Erklärung – Kooperation, Koordination und Kommunikation zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie – Mit vereinten Kräften für eine gesündere Bevölkerung

Kopenhagen, 11. Mai 2020, Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa

Erklärung zur Eröffnung der von der European Public Health Association (EUPHA) organisierten Europäischen Woche der öffentlichen Gesundheit

Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa

Kopenhagen, 11. Mai 2020

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, liebe Freunde!

Es ist mir eine Freude, heute zu Ihnen sprechen zu können. Sowohl in persönlicher als auch in beruflicher Hinsicht erleben wir gerade eine beispiellose Zeit. Nun, da COVID-19 unsere Länder und ihre Bürger erfasst hat, stellt sich die Bedeutung des öffentlichen Gesundheitswesens für die Allgemeinheit deutlicher denn je dar, und nie zuvor war unser Sachverstand so dringend gefordert.

Mit gutem Grund: denn die Welt steht vor der größten gesundheitlichen Herausforderung der Moderne. Die Europäische Region befindet sich weiterhin im Epizentrum der Pandemie. Für viele Menschen steht ihre Existenz auf dem Spiel. Viele Menschen haben ihr Leben verloren. Nach wie vor sind meine Gedanken vor allem bei jenen, deren Gesundheit und Wohlbefinden von dem Virus so schwer getroffen wurden.

Die Europäische Woche der öffentlichen Gesundheit findet also in einem entscheidenden Moment statt. Jedes Land plant jetzt seinen Weg in eine neue Normalität, und jedes Land befindet sich in einer anderen Situation. Kooperation, Koordination und Kommunikation in allen Bereichen des öffentlichen Gesundheitswesens sind lebenswichtig, und Gleiches gilt für die Förderung eines digitalen Dialogs mit Bürgern und Gemeinschaften. Die im Rahmen dieser Woche organisierten Veranstaltungen auf nationaler und regionsweiter Ebene bieten eine wichtige Bühne, während unsere Länder den Übergang in die Wege leiten.

In dieser Phase sind gut ausgebildete öffentliche Gesundheitsdienste, die von effektiven digitalen Technologien unterstützt werden und eine umfassende und wirksame Surveillance in Echtzeit leisten können, eine eindeutige Voraussetzung für eine sichere Änderung von Abstandsregeln.

Um in diesen schwierigen Gewässern einen sicheren Kurs zu steuern, kommt es entscheidend auf eine energische und umfassende Führung der öffentlichen Gesundheitsdienste sowie auf die Führung von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen an.

Deshalb ist es von wesentlicher Bedeutung, dass die Länder an einem Strang ziehen, voneinander lernen und ihre Anstrengungen miteinander abstimmen. Beim WHO-Regionalbüro für Europa reichen wir unseren Mitgliedstaaten die Hand und greifen ihnen mit Empfehlungen, operationeller Unterstützung und fachlicher Hilfe unter die Arme und werden dies auch in den kommenden Wochen und Monaten tun.

Doch COVID-19 hat auch eine ganz andere Herausforderung für die Gesundheitspolitik erneut ins Licht gerückt: gesundheitliche Benachteiligungen. Denn Menschen mit chronischen Vorerkrankungen und oft niedrigerem sozioökonomischem Status leiden häufiger an ernsten Komplikationen oder sterben sogar an COVID-19. Die psychischen und sozialen Folgen dieser Pandemie werden sich wohl über Monate und Jahre bemerkbar machen, insbesondere aufgrund der damit verbundenen wirtschaftlichen Auswirkungen.

Wir alle – Bürger, Familienmitglieder, Experten für öffentliche Gesundheit und Entscheidungsträger – sind zutiefst besorgt über die Entwicklung der Situation in unseren Ländern und Kommunen. Doch ich bin auch in hohem Maße beeindruckt und berührt angesichts der außerordentlichen Solidarität, die ich in der Bevölkerung, zwischen Nationen und in unserer gesamten Region beobachten kann und mit der wir dieses Virus gemeinsam besiegen wollen.

Mit Blick auf die Zukunft muss jeder und jede von uns wesentlich dazu beitragen, den Wiederaufbau in einer neuen Normalität mitzugestalten, in der Gesundheit und Chancengleichheit im Mittelpunkt unserer gesamten Politik stehen. Mit dem Europäischen Arbeitsprogramm – „Gemeinsam für mehr Gesundheit in Europa“ streben wir beim Regionalbüro den Abbau gesundheitlicher Ungleichgewichte und eine Stärkung der Führungskompetenz des öffentlichen Gesundheitswesens auf der kommunalen, regionalen, nationalen und internationalen Ebene an. Ich bin zuversichtlich, dass wir bei der gemeinsamen Verwirklichung dieser ehrgeizigen Ziele auf die EUPHA und ihre Mitglieder zählen können.

Ich nutze diese Gelegenheit, um Ihnen allen – den Verantwortlichen im öffentlichen Gesundheitswesen in allen Teilen der Europäischen Region – für Ihre Professionalität und Ihren Einsatz während dieser Pandemie zu danken. Das WHO-Regionalbüro für Europa ist stolz darauf, Sie zu unterstützen, und freut sich über die Gelegenheit, an dieser zweiten Europäischen Woche der öffentlichen Gesundheit teilzunehmen.

Ich wünsche Ihnen allen viel Erfolg.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.