Eine Würdigung des gesellschaftlichen Beitrags von Migranten in den Ländern der Europäischen Region
Anlässlich des Internationalen Tages der Migranten würdigt das WHO-Regionalbüro für Europa die wichtige Rolle von Migranten und den großen ökonomischen und sozialen Nutzen, der sich aus der Migration ergibt. Der positive Beitrag der Migranten wird auch in der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung anerkannt.
Nach Angaben der Hauptabteilung Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten der Vereinten Nationen ist die Zahl grenzüberschreitender Migranten 2015 weltweit auf 244 Mio. angestiegen. Allein in der Europäischen Region der WHO leben mehr als 87 Mio. grenzüberschreitende Migranten; dies entspricht etwa 9,6% der Gesamtbevölkerung.
Doch in jüngster Zeit haben große Bevölkerungsbewegungen auch in Europa zu politischen, sozialen und ökonomischen Herausforderungen sowie zu Belastungen für die Gesundheitssysteme geführt. Sowohl die Gesundheitssysteme als auch die öffentlichen Gesundheitsdienste müssen sich an den Bedarf von Migranten und Flüchtlingen anpassen, die sich in einer anfälligen Verfassung befinden. Ein ressortübergreifender Ansatz zur Gewährleistung ihrer Gesundheit und ihres Wohlbefindens ist von entscheidender Bedeutung für die Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) in Bezug auf Armutsbekämpfung, Gesundheitssicherheit und Ungleichheiten. Die übergeordnete Zielsetzung der SDG, niemanden zurückzulassen, zeugt auch von der Notwendigkeit, speziell Migranten und Flüchtlinge zu erreichen – eine Gruppe, die häufig auf der Strecke bleibt.
Inklusion und Wohlbefinden unbegleiteter Minderjähriger als vorrangige Ziele in Norwegen
Ein besonders wichtiges Thema ist die Situation unbegleiteter Minderjähriger in der Europäischen Region. Ein Beispiel für die Umsetzung dieser Verpflichtung aus den SDG in den Ländern waren die Anstrengungen der norwegischen Kommune Levanger zur Sicherung von Gesundheit und Wohlbefinden dieser anfälligen Gruppe.
Levanger, das dem norwegischen Verbund des Gesunde-Städte-Netzwerks der Europäischen Region der WHO angehört, hat eine Initiative gestartet, deren Ziel die Förderung von Chancengleichheit und gesellschaftlicher Integration ist. Ihr liegt die Erkenntnis zugrunde, dass soziale Inklusion und sozialer Zusammenhalt für das körperliche und psychische Wohlbefinden der Migranten selbst sowie für die Gesellschaft insgesamt von Nutzen ist.
Hassan, Lars, Amir und Thomas sind vier Jugendliche, deren enge Freundschaft auf die Initiative „Gemeinsam“ zurückgeht, bei der unbegleitete Minderjährige in Levanger mit gleichaltrigen Norwegern zusammengebracht werden. Aus diesen Jugendlichen werden Gruppen gebildet, die zusammen an einem Projekt zum Thema „Pflege“ – von Pflanzen oder Hobbies (z. B. Singen oder Kegeln) – teilnehmen. Freundschaften wie diese können bewirken, dass sich die jungen Flüchtlinge besser in ihre neuen Gemeinschaften aufgenommen fühlen.
Ingvild Little, die Koordinatorin des Gesunde-Städte-Netzwerks in Norwegen, kommentiert: „Die Initiative Gemeinsam ist genau das, was man von einer gesunden Stadt erwartet: dass sie das Wohlbefinden ihrer Bewohner zu einem vorrangigen Anliegen macht, dass niemand zurückgelassen wird und dass die Einzelnen gerade dann Unterstützung erhalten, wenn sie sie am meisten benötigen. Die Initiative ist für die beteiligten Menschen von großer Bedeutung und gibt den beteiligten Jugendlichen Hoffnung für die Zukunft.“
Lars, einer der Teilnehmer, beschreibt die gemeinsamen Aktivitäten, die für die meisten Jungen in diesem Alter alltäglich sind. „Wir schauen uns Filme an, spielen FIFA und machen Ausflüge“, erzählt er. Über seine neuen Freunde sagt er: „Die sind doch ziemlich cool. Ihr Norwegisch war nicht so gut, aber das war eigentlich egal.“
Amir, einer der unbegleiteten Minderjährigen, erzählt begeistert von seinen Erfahrungen mit der Initiative: „Ich fand es toll, neue Leute kennenzulernen! Wir gehen zusammen Kegeln und fahren Go-Cart, oder wir gehen in den Bergen Wandern.“
Die Initiative „Gemeinsam“ wurde ursprünglich von den norwegischen SOS-Kinderdörfern in Zusammenarbeit mit drei Kommunen entwickelt. Inzwischen wurde sie auf 15 Kommunen im ganzen Land ausgeweitet.
Förderung, Schutz und Verbesserung der Gesundheit von Migranten
Das WHO-Regionalbüro für Europa ist entschlossen, die Gesundheit und das Wohlbefinden aller Flüchtlinge und Migranten zu schützen, ihre soziale Inklusion zu fördern und dafür zu sorgen, dass niemand zurückgelassen wird. Deshalb führt es kooperative, ressortübergreifende Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten in der Europäischen Region durch. Nachstehend werden einige seiner neuesten Aktivitäten zur Unterstützung zielgerichteter Maßnahmen zum Schutz und zur Verbesserung der Gesundheit von Migranten genannt.
- Zum Internationalen Tag der Migranten startet das Regionalbüro das Wissenszentrum, eine neue Website, die dem Themenkomplex Migration und Gesundheit gewidmet ist. Dieses ist eine gemeinsame Anstrengung des Regionalbüros, der Europäischen Kommission, des italienischen Gesundheitsministeriums und der Gesundheitsbehörde der Region Sizilien und ein leistungsfähiges Instrument zur Unterstützung von Politikern und Praktikern, die sich mit den gesundheitlichen Aspekten der Migration befassen. Die Zielsetzung besteht darin, auf den vorliegenden Erkenntnissen aufzubauen und diese zu verbreiten, Dialog und kritisches Denken in Bezug auf diesen komplexen und fachübergreifenden Themenbereich zu fördern und Sachverstand und Kompetenz hinsichtlich der gesundheitlichen Aspekte der Migration zu entwickeln.
- Zum Internationalen Tag der Migranten veranstaltet das Regionalbüro auch eine Ausstellung mit Arbeiten des Fotografen Mohamed Keita in der UN City in Kopenhagen. Die Serie und ihr Fotograf stehen stellvertretend für den widerstandsfähigen Geist von Migranten und verdeutlichen die Realität einer Gesellschaft, die von den Beiträgen von Migranten profitiert, sobald diese aufgenommen und integriert worden sind.
- 2018 wird das WHO-Regionalbüro für Europa den ersten Bericht über die Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten in der Europäischen Region veröffentlichen. Der Bericht zielt darauf ab, den drastischen Mangel an wissenschaftlich fundierten und umfassenden Informationen über die Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten in der Europäischen Region zu beheben. Er soll weitere Erkenntnisse zur Förderung migrantenfreundlicher Gesundheitssysteme liefern.