WHO nennt fünf Voraussetzungen für die Verwirklichung gesundheitlicher Chancengleichheit
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Ljubljana und Kopenhagen, 11. Juni 2019
Ein neuer Katalog aus strategischen Konzepten und praktischen Instrumenten soll den Regierungen in der Europäischen Region dabei behilflich sein, schnellere Fortschritte hin zu dem Ziel zu erreichen, innerhalb von nur fünf Jahren alle zu einem gesunden Leben und zu angemessener Entfaltung zu befähigen. Dies ist die zentrale Thematik der erstmals stattfindenden hochrangigen Konferenz der WHO über gesundheitliche Chancengleichheit in Ljubljana, zu der die slowenische Regierung für den 11. bis 13. Juni 2019 eingeladen hat.
Auf der Veranstaltung wird das WHO-Regionalbüro für Europa sein Tool für gesundheitliche Chancengleichheit präsentieren, das den Ländern die 51 wirksamsten Maßnahmen zum Abbau gesundheitlicher Benachteiligungen vor Augen führt. Zu der Konferenz werden hochrangige Regierungsvertreter aus den 53 Mitgliedstaaten der WHO in der Europäischen Region erwartet.
„Die Verringerung der gesundheitlichen Kluft war in den vergangenen zehn Jahren ein vorrangiges Anliegen für die Europäische Region. Dabei haben wir erhebliche Fortschritte erzielt: heute liegt die durchschnittliche Lebenserwartung unserer knapp eine Million Bürger bei 78 Jahren. Trotzdem gibt es zwischen wie auch innerhalb von Ländern immer noch beträchtliche gesundheitliche Ungleichgewichte“, erklärt Dr. Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa und Stellvertretende Generaldirektorin.
„Erfreulicherweise wissen wir aus Erfahrung, dass ein Abbau gesundheitlicher Benachteiligungen politisch machbar ist; wir haben auch Erkenntnisse darüber, dass er volkswirtschaftlich tragfähig ist; und wir verfügen jetzt aufgrund öffentlicher Unterstützung über ein Mandat zum Handeln. Jetzt ist es an der Zeit, günstige Rahmenbedingungen zu schaffen, die Fortschritte zu beschleunigen und auf andere Politikbereiche Einfluss zu nehmen, damit alle Menschen gedeihen und sich entfalten können.“
Investitionen in die fünf Voraussetzungen für gesundheitliche Chancengleichheit zahlen sich aus
Im Mittelpunkt der Konferenz stehen die fünf wesentlichen Voraussetzungen für ein gesundes Leben:
- hochwertige und leicht zugängliche Gesundheitsleistungen;
- Einkommenssicherheit und ein angemessenes, faires Maß an sozialer Absicherung;
- menschenwürdige Lebensbedingungen;
- ein gutes Sozial- und Humankapital; und
- menschenwürdige Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen.
Die Teilnehmer werden diese wesentlichen Voraussetzungen und die Zusammenhänge zwischen gesundheitlichen Ungleichgewichten sowie den für die gesundheitliche Chancengleichheit maßgeblichen Grad der Investitionen, der Absicherung und der Akzeptanz von Handlungskonzepten untersuchen, aber auch mögliche Dividenden für Gesellschaft und Volkswirtschaft.
So haben etwa menschenwürdige Wohn- und Lebensbedingungen einen wesentlichen Einfluss auf gesundheitliche Chancengleichheit. Hohe Wohnkosten, die fehlende Fähigkeit zu einer angemessenen Beheizung, unzureichendes Trinkwasser und der mangelnde Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln und Grünflächen werden mit psychischen Gesundheitsproblemen, einer negativen Einschätzung der eigenen Gesundheit und einem erhöhten Risiko in Bezug auf tödliche und nicht tödliche Herz-Kreislauf-Ereignisse in Verbindung gebracht.
In dem Tool werden 14 Möglichkeiten zur Messung von Verbesserungen der Wohn- und Lebensbedingungen in den Ländern genannt, darunter eine Stärkung von Mieterschutz und Eigentumsrechten, höhere Ausgaben für Wohnungsbau und kommunale Einrichtungen, ein verbesserter Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln und eine bessere Einbettung von Grünflächen in Wohnumfelder.
„Ein Mangel an Klarheit darüber, welche Maßnahmen zu ergreifen sind und welche Konzepte oder Lösungsansätze wirken, führt zu der weit verbreiteten Wahrnehmung, dass gesundheitliche Ungleichgewichte zu komplex sind, um wirksam bekämpft zu werden“, erklärt Dr. Piroska Östlin, geschäftsführende WHO-Regionaldirektorin für Europa. „Doch es gibt Lösungen, und sie sind machbar. Die WHO steht bereit, um den Mitgliedstaaten bei der Einführung von Veränderungen behilflich zu sein, die die gesundheitliche Landschaft in der gesamten Europäischen Region grundlegend umgestalten werden.“
Die Konferenz wird sich mit den Konzepten und Instrumenten befassen, die das größte Potenzial zum Abbau von Ungleichgewichten bergen. Die auf der Konferenz diskutierten Endergebnisse sollen im September 2019 veröffentlicht werden.