Regionalkomitee: Höhepunkte zweiten Tages

WHO/Brian Cassar

A panel of experts discusses the evidence behind Health 2020 at the 62nd session of the WHO Regional Committee for Europe

Nach einer Ansprache von WHO-Generaldirektorin Frau Dr. Margaret Chan, in der sie auf die globale Entwicklungsagenda nach 2015 einging, wurde die Debatte am zweiten Tag der 62. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa von „Gesundheit 2020“ und der Erkenntnisgrundlage des Rahmenkonzepts beherrscht.

Fachinformationssitzung zum Thema Gesundheitspersonal

Im Mai dieses Jahres habe die Weltgesundheitsversammlung den Globalen Verhaltenskodex der WHO für die grenzüberschreitende Anwerbung von Gesundheitsfachkräften angenommen. Weltweit könnten 50 bis 60 Länder aufgrund fehlenden ausgebildeten Personals nicht einmal grundlegende Gesundheitsleistungen erbringen. Die Europäische Region der WHO umfasse sowohl Herkunfts- als auch Zielländer der Migration von Gesundheitsfachkräften, und in der Informationssitzung solle für die Verpflichtung zur Umsetzung dieses freiwilligen Kodexes geworben werden. Die Bevölkerungsalterung in der Europäischen Region werde den Bedarf an qualifizierten Gesundheitsfachkräften in den nächsten Jahren weiter erhöhen.

Herr Dr. Bjørn-Inge Larsen, Generaldirektor für Gesundheit und Oberster Gesundheitsbeamter, Norwegen, erläuterte, dass Norwegen an der Umsetzung des Globalen Kodexes arbeite, ab 2020 jedoch mit einem Mangel an Gesundheitsfachkräften rechne.

Die Republik Moldau, ein Land, das von der Abwanderung ausgebildeter Gesundheitsfachkräfte betroffen ist, habe im letzten Jahr ein Projekt mit dem Ziel gestartet, den Verlust qualifizierten Gesundheitspersonals zu stoppen und die zirkuläre Migration zu fördern, erläuterte der moldawische Gesundheitsminister Herr Dr. Andrei Usatîi.

Herr Lieven De Raedt, Attaché, Abteilung Internationale Beziehungen des Föderalen Öffentlichen Dienstes Volksgesundheit, Sicherheit der Nahrungsmittelkette und Umwelt, Belgien, wies darauf hin, dass sein Land gemeinsam mit 24 Mitgliedstaaten und der WHO ebenfalls Maßnahmen ergreife, um diesem Problem entgegenzuwirken. Konkret werde eine Charta zum Thema Anwerbung ausgearbeitet und die Entwicklung von Gesundheitspersonal in Partnerländern unterstützt.

Mehrere nichtstaatliche Organisationen bekundeten ihre Unterstützung für den Globalen Kodex und sagten zu, mit der WHO zu diesem Thema zusammenzuarbeiten.

Ansprache von Frau Dr. Margaret Chan, WHO-Generaldirektorin

Frau Dr. Chan ging in ihrer Ansprache an die Mitgliedstaaten zuerst auf das sich wandelnde Gesundheitsumfeld und die Aktivitäten ein, die unternommen werden, um die Risikofaktoren hinter der Epidemie der nichtübertragbaren Krankheiten anzugehen. Die Generaldirektorin lobte die ausgezeichnete Arbeit, die bei der Umsetzung der Antitabakgesetzgebung geleistet worden sei, anerkannte jedoch auch die Schwierigkeiten, in einer globalisierten Welt mit einflussreichen Interessen der Privatindustrie Probleme wie Adipositas beispielsweise durch die Beschränkung der Verfügbarkeit von und der Werbung für verarbeitete Nahrungsmitteln mit hohem Energiegehalt und niedriger Energiedichte zu bekämpfen.

Sie konzentrierte sich in ihrer Ansprache anschließend auf zwei Hauptthemen, bei denen sie es für wichtig erachte, dass die Länder diesbezüglich „alles richtig machen“: die WHO-Reform und Gesundheit zu einem Kernpunkt der Entwicklungsagenda für die Zeit nach 2015, dem Ablauf der Frist für die Verwirklichung der Millenniums-Entwicklungsziele, zu machen.

Frau Dr. Chan zufolge werde vor allem in Außen- und Entwicklungsministerien längst über globale Ziele für die Zeit nach 2015 diskutiert, und viele andere Sektoren würden um Aufmerksamkeit für ihr jeweiliges Gebiet konkurrieren. Sie ersuchte die Länder, die nichtübertragbaren Krankheiten, einen wichtigen Teil der aktuellen Millenniums-Entwicklungsziele, auch zukünftig nicht zu vergessen. „Selbstzufriedenheit bietet Infektionskrankheiten die vollkommene Gelegenheit, mit aller Macht zurückzukehren. Ich brauche nur auf die Probleme hinzuweisen, mit denen wir bei der antimikrobiellen Resistenz konfrontiert sind.“

Die heutige Welt sei komplexer geworden, und die Bedrohungen der Gesundheit seien auf die „drastisch gestiegene wechselseitige Abhängigkeit und Verbundenheit“ zurückzuführen. Dieser neuen Realität Rechnung tragend appellierte Frau Dr. Chan an die Länder, Konzepte zu entwickeln, die explizit auf Chancengerechtigkeit zielen, weil sie „stärker als Geld allein zur Verbesserung von Gesundheitsergebnissen und zur Förderung des Zusammenhalts der Gesellschaft beitragen“.

Für die Zeit nach 2015 halte sie die flächendeckende Gesundheitsversorgung für einen der besten Wege, um auf die aktuellen Herausforderungen zu reagieren.

„Nach meiner Einschätzung ist die flächendeckende Gesundheitsversorgung der wirkungsvollste soziale Gleichmacher. In einer Zeit, in der Maßnahmen in so vielen Sektoren die sozialen Ungleichheiten de facto vergrößern, würde ich sehr gerne mit Ihnen darauf hinarbeiten, dass Gesundheit zu mehr Fairness in der Welt führt, und zwar in einer Art und Weise, die für jeden einzelnen Menschen auf diesem Planeten von Bedeutung ist“, schloss Frau Dr. Chan.

Bericht des Ständigen Ausschusses des WHO-Regionalkomitees für Europa

Der Neunzehnte Ständige Ausschuss des Regionalkomitees (SCRC) stellte den Bericht über seine Arbeit im vergangenen Jahr vor. Fünf Tagungen und drei Telekonferenzen hätten stattgefunden einschließlich einer Tagung, die allen Mitgliedstaaten offengestanden habe.

Der Vorsitzende, Herr Dr. Lars-Erik Holm aus Schweden, beschrieb die Beiträge des SCRC zu den Haupttagesordnungspunkten des Regionalkomitees, das heißt zu „Gesundheit 2020“, zum Aktionsplan für öffentliche Gesundheit, zur Strategie und zum Aktionsplan zu Altern, zur Rolle der geografisch verteilten Büros und zur Länderstrategie des WHO-Regionalbüros für Europa. Er hob hervor, wie wichtig es gewesen sei, Einvernehmen über die Ausarbeitung der Dokumente für „Gesundheit 2020“ zu erreichen und sicherzustellen, dass sie auf die richtigen Zielgruppen zugeschnitten wurden. Herr Dr. Holm erwähnte auch Ersuchen von Mitgliedstaaten wie die Berücksichtigung der finanziellen Konsequenzen von Resolutionen und den Wunsch nach mehr Transparenz der SCRC-Tagungen; diese würden bereits umgesetzt.

Ein weiteres Ersuchen betraf Rückmeldungen zur Wirkung der neuen Kriterien für die Mitgliedschaft in leitenden Organen und Ausschüssen. Die Stellvertretende Vorsitzende, Frau Dessislava Dimitrova, hob den Wert der gleitenden Tagesordnung des SCRC hervor, die eine langfristigere Planung ermögliche, was von besonderem Nutzen bei der Ausarbeitung einer Strategie zu psychischer Gesundheit und eines Aktionsplan, einer Strategie zu Gesundheitsinformationen für die Europäische Region und einer neuen Kommunikationsstrategie für das WHO-Regionalbüro für Europa gewesen sei. Sie unterstrich auch, wie nützlich es für die Arbeit des SCRC gewesen sei, von einem Vertreter der Personalvereinigung des WHO-Regionalbüros für Europa über die Sichtweise des Personals informiert zu werden.

Erkenntnisgrundlage von „Gesundheit 2020“

Dieser Tagesordnungspunkt begann mit einer Einführung zum neuen Europäischen Gesundheitsbericht 2012 durch das WHO-Regionalbüro für Europa, gefolgt von einer Podiumsdiskussion zu den Erkenntnissen und Studien, welche die Grundlage für „Gesundheit 2020“ bildeten.

Ergebnisse des Europäischen Gesundheitsberichts 2012

Frau Dr. Claudia Stein, Direktorin der  Abteilung für Information, Evidenz, Forschung und Innovation, informierte über einige zentrale Ergebnisse des Europäischen Gesundheitsberichts 2012, der später in diesem Jahr veröffentlicht wird.

Fast 70% der Bevölkerung in der Europäischen Region der WHO würden in urbanen Gebieten leben, und 8% seien in ein anderes Land abgewandert. 2010 habe die durchschnittliche Lebenserwartung 76 Jahre betragen. Sie sei im Lauf der Zeit gestiegen, obwohl die Ungleichheiten in der Region zugenommen hätten. Außerdem bestehe nach wie vor ein Geschlechtergefälle in Bezug auf die Lebenserwartung: In manchen Ländern würden Frauen im Durchschnitt 10 bis 12 Jahre länger leben als Männer. Die Lebenserwartung für Männer steige jedoch schneller als diejenige für Frauen.

Es werde mehr Alkohol konsumiert, wohingegen der Anteil der Raucher zurückgehe, wenn auch nicht in allen Teilen der Region.
Zum Abschluss ihrer Präsentation erläuterte Frau Dr. Stein das Verfahren der Bestimmung und Analyse der Zielvorgaben für „Gesundheit 2020“. Eine Arbeitsgruppe von Mitgliedstaaten habe mehr als 50 mögliche Zielvorgaben geprüft und davon letztlich 8 ausgewählt. Bei Annahme dieser Auswahl durch die Länder werde die Arbeit mit der Festlegung von etwa 20 Indikatoren über den Zeitraum der nächsten 12 Monate fortgeführt.

Zentrale Aussagen der Studien, auf die sich „Gesundheit 2020“ stützt

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion im Plenum trugen Verfasser und Koordinatoren der Hintergrundstudien für „Gesundheit 2020“ kurze Zusammenfassungen ihrer wichtigsten Ergebnisse vor.

Bericht über die sozialen Determinanten von Gesundheit und das Gesundheitsgefälle in der Europäischen Region der WHO

Herr Prof. Sir Michael Marmot, Institute of Health Equity, University College London, Vereinigtes Königreich, und Vorsitzender des Konsortiums für die Ausarbeitung des Berichts über soziale Determinanten von Gesundheit und das Gesundheitsgefälle in der Europäischen Region der WHO beschrieb, wie 13 Arbeitsgruppen untersucht hätten, wie Länder die besten Erkenntnisse anwenden können, um der sozialen Kluft, dem Gesundheitsgefälle und konkreten Gesundheitsproblemen in der gesamten Europäische Region der WHO entgegenzuwirken.

Er stellte fest, dass sich in der Europäischen Region die Länder mit der besten Gesundheit und dem geringsten Gesundheitsgefälle befinden, mahnte die Mitgliedstaaten jedoch, nicht selbstzufrieden zu sein. Die Studie habe ergeben, dass nicht alle Länder in den Genuss aller Vorteile gekommen seien; in vielen Fällen gebe es wachsende Ungleichheiten innerhalb von Ländern, und die Finanzkrise habe Länder zusätzlich unter Druck gesetzt.

Herr Prof. Marmot sagte zum Abschluss: „Eine Verringerung der Ungleichheiten im Gesundheitsbereich sollte eines der Hauptkriterien für die Beurteilung der Wirksamkeit von Gesundheitssystemen und Regierungen insgesamt sein.“ Sich den Ausführungen von Frau Dr. Chan anschließend appellierte er an die Länder, „Gerechtigkeit und Chancengleichheit zum Kern der Politikgestaltung zu machen“.

Politikgestaltung und Steuerung für mehr Gesundheit im 21. Jahrhundert

Frau Prof. Ilona Kickbusch, Leiterin des Global Health Programme am Graduate Institute of International and Development Studies in Genf (Schweiz), ist Hauptverfasserin der Studie über Politikgestaltung und Steuerung für mehr Gesundheit im 21. Jahrhundert. Sie stellte unmissverständlich klar: „Die Gesundheitsministerien müssen sich ändern.“ Die wachsende globale Macht der Märkte, die Finanzkrise und der größer werdende Einfluss der Zivilgesellschaft seien Faktoren, die Frau Prof. Kickbusch zufolge bedeuten würden, dass Gesundheitsministerien und Regierungen heute mehr Akteure in die Politikgestaltung einbinden müssen.

Sie führte aus, dass sich die Rolle von Gesundheit geändert habe, dass darauf heute bis zu 10 bis 15% des Bruttosozialprodukts entfielen sowie 10 bis 15% der Erwerbsbevölkerung und dass der Gesundheitssektor ein wichtiger Exporteur von Waren sowie ein Element von Handel und Technologie sei. Die Bestimmung der Auswirkungen von Gesundheit auf andere Faktoren und ihrer Position in der Gesellschaft sei sehr wichtig.

Zusammenfassend erläuterte Frau Prof. Kickbusch, dass Gesundheitsministerien zusätzlich zur Befassung mit den sozialen Determinanten von Gesundheit Mechanismen für die Interaktion mit der Industrie und „den kommerziellen Determinanten von Gesundheit“ finden sowie an Politiker appellieren müssten, statt politischer Ideologien Werte zu verfolgen, um auf diese Weise Einfluss auf die „politischen Determinanten von Gesundheit“ zu nehmen.

Ökonomie und Gesundheit

Herr Mark Pearson von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung kommentierte: „Wir verfügen über schlagkräftige wirtschaftliche Argumente für Investitionen in Gesundheit.“ Unter Bezugnahme auf Interventionen mit den größten Erfolgsaussichten (sog. „best buys“) zur Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten erläuterte er, dass manche Maßnahmen wie höhere Steuern auf Tabak, Rauchverbote und Medienkampagnen kostensparend seien, das heißt, sie würden mehr Geld einsparen, als ihre Durchführung koste. Andere Interventionen einschließlich Verboten der Werbung für Tabakerzeugnisse, der Einführung von Mindestpreisen für Alkohol, Gesetzen gegen Alkohol am Steuer, der Verringerung des Salz- und Fettgehalts von Nahrungsmitteln sowie der Nahrungsmittelkennzeichnung seien kosteneffektiv.

Abschließend fügte Herr Pearson hinzu: „Die wirtschaftlichen Argumente für höhere Ausgaben für Prävention sind nicht nur gewichtig, sondern erdrückend.“

„Gesundheit 2020“ im Kontext früherer WHO-Resolutionen

Herr Dr. Roberto Bertollini, Leitender Wissenschaftler beim WHO-Regionalbüro für Europa und WHO-Vertreter bei der EU, informierte das Plenum über vom WHO-Regionalkomitee für Europa zwischen 1990 und 2010 angenommene Resolutionen und Erklärungen, um gemeinsame Themen und Versäumnisse zu benennen.

In diesem Zeitraum seien 82 Resolutionen, 13 Erklärungen und 3 völkerrechtlich verbindliche Dokumente angenommen worden. Viele dieser Dokumente bezögen sich auf die notwendige Stärkung von Partnerschaften oder Kapazitäten, einige jedoch auch auf die Führungsrolle des Gesundheitsministeriums oder auf schutzbedürftige Gruppen.

In Resolutionen und Erklärungen würden häufig früher erzielte oder eben nicht erzielte Fortschritte und in der Vergangenheit eingegangene Verpflichtungen übersehen.

Herr Dr. Bertollini stellte die Sinnhaftigkeit einer so großen Zahl von Verpflichtungen der Länder im Lauf der Jahre in Frage, nicht nur in Bezug auf ihre Erfüllung, sondern auch im Hinblick auf Überwachung und Evaluierung. Er schloss seine Ausführungen mit dem Hinweis, dass „Gesundheit 2020“ einen Rahmen für die Werte und Anliegen früherer Resolutionen schaffe. Dennoch solle das Regionalkomitee über seine Steuerungsmechanismen nachdenken.

Fachinformationssitzung zum WHO-Budget und seiner Finanzierung

In dieser mittäglichen Sitzung erhielten die Delegierten Informationen über die Mechanismen zur Finanzierung der WHO.

„Gesundheit 2020“: ein Rahmenkonzept für die Europäische Region und Debatte im Plenum

Nach der Plenumsdiskussion zur Erkenntnisgrundlage für „Gesundheit 2020“ stellte Frau Zsuzsanna Jakab das Konzept selbst vor. Sie erinnerte die Delegierten daran, dass die Ausarbeitung von „Gesundheit 2020“ unter aktiver Beteiligung aller Mitgliedstaaten und anderer Partner erfolgt sei, und beschrieb sie als einen „aufregenden, kooperativen, lernenden Prozess“ einschließlich „Erkenntnissen, Studien, Erfahrungen und Überprüfungen durch maßgeblicher Akteure in einem beispiellosen Umfang“.

In den letzten beiden Jahren hätten auf drei Tagungen des Europäischen Forums für Gesundheitspolitik in Andorra, Israel und Belgien, auf einer Konferenz in Israel, in mehreren Diskussionen innerhalb des SCRC und im Rahmen einer schriftlichen Konsultation mit Mitgliedstaaten Möglichkeiten bestanden, Kommentare abzugeben. „Das Rahmenkonzept wurde auf der Grundlage einer stolzen und langen Geschichte der Entwicklung gesundheitspolitischer Konzepte ausgearbeitet“, fügte sie hinzu, „aber jetzt müssen wir unsere Ansprüche höher schrauben und eine breitere Wirkung erzielen.“ Frau Jakab erläuterte, was das Rahmenkonzept den verschiedenen Akteuren – Gesundheitsministern, Premierministern und anderen Ressortchefs, Behörden für öffentliche Gesundheit, in der Förderarbeit Tätigen und Wissenschaftlern, Gesundheitsfachkräften, Partnerorganisationen und der Zivilgesellschaft – biete und führte auf, was das WHO-Regionalbüro für Europa zur Unterstützung dieser Arbeit unternehmen wird.

Herr Agis Tsouros, Leiter der Grundsatz- und Querschnittsprogramme und Sonderprojekte der Regionaldirektorin, nannte die Delegierten die „Wächter über die Gesundheit ihrer Nation“, die darauf brennen würden, in einer komplexen Realität zu arbeiten, und versicherte ihnen, dass „Gesundheit 2020“ dafür konzipiert wurde, allen und jedem zu helfen. Als ein integriertes Konzept sei es mit den zugrunde liegenden Erkenntnissen verknüpft, trage dem Umstand Rechnung, dass jedes Land an einem unterschiedlichen Ausgangspunkt beginne und gehe auch auf Überwachung und Evaluierung ein. Einer von mehreren Mechanismen, der zur Unterstützung seiner Umsetzung etabliert worden sei, sei eine neue interaktive Website zu „Gesundheit 2020“.

Reaktionen von Mitgliedstaaten

In ihren Reaktionen gratulierten Mitgliedstaaten dem WHO-Regionalbüro für Europa zur erfolgreichen Ausarbeitung des Rahmenkonzepts „Gesundheit 2020“ und der Strategie. Sie beschrieben die Entwicklung einer solchen Dachstrategie als einen wichtigen Meilenstein, der der Europäischen Region eine führende Rolle bei der Bekämpfung von Ungleichheiten im Gesundheitsbereich einbringe und alle gesundheitlichen Problemfelder für sowohl die Europäische Region als auch die Welt abdecke. Dies sei eine Errungenschaft, aber auch eine Verpflichtung und eine Herausforderung.

Insgesamt 29 Delegationen meldeten sich zu Wort und sagten zu, das Rahmenkonzept „Gesundheit 2020“ zu unterstützen. Viele berichteten darüber, wie sie die Werte und Prinzipien des Rahmenkonzepts „Gesundheit 2020“ in ihre nationalen Strategien und politischen Handlungskonzepte integriert hätten oder dies zu tun gedächten.

Im Einzelnen nannten Länder mehrere Faktoren im Prozess der Ausarbeitung des Rahmenkonzepts und innerhalb des Dokuments, die sie voll und ganz unterstützen würden. Sie würdigten insbesondere:

  • die inklusive kooperative Art des Prozesses der Ausarbeitung des Rahmenkonzepts unter Berücksichtigung von Kommentaren von Mitgliedstaaten und wichtigen Partnern;
  • die Harmonisierung des Rahmenkonzepts mit globalen Konzepten und der WHO-Reform;
  • die Anerkenntnis, dass bei der Integration des Rahmenkonzepts auf der nationalen Ebene die Ausgangslage der Länder sehr unterschiedlich ist;
  • die Betonung auf Chancengerechtigkeit und Querschnittszusammenarbeit in dem Dokument;
  • die kurze Liste der Zielvorgaben;
  • den visionären Langzeitcharakter des Rahmenkonzepts; und
  • die Beiträge kleinerer Staaten zu einer Analyse der Umsetzung von „Gesundheit 2020“.

Höhepunkte am Mittwoch:

  • Die Reform der WHO und ihre Auswirkungen auf die Arbeit des WHO-Regionalbüros für Europa;
  • eine Fachinformationssitzung zu den Zielvorgaben und Indikatoren zur Erfolgskontrolle für „Gesundheit 2020“;
  • Strategie und Aktionsplan für gesundes Altern in der Europäischen Region (2012–2020).