Norwegen ist europäischer Vorreiter beim Schutz der Kinder vor „ungesunder“ Lebensmittelreklame
Die norwegische Regierung hat ihr aktuelles Konzept zum Schutz der Kinder vor Werbung für ungesunde Lebensmittel vorgelegt, das jetzt in der Öffentlichkeit beraten werden soll.
Wie in vielen Ländern der Europäischen Region sind auch in Norwegen immer mehr Kinder übergewichtig bzw. adipös. Gemäß einer Studie für die WHO-Initiative zur Überwachung von Adipositas im Kindesalter waren 2010 schon 19% der norwegischen Kinder im Alter von 8–9 Jahren übergewichtig oder adipös.
Norwegen reagiert damit schnell und überzeugend auf Forschungsergebnisse aus der Europäischen Region und unterstützt auch Empfehlungen der WHO. Das vorgeschlagene neue Konzept zeigt auch anderen Mitgliedstaaten in der Europäischen Region der WHO, wie die Verleitung der Kinder zum Konsum von Produkten, die reich an gesättigten Fettsäuren, Transfettsäuren, freien Zuckern bzw. Salz sind, abgebaut werden kann.
Empfehlungen der WHO für konzertierte Maßnahmen gegen Lebensmittelwerbung für Kinder
Im Mai 2010 billigte die Weltgesundheitsversammlung eine Reihe von Empfehlungen zur Vermarktung von Lebensmitteln und nichtalkoholischen Getränken an Kinder. Hierin wurden abgestimmte und entschiedene Maßnahmen auf nationaler wie internationaler Ebene gefordert, mit denen die Beeinflussung der Kinder durch Werbung für Lebensmittel mit hohem Gehalt an gesättigten Fettsäuren, Transfettsäuren, freien Zuckern bzw. Salz abgebaut werden soll.
Seit 2007 haben die WHO, Norwegen und mehrere andere Mitgliedstaaten sehr eng im Rahmen eines Aktionsbündnisses zusammengearbeitet, das sich unter norwegischer Leitung mit der Lebensmittelwerbung für Kinder befasst. Diese Arbeit und die Unterstützung durch die norwegische Regierung haben wesentlich zur Annahme der Empfehlungen und Maßnahmen zum Schutz der Kinder vor manipulativer Werbung beigetragen.
Vielzahl nationaler Vorschriften
Lebensmittel- und Getränkewerbung für Kinder ist in der Europäischen Region der WHO ein wichtiges Thema, auf das die Länder sehr unterschiedlich reagieren. Einige haben Vorschriften gegen derartige Werbung eingeführt. Andere haben auf unverbindliche Leitlinien und Selbstregulierung gesetzt, die jedoch auch einige Beschränkungen vorsehen. Die Instrumente reichen von Rechtsvorschriften bis zu Partnerschaften zwischen öffentlicher Hand und Privatwirtschaft, wobei jedoch besonderes Gewicht auf Vorschriften gelegt wird.
Die WHO befürwortet Vorschriften, die zu einem wesentlichen Abbau des Umfangs und der Wirkung von Werbung für energiereiche Nahrungsmittel und Getränke (insbesondere für Kinder) führen, sowie die Umsetzung von Empfehlungen auf nationaler wie internationaler Ebene, wie sie auch die Weltgesundheitsversammlung zum Schutz der Kinder vor entsprechender Werbung unterstützt hatte. Die WHO hat neulich eine Anleitung herausgegeben, die als Leitfaden für die Umsetzung der Empfehlungen dienen kann.
Mehrere Papiere der WHO betonen den Handlungsbedarf in diesem Bereich:
- die Globale Strategie für Ernährung, Bewegung und Gesundheit,
- die Europäische Charta zur Bekämpfung der Adipositas,
- die Resolution der Weltgesundheitsversammlung zur Prävention und Bekämpfung von nichtübertragbaren Krankheiten: Umsetzung der Globalen Strategie (WHA 60.23),
- der Europäische Aktionsplan Nahrung und Ernährung der WHO 2007–2012,
- der Aktionsplan zur Umsetzung der Europäischen Strategie zur Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten (2012–2016).
Auch in der Erklärung der Tagung der Generalversammlung der Vereinten Nationen auf hoher Ebene über die Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten und dem jüngsten Bericht des Sonderberichterstatters der Vereinten Nationen für das Recht auf Nahrung wird schnelles und entschiedenes Handeln in diesem Bereich dringend gefordert.