Erklärung von Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, auf der 70. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa
14. September 2020, Kopenhagen, Denmark
Herzlichen Dank, Eure Königliche Hoheit Kronprinzessin Mary von Dänemark, Schirmherrin unseres Regionalbüros, dass Sie heute bei uns sind.
Sehr geehrter Herr Minister Dr. Alexey Tsoy, Präsident der 70. Tagung des Regionalkomitees für Europa,
sehr geehrter Herr Magnus Heunicke, Minister für Gesundheit und Senioren Dänemarks und scheidender Präsident der 69. Tagung des Regionalkomitees,
sehr geehrter Herr Dr. Søren Brostrøm, Exekutivpräsident des Regionalkomitees,
mein lieber großer Bruder, Dr. Tedros,
Exzellenzen, meine sehr geehrten Damen und Herren!
Heute ist es genau ein Jahr her, seit Sie Ihr Vertrauen in mich als neuen Regionaldirektor gesetzt haben. Ich habe mich verpflichtet, Ihr politisches Votum durch eine zügige Umsetzung meiner Wahlkampf-Versprechen zu honorieren, und zwar mit Hilfe einer Neuorganisation des WHO-Regionalbüros für Europa, um es besser auf die Bedürfnisse jedes einzelnen der 53 Mitgliedstaaten in der Europäischen Region einzustellen.
Nach der Bestätigung durch den Exekutivrat war ich bereit, meine Pläne mit geradezu militärischer Präzision umzusetzen. Doch dann passierte etwas Überwältigendes – der Ausbruch von COVID-19. Europa wurde zum Epizentrum einer Pandemie mit weltweiten Auswirkungen.
Ich beschloss sofort, bei der Gestaltung der Reaktion der Europäischen Region auf COVID-19 persönlich eine Führungsrolle zu übernehmen, doch gleichzeitig konnte ich es nicht zulassen, meine Verpflichtungen Ihnen gegenüber aufzuschieben. Erreichen konnte ich das nur dank des unerschütterlichen Einsatzes aller meiner Mitarbeiter, insbesondere der Leiter der Länderbüros und ihrer großartigen Teams, und aufgrund der transparenten und zügigen Einstellung eines vollständig neuen Führungsteams, auf das ich sehr stolz bin.
Meine Eröffnungsrede ist daher in zwei Teile gegliedert: Der erste Teil befasst sich mit der Errichtung des Fundaments für die Zukunft nach COVID-19, und der zweite mit der Reaktion des Regionalbüros auf COVID-19.
Ich verzichte auf eine ausführliche Aufzählung der Herausforderungen, vor denen unsere Region in Bezug auf Gesundheit und Wohlbefinden steht. Ich verweise hier auf eine großartige Publikation über die zentralen Gesundheitsindikatoren, die über die aktuelle Gesundheitssituation Auskunft gibt. Ich bitte um Verständnis dafür, dass dieses Jahr eine Art Übergangsjahr ist, und ich verspreche, Ihnen im nächsten Jahr eine Übersichtstafel gemäß dem Überwachungs- und Evaluationsrahmen für die dreifache Milliarden-Zielmarke des Dreizehnten Allgemeinen Arbeitsprogramms (GPW) vorzulegen, die an das Europäische Arbeitsprogramm (EPW) nach seiner Annahme angepasst ist.
Wie haben wir also das Fundament für die Zukunft nach COVID-19 gelegt? Entlang dreier Hauptachsen:
- durch direkten Kontakt mit jedem einzelnen Land zur Gewährleistung zielgerichteter Gegenmaßnahmen;
- durch Stärkung der Partnerschaften mit anderen in unserer Region tätigen Organisationen;
- durch die Umstrukturierung des Regionalbüros zur Erhöhung seiner Zwecktauglichkeit.
Mit Blick auf die erste Achse habe ich den direkten Kontakt mit jedem einzelnen Land aufrechterhalten, den ich während meines Wahlkampfmarathons dank der großzügigen Unterstützung der belgischen Regierung aufbauen konnte. Durch Missionen vor Ort in den Ländern und digitale Technologien haben wir unsere Beziehungen zu den Gesundheitsministerien, Außenministerien sowie zu führenden Gesundheitspolitikern und Gesundheitsfachkräften auf allen Ebenen ausgebaut. Dieser direkte Kontakt hat uns über Statistiken und quantitative Daten hinaus ein gutes Gespür für die sozialen, ökonomischen, kulturellen und politischen Gegebenheiten vermittelt, die in der Gesundheitspolitik eine so wichtige Rolle spielen.
Unmittelbar nach der Bestätigung meiner Ernennung im Februar in Genf und noch vor meiner Rückkehr ins Regionalbüro absolvierte ich meine ersten Ländermissionen. Hier möchte ich Dr. Alisher Shadmanov, dem Gesundheitsminister Usbekistans, und Dr. Eljan Birtanov, dem damaligen Gesundheitsminister Kasachstans, für den warmherzigen Empfang danken.
Im Anschluss daran reiste ich in die Länder des Westbalkans, einer anderen sehr wichtigen Teilregion, und mein Dank gilt an dieser Stelle Dr. Zlatibor Lončar aus Serbien und Dr. Venko Filipce aus Nordmazedonien, die mich auf präsidialer Ebene empfangen haben. Mit Ihrer Unterstützung konnten wir unmittelbar mit dem jeweiligen Staatsoberhaupt in einer freimütigen, offenen und freundlichen Atmosphäre über die wichtigsten Themen diskutieren, etwa die Bekämpfung des Tabakkonsums und Umweltverschmutzung.
Durch unsere vierzehntäglichen Videokonferenzen mit den baltischen Staaten konnten wir nach und nach einen subregionalen Ansatz zur Erhöhung der Wirkung in den Ländern ausarbeiten. Ich bedanke mich herzlich bei den Gesundheitsministern, die immer an unseren sehr fruchtbaren Videokonferenzen teilnahmen, um deren Fortsetzung Sie mich gebeten haben. Gleiches gilt für die Länder des Balkans und für die Visegrad-Staaten, die Republiken Zentralasiens und die Russische Föderation – und natürlich auch für die kleinen Länder, die mir sehr am Herzen liegen. Doch gleichzeitig hat auch die gesamteuropäische Dimension weiterhin entscheidende Bedeutung für unsere Region, da ihre Vielfalt einen Aktivposten für die Schaffung von Solidarität und für den Erfahrungsaustausch darstellt.
Mit Blick auf die zweite Achse der Errichtung des Fundaments für die Zukunft nach COVID-19 – die Stärkung der Partnerschaften mit anderen in unserer Region tätigen Organisationen – kommt es entscheidend darauf an, alle anderen anhaltenden Epidemien zu bekämpfen: die nichtübertragbaren Krankheiten, die multiresistente Tuberkulose und HIV sowie den Komplex Umweltverschmutzung und Klimawandel, zu dem das Europäische Zentrum der WHO für Umwelt und Gesundheit so wichtige Arbeit leistet. Das epidemische Ausmaß der Zahlungen aus eigener Tasche ist Gegenstand der bedeutenden Arbeit des Büros der WHO in Barcelona zur Stärkung der Gesundheitssysteme. Wenn wir die Dinge aus Sicht von Ungleichheiten und der Gleichstellung zwischen den Geschlechtern betrachten, so spielt hier insbesondere das Europäische Büro der WHO für Investitionen in Gesundheit und Entwicklung eine entscheidende Rolle.
Ich möchte den Kolleginnen und Kollegen beim Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria sowie bei GAVI, der Impfallianz, für die Ausweitung unserer Zusammenarbeit danken. Diese Zusammenarbeit äußert sich auch zunehmend in subregionalen Partnerschaften.
Bedanken möchte ich mich auch bei Dr. Ogtay Shiraliyev, dem Gesundheitsminister Aserbaidschans, meinem guten Freund und dem dienstältesten Gesundheitsminister in der Europäischen Region, der mich zu den Tagungen der führenden Gesundheitspolitiker des Türkischen Rates, mit denen wir vergangene Woche eine Vereinbarung unterzeichnet haben, sowie zu den Tagungen der Bewegung der Blockfreien Staaten eingeladen hat.
Ein Danke auch nochmals an Dr. Shadmanov für die Einladung zu den Tagungen des Rates für gesundheitspolitische Zusammenarbeit der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten.
Mein Dank gilt auch dem Ministerpräsidenten Montenegros, der auf meine Bitte unverzüglich eine Tagung der Regierungschefs der Länder der Mitteleuropäischen Initiative – 18 Länder inner- und außerhalb der Europäischen Union – zur Beratung über die Reaktion auf COVID-19 einberufen hat.
Vergangene Woche haben wir zusammen mit Dr. Mira Dasic beschlossen, unsere Zusammenarbeit mit dem Südosteuropäischen Gesundheitsnetzwerk auszubauen. Und spasibo bolshoe an Dr. Mikhail Murashko, Gesundheitsminister der Russischen Föderation, der mir die Grundsatzrede auf einer beeindruckenden Tagung der führenden Gesundheitspolitiker der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit angetragen hat. Partnerschaften spielen im östlichen Teil unserer Region eine wesentliche Rolle.
Ich bin zutiefst dankbar dafür, dass wir in eine vollständig neue Phase der Zusammenarbeit mit der Europäischen Union und der Europäischen Kommission eingetreten sind. Schon vor der COVID-19-Pandemie war dieser Prozess der Annäherung zwischen dem Regionalbüro und der Europäischen Kommission in der Gesundheitspolitik im Gange, aber auch im Bereich der digitalen Technologien und im Bereich Nachbarschaft und Entwicklungszusammenarbeit.
Herzlichen Dank auch an Dr. Stella Kyriakides, der EU-Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Seit unserem ersten Zusammentreffen in Ihrem Büro haben wir eine sehr pragmatische und ergebnisorientierte Zusammenarbeit verfolgt, die über die Unterzeichnung der üblichen theoretischen Arbeitspapiere hinausgeht. Mein Dank gilt auch Ihrem Team, das heute mit einer gemeinsamen Erklärung bereitsteht und die Themen stets aus gesamteuropäischer Perspektive erörtert, etwa den Zugang von Nichtmitgliedstaaten der EU zu einem COVID-19-Impfstoff.
Mit Dr. Andrea Ammon, Direktorin des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten, arbeiten wir gerade an einer innovativen Vereinbarung, deren Endziel die gesamteuropäische Gesundheitssicherheit zum Nutzen aller Mitgliedstaaten ist, denen unsere beiden Organisationen dienen. Letztendlich werden dadurch auch unsere beiden Organisationen selbst gestärkt.
Vor Kurzem hatte ich auf dem informellen Treffen der Gesundheitsminister der Europäischen Union unter dem Vorsitz des deutschen Gesundheitsministers Dr. Jens Spahn die Gelegenheit, meine Entschlossenheit zur Einleitung einer historischen Kooperation mit der Europäischen Union und der Europäischen Kommission zum Ausdruck zu bringen. Danke schön, Herr Dr. Spahn, für Ihre Führungsrolle zusammen mit dem französischen Gesundheitsminister Dr. Olivier Véran, die auf eine Stärkung der Rolle Europas in der globalen Gesundheitspolitik und der globalen Organisationsführung in der WHO abzielt.
Noch einmal: erste Achse: Aufrechterhaltung des direkten Kontaktes mit jedem der 53 Mitgliedstaaten, um eine maßgeschneiderte Reaktion zu ermöglichen. Zweite Achse: Stärkung der Partnerschaften mit anderen Organisationen. Dritte Achse: Umstrukturierung des Regionalbüros.
Der häufigste Rat, den ich von meinen Kollegen beim WHO-Hauptbüro erhielt, war: Wenn du eine grundlegende Umgestaltung in Angriff nimmst, musst du diesen Prozess innerhalb eines überschaubaren Zeitrahmens zu Ende bringen, um die Produktivität zu erhalten und Ängsten und Arbeitsunterbrechungen entgegenzuwirken. Die beiden Kriterien, die der Umstrukturierung zugrunde lagen, waren Transparenz und Konsultation.
Wir hatten drei Ziele: das Regionalbüro in Anlehnung an das GPW und den Entwurf des EPW umzustrukturieren, Wirkung in den Ländern zu erzielen und ein haushaltliches Gleichgewicht herzustellen. Letzteres war eine weitreichende Verpflichtung, sofort nach meinem Amtsantritt das chronische Defizit energisch anzupacken. Natürlich ist das eine enorme Herausforderung, auch vor dem Hintergrund von COVID-19. Doch ich habe dazu eine sehr gute Anleitung, fast wie eine Art Kochbuch mit Rezepten, und zwar den Bericht der Tagung des Programm-, Haushalts- und Verwaltungsausschusses des Exekutivrates, die im Februar unter dem Vorsitz von Björn Kümmel stattfand.
Ich habe umgehend die Zahl der Fachabteilungen von fünf auf drei reduziert, um die Isolation einzelner Fachbereiche weitgehend zu verhindern. Ich habe die Zahl der fachlichen Direktorenposten von neun auf sechs reduziert und den Posten des Stellvertretenden Regionaldirektors abgeschafft. Damit folgte ich dem Rat eines guten Freundes, der Generalsekretär in einem der skandinavischen Länder ist und der sagte: „Hans, du brauchst in den ersten Jahren keinen Stellvertreter.“ Ich fragte ihn nach dem Grund. Er sagte: „Zwei Gründe: Erstens lernst du die Organisation selbst gründlich kennen, und niemand kann dich zum Narren halten. Und zweitens: Wenn du einen Stellvertreter hast, wird er sich nach sechs Monaten fragen, warum er nicht Regionaldirektor ist.“
Ich habe seinen Rat beherzigt. Und ich habe ihn gefragt: „Wie schafft man das?“ Seine Antwort: „Ganz einfach: man muss nur in den ersten beiden Jahren etwas härter arbeiten.“ So habe ich dank meiner fantastischen Familie beschlossen, in den ersten Jahren etwas härter zu arbeiten.
Um meine Verpflichtung gegenüber den Bediensteten zu erfüllen, haben wir die Einstellung einer Ombudsperson in Vollzeitstelle zu Ende gebracht. Das ist einzigartig.
Die drei Fachabteilungen sind die Abteilung Gesundheitspolitik und Gesundheitssysteme der Länder unter der Leitung von Dr. Natasha Azzopardi-Muscat, die Abteilung Länderunterstützung, Vorsorge- und Sofortmaßnahmen für Notlagen, die im Mittelpunkt des GPW und des Entwurfs des EPW steht, unter der Leitung von Dr. Gundo Weiler, und die Abteilung Gesundheitsprogramme der Länder unter der Leitung von Dr. Nino Berdzuli.
Zusammen mit Dr. Mike Ryan haben wir beschlossen, Dr. Dorit Nitzan zur Direktorin für gesundheitliche Notlagen in der Europäischen Region zu ernennen, die mit all ihrer Erfahrung zur Zurückdrängung von COVID-19 beitragen kann. Schließlich haben wir die Abteilung Geschäftsabläufe oder BOS – ich sage immer „Boss“ mit einem statt zwei „s“ – unter der Leitung von David Allen. Der Exekutivdirektor im Büro des Regionaldirektors ist Robb Butler. Oxana Domenti leitet nun das äußerst wichtige Büro der WHO bei der Europäischen Union in Brüssel, das bestens gedeiht. Da mir am Wohl der Bediensteten gelegen ist, habe ich eine Sonderberaterin für Umgestaltung und Organisationsentwicklung ernannt, deren Aufgabe darin besteht, alle Formen von Belästigung zu beseitigen. Ich habe Wort gehalten, und Gabrielle Jacob mit diesem Job betraut.
Und vielleicht die wichtigste Entscheidung war es, eine Repräsentantin der WHO in die oberste Leitungsebene aufzunehmen. Durch die Anwesenheit einer Repräsentantin der WHO auf der obersten Leitungsebene hat sich die Fehlerrate bei der Umsetzung von Handlungskonzepten von diesem Büro aus drastisch verringert. Es ist die Repräsentantin der WHO aus dem größten Land der Europäischen Region – der Russischen Föderation: Dr. Melita Vujnovic.
Alle zwei Wochen halte ich eine Videokonferenz mit den Leitern der 31 Länderbüros, um den Finger am Puls zu halten. Wir haben eine Mailbox mit dem Titel „Frag Hans“ eingerichtet, die von den Mitarbeitern genutzt werden kann, um anonym und sicher Beschwerden, aber auch Innovationsvorschläge einzureichen. Bedenken Sie: Innovationen starten von unten, deshalb trete ich auch für ein flaches Organigramm ein.
Nichts von alledem hätte ich verwirklichen können, und ich wäre auch nie so weit gekommen, ohne meine tolle Beziehung zur Personalvereinigung des Regionalbüros für Europa. Ich möchte an dieser Stelle dem Präsidenten Shahin Huseynov und der Stellvertretenden Präsidentin Kitty Rasmussen meine Anerkennung ausdrücken, dafür, dass sie in definitiv ungewissen Zeiten als Schnittstelle zwischen der Führungsebene und den Bediensteten agieren.
Damit komme ich zum Ende des ersten Teils meiner Rede: über die Errichtung des Fundaments für die Zukunft, den direkten Kontakt mit den Ländern, die Stärkung der Partnerschaften mit Organisationen und die Umstrukturierung des Regionalbüros.
Im zweiten Teil geht es nun um die Reaktion auf COVID-19.
Wie bei jeder Katastrophe haben wir Opfer und Helden. Ich möchte den Opfern, ihren Familien und ihren Gemeinschaften, die so hart – zu hart – von COVID-19 getroffen wurden, mein Beileid aussprechen. Stand gestern hatten wir 225 665 laborbestätigte Todesfälle aufgrund von COVID-19 und 4 816 000 laborbestätigte COVID-19-Fälle zu verzeichnen.
Dies entspricht 25% der weltweiten Last durch Mortalität und 17% der weltweiten Last durch Morbidität, doch noch mehr Menschen, die überlebt haben, mussten zudem lernen, mit einer sogenannten „langfristigen COVID-19-Erkrankung“ zu leben. Dabei kann man monatelang aus dem physischen Gleichgewicht geraten. Menschen, die nie zuvor unter Ängsten oder Depressionen gelitten haben, leiden nun darunter. Wir haben begonnen, dieses Phänomen zu untersuchen, um Sie, die Mitgliedstaaten, wirkungsvoller unterstützen zu können. Ich danke Prof. Martin McKee von der London School of Hygiene and Tropical Medicine für die Unterstützung bei dieser Arbeit.
Die Helden sind zweifellos die Gesundheits- und Sozialarbeiter, die ihr eigenes Leben opfern, um die Gesellschaft zu schützen, doch auch allen anderen an vorderster Front tätigen Personen, wie etwa Lehrern, zolle ich tiefsten Respekt. Auch sie haben die Gesellschaft am Laufen gehalten. Weltweit wurden ihre Verdienste und ihr Mut anerkannt.
Im Hinblick auf die Reaktion auf COVID-19 wurde unsere Arbeit durch drei Hauptachsen geleitet:
- die konkrete, bedarfsgerechte Unterstützung jedes einzelnen Landes wie jeweils von den Mitgliedstaaten gefordert;
- die Bündelung von Kräften; und
- Lehren ziehen – nicht für die Zukunft, sondern für die Gegenwart.
Die erste Achse: jedem der 53 Mitgliedstaaten die zielgerichtete Unterstützung zu geben, die von ihnen eingefordert wurde. Unsere Hilfe umfasste auch die Verbreitung von Wissen in Echtzeit zu jedem einzelnen Aspekt der Pandemie. Mit Unterstützung der Europäischen Kommission und des Europäischen Observatoriums für Gesundheitssysteme und Gesundheitspolitik unter der Leitung von Dr. Josep Figueras richteten wir rasch den Gesundheitssystem-Reaktionsmonitor ein, eine Online-Plattform, auf der die von allen Ländern ergriffenen Maßnahmen dokumentiert und mit einer analytischen Komponente versehen werden.
Wann immer es Lücken bei den normativen Leitlinien gab, haben wir Verantwortung übernommen und sie gefüllt – etwa durch die Handlungsoptionen, die wir Ihnen, den Mitgliedstaaten, darüber zur Verfügung gestellt haben, wie ein Land einen allmählichen und sicheren Übergang aus den Lockdown-Maßnahmen gewährleisten kann, oder die Konferenz, die wir am 31. August mit meinem guten Freund, dem italienischen Gesundheitsminister Dr. Roberto Speranza zum Thema sicherer Schulbetrieb in Zeiten von COVID-19 abgehalten haben, deren Rahmen wir heute veröffentlicht haben. In dieser Woche haben wir Handlungsoptionen für den Fall entworfen, dass COVID-19 auf die Grippe trifft. Und an dieser Stelle gilt mein Dank Dr. Clemens Auer, dem Sonderbeauftragten für Gesundheit aus Österreich, der dies mit uns initiiert hat.
Dies sind Beispiele für die normative Unterstützung, doch der Kern unserer Arbeit war stets und bleibt auch künftig die Unterstützung der Länder vor Ort. Trotz enormer Herausforderungen im Verkehrswesen und beim Zoll sowie aufgrund von Ausgangssperren waren wir in der Lage, 120 Ländermissionen zu verwirklichen, um die Länder bei der Durchführung von Risikobewertungen und der Anpassung von Handlungskonzepten an ihre örtlichen Gegebenheiten zu unterstützen.
Ich selbst bin in die Türkei gefahren. Ich war in Gaziantep, als wir Hilfslieferungen mit medizinischen Hilfsgütern für Flüchtlinge in den Nordwesten Syriens schickten, um niemanden zurückzulassen. Ich besuchte Kliniken für die primäre Gesundheitsversorgung, wo ich in Erstaunen versetzt wurde. Ich sprach mit Pflegekräften, Ärzten, Sozialarbeitern und Flüchtlingen aus Syrien, die von der türkischen Regierung geschult, zertifiziert und vergütet werden, um patientenorientierte Leistungen anzubieten
– geschlechtersensible, sprachlich sensible Leistungen –, eine einzigartige Erfahrung.
Das Projekt der Östlichen Partnerschaft, das großzügig von der Europäischen Kommission finanziert wurde, ermöglichte es dem Regionalbüro, in fünf Monaten für 13 Mio. Euro persönliche Schutzausrüstung zu beschaffen – eine großartige und einzigartige Leistung. Das Projekt wird nun auf die Länder des Westbalkans und auf die zentralasiatischen Länder ausgeweitet und mit einer Komponente zu Gesundheitssystemen und grundlegenden Gesundheitsschutzfunktionen ausgestattet. Ich möchte allen EU-Botschaftern in diesen Ländern für eine fantastische Zusammenarbeit danken.
Wie Sie sicher anhand meiner Beiträge in den sozialen Medien erkennen können, ist es für mich eine Frage der Ehre, jeden Tag mit Gesundheitsministern, Außenministern, Botschaftern, Gesundheitsfachkräften und Patienten zu sprechen. Zusammen mit meinem Bruder Dr. Tedros habe ich auch mit dem Präsidenten von Belarus und dem Präsidenten von Turkmenistan gesprochen, um uns über internationale Erkenntnisse auszutauschen.
Alle zwei Wochen halten wir eine Pressekonferenz ab, und zum ersten Mal in der Geschichte haben wir Pressekonferenzen ausschließlich auf Russisch abgehalten. Wie viele von Ihnen wissen, weigern weder meine Bediensteten sich noch ich selbst mich jemals, wenn Sie uns darum bitten, Ihre führenden Gesundheitspolitiker durch Auftritte in den nationalen Medien oder bei Fernsehinterviews zu unterstützen.
An dieser Stelle ist es angebracht, den Ständigen Ausschuss des Regionalkomitees (SCRC), seinen Vorsitzenden Dr. Søren Brostrøm und seine Stellvertretende Vorsitzende Dr. Iva Pejnovic Franelic zu würdigen. Sie waren immer für mich und unser Büro da. Erinnern Sie sich an mein Versprechen, das ich Ihnen vor einem Jahr gegeben habe: dass ich meine Arbeit immer auf transparente Weise und mit Eigenverantwortung leisten werde.
Dies ist die größte Neuausrichtung des Regionalbüros seiner Geschichte, und Ihre Führung und Versicherung, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben, war für mich äußerst wichtig. Zusammen mit dem Vorsitzenden und der Stellvertretenden Vorsitzenden haben wir zwei außerordentliche Tagungen des SCRC abgehalten.
Noch einmal: die erste Achse der COVID-19-Reaktion: die konkrete, bedarfsgerechte Unterstützung jedes einzelnen Landes wie von Ihnen jeweils eingefordert.
Die zweite Achse basiert auf meinen Erfahrungen als Marathonläufer. Dies ist kein Sprint, sondern ein Marathon: Wir müssen Kräfte sammeln. Und wir wissen, dass in Krisenzeiten, in denen gemeinsames Handeln für mehr Gesundheit so dringend nötig ist, der erste Reflex der ist, nur nach Innen zu schauen. Aus diesem Grund haben wir unsere Beziehungen innerhalb der Organisation, zum Hauptbüro und zu den fünf anderen Regionalbüros gestärkt. Und an dieser Stelle möchte ich den anderen Regionaldirektoren meinen herzlichen Dank aussprechen – wir haben eine großartige Gruppe, in der wir uns regelmäßig untereinander austauschen. Und vielen Dank auch für die Unterstützung, die Sie mir als neuem Regionaldirektor entgegengebracht haben.
Und natürlich gilt mein Dank auch dir, Dr. Tedros, dafür, dass du immer – insbesondere an Sonntagen – für mich da bist. Und dafür, dass du verstehst, dass ich hin und wieder auch meine eigene Meinung habe, denn mein Interesse gilt natürlich in erster Linie dem Einsatz für die 53 Mitgliedstaaten der Europäischen Region, ganz im Sinne der weltweiten Solidarität.
Auch dem Generalsekretär der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie dem Präsidenten und dem Regionaldirektor der Weltbank bin ich zu Dank verpflichtet, die umgehend äußerst positiv auf den Entwurf des EPW und unsere Zusammenarbeit reagierten.
Alle zwei Wochen haben wir eine Besprechung mit den 24 Organisationen der Vereinten Nationen, den in der Region aktiven Regionaldirektoren, insbesondere jenen für Osteuropa und Zentralasien, da diese so wichtig sind für die Umsetzung des Prinzips Gesundheit in allen Politikbereichen. Vielen Dank an Sie alle. Gleich zu Beginn entwarfen wir ein gemeinsames Schreiben mit der Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF), Afshan Khan. Bei ihr möchte ich mich für die hervorragende Zusammenarbeit im Hinblick auf unsere komparativen Vorteile bedanken – die WHO mit ihrer Erfahrung im Bereich der normativen Arbeit und UNICEF mit seiner Erfahrung im Beschaffungswesen.
Wir haben eine sehr enge Zusammenarbeit mit den 17 residierenden Koordinatoren der Vereinten Nationen auf Ebene der Länder aufgebaut, die uns dabei behilflich sind, dem Thema Gesundheit durch die Themenbezogene Koalition für Gesundheit eine hohe Stellung im gemeinsamen Rahmen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung im Kontext des globalen Plans für ein gesundes Leben und Wohlergehen aller Menschen einzuräumen.
Und schließlich haben wir unsere Beziehungen zu Patienten und Patientenverbänden, auch für seltene Erkrankungen, zu Organisationen der Zivilgesellschaft und Verbänden im Bereich der öffentlichen Gesundheit, zur World Organization of Family Doctors sowie zu Ärzten, Pflegekräften und Hebammen gestärkt, die mir so sehr am Herzen liegen. Ohne Sie, ohne die Zivilgesellschaft, ist es unmöglich, niemanden zurückzulassen.
Zu Erinnerung: die erste Achse der Reaktion auf COVID-19: direkte, maßgeschneiderte Unterstützung der Länder. Die zweite Achse: Kräfte sammeln. Und die dritte Achse: Lehren ziehen.
Diese Pandemie hat uns die Stärken und Schwächen der europäischen Gesellschaft vor Augen geführt. Durch sie wurde die Realität unserer Gesundheitssysteme schonungslos offenbart. Wir können nicht auf eine nachträgliche Maßnahmenüberprüfung warten. Die Grippesaison steht bevor, Schulen müssen wiedereröffnet, das akademische Jahr wieder eingeläutet werden. Im Winter verzeichnen wir eine überhöhte Sterblichkeit unter Senioren. Wir müssen für die Gegenwart unsere Lehren ziehen, und deshalb haben wir als Regionalbüro eine laufende Maßnahmenüberprüfung durchgeführt, die zu drei Erkenntnissen geführt hat, die im Bericht des Regionaldirektors ausführlich erläutert werden.
Die erste Erkenntnis: starke nationale Gesundheitssysteme führen zu einer starken nationalen Gesundheitssicherheit. Die Pandemie hat uns schmerzlich daran erinnert, dass wir dringend die Erklärung von Astana über die primäre Gesundheitsversorgung umsetzen müssen. Eine Pandemie lässt sich nicht allein in den Krankenhäusern besiegen, und wir müssen dringend unsere hochgeschätzten Ärzte und Pflegekräfte in den Krankenhäusern entlasten, um sie vor dem Winter vor einem Burnout zu bewahren.
Eine patientenorientierte primäre Gesundheitsversorgung mit grundlegenden Gesundheitsschutzfunktionen entlang des Kontinuums der Versorgung ist der beste Ansatz, um uns vor Notlagen und zunehmenden Ungleichheiten zu schützen und die armen und gefährdeten Bevölkerungsgruppen besser schützen zu können. An dieser Stelle möchte ich Kasachstan und Dr. Alexey Tsoy würdigen, mit dem wir bereits einen Gedankenaustausch dazu hatten, wie wir durch das ausgelagerte Fachzentrum für primäre Gesundheitsversorgung in Almaty einen auf fünf Jahre angelegten Prozess zur Planung des neuen Vorgehens in der primären Gesundheitsversorgung für und mit unseren Mitgliedstaaten in Gang setzen können.
Ohne unser Gesundheitspersonal gibt es keine Gesundheit. Ihre Verdienste wurden weltweit anerkannt, und dies sollte zu einer neuen moralischen und materiellen Zukunft für sie führen, ganz im Einklang mit ihren Aufgaben. Hier möchte ich besonders die Pflegefachkräfte und Hebammen würdigen. Dies ist Ihr Jahr. Doch Sie waren in diesem Jahr so beschäftigt, dass ich für die Europäische Region der WHO beschlossen habe, das Jahr der Pflegekräfte und Hebammen bis ins Jahr 2021 zu verlängern. Wir werden COVID-19 zurückdrängen und ich verspreche Ihnen: Wir werden Sie feiern.
Wir haben gesehen, welches nahezu unbegrenzte Potenzial in digitalen Innovationen steckt, sowohl in der Gesundheitsversorgung als auch im öffentlichen Gesundheitswesen. Doch wir haben auch erkannt, welche Herausforderungen sie mit sich bringen, etwa in Bezug auf den Umgang mit Gesundheitsdaten und digitale Armut. Die WHO wird sich immer für Menschenrechte, die Gleichstellung der Geschlechter und Gerechtigkeit einsetzen, indem sie niemanden außen vor lässt.
Sehr geehrte Damen und Herren, die unerwarteten Verzögerungen bei der Versorgung von Patienten mit chronischen Erkrankungen sind das unerfreuliche Kapitel der laufenden Maßnahmenüberprüfung.
68% von Ihnen, den Mitgliedstaaten, berichteten über Unterbrechungen bei den Angeboten für nichtübertragbare Krankheiten, etwa in Bezug auf die Überwachung von Bluthochdruck und Diabetes und die Durchführung von Krebsvorsorgeuntersuchungen. Einige Länder prognostizieren einen Anstieg der vermeidbaren Mortalität aufgrund von Brustkrebs um 10% bzw. der vermeidbaren Mortalität aufgrund von Darmkrebs um 15%.
Doch es gab auch erfreuliche Nachrichten. Ich möchte mich bei Dr. Mikhail Murashko, dem Gesundheitsminister der Russischen Föderation, bedanken, dass er mich in der nächsten Woche, gleich im Anschluss an das Regionalkomitee, zu meinem ersten Amtsbesuch nach Moskau eingeladen hat, um sich zusammenzusetzen und gemeinsam die Aufgaben und das Profil des so wichtigen ausgelagerten Fachzentrums für nichtübertragbare Krankheiten in Moskau weiter auszubauen – und damit fünf Jahre einzuläuten, in denen wir neue Ideen entwickeln, wie sich die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) mit Bezug zu nichtübertragbaren Krankheiten noch verwirklichen lassen.
Gleiches gilt für das Impfwesen. Sechs Länder in der Region, die zusammen 22% der gesamten Kleinkinderpopulation repräsentieren, meldeten Unterbrechungen bei Routineimpfungen.
Was die Tuberkulose betrifft, verzeichneten im Mai 28 Länder einen Rückgang der gemeldeten Fälle um 50%. Dies zeigt, wie wichtig ein zweigleisiges System für die Reaktion der Gesundheitssysteme ist.
Und doch, auch in diesem Bereich gab es gute Nachrichten. Vor vier Tagen unterzeichnete ich gemeinsam mit Dr. Fahrettin Koca, dem Gesundheitsminister der Türkei, in virtueller Form aus vier Standorten gleichzeitig eine Vereinbarung, aufgrund derer das neue ausgelagerte Fachzentrum für Bereitschaftsplanung für gesundheitliche und humanitäre Notlagen in Istanbul eröffnet wurde. Und ich weiß, dass Sie uns zusehen, Dr. Koca. An Sie und Ihr wunderbares Team: teşekkür ederim!
Zur Erinnerung: die erste Achse der Reaktion auf COVID-19: Unterstützung der Länder. Die zweite Achse: Kräfte sammeln. Die dritte Achse: Lehren ziehen.
Die erste Erkenntnis: stärkere Gesundheitssysteme, mehr Gesundheitssicherheit. Die zweite Erkenntnis: Solidarität ist der Schlüssel zum Erfolg. Niemand ist sicher, solange nicht alle sicher sind. Ich sage immer: wenn Solidarität nicht von Herzen kommt, dann sollte sie zumindest vom Kopf her kommen. Das beste Beispiel für Solidarität, das ich in lokalen Gemeinschaften gesehen habe: Nachbarn, die auf ältere Menschen und Menschen mit psychischen Problemen zugehen.
Ich bin Ihrer Majestät Königin Mathilde der Belgier unendlich dankbar. Sie wird noch zu Ihnen, dem Regionalkomitee, als Fürsprecherin für die SDG sprechen und in Zukunft die Flaggschiff-Initiative Bündnis für psychische Gesundheit vertreten.
Zu Beginn der Pandemie erinnern wir uns an die großen Engpässe bei persönlicher Schutzausrüstung, die uns gelehrt haben, wie wichtig Strukturen der internationalen Kooperation in Friedenszeiten sind, damit sie in Krisenzeiten automatisch genutzt werden können. Zudem lehrte uns diese Situation die Bedeutung einer Rücklage für Pandemien, nicht zuletzt für die kleinen Länder.
Dank der Internationalen Gesundheitsvorschriften (2005) konnte die WHO weltweit schnell reagieren. Daran besteht kein Zweifel. Doch sie bleiben im Hinblick auf die Umsetzung ihrer Verpflichtungen nationalen Kernkompetenzen unterworfen. Und das Instrument bedarf einer kritischen Überprüfung. Wie ich nahezu täglich meinen beiden Töchtern im Teenager-Alter erkläre: Die WHO ist nur so stark, wie die Mitgliedstaaten es zulassen. Und seien Sie der vollen Unterstützung dieses Büros versichert, meine Damen und Herren, Exzellenzen, um in positivster Weise zur Unabhängigen Kommission der WHO für Pandemievorsorge und -bekämpfung beizutragen. Ich hatte bereits ein sehr angeregtes Gespräch mit Dr. Anders Nordström, dem Vorsitzenden des Sekretariats.
Die dritte Erkenntnis, die vielleicht die wichtigste von allen ist, ist das allgemeine Bewusstsein über die Wechselwirkungen zwischen Gesundheit und Wirtschaft, die von entscheidender Bedeutung sind, wenn wir zu einer Ökonomie des Wohlergehens übergehen wollen. Dies ist keine Überraschung, weder für Sie, noch für mich, doch ich habe gesehen, dass es eine große Überraschung für viele Politiker anderer Ressorts und viele Entscheidungsträger war. Aus diesem Grund habe ich, nachdem ich den SCRC hierüber in Kenntnis gesetzt hatte, die Paneuropäische Kommission für Gesundheit und nachhaltige Entwicklung ins Leben gerufen, um die politischen Prioritäten vor dem Hintergrund von Pandemien zu überdenken.
Ich fühle mich geehrt, dass Prof. Mario Monti, Präsident der Bocconi-Universität in Mailand, ehemaliger Ministerpräsident Italiens und ehemaliger EU-Kommissar, sich bereit erklärt hat, den Vorsitz über diese hochrangige Kommission zu übernehmen. Und vielen Dank an Sie, Prof. Monti, dass Sie heute im Verlauf der Tagung noch selbst zum Regionalkomitee sprechen werden. Mein besonderer Dank gilt auch Prof. Elias Mossialos, dem Sonderbeauftragten des griechischen Ministerpräsidenten für COVID-19 von der London School of Economics and Political Science, dafür, dass er sich bereit erklärt hat, als wissenschaftlicher Koordinator zu dienen, der als Bindeglied zwischen dem wissenschaftlichen Beratungsausschuss und der Kommission fungieren soll.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, seien Sie versichert, dass all diese Erkenntnisse auch in den Entwurf des EPW mit eingeflossen sind.
Gestatten Sie mir zum Abschluss eine etwas persönlichere Anmerkung. Diese Pandemie hat mir vor Augen geführt, wie außerordentlich wichtig es ist, bei der Bewältigung einer Krise Selbstvertrauen zu beweisen. Die Krise hat mir die Chance gegeben, meine Beziehungen zu so vielen Menschen in Ihren Ländern, innerhalb der WHO und zu anderen Organisationen zu vertiefen – um sich gegenseitig besser kennenzulernen, doch insbesondere, um wirksamer auf eine bessere Wirkung in den Ländern hinarbeiten zu können.
Die WHO als Organisation durchläuft eine schwierige Zeit und ich appelliere an Sie für gegenseitiges Vertrauen, um uns dabei zu helfen, diese schwierigen Zeiten gemeinsam zu überstehen. Ich hoffe sehr, dass die Evaluierung der WHO und ihrer Aktivitäten im Geiste gegenseitigen Verständnisses der jeweiligen Mandate durchgeführt wird, damit Sie, die Mitgliedstaaten, sich mit uns sicher fühlen und wir bei der WHO wiederum Ihre Unterstützung spüren bei der Umsetzung unserer ehrenwerten Mission zur Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens für alle Menschen jeden Alters getreu der Maxime, niemanden zurückzulassen.
Die Europäische Region der WHO hat zu kritischen Zeiten in ihrer Geschichte umfassende Transformationen der Gesellschaft durchlaufen, mit dem Ziel eines Wiederaufbaus zum Besseren und um dem Rest der Welt als Beispiel zu dienen. Und diesen Transformationen lagen jeweils vier Zutaten zugrunde. Zwei haben wir bereits abgedeckt: Notwendigkeit und Innovation. Was uns nun gemeinsam noch fehlt sind Mut und Kooperation. Vielen Dank.