Neue HIV-Leitlinien sollen der Europäischen Region bei der Erfüllung des ehrgeizigen globalen Ziels helfen

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Weltweit gesehen ist es gelungen, die Ausbreitung von HIV zu stoppen und das Virus zurückzudrängen. Doch in der Europäischen Region der WHO hat sich die Zahl der HIV-Neudiagnosen in den vergangenen zehn Jahren weiter erhöht und 2014 mit über 142 000 Fällen einen neuen Höchststand erreicht. Nun sollen neue Leitlinien und Empfehlungen den Ländern der Europäischen Region dabei helfen, die Epidemie wirksam zu bekämpfen. 

„Angesichts des neuen ehrgeizigen Ziels der Agenda für nachhaltige Entwicklung in Bezug auf die Beseitigung von Aids bis 2030 muss die Europäische Region entschlossen handeln und ihre Maßnahmen zur Bekämpfung von HIV forcieren", erklärte Martin Donoghoe, Berater für HIV/Aids und Hepatitis beim Gemeinsamen Programm für HIV/Aids und Hepatitis des WHO-Regionalbüros für Europa. 

Zur Unterstützung der Länder bei der Stärkung ihrer Maßnahmen zur Bekämpfung von HIV wurden mehrere neue Leitlinien der WHO erstellt.

Beginn der antiretroviralen Therapie und der Präexpositionsprophylaxe gegen HIV-Infektion

Eine dieser Leitlinien betrifft den Zeitpunkt des Beginns der antiretroviralen Therapie und die Präexpositionsprophylaxe gegen HIV-Infektion. Nach den neuen Empfehlungen sollten alle HIV-infizierten Personen in jedem Stadium ihrer Infektion eine antiretrovirale Therapie erhalten. Darüber hinaus sollte Personen, die zwar nicht infiziert, aber in Bezug auf eine Infektion erheblich gefährdet sind, als zusätzliche Präventionsmaßnahme eine tägliche orale Präexpositionsprophylaxe angeboten werden.

„Diese beiden entscheidenden Empfehlungen ergänzen einander auf äußerst wirksame Weise, indem sie es mit HIV lebenden Personen und ihren nicht infizierten Partnern ermöglichen, einander bei der Verhinderung der Übertragung von HIV zu unterstützen. Die Empfehlungen tragen dazu bei, einen Geist gemeinsamer Verantwortung zu schaffen, bei der HIV-Infizierte versuchen, ihre Partner zu schützen, und die nicht infizierten Personen über ein äußerst effektives Mittel für die Wahrung ihrer Sicherheit verfügen", sagte Henrik Arildsen, der mit dem Virus lebende ehemalige Vorsitzende von HIV Danmark und HIV Europe. 

Er fügte hinzu: „Die bessere Verfügbarkeit der Präexpositionsprophylaxe stellt eine wichtige Präventionsmaßnahme für nicht infizierte Männer mit gleichgeschlechtlichen Sexualkontakten in ganz Europa dar, indem sie sie in die Lage versetzt, sich zu schützen, und das auf praxistaugliche Weise." 

Neue Leitlinien für die Durchführung von HIV-Tests

Die WHO hat auch neue konsolidierte Leitlinien für die Durchführung von HIV-Tests herausgegeben. Darin wird den nationalen HIV-Programmen empfohlen, die Bereitstellung von innovativen, gezielten HIV-Tests, die auch von geschulten Laien (gemeindenahe Tests) durchgeführt werden können, sowie von HIV-Schnelldiagnosesets in Erwägung zu ziehen. 

Die 90-90-90-Strategie

Die Leitlinien sollen die Länder auch bei der Erfüllung der Zielvorgaben der neuen globalen 90-90-90-Strategie unterstützen. Danach sollen 90% der Menschen mit HIV von ihrer Infektion wissen; 90% der diagnostizierten Personen sollen eine Behandlung erhalten; und bei 90% der in Behandlung befindlichen Personen soll eine Virussuppression erreicht werden.

Da in der Europäischen Region fast die Hälfte der neuen HIV-Fälle erst in einem späten Stadium der Infektion diagnostiziert werden (CD4-Zahl < 350/mm3) und viele Länder weit davon entfernt sind, die erste der drei Vorgaben der 90-90-90-Strategie zu erreichen, beinhalten die neuen Leitlinien für HIV-Tests strategische Lösungsansätze, die den Ländern wesentlich dabei helfen werden, die Zahl der mit HIV lebenden Personen, die nicht von ihrer Infektion wissen, zu senken. 

Welt-Aids-Tag

Der jährlich am 1. Dezember begangene Welt-Aids-Tag bietet staatlichen und privaten Partnern eine Gelegenheit, für den Status der Pandemie zu sensibilisieren und Fortschritte bei der Prävention, Behandlung und Pflege im Bereich HIV/Aids in aller Welt anzustoßen.