Experten fordern mutige Maßnahmen im Bereich der schulischen Gesundheitsförderung in der Russischen Föderation
Nationale und internationale Experten für gesunde Ernährung und Bewegung in Schulen fordern mutige Maßnahmen für die Gesundheitsförderung bei Kindern im schulpflichtigen Alter und Investitionen in eine Zukunft, in der alle Kinder ein gesundes und aktives Leben führen können.
Länder im Mittelpunkt einer gesünderen Bevölkerung
Nikita, ein Drittklässler aus Uljanowsk (Russische Föderation), stellte sein Projekt mit dem Titel „Süßigkeiten und ihre Mythen“ vor und erläuterte seine Ergebnisse einer Analyse der Nährstoffzusammensetzung verschiedener im Handel erhältlicher Schokoladen- und Marmeladensorten.
Anhand einer einfachen, aber effektiven Methode konnte Nikita ermitteln, dass eine Schokolade mit mehr natürlichen Inhaltsstoffen schneller in seiner Hand schmolz und dass seine selbst gemachte Marmelade gesünder ist als die im Handel erhältlichen Produkte. Anschließend bot er seinem Publikum eine Kostprobe seiner Marmelade an und schloss mit den Worten: „Nicht alle Süßigkeiten sind gleichermaßen gesund“.
Initiativen wie diese im Oblast Uljanowsk zeigen, dass es möglich ist, auch bei Kindern Kochkenntnisse zu fördern und sie schon früh über die Vorzüge einer gesunden Ernährung aufzuklären. Zudem zeigen sie, dass die überwiegend an Schulkinder gerichteten Lektionen auch Lehrern, Eltern und sogar ganzen Gemeinschaften zugute kommen können.
Sie sind von zunehmender Bedeutung. Nach Beobachtungen aus der neuesten Studie über das Gesundheitsverhalten von Kindern im schulpflichtigen Alter (HBSC-Studie) lag die durchschnittliche Prävalenz von Übergewicht und Adipositas (zusammengenommen) in allen an der Studie teilnehmenden Ländern und Gebieten bei 19%, wobei hauptsächlich die Länder Südeuropas die höchste Prävalenz aufwiesen. In den meisten Ländern und Gebieten war die Prävalenz von Adipositas in allen Jahren, in denen die HBSC-Studie durchgeführt wurde, bei jüngeren Jugendlichen höher als bei älteren und allgemein bei Jungen höher als bei Mädchen.
Im Rahmen der Initiative Gesunde Schulen lud die WHO 56 Pilotschulen aus 12 russischen Städten ein, an einer Erhebung zu laufenden Aktivitäten und vorhandenen Umfeldern zur Förderung einer gesunden Lebensweise unter Schulkindern teilzunehmen. Die Erhebung umfasste eine Reihe von Indikatoren, darunter etwa:
- der Zugang zu Spielplätzen und sportlichen/körperlichen Aktivitäten für Kinder außerhalb der Schulzeiten;
- die Verfügbarkeit von kostenlosem bzw. kostenpflichtigem Obst und Gemüse; und
- die Zugänglichkeit von Verkaufsautomaten.
Die Zahlen ergaben, dass zuckerhaltige Getränke in 86% der an der Erhebung teilnehmenden Schulen erhältlich waren, Süßigkeiten bzw. herzhafte Snacks in 76% der Schulen. Die Erhebung ergab jedoch auch, dass Kinder der ersten bis sechsten Klasse im Durchschnitt mindestens 120 Minuten pro Woche am schulischen Sportunterricht teilnehmen und dass 84% der Schulen über einen Spielplatz verfügen, der auch außerhalb der Schulzeiten für die Schüler zugänglich ist. Darüber hinaus organisieren 98% der Schulen sportliche/körperliche Aktivitäten für Kinder außerhalb der Schulzeiten.
Austausch vorbildlicher Praktiken
Im Rahmen eines Workshops der WHO zur Förderung der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen im schulischen Umfeld wurden auch lokale Schulen besucht. Mehr als 100 Teilnehmer, darunter Delegierte aus 45 russischen Schulen und kommunale Vertreter aus 12 Städten des nationalen Verbands gesunder Städte, Bezirke und Dörfer, trafen sich hierbei mit Experten aus Finnland und Nordmazedonien sowie einem Team der WHO. Sie führten eine Bestandsaufnahme zu vorhandenen Strategien und Konzepten in allen Teilen der Europäischen Region der WHO und insbesondere in der Russischen Föderation durch.
Der Workshop war ein Meilenstein der Initiative des WHO-Länderbüros zur Förderung der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen im schulischen Umfeld. Oder wie Dr. Melita Vujnovic es in ihrer Eröffnungsansprache ausdrückte: „Ziel der Initiative ist es, eine gesunde Lebensweise und das Wohlbefinden von Schulkindern, deren Eltern und Lehrern und ganzen Gemeinschaften zu fördern. Sie steht in vollständigem Einklang mit der Länder-Kooperationsstrategie von Russischer Föderation und WHO und im weiteren Kontext der globalen Gesundheitsagenda.“
Die Teilnehmer erhielten Gelegenheit, mögliche vorrangige Interventionen zur Förderung von gesunder Ernährung und Bewegung in Schulen zu erörtern, darunter:
- die Umsetzung von Maßnahmen unter Einbindung von Eltern, Familien und Gemeinschaften;
- die Festlegung klarer Standards für Nahrungsmittel, die in Schulen bereitgestellt, verkauft oder vermarktet werden dürfen;
- die Entwicklung ressortübergreifender Ansätze unter Einbindung der Ressorts für Bildung, Sport und Gesundheit; und
- die Einbindung der Komponenten Ernährung, Bewegung und Gesundheitserziehung in die Kernlehrpläne von Schulen sowie eine entsprechende Ausweitung dieser Komponenten.
Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten
Dieses Jahr stand im Zeichen der Bekämpfung der wichtigsten Risikofaktoren für nichtübertragbare Krankheiten wie eine ungesunde Ernährung und ein Mangel an körperlicher Betätigung, die in der gesamten Region weitverbreitet sind.
Dem Leiter des Europäischen Büros der WHO für die Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten, Dr. João Breda, zufolge ist dringender und umfassender Handlungsbedarf geboten, um die Gesundheit von Kindern in der Region zu verbessern. Die Einbindung verschiedener Ressorts – darunter die Ressorts Bildung und Stadtplanung – ist einer der wichtigsten Ansätze, um die Gewohnheiten von Kindern in Bezug auf Ernährung und Bewegung zu verbessern.
Diese Maßnahmen werden dazu beitragen, die Fortschritt auf dem Weg zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden für 1 Milliarde Menschen mehr zu beschleunigen – einem Ziel des Dreizehnten Allgemeinen Arbeitsprogramms der WHO, das auch den Zielen für nachhaltige Entwicklung entspricht.