Irland führend bei Raucherentwöhnungsprogrammen
Irland wird weltweit als führend bei der Tabakbekämpfung anerkannt und hat hart daran gearbeitet, eine umfassend Behandlung für die Tabakabhängigkeit zu entwickeln. Die Bemühungen des Landes werden von ehrgeizigen Zielen untermauert: Irland hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 rauchfrei zu sein, d. h. die Prävalenz des Rauchens auf bzw. unter 5% zu senken. Einer der Schlüssel zum Erfolg ist dabei ein rigoroses nationales Entwöhnungsprogramm, das gleichzeitig Versorgung und Unterstützung für Menschen bietet, die mit einer Tabak- und Nikotinabhängigkeit kämpfen.
Im Rahmen der Kampagne „Sag ja zum Rauchverzicht“ anlässlich des Weltnichtrauchertages 2021 beleuchten wir die erstklassigen Angebote zum Rauchverzicht in Irland und zeigen die Erfolge von Ländern auf, die darum bemüht sind, eine tabakfreie Welt zu schaffen.
„Wir haben mittlerweile mehr Menschen, die mit dem Rauchen aufgehört haben, als Raucher in Irland“, erklärt Martina Blake, Nationale Leiterin des Programms für ein tabakfreies Irland der irischen Gesundheitsbehörde HSE. „Wie wir aufgrund der Umfrage „Gesundes Irland“ wissen, versuchen die meisten Raucher bedauerlicherweise auf eigene Faust , mit dem Rauchen aufzuhören, und bedienen sich dabei nicht anerkannter und evidenzbasierter Hilfsmittel. Wir möchten alle Raucher dazu anregen, sich selbst die besten Erfolgschancen zu geben und unsere freundlichen und unterstützenden Dienste in Anspruch zu nehmen.“
Es kann schwerfallen, mit dem Rauchen aufzuhören, doch die Erfolgschancen werden mit der richtigen Unterstützung drastisch erhöht. Mit Hilfe der Programme zur Raucherentwöhnung der HSE sind Raucher mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit in der Lage, sich erfolgreich von ihrer Tabakabhängigkeit zu befreien; mit einer Kombination aus Entwöhnungsprogrammen und entsprechenden Medikamenten ist die Wahrscheinlichkeit sogar viermal so hoch.
Umfassende Entwöhnungsprogramme
Irlands umfassende Entwöhnungsangebote decken eine Vielzahl maßgeschneiderter Optionen für Raucher an, die mit dem Rauchen aufhören wollen: von einer kostenlosen Telefonberatung und einem Live-Chat auf der Website quit.ie bis hin zu Facebook-Gruppen für die Raucherentwöhnung in der Gemeinschaft („community quitters“) und einem kostenlosen Online-Plan für den Rauchverzicht. Das Hauptangebot ist jedoch das strukturierte Programm für eine verhaltensorientierte Unterstützung.
Die Umsetzung umfassender Entwöhnungsprogramme ist wichtig, kann jedoch für einige Länder entmutigend sein oder ressourcenintensiv erscheinen. Ein schrittweiser Ansatz kann hilfreich sein, um auf erschwingliche Weise Unterstützungssysteme zu entwickeln. Die Gewährleistung, dass jeder in der Gesellschaft – insbesondere die am stärksten gefährdeten Gruppen – Zugang zu Entwöhnungsangeboten erhalten, erhöht die Chance auf Erfolg und fördert die Fortschritte auf dem Weg zu einer tabakfreien Zukunft.
Maßgeschneiderte Unterstützung
Irland leistet für spezielle Bevölkerungsgruppen maßgeschneiderte Unterstützung bei der Raucherentwöhnung, insbesondere für Menschen in benachteiligten Gemeinschaften, deren einzigartige Bedürfnisse bereits frühzeitig beurteilt werden.
„Menschen mit einer langjährigen Tabakabhängigkeit sind stark süchtig oder haben psychische Schwierigkeiten und bedürfen oftmals zusätzlicher Unterstützung, insbesondere wenn andere Faktoren wie Arbeitslosigkeit oder andere gleichzeitige Abhängigkeiten hinzukommen“, erklärt Martina.
„Wir haben begonnen, in besondere Angebote für schwangere Raucherinnen und für Menschen in benachteiligten Gemeinschaften zu investieren. Zudem bieten wir zusätzliche verhaltensorientierte Unterstützung für Menschen aus diesen Gruppen an, die im Zeitraum von 12 Monaten auch über die üblichen acht Sitzungen hinaus ausgeweitet werden können.“
Berater für die Raucherentwöhnung in benachteiligten Gruppen sind oft lokale gleichrangige Führungspersönlichkeiten, die in der jeweiligen Gemeinschaft, in der sie tätig sind, geschult wurden. Dies verbessert die Abbruchquoten, indem Engagement gefördert und Vertrauen aufgebaut wird. Gleichzeitig wird so kulturelles Einfühlungsvermögen in den Mittelpunkt der Entwöhnungsprogramme gerückt.
Erschwingliche Unterstützung am richtigen Ort
Der Schlüssel zum Erfolg ist die Gewährleistung, dass die Raucherentwöhnungsmaßnahmen für jedermann kostenlos und Medikamente für diejenigen kostenfrei erhältlich sind, die sie am dringendsten benötigen. In Irland rät das Programm der HSE allen Rauchern, das Entwöhnungsangebot mit Medikamenten für den Rauchverzicht zu kombinieren.
Über 30% der Iren verfügen über eine Gesundheitskarte, die ihnen kostenlosen Zugang zu einer Vielzahl von Angeboten und Medikamenten verschafft. Das bedeutet, dass Raucher mit geringem Einkommen Zugang zu Medikamenten für den Rauchverzicht haben, ohne dass sich dies auf ihre Brieftasche auswirkt.
Neben der Erschwinglichkeit hilft auch rigorose logistische Planung bei der Gewährleistung, dass Raucher prompte Unterstützung beim Rauchverzicht erhalten. „Wir verfügen über ein nationales digitales System für das Patientenmanagement, das es den Beratern ermöglicht, die Kontaktaufnahme zu planen“, erläutert Martina.
„Zudem ermöglicht es nun auch die elektronische Überweisung von Rauchern von sämtlichen in der primären Gesundheitsversorgung tätigen Allgemeinärzten an ein zentralisiertes Überweisungszentrum, von dem aus sie einem Berater für die Raucherentwöhnung und entsprechenden Angeboten in ihrer Umgebung zugewiesen werden.“
Die gute Annahme der Entwöhnungsangebote war weitgehend durch die Überweisung von Gesundheitsfachkräften und durch gut finanzierte, aktive Kampagnen in den Massenmedien bedingt.
Die HSE und der Nationale Ausschuss für klinische Wirksamkeit des Gesundheitsministeriums haben Leitlinien mit vorbildlichen Praktiken für die Diagnose und Behandlung einer Tabakabhängigkeit ausgearbeitet, die auch mit Gesundheitsfachkräften geteilt werden sollen. Damit einher gehen zudem Investitionen in die Menschen.
„Länder sollten bereitwillig sein, in standardisierte Schulungen für Entwöhnungsberater zu investieren“, sagt Martina. „Dadurch wird sichergestellt, dass für die Behandlung der Tabakabhängigkeit eine konkrete Rolle vorgesehen ist.“
Die Auswirkungen von COVID-19
Die Bemühungen, Menschen beim Rauchverzicht zu unterstützen, waren nie wichtiger als vor dem Hintergrund der Coronavirus-Pandemie. COVID-19 hat viele Menschen dazu motiviert, mit dem Rauchen aufzuhören, da Raucher ein höheres Risiko haben, schwer an COVID-19 zu erkranken und an der Krankheit zu sterben.
Doch, auch wenn die Pandemie das mit dem Rauchen verbundene Risiko weiter verdeutlicht hat, bleibt die Sache kompliziert. In einigen Fällen haben der Stress und die Unterbrechung des normalen Lebens infolge der Pandemie zu einem verstärkten Tabakkonsum unter Rauchern geführt.
In einer von der HSE im April 2020 in Irland durchgeführten Umfrage gaben 35% der Raucherinnen und 26% der Raucher an, aufgrund der Pandemie mehr zu rauchen. Wie von der HSE verdeutlicht, ist es angesichts der Risiken und Belastung durch COVID-19 entscheidend, die Anstrengungen zum Rauchverzicht zu verdoppeln.