Die Europäische Impfagenda 2030

Im Europäischen Impfaktionsplan (2015–2020) wird der Kurs für die Bekämpfung, Eliminierung oder Eradikation impfpräventabler Krankheiten in der Europäischen Region der WHO abgesteckt. Durch das Beharren der Mitgliedstaaten in der Europäischen Region auf Veröffentlichung einer „Europäischen Impfagenda 2030“ wird ein neuer Kurs für die Bewältigung der Ungleichheiten zwischen sowie in den Ländern in Bezug auf die Durchimpfung abgesteckt. In dieser Hinsicht setzt die Impfagenda systematisch an den Beschränkungen bei der Impfstoffversorgung und -lieferung an, insbesondere jenen, die sich auf die Nachfrage und Akzeptanz in der Bevölkerung und die Notwendigkeit beziehen, gegen Impfskepsis und die Verbreitung von Fehlinformationen vorzugehen.

Diese Flaggschiff-Initiative wird führende politische Entscheidungsträger auf Ebene der Europäischen Region, der Teilregionen und der Länder erneut mobilisieren, um in den Ländern ein kontinuierliches und öffentlichkeitswirksames Bekenntnis zu einer hohen und ausgewogenen Durchimpfung zu gewährleisten. Die Initiative zielt darauf ab, zwischen den Ländern hinsichtlich der Durchimpfung eine Angleichung nach oben herbeizuführen.

Eine ausgewogene Verbreitung und Akzeptanz von Impfungen hätte einen erheblichen Rückgang von Mortalität und Morbidität aufgrund impfpräventabler Krankheiten zur Folge und würde zur Verhinderung von Epidemien und Pandemien beitragen. Diese Initiative erhält dadurch eine neue Dringlichkeit, dass ein neuer Impfstoff zur Entlastung in der COVID-19-Krise beitragen könnte. Sollte sich die Aussicht auf einen Impfstoff gegen COVID-19 bewahrheiten, so ergeben sich daraus bekannte Herausforderungen, für deren Bewältigung die Lehren aus dem Europäischen Impfaktionsplan (2015–2020) eine wichtige Rolle spielen. Diese Herausforderungen reichen von der Gewährleistung eines chancengleichen Zugangs über eine zeitnahe operationelle Planung und die Behandlung ordnungspolitischer und finanzieller Fragen bis zur Notwendigkeit der Verknüpfung dieser Anstrengungen mit jenen zur Sicherstellung einer hohen Durchimpfung gegen die saisonale Grippe sowie zur Schließung von Impflücken in den nationalen Impfplänen.

Die Europäische Impfagenda 2030 ist für eine nachweisliche Wirkung von innovativer Programmplanung und gezielten Interventionen auf lokaler Ebene abhängig. Dazu ist ein detaillierter Fahrplan in Verbindung mit einem soliden ergebnisorientierten Kontrollrahmen erforderlich, in dem nicht nur die konkreten Prioritäten, Anforderungen, Kapazitäten und Eigenschaften der Programme der einzelnen Länder berücksichtigt werden, sondern der auch das nötige Maß an Transparenz und Solidarität mitbringt, um einen chancengleichen Zugang zu Impfmaßnahmen und deren gerechte Verteilung innerhalb der Europäischen Region zu gewährleisten. Mit der Umsetzung der Europäischen Impfagenda 2030 wird WHO/Europa in Abstimmung mit globalen Initiativen die Impfpolitik der Länder stärken und die Leistungserbringung durch fundierte, datengestützte Entscheidungen auf die Bedürfnisse von Einzelpersonen und Gemeinschaften zuschneiden. Es wird zusammen mit regionsweiten, subregionalen und nationalen Institutionen und Plattformen darauf hinwirken, auf lokaler Ebene Eigenverantwortung zu fördern und ressortübergreifende Partnerschaften zu stärken.