Minister billigen 5-Jahresplan, um die Gesundheit in Europa wieder auf Kurs zu bringen
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Liuba Negru
Referentin für Presse- und Medienbeziehungen
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Pressemitteilung
Kopenhagen, 14. September 2020
Am heutigen Tag stimmten Gesundheitsminister und führende Vertreter aus dem öffentlichen Gesundheitswesen der 53 Mitgliedstaaten in der Europäischen Region der WHO einer neuen auf fünf Jahre angelegten Zukunftsvision, dem Europäischen Arbeitsprogramm (EPW) 2020–2025, zu, in dem erläutert wird, wie WHO/Europa und seine Mitgliedstaaten sich gemeinsam darum bemühen wollen, die Erwartungen der Bürger in Bezug auf Gesundheit zu erfüllen.
„Die Menschen fordern zu Recht eine hochwertige, gut zugängliche Gesundheitsversorgung. Sie erwarten von den Gesundheitsbehörden, dass diese ihre Gesundheit während Notlagen schützen. Und sie wollen sich in gesunden Gemeinschaften entfalten können. Das am heutigen Tage angenommene EPW bietet uns die Blaupause, um dies zu erreichen“, erklärte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa.
„Es ist sehr ermutigend zu sehen, dass die Mitgliedstaaten diese Zukunftsvision für das Gesundheitswesen in unserer Region mit solchem Enthusiasmus annehmen. Ich freue mich über ihr Bekenntnis zu regionsweiter Solidarität angesichts der wachsenden gesundheitlichen Herausforderungen und ihre große Bereitschaft, die allgegenwärtigen Ungleichheiten zu bekämpfen“, fügte er hinzu.
Das EPW, auch unter dem Titel „Gemeinsam für mehr Gesundheit in Europa“ bekannt, wurde im Rahmen der 70. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa, der Gesundheitsversammlung der Europäischen Region, diskutiert und angenommen, die in diesem Jahr am 14. und 15. September 2020 in virtueller Form abgehalten wird.
Im Rahmen des EPW werden die europäischen Mitgliedstaaten drei zentrale Prioritäten umsetzen:
- Garantie des Rechts auf einen allgemeinen Zugang zu einer hochwertigen Gesundheitsversorgung, ohne finanzielle Härten befürchten zu müssen;
- Schutz vor gesundheitlichen Notlagen; und
- Aufbau gesunder Gemeinschaften, in denen Maßnahmen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit und geeignete staatliche Handlungskonzepte ein besseres Leben in einer Ökonomie des Wohlergehens ermöglichen.
Diese zentralen Prioritäten sind in der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung verankert und an der globalen Zukunftsvision des Allgemeinen Arbeitsprogramms der WHO 2019–2023 ausgerichtet.
„COVID-19 hat uns die Stärken und Schwächen der europäischen Gesellschaft vor Augen geführt. Durch die Pandemie wurde die Realität unserer Gesundheitssysteme schonungslos offenbart. Die am stärksten gefährdeten Menschen, wie ältere Menschen und Menschen mit psychischen Bedürfnissen, sind während gesundheitlichen Notlagen oft am stärksten beeinträchtigt; Solidarität und Vertrauen zwischen Menschen und Gesundheitsbehörden stehen unter Druck; und die Stimmen von Gesundheitsfachleuten und Wissenschaftlern müssen von Politikern vernommen werden, denn Gesundheit und Wirtschaft sind untrennbar miteinander verbunden. Die Pandemie hat uns dazu gezwungen, diese Probleme schnell in Angriff zu nehmen, doch das EPW zeigt uns, wie wir sie auf eine Art und Weise angehen können, die für mehr Vertrauen und mehr Gesundheit sorgt und letztendlich zum Aufbau einer besseren Gesellschaft beiträgt“, schloss Dr. Kluge.
Lehren aus COVID-19
Auf der Tagung des Regionalkomitees verwies Dr. Kluge ferner auf die besorgniserregende Unterbrechung bestimmter Gesundheitsangebote in der Region während der COVID-19-Pandemie:
- 68% der Mitgliedstaaten berichteten über eine Unterbrechung von Angeboten zur Behandlung nichtübertragbarer Krankheiten, darunter die Überwachung von Diabetes und Bluthochdruck sowie Krebsvorsorgeuntersuchungen;
- Länder berichten über und prognostizieren einen Anstieg der Mortalität aufgrund von Brustkrebs um 10% und der Mortalität aufgrund von Darmkrebs um 15%;
- sechs Länder in der Region, die zusammengenommen 22% der Kleinkinderpopulation repräsentieren, haben mit Unterbrechungen bei den Impfplänen für Routineimpfungen zu kämpfen; und
- im Mai verzeichneten 28 Länder einen Rückgang der gemeldeten Tuberkulosefälle um 50%.
Die folgenden drei zentralen Lehren werden in der laufenden Überprüfung der Maßnahmen in der COVID-19-Krise hervorgehoben und im Bericht des Regionaldirektors genauer beschrieben.
- Wir brauchen Solidarität, um gesundheitliche Notlagen erfolgreich zu bewältigen. Solidarität zwischen Menschen und Gemeinschaften sowie zwischen den Ländern bedeutet, Material zu teilen, Patienten in Krankenhäusern aufzunehmen, Gesundheitspersonal zu entsenden, logistische Unterstützung bereitzustellen und einen Beitrag zu globalen Initiativen wie der Initiative für einen raschen Zugang zu Instrumenten zur Bekämpfung von COVID-19 (dem sog. ACT Accelerator) zu leisten, um die Forschung, Entwicklung, Produktion und gerechte Zuteilung von Diagnostika, Therapien und Impfstoffen zu intensivieren.
- Wir brauchen stärkere Gesundheitssysteme für mehr Gesundheitssicherheit. Stärkere Gesundheitssysteme können wirksam auf die Pandemie reagieren, indem sie die Bereitstellung eines ausreichenden Angebots an persönlicher Schutzausrüstung, Test-Kits, Betten auf Intensivstationen und Instrumenten zur Entdeckung und Rückverfolgung von COVID-19-Fällen sicherstellen, innovative und integrierte Lösungen für die Gesundheitsversorgung durch gut geschultes Person, enge Verbindungen zu Sozialdiensten sowie digitale Gesundheitslösungen voll ausschöpfen, und unentbehrliche Gesundheitsleistungen durch eine zweigleisige Versorgung aufrechterhalten.
- Wir müssen anerkennen, dass Gesundheit und wirtschaftlicher Wohlstand zwei Seiten derselben Medaille darstellen. Die Eindämmung der Virusübertragung ist Voraussetzung für die Wiedereröffnung von Geschäften und Handel, und der Übergang von Reaktion zu Wiederaufbau bietet die Gelegenheit, die Menschen und ihre Gesundheit in den Mittelpunkt der Politik zu rücken und anzuerkennen, dass die öffentliche Gesundheit eine treibende Kraft für wirtschaftliche Entwicklung, Sicherheit und Frieden darstellt.