Usbekistan startet Impfkampagne, um Einschleppung von Polio zu verhindern

19. Mai 2010

Vor dem Hintergrund des Ausbruchs von Poliomyelitis im benachbarten Tadschikistan hat die usbekische Regierung mit Unterstützung internationaler Partner am 17. Mai eine landesweite Impfkampagne gestartet. Die Kampagne erstreckt sich auf sämtliche zwölf Regionen des Landes sowie die Hauptstadt Taschkent und die Autonome Republik Karakalpak (Karakalpakstan). In den nächsten sechs Tagen sollen insgesamt über 2,8 Mio. Kinder geimpft werden. Mit der Kampagne soll die Einschleppung von Polio aus bereits betroffenen Ländern verhindert werden.

„Wir sind gerüstet, um die Ausbreitung von Polio zu unterbinden. Es sind alle notwendigen Vorbereitungen getroffen worden, damit diese Kampagne unsere Kinder erreicht“, betonte der Leitende Medizinalbeamte von Usbekistan, Dr. Saidmurod Saidaliev, beim Start der Kampagne in Taschkent. Eine Impfung aller Kinder unter fünf Jahren ist unverzichtbar, um den erneuten Ausbruch einer Krankheit zu verhindern, die bereits besiegt war. Das primäre Ziel besteht darin, jedes Kind zu erreichen, auch diejenigen, die in entlegenen Gebieten an der Grenze zu Tadschikistan und Afghanistan leben.

Die Impfkampagne wird in zwei Runden durchgeführt. Die erste begann am 17. Mai und soll eine Verbesserung des Impfschutzes in der Bevölkerung insgesamt bewirken. Die zweite Impfrunde ist für den 7. bis 13. Juni 2010 geplant. Mit der Kampagne erhalten die Kinder unter fünf Jahren ein hohes Maß an Immunität gegen das Poliovirus.

Internationale Partnerorganisationen wie die WHO und das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) mobilisieren zur Unterstützung der Impfmaßnahmen umfangreiche Mittel. Großzügige Unterstützung erhält die Kampagne auch von Rotary International und der Behörde für Internationale Entwicklung der Vereinigten Staaten (USAID).

Gegenwärtig entsenden die WHO, das UNICEF und das Field Epidemiology Training Program der United States Centers for Disease Prevention and Control (CDC) in Almaty (Kasachstan) technische Experten und Hilfe, um das Gesundheitsministerium bei der Überwachung der Impfkampagne zu unterstützen.

Verstärkung der Surveillance-Maßnahmen

Das Surveillance-System in Usbekistan hat seit dem 1. Januar 2010 insgesamt 29 Fälle von akuter schlaffer Lähmung (AFP) identifiziert. Davon konnte in 23 Fällen der Verdacht auf Polio im Labor nicht erhärtet werden, in sechs Fällen stehen die Ergebnisse noch aus. Diese Zahl entspricht der für das Land zu erwartenden Größenordnung. Usbekistan setzt seine Maßnahmen zur Kontrolle von AFP-Fällen fort.

Präventionsmaßnahmen

Auch wenn Usbekistan weiterhin poliofrei ist, so besteht doch erhebliche Besorgnis angesichts der Gefahr eines erneuten Ausbruchs. Die letzte Isolierung eines Polio-Wildvirus in Usbekistan geht auf das Jahr 1995 zurück. Im April 2010 meldete das benachbarte Tadschikistan einen Ausbruch des Polio-Wildvirus in einem Gebiet nahe der usbekischen Grenze. Damit wurde zum ersten Mal seit der Zertifizierung der Europäischen Region der WHO als poliofrei im Jahr 2002 ein Poliovirus in einen Mitgliedstaat eingeschleppt. Aufgrund des ständigen Reise- und Pendelverkehrs innerhalb wie auch zwischen den Ländern gilt die Gefahr einer Ausbreitung des Poliovirus als hoch.

Bisher wurden in Usbekistan keine Fälle von Polio bestätigt. Die Regierung hat schnell auf die Gefahr einer Einschleppung des Virus aus anderen Ländern reagiert und versucht gemeinsam mit internationalen Partnern, eine Ausbreitung des Virus zu verhindern.

Aktuell ist das Polio-Wildvirus weltweit nur noch in vier Ländern heimisch: Afghanistan, Indien, Nigeria und Pakistan. Dies ist ein dramatischer Rückgang gegenüber 1990: damals waren es noch mehr als 125.