Weltgesundheitsversammlung, Tag 7: Globaler Aktionsplan zu Demenzerkrankungen vereinbart

WHO/L. Cipriani

Am 29. Mai 2017 einigten sich die Delegationen auf einen Aktionsplan, der die Arbeit mit Demenzerkrankungen stärker priorisiert. 2015 waren weltweit 47 Millionen Menschen von Demenzerkrankungen betroffen. Bis 2030 wird ein Anstieg ihrer Zahl auf 75 Millionen prognostiziert. Mit dem Aktionsplan werden die Mitgliedstaaten dazu aufgefordert, Konzepte in Bezug auf Demenzerkrankungen zu entwickeln, zu stärken und zu verwirklichen, Chancengleichheit, Würde und Menschenrechte der Demenzkranken zu wahren und die Bedürfnisse der Pflegenden zu unterstützen.

Punkte von besonderem Interesse für die Europäische Region

Ausschuss B: Vorbereitung der 3. Tagung der Generalversammlung auf hoher Ebene über die Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten.

Viele Länder betonten erneut die Bedeutung eines verstärkten Einsatzes gegen nichtübertragbare Krankheiten. Im Namen der nordischen und baltischen Länder unterstützte Norwegen die Schaffung eines Fachausschusses für Alkoholpolitik für die Tagung auf hoher Ebene im Jahr 2018. Monaco betonte, dass nichtübertragbare Krankheiten als komplexes und universelles Thema auch Gegenstand der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung seien. Aserbaidschan skizzierte seine Strategie zur Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten bis 2020, die durch Gesetzgebung, Förderung gesunder Lebensweisen und gut verzahnte medizinische Angebote auf allen Ebenen von der primären Gesundheitsversorgung bis zur Rehabilitation umgesetzt werde.

Ausschuss B: Globaler Aktionsplan für Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens gegen Demenzerkrankungen

Unter dem Oberbegriff Demenzerkrankungen versteht man sich meist verschlechternde Krankheitszustände, die sich auf das Gedächtnis und andere kognitive Fähigkeiten sowie das Verhalten der Erkrankten auswirken und ihre Fähigkeit beeinträchtigen, ein alltägliches Leben zu führen. 2015 waren 47 Millionen Menschen weltweit (5% der älteren Bevölkerung) betroffen und es ist absehbar, dass ihre Zahl bis 2030 auf 75 Millionen steigen wird.

Auf Ersuchen des Exekutivrats im Juni 2016 erarbeitete das Sekretariat den Entwurf eines globalen Aktionsplans für Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens gegen Demenzerkrankungen. Während der Erörterungen im Ausschuss B drückten viele Mitgliedstaaten aus der Europäischen Region ihre Unterstützung für den Entwurf aus. Im Namen der Europäischen Union unterstrich Malta die Notwendigkeit, von einem medizinischen Herangehen an Demenzerkrankungen zu einem an Menschenrechten orientierten Ansatz zu gelangen, damit Stigmatisierung und Übermedikation überwunden und Pflege in der Gemeinschaft gefördert würden. Dazu sei eine ressortübergreifende Zusammenarbeit erforderlich. Die Russische Föderation betonte, wie wichtig die Bündelung von Erfahrungen aus den Mitgliedstaaten, die Erweiterung des Fachwissens und die Erforschung von Demenzerkrankungen seien. Aserbaidschan und Norwegen bezogen sich auf eigene Pläne, die mit dem globalen Plan auf einer Linie lägen.

Der globale Plan umfasst Maßnahmen und Zielvorgaben für sieben Bereiche: gesundheitspolitische Prioritäten, Bewusstsein und Freundlichkeit, Risikominderung, Diagnose, Therapie und Versorgung, Unterstützung der Pflegenden, Informationssysteme, Forschung und Entwicklung.

Damit das Thema gesundheitspolitische Priorität erlangt, sollen die Mitgliedstaaten Konzepte und Pläne entwickeln, erweitern und umsetzen, mit denen Demenzerkrankungen entweder gesondert oder gemeinsam mit anderen nichtübertragbaren Krankheiten, mit psychischer Gesundheit, mit Alter oder mit Behinderung in Angriff genommen werden. Alle Initiativen sollen Chancengleichheit, Würde und Menschenrechte der Demenzkranken wahren und die Bedürfnisse der Pflegenden im Einvernehmen mit den Betroffenen und maßgeblichen Akteuren unterstützen.

Der Ausschuss billigte den vorgeschlagenen Aktionsplan zu Demenzerkrankungen.

Ausschuss A: Verstärkte Bemühungen zur Verwirklichung des Globalen Impfaktionsplans

Im Mai 2012 billigte die 65. Weltgesundheitsversammlung den Globalen Impfaktionsplan. Nach einer Einschätzung des Strategischen Beirats für Immunisierungsfragen (SAGE) aus dem Jahr 2016 verlief die Umsetzung jedoch nicht nach Plan. Am Montag erörterten die Mitgliedstaaten eine Resolution, durch die eine Verstärkung der Impfaktivitäten gefordert werden sollte, um die Ziele des Aktionsplans zu erreichen. Viele Mitgliedstaaten aus der Europäischen Region drückten ihre Übereinstimmung mit den Empfehlungen des Beirats aus und betonten die Bedeutung einer gesicherten Finanzierung, damit Impfungen im Rahmen starker Gesundheitssysteme erfolgen könnten. Sie unterstützten den Resolutionsentwurf und nahmen ihn nach Änderungen an.

Ausschuss B: Gesundheitspolitische Dimension des globalen Drogenproblems

Nach Schätzungen der WHO aus dem Jahre 2015 sind psychoaktive Drogen jährlich für über 450 000 Todesfälle verantwortlich. Im Februar 2017 unterzeichneten die WHO und das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) eine Vereinbarung zur Stärkung und Ausweitung der Zusammenarbeit zu gesundheitspolitischen Aspekten des Weltdrogenproblems. Dadurch erlangte die Umsetzung der gesundheitspolitischen Handlungsempfehlungen des Abschlussdokuments der Sondersitzung der Generalversammlung zum Weltdrogenproblem im April 2016 besonderes Gewicht.

Während der Erörterung des Themas im Ausschuss B begrüßten mehrere Mitgliedstaaten aus der Europäischen Region der WHO, hierunter Belgien, Malta im Namen der Europäischen Union und Portugal die Vereinbarung zwischen WHO und UNODC. Sie betonten, dass ein auf Menschenrechte gestütztes Vorgehen für das Weltdrogenproblem erforderlich sei. Der Ausschuss nahm den Bericht zur Kenntnis und unterstützte die Umsetzung der Handlungsempfehlungen.

Ausschuss B: Ergebnisse der Zweiten Internationalen Ernährungskonferenz

Im Laufe der Diskussion skizzierte die Türkei ihre nationale Ernährungspolitik, deren Fokus sich unter anderem richte auf die Ernährungsausbildung von Gesundheitspersonal im Einsatz, die Entwicklung von Ernährungsempfehlungen für alle Altersgruppen, die Gabe von Nahrungsergänzungsmitteln für Schwangere und Kinder und die Schaffung von Lebensmittelstandards in Schulen. Norwegen betonte die Bedeutung nachhaltiger Fischerei für das Erreichen der Ziele für nachhaltige Entwicklung und einer gesunden Ernährung. Frankreich begrüßte als eines von mehreren Mitgliedstaaten aus der Europäischen Region die Vorarbeit von WHO und Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen für die Erklärung von Rom. Frankreich lobte auch die Ernährungsstrategie der Europäischen Region. Die Russische Föderation schilderte einige ernährungsbezogene Initiativen und verwies darauf, dass Lebensmittelsicherheit und Nährwert Gegenstand umfassender Forschung seien. Gemeinsam mit einigen Ländern Mittel- und Osteuropas führe die Russische Föderation interdisziplinäre Arbeit im Bereich der Ernährung von Kindern im Alter von bis zu drei Jahren aus.