016 betrug die Gesamtzahl der ankommenden Personen 363 348 – das sind fast 1000 pro Tag. Ein Großteil des Zustroms entfiel zu etwa gleichen Teilen auf Italien und Griechenland, eine geringere Zahl auf Malta, Spanien und Zypern. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) lag die Zahl der Toten und Vermissten bei mindestens 5000, und eine Reihe von Vorfällen konnten nicht aufgeklärt werden.
Bitte beachten sie, dass die Zahlen aktualisiert wurden: Mit Stand vom 3. Juli 2017 hatten 98 185 Migranten und Flüchtlinge Europa auf dem Seeweg erreicht. Gut 86% kamen in Italien an, die übrigen in Griechenland, Spanien und Zypern. Nach Aussage des Hohen Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) kamen dabei 2307 Migranten und Flüchtlinge ums Leben oder gelten als auf See vermisst.
Hintergrundinformationen
Das Sommerseminar und seine Ziele
Das Sommerseminar soll den Teilnehmern ein besseres Verständnis für Sachfragen und Erfordernisse in Bezug auf die Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten sowie für die Auswirkungen großer Migrationsströme auf Bevölkerungsgesundheit und Gesundheitssysteme in den Herkunfts-, Durchgangs- und Zielländern vermitteln. Es bietet Raum für die Verbindung von Forschung, Theorie und Praxis, für den Austausch praktischer und konkreter Erkenntnisse und Erfahrungen sowie für Diskussion und Kritik.
Die diesjährige Veranstaltung, deren Thema „Bewältigung der gesundheitlichen Aspekte der Migration“ lautet, umfasst eine Kombination aus Vorträgen im Plenum, Workshops und interaktiven Diskussionen und Podien sowie eine Exkursion zu einem Ort in Sizilien, an dem regelmäßig Flüchtlinge und Migranten ankommen. So erhalten die Teilnehmer Anschauungsunterricht darüber, wie die italienischen Behörden die Herausforderungen aufgrund der Migration in gesundheitlicher Hinsicht bewältigen.
Das Wissenszentrum für Migration und Gesundheit
Das Wissenszentrum für Migration und Gesundheit, das im November 2016 seine Arbeit aufnahm, ist die Antwort auf die Notwendigkeit, eine einzelne Bildungseinrichtung zu schaffen, die sich speziell mit Fragen der grenzüberschreitenden Migration und ihrer Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit in der Europäischen Region der WHO befasst. Es soll als Forum für wissenschaftlichen Austausch und Kapazitätsaufbau dienen, das die Entwicklung bzw. Verbesserung staatlicher Konzepte und Interventionen zur Bewältigung der gesundheitlichen Bedürfnisse von Migranten sowie der Folgen der Migration für die öffentliche Gesundheit in der Europäischen Region vorantreibt.
Die Ziele des Wissenszentrums stammen aus „Gesundheit 2020“, dem Rahmenkonzept der Europäischen Region für Gesundheit und Wohlbefinden, aus der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung sowie aus der Strategie und dem Aktionsplan für die Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten in der Europäischen Region der WHO, die im September 2016 vom WHO-Regionalkomitee für Europa angenommen wurde.
Zu den zentralen Aktivitäten des Wissenszentrums gehören:
- das Sommerseminar zum Thema Migration und Gesundheit;
- hochrangige Gipfeltreffen;
- eine Wissensbibliothek;
- Webinare;
- Grundsatzdialoge.
Das Regionalbüro hat in zwölf Ländern der Europäischen Region die Fähigkeit der Gesundheitssysteme zur Bewältigung größerer Ströme von Flüchtlingen und Migranten bewertet. Die in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsministerien erstellten Bewertungen erfolgten anhand des vom Regionalbüro im Dezember 2016 veröffentlichten Instrumentariums. Dieses soll Flüchtlingen, Migranten und der Bevölkerung der Aufnahmeländer gleiche Zugangschancen zur Gesundheitsversorgung geben, wie in dem Europäischen Rahmenkonzept „Gesundheit 2020“ und in der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung vorgesehen.
Zu den Ergebnissen der Bewertung gehörten eine Reihe gemeinsamer Herausforderungen, wie etwa die Notwendigkeit der Weiterentwicklung spezifischer beruflicher Fähigkeiten und die Vereinheitlichung bestehender Lehrpläne zur Gesundheit von Migranten, aber auch Aspekte der interkulturellen Mediation.