Neues Instrument des WHO-Regionalbüros für Europa für verhaltensbezogene Erkenntnisse: von entscheidender Bedeutung für die Gestaltung der Maßnahmen im Kampf gegen COVID-19
Das WHO-Regionalbüro für Europa hat ein neues Instrument für verhaltensbezogene Erkenntnisse veröffentlicht, das nationalen und kommunalen Behörden bei der Entwicklung und Koordination von Interventionen, Handlungskonzepten und Botschaften im Kampf gegen COVID-19 behilflich sein kann. Ein besseres Verständnis für das in der Bevölkerung herrschende Maß an Vertrauen, die öffentliche Risikowahrnehmung und die Hindernisse, denen Menschen sich bei der Befolgung der empfohlenen Maßnahmen möglicherweise gegenübersehen, ist von entscheidender Bedeutung für die Wirksamkeit und den Erfolg der zur Bewältigung der Pandemie ergriffenen Gegenmaßnahmen. Derartige Erkenntnisse über das öffentliche Verhalten bilden die Basis einer wirksamen Kommunikation und können dazu beitragen, Probleme in Zusammenhang mit Stigmatisierung oder Verschwörungsmythen zu identifizieren, sobald sie auftreten, und dadurch zu gewährleisten, dass sie schnell und effektiv angegangen werden.
„Dieses Instrument für verhaltensbezogene Erkenntnisse ist schnell, einfach und flexibel einsetzbar und bietet den Ländern wertvolle Informationen, die sie bei ihren Maßnahmen im Kampf gegen COVID-19 unterstützen und anleiten können. Unser Erfolg bei der Bewältigung des neuartigen Coronavirus ist davon abhängig, dass die Menschen informiert, bereit und in der Lage sind, die richtigen Maßnahmen zugunsten der öffentlichen Gesundheit zu ergreifen“, erklärte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa.
„Die Befähigung der Menschen zu selbstbestimmtem Handeln und die Nutzung verhaltensbezogener und kultureller Erkenntnisse zur Förderung der Gesundheit ist eine der vier Flaggschiff-Initiativen, die ich für das WHO-Regionalbüro für Europa identifiziert habe, um meine Zukunftsvision ,Gemeinsam für mehr Gesundheit‘ zu verwirklichen. Verschiedene Mitgliedstaaten haben bereits Studien in Auftrag gegeben, um diese Erkenntnisse zu COVID-19 zu erlangen, und ich fordere auch die anderen Mitgliedstaaten nachdrücklich dazu auf, es ihnen gleich zu tun – insbesondere während ihres Übergangs von einer in die nächste Phase der Pandemie“, fügte er abschließend hinzu.
Das neue Instrument steht in Englisch und Russisch zur Verfügung, doch die dazugehörige Erhebung lässt sich in jeder Sprache durchführen und auf die konkreten Gegebenheiten in den Ländern zuschneiden. Es wurde in Zusammenarbeit mit der Universität Erfurt entwickelt, die derzeit wöchentlich Daten erhebt und die Ergebnisse mit deutschen Behörden teilt, die an der Koordination der Maßnahmen zur Bewältigung der Pandemie beteiligt sind.
„Seit dem 3. März führen wir in Deutschland wöchentliche Erhebungen durch. Dadurch sind wir in der Lage, die für die Gegenmaßnahmen zur Bewältigung der Pandemie Verantwortlichen bei ihrer Arbeit zu unterstützen. So haben wir etwa herausgefunden, dass die Krise negative psychologische Auswirkungen hat, insbesondere unter jüngeren Menschen. Mit Hilfe dieser Informationen können wir gezielte Unterstützung anbieten. Paradoxerweise haben diese Erhebungen auch gezeigt, dass Hochrisikogruppen (die Altersgruppe der über 60-Jährigen) sich weniger gefährdet sehen, sich mit dem neuartigen Coronavirus anzustecken. Dies ist also ein Bereich, in dem es weiterer Erkenntnisse bedarf“, erläuterte Prof. Cornelia Betsch von der Universität Erfurt.
„Derzeit befassen wir uns mit Strategien für die Übergangsphase, darunter etwa die Akzeptanz digitaler Lösungen wie Tracing-Apps sowie die Lockerung von Maßnahmen oder die Akzeptanz von Kontaktverboten zwischen bestimmten Zielgruppen. Das hilft den Verantwortlichen, ihre Übergangsmaßnahmen und die damit einhergehende Kommunikation zu gestalten“, fügte sie hinzu.
Das WHO-Regionalbüro für Europa kann die Länder bei der Umsetzung unterstützen. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Katrine Habersaat (habersaatk@who.int) oder Martha Scherzer (scherzerm@who.int).