Allgemeine Gesundheitsversorgung spielt zentrale Rolle beim Besuch des Regionaldirektors in Georgien
Während seines Besuchs in Georgien vom 18. bis 23. Dezember 2020 erörterte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, mit hochrangigen Politikern vorrangige Bereiche der Gesundheitspolitik. Der Besuch bot auch die Gelegenheit zu Gesprächen mit Gesundheitsfachkräften, die an vorderster Linie gegen die COVID-19-Pandemie kämpfen.
Zu dem Besuch hatte das georgische Ministerium für Binnenvertriebene aus den besetzten Gebieten, Arbeit, Gesundheit und Soziales eingeladen. Zu den Gesprächsthemen gehörte die Stärkung der Präsenz der WHO in dem Land durch gezielte Nutzung strategischer Partnerschaften mit der Europäischen Union und anderen Partnern. Auf der Tagesordnung standen auch die COVID-19-Pandemie und ihre Auswirkungen auf die Gesundheitssysteme, die die Notwendigkeit größerer Anstrengungen zur Verwirklichung einer allgemeinen Gesundheitsversorgung bis 2030 verdeutlicht haben.
Zur COVID-19-Pandemie und ihren Auswirkungen auf die Gesundheitssysteme erklärte Dr. Kluge: „Georgien hat COVID-19 entschlossen bekämpft, doch die Pandemie hat uns vor Augen geführt, dass wir energischer auf unser Ziel hinarbeiten müssen, niemanden zurückzulassen. Leistungsfähige Gesundheitssysteme, eine solide primäre Gesundheitsversorgung und gut zugängliche Angebote im Bereich der öffentlichen Gesundheit sind der sicherste Weg zu einer landesweiten allgemeinen Gesundheitsversorgung. Diese Strategien dienen dem Aufbau von Widerstandsfähigkeit gegenüber künftigen gesundheitlichen Notlagen und der Bereitstellung unentbehrlicher Leistungen für bedürftige Menschen.“
Hochrangige Gespräche zum Thema Gesundheit
Das Bekenntnis der Regierung zur Verwirklichung einer allgemeinen Gesundheitsversorgung wurde in hochrangigen Gesprächen mit dem Staatspräsidenten, dem Ministerpräsidenten, Vertretern des Gesundheitsministeriums und dem Präsidenten des Parlaments bekräftigt. Der Regionaldirektor lobte die erzielten Fortschritte und hob die Notwendigkeit weiterer Anstrengungen zur Verbesserung der finanziellen Absicherung durch Senkung der Gesundheitsausgaben aus eigener Tasche sowie Erleichterung des Zugangs zu hochwertigen und bezahlbaren Arzneimitteln hervor.
Der Regionaldirektor ging auch auf die neu gegründete Oslo-Initiative für Arzneimittel ein, die er als Meilenstein auf dem Weg zu gut zugänglichen und bezahlbaren Arzneimitteln bezeichnete, da sie eine neue, von Solidarität, Transparenz und Nachhaltigkeit geprägte Zukunftsvision einer Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor entwerfe, die der Verbesserung des Zugangs zu wirksamen neuartigen Hochpreismedikamenten in der Europäischen Region der WHO diene. Weitere zentrale Themen auf der Tagesordnung waren Kooperationen zur Bekämpfung von Krebs und Bluthochdruck sowie psychische Gesundheit. Dr. Kluge gratulierte Georgien auch zu seiner Führungsrolle bei Maßnahmen zur Eliminierung von Hepatitis C und zu seinen Erfolgen bei der Bekämpfung des Tabakkonsums.
Die WHO steht bereit, um Georgien aktiv in allen vorrangigen Handlungsfeldern zu unterstützen, etwaige Störungen zu minimieren und der Bevölkerung Zugang zu unentbehrlichen medizinischen Leistungen und zu Angeboten im Bereich der öffentlichen Gesundheit zu verschaffen und ihre finanzielle Absicherung zu gewährleisten. Dies beinhaltet die Einführung eines neuen Leistungspakets in der primären Gesundheitsversorgung und eines neuen Arzneimittelgesetzes für Georgien, eine Verbesserung der Bekämpfung von nichtübertragbaren Krankheiten und ihren Risikofaktoren, die zu den wesentlichen Treibern der Mortalität in Georgien zählen (93% der Mortalität sind durch nichtübertragbare Krankheiten bedingt).
Zusammentreffen mit Gesundheitsfachkräften
Im Rahmen eines Besuchs in einem ländlichen Zentrum für primäre Gesundheitsversorgung brachte Dr. Kluge nochmals seine Anerkennung für das georgische Gesundheitspersonal und seinen heroischen Einsatz an vorderster Linie zum Ausdruck und bezeichnete die Hausärzte als „Freunde des Volkes“. Der Regionaldirektor sprach auch von den Folgen von COVID-19 für die lokale Bevölkerung und insbesondere von der Notwendigkeit, den wachsenden Ängsten aufgrund der Pandemie entgegenzuwirken.
Die Ärzte unterstrichen die Bedeutung zusätzlicher Schulungen für die Bewältigung der wachsenden psychischen Gesundheitsbedürfnisse der Bevölkerung sowie einer klaren und stimmigen Kommunikation zur Beschwichtigung von Ängsten.
Bekämpfung von COVID-19
Der Regionaldirektor besuchte mehrere Einrichtungen zur Bekämpfung von COVID-19, darunter das Nationale Zentrum für Krankheitsbekämpfung und öffentliche Gesundheit, die nationale Zentrale für den Notruf 112, eine „Online-Klinik“, ein „COVID-Hotel“ und ein COVID-Krankenhaus. Dr. Kluge lobte die innovativen Konzepte des Landes zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie und nannte als Beispiele die COVID-Hotels und die Online-Kliniken zur Versorgung der milden Krankheitsverläufe und zur Nachsorge nach dem Krankenhausaufenthalt. Er unterstrich auch die Notwendigkeit eines ausgewogenen Ansatzes und der Berücksichtigung der Bedürfnisse des Gesundheitspersonals.
Als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie hatte die WHO in jüngster Zeit ihre Unterstützung auf den Aufbau von Kapazitäten für das klinische Management und die Labordiagnostik, die Beschaffung von Laborausrüstung, Testkits und persönlichen Schutzausrüstungen sowie auf die Entwicklung von Leitlinien und die Schulung von Leistungserbringern in der primären Gesundheitsversorgung für die Bekämpfung von COVID-19 und für den Umgang mit daraus resultierenden psychischen Gesundheitsproblemen gerichtet. Dr. Kluge hob die Entschlossenheit der WHO zur Bereitstellung fachlicher Unterstützung bei der Lieferung von Impfstoffen und der Entwicklung der nationalen Strategie für den Impfstoffeinsatz hervor und wies auch auf die Bedeutung der Einrichtung von Systemen zur Sicherheitsüberwachung sowie auf ordnungspolitische und haftungsrechtliche Aspekte hin.
Das Europäische Arbeitsprogramm
Der Besuch bot auch eine Gelegenheit zur Erörterung des Europäischen Arbeitsprogramms 2020–2025 – „Gemeinsam für mehr Gesundheit für Europa“ (EPW) und der darin enthaltenen Zukunftsvision, wie das WHO-Regionalbüro für Europa den Gesundheitsbehörden in den Mitgliedstaaten bei der Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden behilflich sein kann.
Das im EPW propagierte Konzept der digitalen Gesundheit hat während der Pandemie neue Möglichkeiten beim Umgang mit schwer zu erreichenden Bürgern geschaffen und den Bedarf an Fortbewegung zu Terminen reduziert. Doch es hat auch die Ungleichheiten beim Zugang zum Internet und zu digitalen Tools sowie Defizite in Leitlinien, Gesundheitsinformationssystemen, Schulungen und Gesetzen deutlich werden lassen. Die Regierung brachte ihre Entschlossenheit zum Ausdruck, durch Investitionen in die Infrastruktur und die Reformierung von Gesetzgebung und Leistungserbringung den Ausbau digitaler Gesundheitsangebote in dem Land zu beschleunigen.
Im EPW spiegelt sich die Entschlossenheit des Regionalbüros wider, niemanden zurückzulassen und die Führungskompetenz der Gesundheitsbehörden in der Europäischen Region zu stärken.