Kleine Länder Europas wollen Adipositas im Kindesalter beenden

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Faith Vorting
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
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Dr Francesco Zambon
Koordinator
Investitionen für Gesundheit und Entwicklung in gesunden Umfeldern
WHO-Regionalbüro für Europa
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Pressemitteilung

San Giljan (Malta), 27. Juni 2017

Die kleinen Länder mit einer Bevölkerung von unter einer Million gehören zu den Ländern mit den höchsten Adipositasraten bei Kindern und Jugendlichen in der Europäischen Region der WHO. In der Mehrzahl dieser Länder sind mehr als ein Drittel der Kinder im schulpflichtigen Alter von diesem Problem betroffen. Um diese Problematik in den Griff zu bekommen und gemeinsam gegen ihre Erscheinungsformen vorzugehen, haben die Gesundheitsminister der acht kleinen Länder aus der Europäischen Region heute die Erklärung von Malta zur Beseitigung der Adipositas im Kindesalter unterzeichnet.

„In vielen Ländern der Europäischen Region leiden fast ein Drittel der Kinder im schulpflichtigen Alter an Übergewicht oder Adipositas. Deshalb müssen wir ihren Zugang zu gesunder Ernährung und Bewegungsmöglichkeiten verbessern“, erklärt Dr. Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa. „Die Kinder verdienen Konzepte, die sie vor Adipositas schützen. Kleine Länder mit ihren einzigartigen Umständen und Zugriffsmöglichkeiten können Innovationen und grundlegende Veränderungen durchführen und Erfolgsrezepte entwickeln, mit denen die Gesellschaft diese Herausforderung bewältigen kann, die die Zukunft unserer Kinder bedroht.“

„Malta ist sich der Notwendigkeit einer entschlossenen Bekämpfung der Adipositas im Kindesalter bewusst und hat sie in den vergangenen sechs Monaten zu einem der zentralen Themen seiner Präsidentschaft in der Europäischen Union gemacht. In diesem Zeitraum hat Malta eine Reihe von Leitlinien für Beschaffungsmaßnahmen in Schulen und anderen Einrichtungen eingeführt, die sich zusammen mit Kindern darum bemühen, für eine gesunde Ernährung zu sorgen“, erklärt der maltesische Gesundheitsminister Chris Fearne. „Gehen wir mit gutem Beispiel voran und bieten wir unseren Kindern die auf Dauer gesunden Optionen an.“

In der Erklärung vereinbaren die Minister, mit vereinten Kräften umfassende Initiativen zur Bekämpfung der Adipositas im Kindesalter einzuleiten. Sie appellieren an die Regierungen, für eine strengere Einschränkung der an Kinder gerichteten Werbung für Lebensmittel mit hohem Anteil an gesättigten Fetten, freiem Zucker und Salz zu sorgen, für eine klare und leicht verständliche Kennzeichnung zu werben und die Nährstoffzusammensetzung von Lebensmittelprodukten zu verbessern. Diese Bemühungen stehen im Einklang mit dem Europäischen Aktionsplan Nahrung und Ernährung (2015–2020), der Strategie der Europäischen Region der WHO zur Bewegungsförderung (2016–2025) und den vor kurzem angenommenen Schlussfolgerungen des Europäischen Rates zur Unterbindung des Anstiegs von Übergewicht und Adipositas bei Kindern.

In der Erklärung wird auch anerkannt, dass die Regierungen durch Veränderungen an den Umfeldern und Rahmenbedingungen, in denen sich die Menschen täglich ernähren und bewegen, zu einer Verbesserung von Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Bevölkerung beitragen können. Die Erklärung von Malta war ein wesentliches Ergebnis der vierten hochrangigen Tagung der Initiative kleiner Länder, die am 26. und 27. Juni 2017 in San Giljan stattfand. Das WHO-Regionalbüro für Europa und das maltesische Gesundheitsministerium haben die Tagung gemeinsam im Rahmen der Initiative kleiner Länder der WHO organisiert.

Schaffung widerstandsfähiger und gesunder Gemeinschaften

Das übergeordnete Thema der hochrangigen Tagung war Widerstandsfähigkeit auf drei Ebenen: individuell, Wohnort und System. Trotz ihrer Anfälligkeit für eine Vielzahl äußerer Bedrohungen, die von finanziellen bis zu umweltbedingten Gefahren reichen, verfügen kleine Länder über inhärente Fähigkeiten in Bezug auf Reaktion, Erholung und die erfolgreiche Anwendung innovativer Lösungskonzepte. Diese Widerstandsfähigkeit ist ein grundlegender Bestandteil von Gesundheitssystemen und eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg von „Gesundheit 2020“, dem Rahmenkonzept der Europäischen Region für Gesundheit und Wohlbefinden. Es wurde 2012 in Malta von allen 53 Mitgliedstaaten in der Europäischen Region angenommen.

Vor diesem Hintergrund wurde während der Tagung die neue Publikation mit dem Titel „Widerstandsfähigkeit: eine zentrale Säule des Rahmenkonzepts Gesundheit 2020 und der Ziele für nachhaltige Entwicklung“  präsentiert, die im Rahmen der Initiative kleiner Länder erstellt wurde. Darin werden Ergebnisse von Studien aus drei kleinen Ländern (Island, Malta und San Marino) präsentiert, die belegen, wie die Auswirkungen von Maßnahmen zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit auf der individuellen Ebene sich durch die örtlichen Gemeinschaften und die Gesellschaft fortsetzen (und umgekehrt) und auch die Gesundheit betreffen.

Erstes Kooperationszentrum der WHO in Malta

Die WHO hat ferner das Islands and Small States Institute an der University of Malta zum WHO-Kooperationszentrum für Gesundheitssysteme und Gesundheitspolitik in kleinen Ländern ernannt. Das Institut wird als Kompetenzzentrum in seiner Zusammenarbeit mit der WHO Rahmengerüste und Konzepte zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Gesundheitssysteme in den kleinen Ländern entwickeln, sich an der Vorbereitung von Veranstaltungen für den Aufbau von Kapazitäten in Bezug auf die Steuerung und Führung von Gesundheitssystemen unter den spezifischen Rahmenbedingungen von kleinen Ländern beteiligen, die Gesundheitsinformationssysteme und die Gewinnung von Evidenz in diesen Ländern unterstützen und geeignete Mechanismen für die Leistungsbewertung in den Gesundheitssystemen der kleinen Länder entwickeln.

Das Institut verfügt über eine beachtliche Bilanz an hochrangiger Grundsatzforschung in den Bereichen Resilienz, Wirtschaft, Umwelt und Gesundheit in den kleinen Ländern. Der von ihm speziell für die kleinen Länder entwickelte Anfälligkeitsindex wird als eine zukunftsweisende Arbeit auf diesem Gebiet anerkannt. Er hat weltweit Interesse erregt und eine Vielzahl von quantitativen Untersuchungen über ökonomische Anfälligkeit und Widerstandsfähigkeit nach sich gezogen.

Die Kooperationszentren der WHO sind vom Generaldirektor bzw. der Generaldirektorin der WHO ernannte Forschungseinrichtungen und Fakultäten von Universitäten oder Akademien, die die Programme der Organisation durch ihre Arbeit aktiv unterstützen sollen. Gegenwärtig gibt es insgesamt über 700 Kooperationszentren der WHO, die in 80 Ländern in aller Welt angesiedelt sind.

Die Initiative kleiner Länder der WHO

2013 startete das WHO-Regionalbüro für Europa die Initiative kleiner Länder als ein Forum für die Länder der Europäischen Region mit einer Bevölkerung von weniger als einer Million, um ihnen einen Wissensaustausch in Bezug auf die Umsetzung von „Gesundheit 2020“ und den Zielen für nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen. An der Initiative sind folgende acht Länder beteiligt: Andorra (Gastgeber der zweiten hochrangigen Tagung der Initiative kleiner Länder), Zypern, Island, Luxemburg, Malta (Gastgeber der diesjährigen Tagung), Monaco (Gastgeber der dritten hochrangigen Tagung), Montenegro und San Marino (Gastgeber der ersten hochrangigen Tagung und Mitinitiator der Initiative). Innerhalb der Initiative sind zwei untergeordnete Netzwerke tätig: das Gesundheitsinformations-Netzwerk der kleinen Länder (SCHIN), das sich mit den spezifischen Herausforderungen für kleine Länder in Bezug auf Gesundheitsinformationssysteme und Berichterstattung befasst; und ein Netzwerk von Kommunikationsexperten und Journalisten, das sich mit der Kommunikation der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und der Berichterstattung in den Medien über gesundheitliche Ungleichheiten beschäftigt.