Europäische Region beschließt Fahrplan zur Förderung der Agenda 2030 und der Gesundheit und des Wohlbefindens von 900 Millionen Menschen
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Liuba Negru
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Pressemitteilung
Kopenhagen und Budapest, 7. September 2017
Jedes Jahr kommen führende Vertreter der Gesundheitspolitik aus der Europäischen Region der WHO zum Regionalkomitee zusammen. In der Zeit vom 11. bis 14. September 2017 werden sie in Budapest gesundheitspolitische Prioritäten für die Gesundheit und das Wohlbefinden der rund 900 Millionen Menschen in der Europäischen Region der WHO festlegen, die neben den Staaten der Europäischen Union und Europas auch den Kaukasus und Zentralasien umspannt.
Im Durchschnitt der Region beträgt die Lebenserwartung jetzt über 77 Jahre und ist die Kindersterblichkeit auf dem niedrigsten je gemeldeten Stand. Zwischen den Ländern bestehen aber noch große Unterschiede. So schwankt die durchschnittliche Lebenserwartung von Land zu Land zwischen 83 und 71 Jahren und die Säuglingssterblichkeit zwischen 2 und 22 pro 1000 Lebendgeburten.
„Zwar verbessert sich der allgemeine Gesundheitszustand in unserer Region stetig, doch müssen wir stärker auf Chancengleichheit und Nachhaltigkeit für Gesundheit und Wohlbefinden für alle in jedem Alter setzen. Dafür fordern wir die allgemeine Gesundheitsversorgung und zwar auch, weil sie uns sowohl hilft, die Agenda für nachhaltige Entwicklung und die Gesundheit voranzubringen,“ sagt die WHO-Regionaldirektorin für Europa Dr. Zsuzsanna Jakab. „Die Regierungen können den Fahrplan der Europäischen Region zur Umsetzung der Agenda 2030 nutzen und dabei auf unserem Rahmenkonzept „Gesundheit 2020“ aufbauen, das eine gemeinsame Richtschnur für bessere Dienste am Bürger für Gesundheit und Wohlbefinden bietet.“
Gesundheit 2020 unterstützt Ziele für nachhaltige Entwicklung
Die zweite Phase der Umsetzung von „Gesundheit 2020“ bedeutet für die Länder Fortschritte in der Aufstellung nationaler Konzepte und Pläne, die zentrale Werte aufgreifen. Diese werden den Zielen für nachhaltige Entwicklung in der Region als Wegbereiter dienen. 2016:
- gaben 98% der 53 Mitgliedstaaten in der Region an, eine Strategie zur Verringerung gesundheitlicher Benachteiligungen zu verfolgen, was gegenüber 2010 einen Anstieg um zehn Prozentpunkte bedeutete;
- 93% der Antworten besagten, dass es eine mit „Gesundheit 2020“ abgestimmte Gesundheitspolitik gebe, was 35 Prozentpunkte mehr als 2010 sind;
- verfügten 86% der Länder über Umsetzungspläne und 89% über Rechenschaftsverfahren, was im Vergleich zu 2010 einen Anstieg um 40 bzw. 44 Prozentpunkte bedeutet.
Breite Tagesordnung umfasst Herausforderungen und Möglichkeiten
Die Tagesordnung des diesjährigen Regionalkomitees gilt vorrangig dem Erfolg von „Gesundheit 2020“ und Agenda 2030. Das Themenspektrum reicht vom Zugang zu Arzneimitteln, der Qualifizierung des Gesundheitspersonals und einer verbesserten Vorbereitung auf den Notfall über die Zusammenarbeit für Gesundheit bis zum Abbau der Sterblichkeit aufgrund von Umweltbelastungen.
Niemanden zurücklassen und Zugang zu Arzneimitteln erleichtern
Arzneimittel sind in der Region eine wichtige Ursache für Eigenleistungen im Gesundheitswesen. Für die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft sind lebensrettende Arzneimittel, gerade wenn sie über einen langen Zeitraum eingenommen werden müssen, manchmal nicht zu bezahlen. In einigen Volkswirtschaften im Übergang kann eine Behandlung gegen Bluthochdruck, die meist aus der eigenen Tasche bezahlt werden muss, das gesamte Einkommen einer Familie kosten.
Die jüngsten Daten zeigen, dass zwischen den Ländern der Region erhebliche Unterschiede in Bezug auf die Ausgaben für Arzneimittel bestehen, denn im Norden Europas machen sie teilweise weniger als 10% der Gesundheitsausgaben und in Mitteleuropa und Zentralasien bis zu 30% aus. Das Regionalkomitee wird daher einen verbesserten Zugang zu wirksamen, hochwertigen und sicheren Arzneimitteln, niedrigeren Arzneimittelpreisen und besseren Beschaffungsverfahren behandeln.
Transformation der Personalpolitik für Gesundheit in der Europäischen Region
Der Handlungsrahmen zur Schaffung eines nachhaltigen Arbeitskräfteangebots im Gesundheitswesen, den das Regionalkomitee voraussichtlich annehmen wird, soll den Mitgliedstaaten hier für mehr Nachhaltigkeit zu sorgen. Eine der größten Herausforderungen ist die Sicherung der richtigen Qualifikationen am richtigen Ort in ausreichender Zahl für ein effektives Gesundheitssystem. Mit dem neuen Handlungsrahmen geht ein Appell an die Mitgliedstaaten zu verbesserter Personalplanung und -bindung im Gesundheitswesen und den Ländern mit hohem Volkseinkommen wird abgeraten, Gesundheitsfachkräfte aus ärmeren Ländern abzuwerben.
Zehnter Jahrestag der überarbeiteten Internationalen Gesundheitsvorschriften
In den vergangenen zehn Jahren stand die Welt vor einer Reihe von Herausforderungen, die sich bis in unserer Region auswirkten: Ebola, Nahost-Atemwegssyndrom-Coronavirus, Gelbfieber, Zika-Virus und weitere. Die überarbeiteten Internationalen Gesundheitsvorschriften haben den Informationsfluss zwischen den Ländern verbessert, zeitnahe Maßnahmen ermöglicht, die internationale Zusammenarbeit gestärkt und Auswirkungen auf Verkehr und Handel verringert.
Das Regionalkomitee wird eine Zwischenbilanz ziehen und Defizite thematisieren. In jüngster Zeit hat sich mit der Schaffung des Programms für gesundheitliche Notlagen die Art und Weise verändert, wie die WHO auf derartige Krisen reagiert. Das Programm ist jetzt voll einsatzfähig und soll schnell und flexibel die Gesundheit akut bedrohter Menschen schützen.
Weitere Prioritäten
- Das Regionalkomitee wird voraussichtlich die Umsetzung der Erklärung von Ostrava der Sechsten Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit im Juni 2017 durch eine Resolution unterstützen. Angesichts von rund 1,4 Mio. Menschen, die jährlich an den Folgen der Umweltverschmutzung sterben, erinnert die Resolution die Länder an ihre Zusagen zum Abbau der Belastungen.
- Eine Sitzung zum Thema Partnerschaften für Gesundheit soll zu einer Resolution führen, mit der das Verhältnis zu nichtstaatlichen Akteuren geregelt wird. Sie wird sich auch auf die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und die jüngst beschlossene Reform der WHO beziehen.
- Die Delegierten werden über Fortschritte hinsichtlich der Umsetzung früher angenommener Aktionspläne zum Abbau schädlichen Alkoholkonsums und zur Förderung gesunder Nahrung und Ernährung sowie psychischer Gesundheit informiert werden.
- Fachinformationsveranstaltungen werden den Delegierten zu den Themen Impfung und Migration, antimikrobielle Resistenzen, multiresistente Tuberkuloseformen sowie frühkindliche Entwicklung angeboten.
Als Gastredner werden Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin von Dänemark, der neue Generaldirektor der WHO Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, der griechische Premierminister Alexis Tsipras, die stellvertretenden Premierminister Maltas und der Türkei sowie weitere hochrangige Gäste erwartet. Mehr als 15 Gesundheitsminister aus den Mitgliedstaaten der Region werden zu der Tagung erwartet.
Weitere Informationen zur Tagung des Regionalkomitees, hierunter das vorläufige Programm und Entwürfe zu den oben genannten Texten sind auf der Website des Regionalkomitees zugänglich. Die Tagung wird live im Internet übertragen, und es gibt eine Echtzeit-Berichterstattung auf Twitter unter dem Hashtag #RC67.