WHO-Regionalbüro für Europa reagiert auf Polio-Ausbruch in Tadschikistan
In Tadschikistan besteht nach dem Einschleppen des Poliovirus ein hohes Übertragungsrisiko
Kopenhagen, 23. April 2010
Die Weltgesundheitsorganisation hat ein Expertenteam nach Tadschikistan entsandt, um einen Polio-Ausbruch im Grenzgebiet zu Afghanistan und Usbekistan zu untersuchen. Gemeinsam mit den Partnern aus der Weltweiten Initiative zur Ausrottung der Kinderlähmung wird WHO das tadschikische Gesundheitsministerium bei der Durchführung einer Massenimpfung unterstützen.
Ein sprunghafter Anstieg der akuten schlaffen Lähmung (AFP) veranlasste die tadschikische Regierung Anfang April dazu, sich wegen eines möglichen Polio-Ausbruchs an die WHO zu wenden. Im Rahmen der gemeinsamen Untersuchung durch tadschikische Gesundheitsbehörden und die WHO wurde das Poliovirus in Labortests des WHO-Kooperationszentrums in Moskau als Ursache für den Ausbruch bestätigt. Die WHO warnte darauf in Übereinstimmung mit den Internationalen Gesundheitsvorschriften sofort alle Mitgliedstaaten vor dieser neuen Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung in Zentralasien. Dieser Ausbruch durch eingeschleppte Polioviren ist der erste in der Europäischen Region der WHO, seit sie im Jahr 2002 für poliofrei erklärt wurde.
Bis zum 22. April waren 128 AFP-Fälle gemeldet worden und 10 Kinder sind verstorben. Alle Fälle traten im Südwesten des Landes im Grenzgebiet zu Afghanistan und Usbekistan auf. Das Poliovirus ist in sieben Proben von diagnostizierten Fällen isoliert worden. Durch genetische Sequenzierung soll das Virus jetzt genauer bestimmt werden. Auch Usbekistan hat drei AFP-Fälle gemeldet, die jetzt genauer untersucht werden.
Afghanistan, Pakistan, Indien und Nigeria sind die einzigen vier Länder in der Welt, in denen das Poliovirus weiter endemisch ist, wenngleich es in jüngerer Zeit in mehreren afrikanischen Ländern zu Ausbrüchen nach Einschleppung des Virus kam. Das letzte Mal wurde Polio 1997 in Tadschikistan klinisch bestätigt. 2008 lag die Durchimpfungsrate gegen Polio landesweit bei 87 %. Für die Zeit danach liegen der WHO keine vollständigen Daten vor.
Auf Ersuchen der tadschikischen Regierung haben WHO-Fachleute gründliche Untersuchungen und Gegenmaßnahmen eingeleitet, die in Übereinstimmung mit den von der Weltgesundheitsversammlung 2006 geschaffenen internationalen Verfahren stehen. Die WHO hat die Regierungen Kasachstans, Kirgisistans, Turkmenistans und Usbekistans alarmiert und sie darum gebeten, ihre Überwachung der AFP-Fälle zu verstärken und schnell nationale und subnationale Impfkampagnen gegen die Kinderlähmung zu planen und durchzuführen.
Tadschikistan wird in kurzer Folge drei landesweite Impfkampagnen durchführen, um den Ausbruch zu stoppen. Diese Kampagne wird vom tadschikischen Gesundheitsministerium mit Unterstützung durch die WHO, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF), die United States Centers for Disease Control and Prevention (CDC) und weitere Partner in der Weltweiten Initiative zur Ausrottung der Kinderlähmung durchgeführt. Rotary International hat bereits eine Soforthilfe für den Beginn der Impfkampagne angeboten.
Das Poliovirus überwindet mühelos große Abstände, sodass die poliofreien Gebiete solange gefährdet bleiben, bis der Polioübertragung in den verbleibenden endemischen Ländern Einhalt geboten ist. Die Europäische Region der WHO wurde im Jahr 2002 als poliofrei zertifiziert, nachdem drei Jahre lang während der Überwachung für die Zertifizierung keine Übertragung des Polio-Wildvirus beobachtet worden war. Der Ausbruch in Tadschikistan wirkt sich nicht unmittelbar auf den Zertifizierungsstatus der Region aus.
Er hat aber die Notwendigkeit vor Augen geführt, einen hohen Immunisierungsstand in der Bevölkerung aufrecht zu erhalten, bis die Übertragungskette der Kinderlähmung weltweit unterbrochen worden ist. Dieser Ausbruch fällt zeitlich mit der Europäischen Impfwoche zusammen, die am 24. April 2010 beginnt und Bewusstsein für durch Impfung vermeidbare Krankheiten und die Bedeutung der Immunisierung schaffen soll.
Die WHO wird gemeinsam mit ihren Partnern so lange fachliche Unterstützung auch vor Ort leisten, bis der Ausbruch unter Kontrolle gebracht ist. Die WHO empfiehlt im Falle des Nachweises von Polioviren keine Beschränkungen für den internationalen Reise- und Handelsverkehr, betont aber die Gültigkeit der grundsätzlichen Empfehlungen für die Impfung von Personen, die in ein von Polio betroffenes Gebiet einreisen oder es verlassen, bis die Unterbrechung des Polioausbruchs festgestellt wurde.
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