Ansprache von Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa
15-09-2014
Herr Präsident, Eure Königliche Hoheit Kronprinzessin Mary von Dänemark, sehr geehrte Frau Generaldirektorin, sehr geehrte Gattin des Präsidenten von Estland, Exzellenzen, meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es ist mir eine große Ehre, auf dieser 64. Tagung des Regionalkomitees erneut zu Ihnen sprechen und Sie in unseren neuen Räumlichkeiten im Regionalbüro herzlich willkommen heißen zu dürfen.
Wie Sie sich vielleicht erinnern, war meine Zukunftsvision von 2010 in der Satzung der WHO und der darin enthaltenen Forderung nach einem erreichbaren Höchstmaß an Gesundheit als einem Menschenrecht begründet. Damals verpflichtete ich mich auf der Tagung des Regionalkomitees, mich nach Kräften für „mehr Gesundheit für Europa“ einzusetzen.
Zur Verwirklichung dieser Zielsetzung legte ich insgesamt sieben strategische Prioritäten vor, die die Grundlage für die Rechenschaftslegung in Bezug auf Fortschritte bilden.
Wie wir wissen, konnte die Europäische Region in den letzten Jahrzehnten eine erhebliche Verbesserung der gesundheitlichen Resultate verzeichnen. So stieg etwa die durchschnittliche Lebenserwartung um fünf Jahre. Doch haben von diesen Verbesserungen nicht alle gleichermaßen profitiert, sodass unsere Region nach wie vor von gesundheitlichen Ungleichgewichten belastet wird.
Heute ist der größte Teil der Krankheitslast auf nichtübertragbare Krankheiten zurückzuführen, die mit sozialen, verhaltensmäßigen und umweltbedingten Determinanten verknüpft sind.
Hinzu kommt, dass die Europäische Region in den letzten fünf Jahren eine schwere Rezession erlebt hat, und die daraus resultierenden Sparmaßnahmen hatten Kürzungen in den Etats der öffentlichen Gesundheitsdienste und eine Verschlechterung des Zugangs zur Gesundheitsversorgung zur Folge.
Angesichts dieser Herausforderungen sind neue Denkansätze erforderlich. Mit Blick auf die Zukunft muss Gesundheit einen höheren Stellenwert auf der politischen Tagesordnung erhalten.
Deshalb entschlossen wir uns damals zur Ausarbeitung von „Gesundheit 2020“.
Zusammen mit Ihnen haben wir in den vergangenen fünf Jahren die politischen Rahmenbedingungen von Grund auf erneuert und die Umsetzung Ihrer Beschlüsse ist auf gutem Wege.
Heute dient uns „Gesundheit 2020“ als gemeinsames Rahmenkonzept. Darin werden die grundlegende strategische Ausrichtung und die Leitwerte mit dem Ziel der Verbesserung der Gesundheitssituation und des Abbaus gesundheitlicher Ungleichgewichte festgelegt. „Gesundheit 2020“ beinhaltet vier vorrangige Handlungsfelder.
Darin werden die zentrale Rolle der sozialen Determinanten von Gesundheit und die Notwendigkeit eines Hinausgehens über die reine Gesundheitsversorgung durch Verfolgung gesamtstaatlicher und gesamtgesellschaftlicher Lösungsansätze hervorgehoben.
Es gibt eine zunehmende Dynamik für die Umsetzung von „Gesundheit 2020“, da zahlreiche Mitgliedstaaten sich nun dieser Herausforderung stellen. Wir haben uns nach Kräften bemüht, den Ländern unter ihren jeweiligen Rahmenbedingungen und gemäß ihren Prioritäten dabei behilflich zu sein, die Voraussetzungen für eine abgestimmte und umfassende Umsetzung in die Praxis zu schaffen.
Diese Arbeit muss in engem Zusammenhang mit der Entwicklungsagenda nach 2015 gesehen werden und soll auch in die Gestaltung des Entwicklungshilferahmens der Vereinten Nationen auf der Ebene der Länder einfließen.
Im Mittelpunkt der Umsetzung von „Gesundheit 2020“ steht der Themenkomplex der öffentlichen Gesundheit. Die bestehenden Ungleichheiten in der Verteilung der Krankheitslast in unserer Region verdeutlichen, dass es noch ein enormes Potenzial für gesundheitliche Zugewinne gibt.
Dieses lässt sich durch eine Kombination aus Maßnahmen der Krankheitsprävention, Gesundheitsförderung und eines angemessenen Krankheitsmanagements verwirklichen.
Wir müssen in hochgradig kosteneffektive Interventionen im Bereich der öffentlichen Gesundheit investieren, etwa in evidenzbasierte Steuerkonzepte, umfassende Pakete von Präventions- und Gesundheitsförderungsmaßnahmen, Maßnahmen zur Inangriffnahme der sozialen Determinanten von Gesundheit sowie neue Formen der Politiksteuerung. Solche Investitionen müssen innerhalb der Gesundheitssysteme vorgenommen werden, um die grundlegenden Funktionen im Bereich der öffentlichen Gesundheit zu integrieren, aber auch durch bereichsübergreifende Ansätze auf der Bevölkerungsebene.
Diese Neuausrichtung ist das konzeptionelle Kernstück von „Gesundheit 2020“, dessen erfolgreiche Umsetzung drei zentrale Elemente voraussetzt, wie Sie der nächsten Folie entnehmen können.
Als Voraussetzung für einen Kurswechsel in Richtung „Gesundheit 2020“ sind ein starkes politisches Engagement der Regierungen und eine entschlossene Führungsarbeit der Gesundheitsministerien und der Gesundheitsinstitute erforderlich.
Für die kommenden fünf Jahre hat sich die WHO verpflichtet, Sie bei der Entwicklung, Umsetzung und Ausrichtung der Gesundheitspolitik Ihrer Länder, bei der Zusammenarbeit mit anderen Politikbereichen, bei der Bereitstellung hochwertiger und wirksamer Gesundheitsleistungen und bei der Stärkung der Angebote und Kapazitäten im Bereich der öffentlichen Gesundheitsdienste zu unterstützen.
Die Ziele von „Gesundheit 2020“ und der dazu gehörige Kontrollrahmen dienen als Gradmesser für die erreichten Fortschritte sowie zur Rechenschaftslegung.
In den nächsten fünf Jahren gilt es, eine Konsolidierung und eine vollständige Umsetzung unserer Verpflichtungen zu erreichen. Dabei streben wir mehr Chancengleichheit im Gesundheitsbereich und eine engere Verknüpfung zwischen Gesundheit und nachhaltiger Entwicklung an.
Unsere Zielsetzung lautet „Mehr Gesundheit für Europa: mehr Chancengleichheit und Nachhaltigkeit“.
Ich werde Ihnen morgen unser Paket für die Umsetzung von „Gesundheit 2020“ vorstellen und mich deshalb an dieser Stelle kurz fassen, um mehr Zeit für die vorrangigen Handlungsfelder zu lassen.
Gestatten Sie mir nun, Ihnen von unseren Erfolgen in den vorrangigen Handlungsfeldern unserer Arbeit zu berichten und dann einen Ausblick auf den vor uns liegenden Weg zu geben.
Die Einzelheiten finden sich im Bericht für den Zweijahreszeitraum 2012– 2013 sowie in dem Bericht über die wichtigsten Erfolge der letzten fünf Jahre.
Meine Damen und Herren, Voraussetzung für die Verbesserung von Gesundheit und gesundheitlicher Chancengleichheit ist ein wirksamer Lebensverlaufansatz. Deshalb wurden in den vergangenen fünf Jahren die Maßnahmen zur Förderung und zum Schutz von Gesundheit in allen Lebensphasen erheblich intensiviert.
Es gibt zahlreiche Belege für die Notwendigkeit, die frühkindliche Entwicklung sowie eine Verzahnung zwischen den Bereichen Gesundheit und Soziales zu fördern. Dazu ist eine ressortübergreifende Zusammenarbeit, namentlich mit Politikbereichen wie Bildung, Soziales und Beschäftigung, erforderlich, die auch Gegenstand des morgigen Mittagessens der Minister sein wird.
Auch zur Zusammenarbeit mit anderen Politikbereichen sind Grundsatzpapiere in Vorbereitung; als ein Beispiel werden wir morgen Mittag das Papier über die Zusammenarbeit mit dem Bildungswesen präsentieren. Zum Thema Lebensverlaufansatz planen wir im Laufe des Jahres 2015 eine Ministerkonferenz.
Die Beschleunigung der Fortschritte bei der Verwirklichung der gesundheitsbezogenen Millenniums-Entwicklungsziele (MZ) ist ein Schwerpunkt unserer Tätigkeit, und die Arbeit an den noch nicht erledigten Aufgaben geht weiter. Die Entwicklungsagenda nach 2015 wird eine Ausweitung dieser Arbeit mit sich bringen und ihr in den nächsten Jahren neue Impulse verleihen.
Wir sind aktiv am Prozess der Ausarbeitung der Agenda beteiligt und stehen dabei im Kontakt mit allen maßgeblichen Akteuren. Wie während der Konsultation der Europäischen Region in der Türkei zum Ausdruck gebracht: „Gesundheit 2020“ wird den Weg für die Umsetzung dieser neuen Zukunftsvision in unserer Region bereiten. Auf dem heutigen Mittagessen der Minister werden wir die Gelegenheit haben, dieses Thema weiter zu vertiefen.
Auf dem Gebiet der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen hat die Europäische Region substanzielle Fortschritte erzielt, doch bestehen hier nach wie vor große Ungleichheiten.
Die Mitgliedstaaten haben umfassende Handlungskonzepte eingeführt und die Qualität der Versorgung verbessert. Die Ergebnisse sprechen eine eindeutige Sprache, etwa der Rückgang der Mortalität in der Altersgruppe unter fünf Jahren auf 36 pro 1000 Lebendgeburten in den Ländern der Kaukasusregion und Zentralasiens im Jahr 2012.
Die erneuerte Strategie für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, die Ihnen am Mittwoch vorgelegt wird, ist ein ausgezeichnetes Instrument für die Bestimmung vorrangiger Maßnahmen.
Die Grundlage für den Aktionsplan zur Prävention von Kindesmisshandlung bildet der Europäische Bericht zu dieser Thematik, den wir am Mittwoch werden erörtern können.
Auch im Bereich der Gesundheit von Müttern lassen sich gute Fortschritte erkennen. So sank die Müttersterblichkeitsrate 2013 auf 17 Müttersterbefälle pro 100 000 Lebendgeburten. Dabei profitierten die Länder Mittel- und Osteuropas am meisten von der Umsetzung der Initiativen „Wirksame Perinatalversorgung“ und „Über die Zahlen hinaus“.
Die Einführung moderner, wirksamer Verhütungsmethoden und die Förderung von Sexualerziehung haben zur Verringerung der Zahl unbeabsichtigter Schwangerschaften beigetragen. Der Schutz der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte wird in Zukunft eine gewichtigere Rolle in unserer Arbeit spielen als bisher.
Nichtübertragbare Krankheiten sind die wichtigste Ursache der Krankheitslast, doch etwa 80% der vorzeitigen Todesfälle gelten als vermeidbar.
Bei der Umsetzung des Aktionsplans zur Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten legten wir den Schwerpunkt auf die Stärkung ressortübergreifender Konzepte und Strategien, die im Einklang mit dem Globalen Aktionsplan und mit „Gesundheit 2020“ stehen.
Diese Anstrengungen haben bereits zu konkreten Ergebnissen geführt. Die Zahl der Mitgliedstaaten mit landesweit integrierten Handlungskonzepten gegen nichtübertragbare Krankheiten ist erheblich gestiegen. Die Länder haben auch ihre Beobachtungssysteme gestärkt, indem sie den Globalen Kontrollrahmen an ihre jeweiligen Rahmenbedingungen angepasst haben.
Insgesamt gesehen weist die Mortalität aufgrund nichtübertragbarer Krankheiten einen Abwärtstrend auf, und die vorzeitige Sterblichkeit aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist generell in der gesamten Europäischen Region rückläufig.
Wie auf dieser Folie zu sehen ist, hat sich seit 2000 die Wahrscheinlichkeit, vor Vollendung des 64. Lebensjahrs an Herzkrankheit oder einem Schlaganfall zu sterben, in allen Teilen der Europäischen Region verringert – ein Erfolg, auf den wir stolz sein können. Doch es bestehen noch beträchtliche Unterschiede zwischen den Ländern, sodass hier Handlungsbedarf herrscht.
2013 haben Sie in Turkmenistan der Erklärung von Aschgabat über die Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten zugestimmt. Mit ihr werden wir uns am Mittwoch näher befassen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich durch den Gesundheitsminister dem Präsidenten von Turkmenistan für die Ausrichtung dieser bedeutenden Konferenz danken.
Es gibt heute gewichtige ökonomische Argumente für gezielte Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention.
Es gibt Belege dafür, dass Investitionen in die Prävention sich nicht nur langfristig, sondern schon kurz- bis mittelfristig auszahlen. Dies erhöht ihre Attraktivität für politische Entscheidungsträger.
Ein Blick auf das Beispiel der koronaren Herzkrankheit zeigt, dass zwischen 50% bis 75% der in jüngster Zeit erreichten Senkung der Zahl der Todesfälle auf Prävention in Form eines gezielten Ansetzens an den Risikofaktoren zurückzuführen sind. Für die verbleibenden 25% bis 50% ist die medizinische Behandlung verantwortlich.
Doch die Regierungen geben bestenfalls einen Bruchteil ihrer Gesundheitsetats für Prävention aus. Als ebenso hohe Priorität muss das Management nichtübertragbarer Krankheiten behandelt werden.
Aus bereichsübergreifenden Bedarfsanalysen konnten folgende Erfordernisse ermittelt werden: ein allgemeiner Zugang zu unentbehrlichen Arzneimitteln gegen Bluthochdruck, Diabetes und Krebs; eine bessere Inanspruchnahme von Leistungen; eine Erhöhung des Anteils der Personen mit kardiovaskulärem Risikoprofil; und eine sachgemäße Handhabung von Krebsvorsorgeuntersuchungen.
Dies sind ernst zu nehmende Problembereiche, die in den kommenden fünf Jahren abgestimmte Konzepte im Bereich der öffentlichen Gesundheit erforderlich machen.
Ein vorrangiges Anliegen bleibt das Ansetzen an den Risikofaktoren. In den letzten Jahren haben wir unsere Strategien und Aktionspläne auf diesem Gebiet gemäß den Anforderungen erneuert.
In diesem Bereich orientierte sich unsere Arbeit an der erfolgreichen Konferenz von Wien, und wir arbeiteten wie vereinbart den Europäischen Aktionsplan Nahrung und Ernährung aus. Er enthält eine Reihe vorrangiger Maßnahmen zur Bewältigung der großen ernährungsbedingten Probleme und wird am Mittwoch auf der Tagesordnung stehen.
Die Konferenz in Usbekistan in diesem Jahr bot die Gelegenheit zu fachübergreifenden Diskussionen über Nahrung und Ernährung sowie Lebensmittel- und Ernährungssicherheit.
Hier ist der Hinweis angebracht, dass infolge der von mehreren Ländern ergriffenen Grundsatzmaßnahmen bedeutende Fortschritte erzielt werden konnten, namentlich eine signifikante Senkung des Salzkonsums.
Darüber hinaus arbeiten wir, wie in der Erklärung von Wien gefordert, an einem Aktionsplan für Bewegungsförderung, den wir im nächsten Jahr dem Regionalkomitee präsentieren werden.
Auch wenn unsere Region die höchste Zahl der Unterzeichner des Rahmenübereinkommens der WHO zur Eindämmung des Tabakgebrauchs (FCTC) hat (50 der 53 Mitgliedstaaten), so weist sie doch leider von allen Weltregionen die höchste Prävalenz des Rauchens bei Erwachsenen auf. Deshalb gehört die Reduzierung des Tabakkonsums nun zu unseren Prioritäten, und viele Mitgliedstaaten führen auf diesem Gebiet beispielhafte Kampagnen durch.
Morgen werden wir gemeinsam mit der Generaldirektorin feierlich die Preise zum Weltnichtrauchertag der WHO an eine Reihe von Ländern unserer Region übergeben, um ihre Führungsrolle und ihre Entschlossenheit zu würdigen.
Die neue Richtlinie der Europäischen Union für Tabakerzeugnisse stellt einen erheblichen Fortschritt in der Tabakbekämpfung dar, und die WHO ist entschlossen, ihre Umsetzung zu unterstützen.
Das Protokoll zur Unterbindung des illegalen Handels mit Tabakerzeugnissen ist ein ausgezeichnetes Instrument für die Bekämpfung des illegalen grenzüberschreitenden Handels, und ich möchte Sie alle dazu ermutigen, es zu ratifizieren.
Ich halte die globale Zielmarke, bis zum Jahr 2025 eine Verringerung des Tabakkonsums in der Europäischen Region um 30% anzustreben, für ein realistisches Ziel.
Darüber hinaus verfolge ich wie Sie auch das Ziel, unsere Region tabakfrei zu machen, das auch in der Erklärung von Aschgabat zum Ausdruck kommt.
Ich bin entschlossen, unsere Unterstützung für das Handeln der Mitgliedstaaten zu intensivieren, und beabsichtige, Ihnen zur Unterstützung bei der Umsetzung des FCTC im kommenden Jahr einen Aktionsplan zur Tabakbekämpfung vorzulegen.
Meine Damen und Herren, gestatten Sie mir nun, mich dem Themenkomplex der übertragbaren Krankheiten zuzuwenden. Auch wenn die Europäische Region ihre Maßnahmen zur Bekämpfung der übertragbaren Krankheiten verstärkt hat, so gibt es doch noch unerledigte Aufgaben, und es entstehen neue Herausforderungen.
Angesichts der geschätzt 350 000 neuen Tuberkulosefälle pro Jahr und der weltweit höchsten Raten an multiresistenter Tuberkulose bleibt die Bekämpfung der Tuberkulose ein vorrangiges Anliegen für die Europäische Region.
Mit Ihrer Entschlossenheit und der Unterstützung durch unsere Partnerorganisationen trägt die Umsetzung des Aktionsplans der Europäischen Region nun konkrete Früchte. So werden heute mehr als die Hälfte der geschätzten Fälle entdeckt. Und der Anteil der Fälle, in denen eine Behandlung aufgenommen wurde, erhöhte sich 2013 auf 96% – ein großartiger Erfolg innerhalb nur eines Jahres.
Doch fällt beim Behandlungserfolg das Bild weniger positiv aus, was hauptsächlich auf Probleme in den Gesundheitssystemen und das Fehlen wirksamer neuer Medikamente zurückzuführen ist.
Wir sollten es uns zum Ziel setzen, die Tuberkulose noch zu unseren Lebzeiten zu eliminieren. Um dies zu erreichen, bedarf es eines entschlossenen Engagements von Politik und Wissenschaft.
Dabei werden konkret Maßnahmen benötigt, die an den sozialen Determinanten von Gesundheit ansetzen und die allen Patienten einen gleichberechtigten Zugang zu einer hochwertigen Gesundheitsversorgung verschaffen.
Auch im Bereich HIV/Aids tragen die gemeinsamen Anstrengungen mit unseren Partnerorganisationen bei der Umsetzung des Europäischen Aktionsplans bereits Früchte.
So stehen jetzt in zunehmendem Maße HIV-Tests und Beratungsangebote zur Verfügung. Auch in Bezug auf das Ziel der Eliminierung der Mutter-Kind-Übertragung konnten gute Fortschritte erreicht werden. Heute erhalten mehr Personen eine antiretrovirale Behandlung, was auch im Hinblick auf die Prävention wichtig ist.
Auch wenn der Versorgungsgrad im östlichen Teil der Region sich signifikant (um 52%) erhöht hat, so ist er doch nach wie vor niedrig.
Trotz aller Anstrengungen ist es uns noch nicht gelungen, die Epidemie zu besiegen. Die Zahl der HIV-Fälle ist seit 2010 um weitere 7% gestiegen. Die Behandlungsangebote können nicht mit der Zahl der Neuinfektionen Schritt halten. Die Epidemie ist nach wie vor in bestimmten Bevölkerungsgruppen konzentriert, die beim Zugang zu den benötigten Leistungen vor strukturellen Hindernissen stehen.
Nun gilt es, gezielte Interventionen auszuweiten. Evidenzbasierte Konzepte, einschließlich Schadensminderungsmaßnahmen für injizierende Drogenkonsumenten, sollten in allen Ländern flächendeckend durchgeführt werden, vor allem für besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen.
In diesem Jahr hatten wir in Moskau eine weitere äußerst fruchtbare Konferenz zum Themenkomplex HIV/Aids. Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass wir mit der Gesundheitsministerin der Russischen Föderation vereinbart haben, eine gemeinsame Arbeitsgruppe einzurichten. Sie wird die vorhandene Evidenz zu Schadensminderungsstrategien prüfen, was zu einer Änderung der strategischen Lösungsansätze führen könnte.
Am Donnerstag haben wir die Gelegenheit, uns mit dieser Thematik näher auseinanderzusetzen.
Im Kampf gegen antimikrobielle Resistenzen konnten seit der Annahme des Europäischen Aktionsplans mit einem einheitlichen Gesundheitsansatz („One Health“) beträchtliche Fortschritte erzielt werden.
Die Schwerpunkte unserer Arbeit lagen darin, die Länder beim Kapazitätsaufbau, bei der Bereitstellung zuverlässiger Diagnostika, bei der Durchführung von Surveillance-Maßnahmen und Infektionsschutzprogrammen, bei der Umsetzung von Konzepten zur Förderung eines umsichtigen Umgangs mit Antibiotika und bei der Einrichtung bereichsübergreifender Koordinationsverfahren zu unterstützen.
Heute liegen uns zum ersten Mal Daten über antimikrobielle Resistenzen und den Verbrauch von Antibiotika in einer Reihe von Ländern außerhalb der EU vor.
Dank der guten Zusammenarbeit mit dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) ist es uns gelungen, den Europäischen Antibiotikatag in allen Teilen der Europäischen Region zu etablieren.
Nähere Informationen über die Umsetzung des Strategischen Aktionsplans zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen erhalten Sie mit dem diesbezüglichen Fortschrittsbericht, der am Donnerstag auf unserer Tagesordnung steht.
Antimikrobielle Resistenzen werden inzwischen als eine ernsthafte Bedrohung für die öffentliche Gesundheit weltweit betrachtet, und die Mitgliedstaaten in der Europäischen Region hatten einen maßgeblichen Anteil am Zustandekommen dieser Erkenntnis. Näheres über das Verfahren für die Ausarbeitung eines globalen Aktionsplans erfahren Sie in unserer Sitzung am Donnerstag.
An dieser Stelle möchte ich lediglich den Niederlanden zur Ausrichtung der erfolgreichen Tagung im Juni über antimikrobielle Resistenz im Lichte des sog. „One-Health-Ansatzes“ gratulieren und die Führungsarbeit würdigen, die Norwegen, Schweden und das Vereinigte Königreich durch Ausrichtung ähnlicher Veranstaltungen im weiteren Verlauf des Jahres leisten werden, und die Dänemark zur Zeit seiner Ratspräsidentschaft der Europäischen Union geleistet hat.
Auf dem Gebiet des Impfwesens sind große Fortschritte erzielt worden. Durch gut funktionierende Impfprogramme mit hohen Impfraten und die Einführung neuer Impfstoffe konnten viele Menschenleben gerettet werden. Doch wir müssen in dieser entscheidenden Phase die Dynamik aufrechterhalten. Zu den vor uns liegenden Herausforderungen gehört es, die Impfverweigerer zu überzeugen und die Hochrisikogruppen zu erreichen.
Wie von Ihnen gewünscht, haben wir den Europäischen Impfaktionsplan ausgearbeitet, den wir Ihnen am Mittwoch präsentieren werden.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich Ihrer Königlichen Hoheit Kronprinzessin Mary von Dänemark für Ihre Überzeugungsarbeit im Bereich der Gesundheit von Müttern und Kindern und für ihre anhaltende Unterstützung der Europäischen Impfwoche herzlich danken. Ich sehe unserem Besuch in Tadschikistan erwartungsvoll und entgegen und es ist mir eine Ehre, dabei sein zu können.
Trotz der Fortschritte bei der angestrebten Eliminierung der Masern und Röteln bis 2015 stellen neue Ausbrüche und die anhaltende Übertragung immer noch eine ernste Bedrohung für die Länder der Europäischen Region dar.
Deshalb benötigen wir heute mehr denn je einen stärkeren politischen Willen zur Umsetzung des Pakets für beschleunigte Maßnahmen, während wir uns gleichzeitig um den Aufbau starker Partnerschaften bemühen.
Auch wenn das Risiko einer Übertragung der Poliomyelitis (Polio) innerhalb der Europäischen Region gering bleibt, so müssen wir doch wachsam bleiben und eine hochwertige epidemiologische Überwachung sowie hohe Immunisierungsraten in der Bevölkerung sicherstellen.
Nach Feststellung einer „gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite“ aufgrund von Polio sind wir bereit, gemeinsam mit unseren Mitgliedstaaten und Partnerorganisationen die Umsetzung der vorläufigen Empfehlungen zu unterstützen. Mehr zu diesem Thema und zu dem Endspiel gegen Polio erfahren Sie am Donnerstag.
Die Eliminierung der Maria aus der Europäischen Region bis 2015 ist jetzt in Reichweite, denn 2013 wurden nur noch 37 Fälle aus lediglich zwei Ländern gemeldet.
Einige Länder haben nach der Billigung des Handlungsrahmens gegen Vektorkrankheiten durch das Regionalkomitee inzwischen dessen Umsetzung in die Wege geleitet.
Meine Damen und Herren, lassen Sie uns jetzt den Blick auf einen anderen wichtigen Bereich richten: die Gesundheitssicherheit.
Die Generaldirektorin hat in jüngster Zeit zweimal eine gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite festgestellt: im Mai wegen der internationalen Ausbreitung des Poliowildvirus und im August wegen des Ebola-Ausbruchs in Westafrika.
Die Besorgnis über den Ebola-Ausbruch nimmt mit der steigenden Zahl der Erkrankungs- wie Todesfälle zu. Das Regionalbüro unterstützt die auf der globalen Ebene eingeleiteten Gegenmaßnahmen. Bislang haben wir drei Bedienstete entsandt, darunter den Direktor der Abteilung Übertragbare Krankheiten, Gesundheitssicherheit und Umwelt, der über umfassende Erfahrung mit vergleichbaren Krankheitsausbrüchen verfügt. Weitere 23 Kolleginnen und Kollegen bereiten sich auf ihren bevorstehenden Einsatz vor.
Die WHO hat einen Fahrplan als Orientierungs- und Koordinierungshilfe für die internationalen Gegenmaßnahmen herausgegeben, um dessen Unterstützung ich Sie alle bitten möchte. Mehr hierzu werden Sie in der Rede der Generaldirektorin und am Donnerstag hören.
Darüber hinaus kam es in den vergangenen zwölf Monaten zu einer Reihe von Naturkatastrophen und bewaffneten Konflikten, die humanitäre Krisen nach sich zogen.
Dazu zählten die schweren Überschwemmungen auf dem Balkan, von denen insbesondere Bosnien und Herzegowina, Kroatien und Serbien betroffen waren.
Der Konflikt in der Arabischen Republik Syrien hat weiterhin direkte Auswirkungen auf die Europäische Region, insbesondere im Süden der Türkei.
Ich danke der türkischen Regierung für ihre herausragende Unterstützung der Polio-Impfkampagnen in der Arabischen Republik Syrien, durch die mehr als eine Million Kinder zusätzlich erreicht werden konnten. Auch ihre Maßnahmen zur Unterstützung der Flüchtlinge aus Syrien sind beispielhaft.
Wir haben uns an den interinstitutionellen Bemühungen der Vereinten Nationen im Bereich der grenzüberschreitenden Hilfe beteiligt und diese Arbeit innerhalb der WHO eng mit dem Regionalbüro für den östlichen Mittelmeerraum und dem Hauptbüro abgestimmt. Wir dehnen gegenwärtig unsere Präsenz in der südlichen Türkei weiter aus, um dort die Reaktionskapazität zu vergrößern.
Als Reaktion auf die humanitäre Krise in der Ukraine haben wir unsere Maßnahmen ausgeweitet und das Gesundheitsministerium und die Behörden vor Ort darin unterstützt, Engpässe in der Gesundheitsversorgung für Binnenvertriebene und betroffene Gemeinden zu überwinden.
Dabei führt, koordiniert und unterstützt die WHO die nationalen und internationalen Partnerorganisationen im Gesundheitsbereich. Nach dem erfolgreich verlaufenen Gebertreffen in Genf in der vergangenen Woche hoffen wir, unsere Hilfeleistungen nun beschleunigt anbieten zu können.
Wir haben auch in anderen globalen Krisensituationen Unterstützung geleistet, indem wir unsere Bediensteten zu verschiedenen Nothilfeeinsätzen entsandt haben.
All diese Ereignisse stellen uns vor erhebliche Herausforderungen.
Wir sind entschlossen, die Mitgliedstaaten mittels eines umfassenden gefahren- und bereichsübergreifenden Ansatzes auch weiterhin dabei zu unterstützen, Vorsorge- und Gegenmaßnahmen gegen alle für die öffentliche Gesundheit relevanten Gefahren oder Notlagen durchzuführen.
Die Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) bieten hierfür einen hervorragenden rechtlichen Rahmen.
Im vergangenen Sommer wurde eine bedeutende Zielmarke für die IGV erreicht, als im Juni 2014 die erste zweijährige Fristverlängerung für den Aufbau von Kernkapazitäten zu Ende ging. Am Donnerstag bitten wir Sie in Verbindung mit der Erörterung des angeregten globalen Koordinierungsmechanismus mit Repräsentanz der Regionen um Ihre Stellungnahme.
Meine Damen und Herren, lassen Sie mich nun zu einem weiteren ebenso signifikanten Themenbereich kommen: der Stärkung der Gesundheitssysteme.
In den zurückliegenden fünf Jahren fand in diesem Bereich eine umfassende Zusammenarbeit mit den Ländern statt, die statt auf reine Systemveränderungen auch fest auf gesundheitliche Ergebnisse abzielte.
Die Umsetzung der Charta von Tallinn wurde zügig fortgesetzt.
Aus Anlass des fünften Jahrestags der Annahme der Charta von Tallinn fand im vergangenen Jahr in Estland eine hochrangige Tagung statt. Sie bot eine einzigartige Gelegenheit, um Neuland zu erschließen, zur Verbesserung der Bevölkerungsgesundheit beizutragen und sich auf unseren künftigen Kurs zu verständigen: die Verknüpfung der Verpflichtungen aus der Charta von Tallinn mit „Gesundheit 2020“ und dem Ziel einer allgemeinen Gesundheitsversorgung. Mehr über die Ergebnisse der Tagung erfahren Sie am Dienstag.
Wir werden dem Regionalkomitee im kommenden Jahr den abschließenden Bericht über die Umsetzung der Charta von Tallinn vorlegen – zusammen mit unseren Vorschlägen dafür, wie die Gesundheitssysteme insgesamt unter Hervorhebung gesundheitspolitischer und ressortübergreifender Ansätze gestärkt werden können.
Im Rahmen des Tallinn-Prozesses arbeiten wir weiter auf eine Leistungserbringung mit dem Ziel einer patientenzentrierten Gesundheitsversorgung und zugleich auf eine engere Verknüpfung von gesundheitlichen Zugewinnen mit der Stärkung der Gesundheitssysteme hin und können hier bereits konkrete Ergebnisse erkennen.
Der 35. Jahrestag der Erklärung von Alma-Ata, der auf einer Konferenz in Kasachstan begangen wurde, bot eine hervorragende Gelegenheit zur Erneuerung der durch sie angestoßenen Zukunftsvision der primären Gesundheitsversorgung. Sie steht im Mittelpunkt unserer Arbeit zur Bereitstellung koordinierter und integrierter Angebote mit Anbindung an die Krankenhäuser und die soziale und patientenzentrierte Langzeitpflege.
Ein weiterer Bereich, in dem wir die Mitgliedstaaten intensiv unterstützt haben, ist die Verdeutlichung der gesundheitlichen Auswirkungen der Wirtschaftskrise.
Diese Arbeit orientiert sich an den zehn politischen Lehren und Empfehlungen, die das Ergebnis der hochrangigen Tagung in Oslo waren.
Diese Empfehlungen haben sich schon als ein starkes Instrument im Dialog der Gesundheitsminister mit den Finanzministern und Regierungschefs bewährt.
Schließlich ist als zentraler strategischer Schwerpunkt die allgemeine Gesundheitsversorgung zu nennen, die auch unsere Arbeit zur Stärkung der Gesundheitssysteme im Rahmen von „Gesundheit 2020“ maßgeblich bestimmt.
Die allgemeine Gesundheitsversorgung ist der Chancengleichheit in Bezug auf Zugang wie auch Resultate zuträglich und stellt somit einen Beitrag zum Abbau bestehender Ungleichgewichte dar. Sie ist wichtig im Hinblick auf eine langfristige Nachhaltigkeit und beinhaltet gleichzeitig eine finanzielle Absicherung, was für die kommenden Jahre ein bedeutender Schwerpunkt sein wird.
Darüber hinaus werden die jährlich veranstalteten Flaggschiffkurse von den Mitgliedstaaten zunehmend als eine wichtige Form der Unterstützung anerkannt.
Hier werden verschiedene bedeutende Bereiche in einem umfassenden Ansatz für die Gesundheitssysteme und ihre Finanzierung kombiniert behandelt und die Mitgliedstaaten auf ihrem Weg zu einer allgemeinen Gesundheitsversorgung unterstützt.
Wir haben auch auf eine wachsende Zahl von Bitten aus den Mitgliedstaaten reagiert, systemweite Gesundheitsreformen und einen Übergang zu nachhaltigen und belastbaren Gesundheitssystemen zu unterstützen.
Die konkreten Schwerpunkte lagen dabei auf patientenzentrierten Leistungserbringungsmodellen in Verbindung mit Finanzierungskonzepten, auf einer verbesserten Effizienz in den Gesundheitssystemen, auf höheren Investitionen für die öffentliche Gesundheit und auf der Verwirklichung einer allgemeinen Gesundheitsversorgung.
Wir haben die Möglichkeiten des Regionalbüros für Information und Analyse kontinuierlich verbessert.
Wir haben unsere Datenbanken regelmäßig aktualisiert, zentrale gesundheitliche Indikatoren veröffentlicht und zur Kontrolle der Umsetzung von „Gesundheit 2020“ spezielle Indikatoren für Gesundheit und Wohlbefinden entwickelt.
Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit waren Erkenntnisse als Grundlage für politische Entscheidungsprozesse; auch in diesem Bereich sind eine Reihe wichtiger Aktivitäten im Gange, wie etwa unser Herbstseminar über Gesundheitsinformationen in der Türkei und die Neuauflage des CARINFONET (Central Asian Republics Health Information Network). Außerdem eröffnen wir jetzt unser Online-Portal mit Gesundheitsinformationen, die nun alle aus einer Hand erhältlich sind.
Während der Fachinformationssitzung am Mittwoch werden Sie hierzu detaillierte Informationen erhalten, und es werden eine Reihe neuer Instrumente vorgestellt.
Gestatten Sie mir, an dieser Stelle die wertvollen wissenschaftlichen Beiträge zu würdigen, die der Europäische Beratungsausschuss für Gesundheitsforschung zur Politikgestaltung leistet.
Ich begrüße herzlich den Vorsitzenden, Herrn Prof. Tomris Turmen, die stellvertretende Vorsitzende, Frau Prof. Roza Adany, und weitere Mitglieder des Ausschusses.
Meine Damen und Herren, die Schaffung widerstandsfähiger Gemeinschaften und stützender Umfelder ist ebenfalls ein Schwerpunkt von „Gesundheit 2020“
Seit mehr als 25 Jahren liefert der Prozess Umwelt und Gesundheit in Europa bereits ein anschauliches Beispiel dafür, wie „Gesundheit 2020“ in die Praxis umgesetzt werden kann.
Der Prozess inspiriert durch seine beispielhafte Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Politikbereichen und bietet ein ressortübergreifendes Forum für das Aufstellen politischer Ziele und ihre Umsetzung. Er befasst sich mit wichtigen Umweltdeterminanten, die immer noch für 20% der Mortalität in der Region verantwortlich sind.
Am Donnerstag werden Sie ausführlicher Gelegenheit haben, die erzielten Fortschritte zu begutachten, doch lassen Sie mich schon jetzt hervorheben, dass die erneuerte Steuerungsstruktur, die durch die Ministerkonferenz in Parma geschaffen wurde, inzwischen erfolgreich in Gang gesetzt wurde.
Die bevorstehende Halbzeitbilanztagung stellt ein wichtiges Etappenziel dar, an dem die Arbeit zur Festlegung der Tagesordnung für die Sechste Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit eingeläutet wird.
Der Prozess Umwelt und Gesundheit wird seine Relevanz in den kommenden Jahren behalten, denn es bleiben eine Reihe unerledigter Aufgaben in Bereichen wie Luftverschmutzung, chemische Kontamination, unzureichende Wasserver- und Abwasserentsorgung in Teilen der Europäischen Region, aber auch Herausforderungen wie der Technologiewandel und die Klimaveränderungen.
Auf der anderen Seite werden die Entwicklungen auf globaler Ebene natürlich auch die Agenda der Europäischen Region beeinflussen. Die Debatte auf der kommende Woche beginnenden Generalversammlung der Vereinten Nationen wird hierfür ein wichtiger Meilenstein sein.
Als Nächstes möchte ich auf die Umsetzung der WHO-Reform in der Europäischen Region zu sprechen kommen. Da Sie jedoch in der Sitzung heute Nachmittag mehr hierzu hören werden, werde ich an dieser Stelle nur zwei Punkte hervorheben.
Erstens haben wir in erheblichem Maße zu allen Aspekten der Reform beigetragen, namentlich zu ihrer vollständigen Umsetzung in allen Teilen der Europäischen Region, im Geiste des Grundsatzes „eine WHO“.
Zweitens möchte ich die Arbeit im Bereich der Organisationsführung nennen, die in unserer Region schon weit fortgeschritten ist. Unsere Arbeit zur Stärkung der Rolle unseres leitenden Organs, des Regionalkomitees, und der Führungsstrukturen innerhalb des Regionalbüros basierte auf der globalen WHO-Reform und trug umgekehrt auch zu ihr bei.
Wir haben die Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen und Netzwerken in der gesamten Europäischen Region verstärkt und engagieren uns auf breiter Front, was auch der Politikkohärenz zugute kommt. So konnten wir die Mitgliedstaaten effizienter unterstützen.
Die Zusammenarbeit mit der Europäischen Union bietet eine solide Grundlage, die erhebliche Chancen und zusätzliche Vorteile mit sich bringt.
Das Regionalbüro hat die Erklärung von Moskau mit der Europäischen Kommission vollständig umgesetzt und die Zusammenarbeit mit dem Europäischen Parlament und den Ratspräsidentschaften ausgeweitet.
In der Zusammenarbeit mit Organisationen der Vereinten Nationen haben wir große Fortschritte erzielt.
Neben der intensiven Zusammenarbeit an den Millenniums-Entwicklungszielen, der Agenda nach 2015 und der Situation der Roma haben wir nun die Einsetzung einer interinstitutionellen Arbeitsgruppe für nichtübertragbare Krankheiten und die sozialen Determinanten von Gesundheit vereinbart, die unter der Federführung der WHO steht.
Wir haben einem Leitfaden erstellt, um die Landesteams der Vereinten Nationen neben allen anderen Bereichen der Zusammenarbeit auch bei dieser Arbeit zu unterstützen und der Gesundheit einen hohen Stellenwert auf der sozialen Entwicklungsagenda zu geben. Hier möchte ich der Regionaldirektorin des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP), Frau Cihan Sultanoglu, für ihre Unterstützung danken.
Zusammen mit ihr werde ich am Mittwochnachmittag während der Sitzung zum Thema Partnerschaften die Zusammenarbeit insbesondere mit den Organisationen der Vereinten Nationen auf globaler Ebene wie auch auf Ebene der Region vorstellen.
Wir haben auch unsere Arbeit mit der Zivilgesellschaft verstärkt, und ich freue mich, dass erneut so viele nichtstaatliche Organisationen hier vertreten sind. Wir haben schriftliche Erklärungen von nichtstaatlichen Organisationen bereits auf unserer Website veröffentlicht, und der Präsident wird sich auch bemühen, ihnen im Laufe der Tagung Redezeit zu erteilen. Es war mir eine Ehre, 2014 im Namen der WHO die Auszeichnung der Europäischen Lungenstiftung entgegennehmen zu dürfen.
Ferner haben wir die Arbeit mit anderen Partnern, insbesondere der Weltbank, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria, der GAVI-Allianz, dem Europarat und den Entwicklungsorganisationen ausgeweitet und vertieft.
Neue und neu entstehende Formen von Partnerschaften für Gesundheit haben unsere Arbeit wesentlich gestärkt und werden auch weiterhin eine entscheidende Rolle spielen.
Zu diesen Partnerschaften zählen das Südosteuropäische Gesundheitsnetzwerk (SEEHN), die Eurasische Wirtschaftsgemeinschaft, die Partnerschaft der Nördlichen Dimension, der GUS-Rat, politische Netzwerke (wie das Gesunde-Städte-Netzwerk und das Netzwerk „Regionen für Gesundheit“) und die Netzwerke der WHO für Gesundheitsförderung.
Gleichzeitig haben wir enge Beziehungen zu den Mitgliedstaaten aufgebaut.
Ich hatte die Gelegenheit, viele Länder zu besuchen und mit Präsidenten, Premierministern sowie Ministern für Gesundheit und andere Ressorts zusammenzutreffen.
Dabei warb ich bei den Regierungen für einen hohen Stellenwert von Gesundheit in der staatlichen Politik, für „Gesundheit 2020“, für gemeinsam vereinbarte Prioritäten und für die Förderung einer ressortübergreifenden Zusammenarbeit mit entsprechenden Mechanismen.
Zahlreiche Minister und Delegationen haben uns beim Regionalbüro besucht und wurden von uns umfassend über die fachliche Zusammenarbeit unterrichtet.
Wir haben auch die Entwicklung von Länder-Kooperationsstrategien (CCS) eingeleitet, von denen drei bereits unterschrieben sind und zwei weitere demnächst zur Unterschrift anstehen. Wir planen eine breiter angelegte und konsequentere Ausweitung der CCS auf andere Länder ohne Länderbüros im Laufe der kommenden fünf Jahre.
Der weitere Ausbau der Länderbüros diente unserer Zusammenarbeit mit den und unserer Tätigkeit in den Ländern.
Wir beabsichtigen unsere Unterstützung für die Mitgliedstaaten weiter zu stärken, indem wir dort WHO-Vertretungen eröffnen, wo dies notwendig und angemessen ist und wo ihre Finanzierung sichergestellt werden kann.
Zu dieser Thematik werden Sie während der Fachinformationssitzung am Dienstag mehr erfahren.
Wir haben unsere Kommunikationskanäle ausgebaut, um unsere Erreichbarkeit sowie die Zugänglichkeit unserer Informationen und Botschaften zu verbessern. Live-Übertragungen haben die Arbeit der leitenden Organe der Organisation einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Wir haben mit Erfolg Kampagnen über die sozialen Medien geführt und so neue Zielgruppen erreicht. Angesichts der wachsenden Nachfrage aus den Mitgliedstaaten haben wir größeren Nachdruck auf die Kommunikation auf Ebene der Länder gelegt.
Ich hatte mich dazu verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, das Regionalbüro zu einer führenden Instanz im Gesundheitsbereich zu machen – und damit zu einer starken, evidenzbasierten Organisation, die für die ganze Europäische Region wegweisend ist.
Ein vorrangiges Anliegen war dabei, die fachliche Relevanz unserer Arbeit zu erhöhen. Mit den vorhandenen Mitteln habe ich die administrative Unterstützung im Regionalbüro rationalisiert und umstrukturiert, um Ressourcen für die dringend erforderliche Stärkung der fachlichen Kapazitäten frei zu machen.
Natürlich hat die harte Arbeit und Hingabe der Bediensteten zur Exzellenz im Bereich der öffentlichen Gesundheit erheblich beigetragen.
Die fachliche Kapazität wurde gestärkt, doch nicht allein durch zusätzliche Einstellungen, sondern auch durch Nutzung vorhandener Ressourcen und Netzwerke, darunter die Kooperationszentren sowie nationale Kapazitäten.
Die Außenstellen bzw. ausgelagerten Fachzentren, die von den Regierungen Deutschlands, Italiens und Spaniens großzügigerweise finanziert werden, haben einen wesentlichen Beitrag zu unserer Arbeit geleistet. Ich bin dankbar für diese Unterstützung durch die Mitgliedstaaten, die der Kapazitätserweiterung beim Regionalbüro dienen.
Vor zwei Jahren sowie im vergangenen Jahr hat das Regionalkomitee die Strategie für die Außenstellen des Regionalbüros überprüft und sich auf das weitere Verfahren geeinigt. Hierfür bin ich Ihnen dankbar.
Mit der großzügigen Unterstützung der Regierung Kasachstans haben wir ein Gastlandabkommen für ein weiteres ausgelagertes Fachzentrum für die Stärkung der primären Gesundheitsversorgung unterzeichnet.
Im Laufe dieser Tagung werden wir eine Vereinbarung mit der Russischen Föderation unterzeichnen, mit der ein Projekt zur Stärkung der Gesundheitssysteme für die Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten finanziert und die Schaffung einer weiteren Außenstelle in Moskau eingeleitet werden soll. Die erforderlichen Mittel wurden bereits zur Verfügung gestellt.
Wir sind auch im Begriff, ein Gastlandabkommen mit der Türkei abzuschließen, das die Einrichtung eines Fachzentrums für Bereitschaftsplanung für gesundheitliche und humanitäre Notlagen in Istanbul vorsieht.
Für mich ist ein positives Arbeitsumfeld beim Regionalbüro von überragender Bedeutung. Dies ist nur möglich, wenn das Büro solide finanziert und klug verwaltet wird.
Wir haben erhebliche Anstrengungen unternommen, um die Finanzierungslage insgesamt zu verbessern, und streben kontinuierlich eine effiziente Verwaltung und eine Begrenzung der Verwaltungskosten an. Ich bin zuversichtlich, dass sich das Regionalbüro heute in Bezug auf Nachhaltigkeit auf einem besseren Weg befindet als zuvor.
Das Ziel muss jetzt darin bestehen, die interne Verwaltung und die administrative Effizienz weiter zu festigen und stärken und zugleich die fachliche Kompetenz durch kollegiale Begutachtung und externe Evaluation zu verbessern und Wege zu einer weiteren Verbesserung der fachlichen Arbeit aufzuzeigen.
Meine sehr geehrten Delegierten, wir haben seit 2010 viel erreicht und gelernt, doch unsere Arbeit ist noch nicht zu Ende.
Wir stehen vor neuen Herausforderungen, aber auch vielfältigen Chancen. Daher sollten wir optimistisch sein, denn Gesundheit ist heute wichtiger denn je.
Ich bin fest entschlossen, mit Ihnen, den Mitgliedstaaten und Partnerorganisationen, dafür einzutreten, dass unsere gemeinsamen Beschlüsse verwirklicht werden.
In unserem Streben nach mehr Gesundheit für alle Völker in der Europäischen Region wollen wir auf unserem Kontinent auch mehr Chancengleichheit und Nachhaltigkeit erreichen.
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.