40% aller Krebserkrankungen lassen sich verhindern

04. Februar 2010

Durch eine Veränderung der Lebensweise und eine Verbesserung von Präventionsmaßnahmen und Früherkennungsuntersuchungen könnten bis zu 40% aller Krebsfälle verhindert werden, wie das WHO-Regionalbüro für Europa zum bevorstehenden Weltkrebstag 2010 am 4. Februar er-klärte.

Die Menschen können ihr Krebsrisiko signifikant reduzieren, indem sie Risikofaktoren (wie Rauchen, starken Alkoholkonsum, übermäßige Sonnenexposition und Adipositas) gezielt vermeiden und gesündere Lebensgewohnheiten annehmen. Angesichts einer stetig steigenden Inzidenz von Krebserkrankungen kommt den Regierungen bei der Sensibilisierung der Bevöl-kerung und bei der Einführung umfassender Früherkennungsmaßnahmen eine zentrale Rolle zu.

„Gut konzipierte und wirksame nationale Programme zur Krebsbekämpfung sind für den Kampf gegen Krebs, aber auch zur Verbesserung des Lebens von Krebspatienten unverzichtbar“, sagt Zsuzsanna Jakab, die neue Regionaldirektorin der WHO für Europa. „Wir appellieren mit Nachdruck an die Regierungen, die vier Grundbausteine der Krebsbekämpfung, nämlich Prävention, Früherkennung, Diagnose und Behandlung, konsequent umzusetzen.“

In der gesamten Europäischen Region der WHO sind einkommensschwache und benachteiligte Bevölkerungsgruppen in besonderem Maße den Risikofaktoren und Krankheitserregern ausge-setzt, die zu vermeidbaren Krebserkrankungen führen. Diese Gruppen sind weniger für die Risikofaktoren sensibilisiert und haben oft nur begrenzten Zugang zur Gesundheitsversorgung.

Krebsstatistiken

Nach den letzten Statistiken sind Krebserkrankungen weltweit jährlich für ca. 7,6 Mio. Todesfäl-le verantwortlich. Davon entfallen über 72% auf Länder mit niedrigem bis mittlerem Einkommen. Bis 2030 wird eine weitere Zunahme der Todesfälle infolge von Krebs auf weltweit etwa 17 Mio. prognostiziert.

Es ist davon auszugehen, dass Lungenkrebs auch weiterhin für mehr Todesfälle verantwortlich sein wird als jede andere Krebsart, sofern nicht weltweit die Anstrengungen zur Bekämpfung des Tabakkonsums erheblich verstärkt werden. Bestimmte Krebsarten (z. B. Prostata-, Brust- und Kolonkrebs) sind in den entwickelten Ländern, andere (wie Leber-, Magen- und Gebärmutterhalskrebs) in den Entwicklungsländern stärker verbreitet.

Von den 53 Mitgliedstaaten der Europäischen Region der WHO weist Ungarn die höchste Krebs-sterblichkeit auf (458 pro 100 000 EW), gefolgt von der Russischen Föderation und der Ukraine (je 347 pro 100 000 EW). Dies wird auf die hohen Raucherquoten in diesen Ländern zurückge-führt.

In der Europäischen Region ist bei Frauen Brustkrebs für die größte Zahl krebsbedingter To-desfälle verantwortlich (17,2% der Gesamtzahl), bei Männern steht Lungenkrebs an erster Stelle (26,9%). Die Sterblichkeitsrate an Lungenkrebs liegt in Ungarn am höchsten (135 pro 100 000 EW), an zweiter und dritter Stelle folgen Polen (93 pro 100 000 EW) und Kroatien (86 pro 100 000 EW). Rumänien weist die höchste Sterblichkeitsrate an Gebärmutterhalskrebs auf (21 pro 100 000 EW), während die Rate für Brustkrebs in Belgien und Armenien am höchsten ist (je 37 pro 100 000 EW).

Kampagne zum Weltkrebstag 2010

Die WHO ist ein bedeutender Partner in der diesjährigen Kampagne zum Weltkrebstag, die von der International Union Against Cancer (UICC), einem Dachverband für in der Krebsbekämp-fung tätige Organisationen, koordiniert wird.

Der wissenschaftliche Bericht der UICC, der am 4. Februar veröffentlicht werden soll, hat als Schwerpunkt die Krebsarten gewählt, die durch Krankheitserreger (Viren, Bakterien und andere Erreger) verursacht werden können, und befasst sich auch mit Möglichkeiten zur Intervention bzw. Prävention. Nach Schätzungen der WHO sind Infektionen in Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen für ca. 22%, in den entwickelten Ländern für 6% aller krebsbedingten Todesfälle verantwortlich.

Zu den prominenten Aktivisten, die der Kampagne Gehör verschaffen sollen, gehören der Spit-zensportler Lance Armstrong, der Komponist und Dirigent Esa-Pekka Salonen und die frühere Tennis-Weltranglistenerste Steffi Graf.

Die WHO unterstützt die Weltkrebsdeklaration der UICC, die einen internationalen Appell zu einer beträchtlichen Reduzierung der weltweiten Krebslast bis zum Jahr 2020 beinhaltet. Die in-ternationale Bewegung zur Bekämpfung von Krebs hat die Deklaration ausgearbeitet, um die Politik weltweit auf die besorgniserregende Entwicklung von Krebserkrankungen aufmerksam zu machen. Die Deklaration beinhaltet elf ehrgeizige Ziele und einen Aktionsplan, mit dem die gegenwärtigen Trends gestoppt bzw. umgekehrt werden sollen.

Weitere Auskunft erteilt:

Zsofia Szilagyi
Kommunikationsreferentin
WHO-Regionalbüro für Europa
Scherfigsvej 8, DK-2100 Kopenhagen Ø, Dänemark
Tel.: +45 3917 1627
Fax: +45 39 17 18 80
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