Welche Lehren lassen sich aus Ricardos Geschichte für die Psychiatriepolitik ziehen?

Hier zeigt sich, dass es Glücksache ist, wo ein Mensch geboren ist, denn dies hat erhebliche Auswirkungen auf seine Chancen im Leben. Leider ist es gar nicht ungewöhnlich, dass Menschen unter der Belastung an der Universität zusammenbrechen, aber Ricardo hatte insofern Glück, als es in seiner Umgebung eine gute psychiatrische Versorgung und regelmäßige bedarfsgerechte Nachsorgeangebote gab, einschließlich einer qualifizierten Psychotherapie. Die Betroffenenorganisation hat ihn in beeindruckender Weise unterstützt und ihm neue Möglichkeiten eröffnet, und auch die nationalen Rechtsvorschriften zur Integration von Behinderten haben sich als nützlich erwiesen.

Das allein ist noch keine Erfolgsgarantie, aber jedenfalls eine wichtige Hilfe. Ein frühzeitiges Eingreifen und gemeindenahe Psychiatrieangebote geben den Betroffenen eine Chance zur Genesung. Selbstachtung – ein wesentlicher Aspekt in Ricardos Geschichte – wird häufig durch Zwangsmaßnahmen oder Vernachlässigung bei der Versorgung geschädigt, wie zahlreiche andere Geschichten belegen.

Wie in vielen anderen Fällen scheint auch hier die Widerstandskraft des Patienten, seine Weigerung, sich mit Stigmatisierung und Diskriminierung abzufinden, eine entscheidende Rolle zu spielen. Darin liegt auch die zentrale Botschaft seiner Genesung. Eine Versorgung, die nur an den Symptomen ansetzt, bleibt weitgehend wirkungslos. Die ausschlaggebenden Elemente sind letztendlich die Selbstachtung des betroffenen Patienten sowie seine Chance auf soziale Integration nach seinen eigenen Vorstellungen.