Höhepunkte von Tag 3: Einigung über eine Strategie zur Förderung der Gesundheit von Frauen und Aktionspläne für HIV und Virushepatitis

WHO

In ihrer Rede vor dem Plenum begrüßte Dr. Margaret Chan die Annahme einer Strategie zur Förderung der Gesundheit von Frauen in der Europäischen Region durch das WHO-Regionalkomitee für Europa, mit der die Europäische Region der WHO ihre Stellung als Wegbereiter der globalen Entwicklungen im Gesundheitsbereich behaupte.

Ansprache von Dr. Margaret Chan, Generaldirektorin der WHO

In ihrer letzten Ansprache vor dem WHO-Regionalkomitee für Europa als Generaldirektorin der WHO hob Dr. Margaret Chan hervor, dass die Region die Entwicklungen in vielen Bereichen mit Einfluss auf die Gesundheit maßgeblich mitgestaltet habe, unter anderem globale Umweltpolitik, Prävention nichtübertragbarer Krankheiten, ressortübergreifende Zusammenarbeit, gesamtstaatliche und gesamtgesellschaftliche Ansätze, patientenzentrierte Gesundheitssysteme, Gesundheit von Mutter und Kind und Rechte von Frauen und Mädchen sowie internationale Zusammenarbeit bei der gesundheitlichen Entwicklung.

Die Generaldirektorin wies auf drei für die Region relevante Veranstaltungen hin, die im Rahmen der anstehenden Tagung der Generalversammlung der Vereinten Nationen stattfinden sollen: die erste Tagung auf hoher Ebene über antimikrobielle Resistenz, ein Gipfeltreffen zum Thema Flüchtlinge und Migranten und die Vorstellung eines Berichts über Beschäftigung im Gesundheitswesen und Wirtschaftswachstum, der sich speziell mit dem künftigen Personalbedarf im Gesundheitswesen befasst.

Zudem machte Dr. Chan auf die anhaltende Notwendigkeit eines wirksamen Vorgehens gegen den Tabakkonsum aufmerksam und erntete spontanen Applaus von den Delegierten, als sie auf das im Juli ergangene Urteil eines Schiedsgerichts verwies, mit dem das Recht Uruguays auf Fortsetzung seiner Anti-Tabak-Politik bekräftigt wurde.
„Dieser Sieg ist ein Meilenstein, denn er bestätigt das Recht einer souveränen Regierung, seine Bürger vor einem tödlichen und süchtig machenden Produkt zu schützen, und räumt diesem Recht Vorrang ein. Auf diese Weise endet der zynische Versuch eines reichen multinationalen Tabakriesen, ein kleines Land mit begrenzten Mitteln einzuschüchtern“, erklärte sie.

In ihren Schlussbemerkungen forderte die Generaldirektorin die Länder auf, mit der Lebensmittelindustrie zusammenzuarbeiten, insbesondere um Adipositas im Kindesalter zu bekämpfen. „Kümmern Sie sich um Ihre Kinder. Adipositas und Übergewicht bei Kindern sind nicht ihnen selbst, sondern der Gesellschaft anzulasten.“

Arbeit der WHO zur Bewältigung von gesundheitlichen Notlagen

„Die WHO ist die einzige Organisation, die universelle Legitimation zur Umsetzung der Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) genießt, und ich versichere Ihnen, dass wir das Steuer nicht aus der Hand geben werden. Wir werden die fachliche und finanzielle Hilfe unserer Partner so koordinieren, dass wir unsere Länder bei der Notfallvorsorge und den Notfallmaßnahmen besser unterstützen können“, erklärte Dr. Chan während der Sitzung zur Reform der Arbeit der WHO im Bereich der Bewältigung gesundheitlicher Notlagen.

Auf dieser Sitzung wurde die bei dem informellen Treffen am Sonntag eingeleitete Debatte fortgeführt und das unlängst eingerichtete Programm für gesundheitliche Notlagen auf globaler Ebene und auf Ebene der Europäischen Region vorgestellt. Die Länder wiesen erneut darauf hin, wie überaus wichtig die Führungsrolle der WHO bei den Aktivitäten des Programms sei, und unterstrichen, dass Folgendes gewährleistet werden müsse:

  • wirksame Partnerschaften, darunter mit der Europäischen Union und ihren Einrichtungen;
  • eine enge Verflechtung zwischen der Umsetzung der IGV und der Stärkung der Gesundheitssysteme;
  • eine nachhaltige und berechenbare Finanzierung; und
  • die Entwicklung von Kompetenzen durch Schulungen und Simulationsübungen.

Strategie zur Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens von Frauen in der Europäischen Region

Das Regionalbüro erarbeitete die Strategie zur Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens von Frauen in der Europäischen Region der WHO, nachdem es die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung angenommen hatte, im Rahmen eines Konsultationsprozesses. Der neue Bericht „Gesundheit und Wohlbefinden von Frauen in der Europäischen Region: jenseits des Mortalitätsvorteils“ lässt erkennen, dass eine hohe Lebenserwartung nicht der einzige Erfolgsindikator ist, insbesondere wenn viele Lebensjahre nicht bei guter Gesundheit verbracht werden. Frauen, die in Ländern mit der höchsten Lebenserwartung leben, können bis zu 12 Jahre bei schlechter Gesundheit verbringen, und innerhalb der Region bestehen große geschlechtsbezogene und gesundheitliche Ungleichheiten.

Bei einer Expertendiskussion mit Katja Iversen, Geschäftsführerin von Women Deliver, und Prof. Ilona Kickbusch, Leiterin des Global Health Programme am Graduate Institute of International and Development Studies (Schweiz), wurden die Auswirkungen unterstrichen, die geschlechtsbedingte Ungleichheiten sowie die sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Determinanten von Gesundheit auf Frauen hätten. „Es geht darum, nicht nur zu überleben, sondern zu gedeihen“, so Katja Iversen. „Dafür, dass sich umfangreiche Investitionen in die Gesundheit und das Wohlbefinden von Frauen lohnen, gibt es eine Fülle von Beweisen.“

Die Delegierten befürworteten die Strategie und die dazugehörige Resolution, nahmen sie einvernehmlich an und begrüßten sie als Quelle der Inspiration für die Entwicklung geschlechtergerechter Konzepte und nationaler Aktionspläne.

Fachinformationssitzung über die Stärkung von Gesundheitslaboren

Auf der Sitzung wurde ein Überblick über die Rolle von Laboren bei gesundheitlichen Notlagen im Sinne der IGV gegeben und die Initiative des Regionalbüros „Bessere Labore für bessere Gesundheit“, eine Partnerschaft zum Aufbau von Laborkapazitäten in der gesamten Region, geschildert.

Die Russische Föderation und Schweden zeichneten ein aktuelles Bild ihrer Aktivitäten, die darauf gerichtet seien, ihre Laborkapazitäten im Hinblick auf rasche und zuverlässige Befunde zu erweitern und anderen Ländern Sachverstand zur Verfügung zu stellen. Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan berichteten über ihre Fortschritte bei der Schaffung von Laborkapazitäten, unter anderem durch Schulungsangebote.

Fachinformationssitzung über die Arbeit des Regionalbüros in den Ländern

Gegenstand der Sitzung war die Arbeit, die das Regionalbüro auf der Länderebene unter verschiedenen Rahmenbedingungen und in verschiedenen Situationen leistet, etwa die Beratung von Gesundheitsministerien in fachlichen Fragen und die Bereitstellung von Hilfe während einer Notlage oder einer humanitären Krise. Zudem wurde die Rolle der WHO-Länderbüros bei der Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung und der Umsetzung von „Gesundheit 2020“ verdeutlicht. Anhand von Beispielen schilderten Vertreter Griechenlands, Kasachstans, Maltas, der Republik Moldau und Sloweniens, wie das Regionalbüro mit den Ländern erfolgreich bei der Erarbeitung und Anwendung nationaler Gesundheitskonzepte und -strategien zusammengearbeitet und diesbezüglich Unterstützung gewährt habe.

Aktionsplan für Maßnahmen des Gesundheitswesens gegen HIV in der Europäischen Region

Während die Zahl der HIV-Neuinfektionen weltweit zurückgeht, ist sie in der Europäischen Region seit 2005 um 76% gestiegen. Das Regionalbüro entwickelte den neuen Aktionsplan für Maßnahmen des Gesundheitswesens gegen HIV in der Europäischen Region im Rahmen einer breit angelegten Konsultation mit dem Ziel, die Gegenmaßnahmen zu forcieren und der Epidemie Einhalt zu gebieten.

In zahlreichen Wortmeldungen beschrieben die Delegierten ihre nationalen Aktivitäten und bekundeten ihren Rückhalt für den Aktionsplan. Dabei griffen sie vor allem gemeinsame Themen auf, unter anderem die Notwendigkeit, die Überwachung in allen Ländern zu stärken, den Schwerpunkt auf Hochrisikogruppen zu legen, gegen Stigmatisierung vorzugehen, finanzielle Nachhaltigkeit zu gewährleisten und die Zivilgesellschaft sowie die Hochrisikogruppen einzubeziehen. Dr. Nicolas Cantau vom Globalen Fonds für den Kampf gegen Aids, Tuberkulose und Malaria verlieh erneut der gemeinsamen Besorgnis in Bezug auf späte Diagnosen von HIV Ausdruck. Der Sondergesandte des Generalsekretärs der Vereinten Nationen für HIV/Aids in Osteuropa und Zentralasien, Michel Kazatchkine, sowie Vertreter des Gemeinsamen Programms der Vereinten Nationen für HIV/Aids und mehrerer nichtstaatliche Organisationen bekundeten sämtlich ihre Unterstützung für den Plan.

Die Mitgliedstaaten nahmen die Resolution zur Billigung des Aktionsplans an.

Aktionsplan für Maßnahmen des Gesundheitswesens gegen Virushepatitis in der Europäischen Region

Die Mitgliedstaaten billigten den Aktionsplan für Maßnahmen des Gesundheitswesens gegen Virushepatitis in der Europäischen Region, den ersten seiner Art, in breitem Konsens. Dieser Aktionsplan, der an die Verabschiedung einer Resolution zur Verstärkung der globalen Maßnahmen gegen die Virushepatitis durch die Weltgesundheitsversammlung im Mai 2016 anknüpft, wird als wichtiger Schritt im Hinblick auf das Ziel der Eliminierung der Virushepatitis bis 2030 angesehen.

Viele Länder berichteten über ihre nationalen Initiativen und begrüßten den Aktionsplan mit der Feststellung, dass er einen konkreten Fahrplan für ihre Bemühungen biete, der an die lokalen Gegebenheiten und Ressourcen angepasst werden könne. Sie hoben hervor, dass die Impfung gegen Hepatitis B das effektivste Mittel zur Verhütung der Krankheit sei, und sprachen sich dafür aus, Hepatitis C durch Sensibilisierungsmaßnahmen und eine Ausweitung des Zugangs zu wirksamen und bezahlbaren Arzneimitteln zu bekämpfen.

Das Regionalbüro unterstrich, dass der Informationsaustausch transparent gestaltet werden müsse, um die Wirksamkeit der Zusammenarbeit zu steigern und das Eliminierungsziel im Weltmaßstab und in der Region zu erreichen.

Aktionsplan zur Förderung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte in der Europäischen Region (Forts.)

Nachdem gestern eine ergiebige Debatte geführt wurde, trug das Sekretariat den Fragen Rechnung, die von den Delegierten hinsichtlich des Aktionsplans zur Förderung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit angesprochen wurden. Die Mitgliedstaaten nahmen den Aktionsplan und die dazugehörige Resolution mit Änderungen an. Ungarn, Polen und die Türkei distanzierten sich von dem Aktionsplan und ersuchten um eine Aufnahme ihrer Stellungnahmen in den amtlichen Bericht.

Nebenveranstaltungen am Vormittag

Die Tagungsausrichter boten eine Nebenveranstaltung zur Information der Delegierten über den Bericht des Ausschusses auf hoher Ebene für Beschäftigung im Gesundheitswesen und Wirtschaftswachstum an, der wirtschaftliche Argumente für Investitionen in Gesundheitspersonal liefert.

Bei einer zweiten Veranstaltung wurde ein anstehendes gemeinsames Projekt des Regionalbüros und der Europäischen Kommission zum Wissensmanagement im Bereich Migration und Gesundheit vorgestellt. Ziel des Projekts ist es, bewährte Verfahren bei der Erbringung von Versorgungsleistungen für gefährdete Migranten und Flüchtlinge auszutauschen.

Höhepunkte von Tag 4

  • Aktionsplan zur Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten in der Europäischen Region der WHO
  • Aktionsplan zur Verstärkung der Nutzung von Evidenz, Gesundheitsinformationen und Forschung für die Politikgestaltung in der Europäischen Region der WHO
  • Fortschrittsberichte