Für einen ordnungsgemäßen Umgang mit Antibiotika: die Erfahrungen einer Ärztin in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien

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Dr. Katarina Stavric arbeitet seit 26 Jahren als Ärztin. Sie ist Kinderärztin an der Kinderklinik der Universität Skopje, der Hauptstadt der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien. Sie arbeitet als Fachärztin in der Abteilung Immunologie und ist seit 2010 auch Koordinatorin des Zentrums für Familienmedizin. Seit Beginn ihrer ärztlichen Laufbahn beobachtet sie eine Zunahme der Fälle antibiotikaresistenter Bakterien.

Worauf führen Sie den Anstieg der Zahl antibiotikaresistenter Infektionen zurück?

Sie sind zwar immer noch nicht weit verbreitet, aber meiner Meinung nach ist dieser Anstieg die Folge des unsachgemäßen Gebrauchs von Breitbandantibiotika.

Was bedeutet eine antibiotikaresistente Infektion für den betroffenen Patienten? Inwiefern unterscheidet sie sich von einer normalen Infektion, die sich mit Antibiotika behandeln lässt?

Sie ist mit einem längeren Krankenhausaufenthalt, potenziell ernsten Komplikationen und der Gefahr ungünstiger Resultate für den Patienten verbunden. Häufig führt sie auch zu hohen Krankenhauskosten, die von dem üblichen Zahlungssystem dann nicht übernommen werden können. Die Eltern und Familien sind meist sehr besorgt.

Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um bei Ihren Patienten gegen Infektionen vorzubeugen? Wie sorgen Sie dafür, dass Infektionen ordnungsgemäß behandelt werden?

Die wichtigste Regel für den Schutz von Kindern vor Infektionen ist Handhygiene. Deshalb haben wir im Krankenhaus vor jedem Raum Handdesinfektionsmittel, und wir waschen uns vor jedem Kontakt mit kranken Kindern die Hände mit Seife.

Mit Blick auf die Behandlung versuche ich, bei der Verschreibung von Antibiotika rational vorzugehen. Ich frage den Patienten nach seinem Gebrauch von Antibiotika in der Vergangenheit und verschreibe sie nur, wenn sie wirklich notwendig sind. Außerdem achte ich darauf, dass ich das richtige Antibiotikum wähle und es jeweils in der richtigen Dosierung und für die erforderliche Dauer verschreibe.

Wie verhalten Sie sich, wenn Eltern manchmal sehr darauf drängen, dass Sie ihren Kindern Antibiotika verschreiben?

Ich erkläre Ihnen ausführlich, warum Antibiotika kein Wunderheilmittel sind. Ich erkläre ihnen außerdem, wie sie ihr Kind vor Infektionen schützen können, etwa indem sie sich an den empfohlenen Impfplan und eine gesunde Hygiene halten. Die meisten meiner Patienten nehmen meinen Rat an und vertrauen mir.

Halten Sie Ihre Kollegen für gut informiert über die Bedrohung durch Antibiotikaresistenz? Falls nicht, was tun Sie für ihre Aufklärung?

In meiner Abteilung kämpfen wir alle entschlossen gegen den Missbrauch von Antibiotika und besuchen immer wieder Fortbildungsseminare für Kinderärzte. Ich selbst bin auch an der Aufklärung von Allgemeinärzten über einen umsichtigen Umgang mit Antibiotika beteiligt. Ich arbeite mit ihnen an Umfragen, in denen die Verschreibungspraxis in der primären Gesundheitsversorgung untersucht wird.

Sie bezeichnen sich als entschlossene Kämpferin gegen den unsachgemäßen Gebrauch mit Antibiotika. Wie lautet Ihre Botschaft an Ihre Kollegen und an die Politik in Bezug auf Antibiotikaresistenz?

Wir müssen dringend handeln. Wenn wir bei der Verschreibung von Antibiotika nicht vorsichtig sind, besteht die Gefahr, dass wir den Kampf gegen Bakterien verlieren und wir in Zukunft bei Infektionen mehr schwere Krankheitsverläufe mit ungünstigem Ausgang erleben. Es ist noch nicht zu spät, Antibiotikaresistenzen zu verhindern und die Wirksamkeit von Antibiotika zu erhalten.

Ich möchte die Gesundheitsfachkräfte dazu ermutigen, eng zusammenzuarbeiten, einen Informationsaustausch zu betreiben und die Verschreibung von Antibiotika auf Fälle mit schweren Infektionen zu beschränken. Wir brauchen es auch, dass Ärzte ihre Patienten über Infektionsschutzmaßnahmen und den sachgemäßen Umgang mit Antibiotika aufklären.

Der Politik empfehle ich die Aktualisierung der geltenden Leitlinien und Krankenhausprotokolle in Abhängigkeit von der Situation der Antibiotikaresistenz vor Ort. Darüber hinaus sollte auch über die Umsetzung dieser Leitlinien sowie über die Wirksamkeit der ergriffenen Maßnahmen gewacht werden.