Masernausbrüche in der Europäischen Region gefährden Eliminierungsziel
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Pressemitteilung
Kopenhagen, 28. März 2017
Im Januar 2017 wurden der WHO mehr als 500 Masernfälle aus der Europäischen Region gemeldet. Masern breiten sich immer noch in Ländern der Europäischen Region aus und könnten überall dort große Ausbrüche verursachen, wo der Impfgrad unter 95% liegt.
„Nach den guten Fortschritten in Richtung Eliminierung in den vergangenen zwei Jahren, ist das Ansteigen der Zahlen in Europa besonders besorgniserregend,“ sagt hierzu die WHO-Regionaldirektorin für Europa Dr. Zsuzsanna Jakab. „Angesichts des modernen Reiseverkehrs macht das Masernvirus vor keiner Grenze halt und kann jede Person erreichen. Die Ausbrüche werden aus der Region und der Welt nicht verschwinden, bevor jedes Land Durchimpfungsraten erreicht, welche die Bevölkerung wirklich schützen.“
Zwei Drittel der 53 Länder in der Region haben die Übertragung von Masern erfolgreich unterbrochen, doch in 14 sind sie nach Angaben der Verifizierungskommission der Europäischen Region für die Eliminierung der Masern und Röteln (RVC) noch endemisch.
Unkontrollierte Übertragung gefährdet Fortschritte
Im Januar 2017 wurden in der Region 559 Masernfälle gemeldet. 474 davon wurden allein aus sieben (Deutschland, Frankreich, Polen, Rumänien, Schweiz und Ukraine) der insgesamt 14 Länder gemeldet, in denen Masern noch endemisch sind. Erste Daten aus dem Monat Februar zeigen, dass die Anzahl der Neuinfektionen hochschnellt. In den betroffenen Ländern ist davon auszugehen, dass weniger als 95% der Bevölkerung mit einer zweiten Dosis des Masernimpfstoffs immunisiert wurden.
„Ich rufe alle Länder, in denen Masern endemisch sind, dringend dazu auf, die Übertragung innerhalb ihrer Landesgrenzen zu stoppen, und die übrigen Länder fordere ich auf, in ihrer Wachsamkeit nicht nachzulassen und ihre hohen Impfraten beizubehalten. Gemeinsam müssen wir sicherstellen, dass die hart erkämpften Fortschritte in der Region hinsichtlich der Eliminierung nicht verloren gehen,“ fährt Dr. Jakab fort.
Derzeit große Ausbrüche
Die größten Masernausbrüche finden derzeit in Rumänien und Italien statt.
Rumänien hat seit Januar 2016 über 3400 Masernfälle gemeldet, darunter 17 mit tödlichem Verlauf (Stand März 2017). Die Mehrzahl der Fälle tritt in Gebieten auf, in denen der Durchimpfungsgrad besonders gering ist.
Den gemeldeten Daten zufolge ist der seit Januar 2017 in Rumänien zirkulierende Genotyp vorher dort nicht aufgetreten, wurde 2015 aber bereits aus mehreren Ländern der Europäischen Region und der Welt gemeldet. Nur durch eine umfassende Untersuchung epidemiologischer Daten unter Einbeziehung der Labore können der Ursprung der Infektion und die Übertragungsrouten festgestellt werden.
In Italien war in den ersten Wochen des Jahres 2017 ein steiler Anstieg der Fallzahlen zu verzeichnen. Nach 238 gemeldeten Fällen im Januar und nach vorläufigen Erkenntnissen mindestens noch einmal so vielen im Februar könnte die Gesamtzahl von 2016 (ca. 850) schon bald überschritten werden.
Länder mit dem größten Risiko
Das Masernvirus ist hoch ansteckend und kann schwere Erkrankungen verursachen. So lange Masern in weiten Teilen der Welt noch endemisch sind, können sie sich jederzeit auch in solche Länder ausbreiten, welche die Krankheit bereits eliminiert hatten. Daher kann jede ungeimpfte oder unzureichend geimpfte Person unabhängig von ihrem Alter an Masern erkranken; am ehesten jedoch in Ländern mit chronisch unzureichend geimpften Bevölkerungen, in denen das Risiko eines massiven Ausbruchs mit fatalen Folgen auch am größten ist. Die nationalen Behörden sollten ihre Anstrengungen verstärken und mindestens 95% ihrer Bevölkerungen durch die Verabreichung von zwei Dosen des Masernimpfstoffs schützen und so zugleich eine Zirkulation des Virus im Falle der Einschleppung verhindern.
Das WHO-Regionalbüro für Europa arbeitet bei großen Masernausbrüchen eng mit den nationalen Behörden der stark gefährdeten Länder zusammen, um angemessene und geeignete Gegenmaßnahmen zu planen. Dazu gehört die Ausweitung der epidemiologischen Überwachung, das Auffinden stark infektionsgefährdeter Personen und ihre Impfung, insbesondere wenn sie in Kontakt mit infizierten Menschen kommen oder kommen könnten, sowie die Beteiligung der Bevölkerung an der Aufforderung zur Impfung für alle, die sie benötigen.
Eliminierung von Masern und Röteln aus der Europäischen Region
Durch die Annahme des Europäischen Impfaktionsplans 2015–2020 haben sich die Mitgliedstaaten in der Region dazu bekannt, die Impfung gegen Masern und Röteln als prioritäres Ziel der Region anzugehen.
Fortschritte in dieser Hinsicht wurden auf der 5. Zusammenkunft der RVC 2016 bestätigt, die zu dem Schluss gelangte, dass:
- die endemische Übertragung der Masern in 37 der 53 Länder unterbrochen werden konnte,
- in 24 Ländern die Unterbrechung schon über 36 Monate lang währte und die Krankheit daher dort als eliminiert betrachtet werden konnte,
- die Übertragung der Masern in 14 Ländern noch endemisch erfolgte,
- zwei Länder keine Jahresberichte vorgelegt hatten.
Fachleute der WHO arbeiten gemeinsam mit den Ländern in der Region für das Impfziel und bieten umfassende Unterstützung für die Stärkung der Impfprogramme, die Erhöhung des Impfschutzes der Bevölkerung, den Aufbau von Kapazitäten zur epidemiologischen Überwachung der Krankheit und eine Reaktion auf Ausbrüche gemäß den Eliminierungszusagen der Länder.