Masern in der Europäischen Region: Rekordzahl an Erkrankten und Geimpften

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Kopenhagen, 7. Februar 2018

In der Europäischen Region der WHO werden mehr Kinder gegen Masern geimpft als je zuvor, doch die Fortschritte sind sowohl zwischen als auch innerhalb von Ländern ungleich verteilt, sodass wachsende Konzentrationen gefährdeter Personen ohne Impfschutz bleiben, was 2018 eine Rekordzahl an Neuinfektionen mit dem Virus zur Folge hatte. Vor dem Hintergrund der heute veröffentlichten Maserndaten für das Jahr 2018 fordert die WHO die Länder in der Europäischen Region eindringlich auf, ihre Interventionen gezielt auf jene Orte und Gruppen zu richten, in denen weiter Impflücken bestehen.

2018 starben in der Europäischen Region 72 Kinder und Erwachsene an Masern. Nach den monatlichen Länderberichten für Januar bis Dezember 2018 (Stand: 1. Februar 2019), infizierten sich 82 596 Personen in 47 der 53 Länder mit Masern. In den Ländern, die Daten über Krankenhauseinweisungen lieferten, wurden fast zwei Drittel (61%) der Masernfälle eingewiesen. Die Gesamtzahl der mit dem Virus infizierten Personen war 2018 höher als zu jedem anderen Zeitpunkt im vergangenen Jahrzehnt und betrug: das Dreifache der 2017 gemeldeten Gesamtzahl und das 15fache des 2016 gemeldeten Minusrekords. Die Gesamtzahl der mit dem Virus infizierten Personen war 2018 höher als zu jedem anderen Zeitpunkt im vergangenen Jahrzehnt und betrug: das Dreifache der 2017 gemeldeten Gesamtzahl und das 15fache des 2016 gemeldeten Minusrekords.

Der sprunghafte Anstieg der Zahl der Masernfälle im Jahr 2018 folgte auf ein Jahr, in dem die Europäische Region nach Schätzungen die bisher höchste Durchimpfung mit der zweiten Dosis Masernimpfstoff (2017: 90%) erreichte. 2017 erhielten in der Europäischen Region mehr Kinder als je zuvor seit Beginn der Datenerfassung über die zweite Dosis durch die WHO im Jahr 2000 die volle Zwei-Dosen-Serie rechtzeitig gemäß den Impfplänen der Länder. Die Durchimpfung für die erste Dosis des Impfstoffs stieg auch leicht auf 95% an, den höchsten Wert seit 2013. Doch Fortschritte in der Europäischen Region dank Erfolgen auf der Länderebene können leicht Lücken auf subnationaler Ebene verschleiern, die oft erst nach Krankheitsausbrüchen entdeckt werden.

„Das Bild, das sich für 2018 ergibt, verdeutlicht, dass die gegenwärtigen Fortschritte bei der Erhöhung der Impfraten nicht ausreichen, um eine Zirkulation der Masernviren zu unterbinden. Die Daten zeigen einerseits außergewöhnlich hohe Impfraten auf Ebene der Europäischen Region, andererseits aber auch eine Rekordzahl von Erkrankungen und Todesfällen aufgrund von Masern. Das bedeutet, dass Lücken auf lokaler Ebene dem Virus immer noch Tür und Tor öffnen“, erklärt Dr. Zsuzsanna Jakab. „Wir können nicht weltweit die Gesundheit der Bevölkerung verbessern, wie in der Vision der WHO für die nächsten fünf Jahre versprochen, wenn wir nicht auf der lokalen Ebene ansetzen. Um jeden Einzelnen vor leicht vermeidbaren Krankheiten zu schützen, müssen wir mehr tun und wirksamer handeln.“

Eine vermeidbare Tragödie

Auch wenn die Durchimpfung in der Europäischen Region sich insgesamt verbessert hat, so sind doch immer noch viele Menschen gefährdet.

  • 2017 lag nach Schätzungen die Durchimpfung mit der zweiten Dosis Masernimpfstoff in 34 Ländern der Region noch immer unter der Schwelle von 95%, ab der eine Unterbindung der Zirkulation erfolgt und sich eine sog. „Herdenimmunität“ einstellt.
  • Auf subnationaler Ebene erhobene Daten zur Durchimpfung deuten aber auch auf große Unterschiede innerhalb von Ländern hin.
  • Eine suboptimale Durchimpfung bei einer der beiden Dosen bereitet den Boden für eine künftige Übertragung des Virus..

Der Europäische Impfaktionsplan 2015–2020 (EVAP) beinhaltet eine Strategie zur Eliminierung der Masern und Röteln, die von allen 53 Mitgliedstaaten angenommen wurde. Besonders wichtig ist dabei, dass in jeder Population mindestens 95% immun sein müssen (entweder durch zwei Dosen Impfstoff oder durch frühere Infektion mit dem Virus), damit alle Mitglieder der Gemeinschaft geschützt sind, also auch Säuglinge, die zu jung für Impfungen sind, und andere, die aufgrund von Vorerkrankungen oder gesundheitlichen Problemen nicht geimpft werden können.

„Bei ihrer Zustimmung zum EVAP waren sich alle Länder in der Europäischen Region darüber einig, dass eine Eliminierung der Masern und Röteln möglich ist und dass sie auch ein kosteneffektiver Weg ist, um Menschen jeden Alters vor vermeidbarem Leiden oder vorzeitigem Tod zu schützen“, erklärt Dr. Nedret Emiroglu, Leiterin der Abteilung Gesundheitliche Notlagen und übertragbare Krankheiten beim WHO-Regionalbüro für Europa.

Mit Stand Ende 2017 war es 43 Ländern aus der Europäischen Region gelungen, die endemische Übertragung der Masern für die Dauer von mindestens zwölf Monaten zu unterbrechen. Einigen von ihnen ist es gelungen, nach Einschleppung des Virus in den Jahren 2017 und 2018 seine Ausbreitung auf eine sehr geringe Zahl von Fällen zu begrenzen und so zu demonstrieren, dass eine Eliminierung der Krankheit in der gesamten Europäischen Region durchaus ein realistisches Ziel ist. „Die Fortschritte bei der Erreichung einer hohen Durchimpfung in den Ländern sind anerkennenswert. Doch darf uns dies nicht den Blick auf die Menschen und Orte verstellen, die noch nicht über einen solchen Schutz verfügen. Auf sie müssen wir nun verstärkt unser Augenmerk richten. Wir dürfen nie in Selbstzufriedenheit über unsere Erfolge verfallen, sondern müssen weiterhin darum kämpfen, die Ziellinie zu überqueren. Gemeinsam können wir das schaffen“, so Dr. Emiroglu.

Den Masern keine Chance geben

Zu den Defiziten bei der Durchimpfung und zur Ausbreitung der Masern tragen eine Vielzahl von Einflussfaktoren bei. Um Ausbrüche zu verhindern und die Masern zu eliminieren, müssen die Länder auf der nationalen wie subnationalen Ebene hohe Impfraten mit zwei Dosen Masernimpfstoff aufrechterhalten und in der Bevölkerung alle verbleibenden Inseln mit niedriger Durchimpfung ausfindig machen und die Defizite beseitigen.

Das Regionalbüro wird weiterhin zusammen mit den Ländern der Europäischen Region darauf hinarbeiten, ihre Impfmaßnahmen und die Systeme für die Krankheitsüberwachung auszuweiten. Dies erfordert den Aufbau von Kapazitäten sowie Orientierungshilfe, um:

  • sicherzustellen, dass alle Bevölkerungsgruppen einen chancengleichen Zugang zu passenden Impfangeboten erhalten;
  • zu bestimmen, welche Gruppen in der Vergangenheit vernachlässigt wurden, und ihnen die benötigten Impfungen zu ermöglichen;
  • dafür zu sorgen, dass das Gesundheitspersonal geimpft wird, um eine Übertragung in Gesundheitseinrichtungen zu verhindern, und dass es über ausreichendes Fachwissen über Impfstoffe und das Immunsystem verfügt, um den Patienten mit gutem Gewissen eine Impfung empfehlen zu können;
  • das Vertrauen in Impfmaßnahmen und Gesundheitsbehörden zu stärken;
  • den Zugang zu einer rechtzeitigen und bezahlbaren Impfstoffversorgung sicherzustellen;
  • die Entdeckung von Krankheitsausbrüchen sowie deren Bekämpfung zu verbessern;
  • auf die Bedenken der Menschen zu hören und zu reagieren und auf jedes gesundheitliche Ereignis zu reagieren, das für die Impfstoffsicherheit relevant sein könnte.

Die meisten der Länder in der Europäischen Region, die mit suboptimalen Impfraten gegen Masern zu kämpfen haben, sind Länder mit mittlerem Volkseinkommen. Das Regionalbüro arbeitet zusammen mit diesen Ländern darauf hin, eine koordinierte Strategie für die gezielte Inangriffnahme bestimmter Programmbereiche umzusetzen.