Weltgesundheitstag 2010: Die Beseitigung gesundheitlicher Ungleichheiten sollte oberste Priorität haben

Kopenhagen, 7. April 2010

Anlässlich des Weltgesundheitstages möchte die WHO mit einer weltweiten Kampagne für die Auswirkungen der zunehmenden Verstädterung auf Gesundheit und Lebensstil der Menschen in der ganzen Welt sensibilisieren. Sie appelliert daher an kommunale Behörden und die betroffenen Bürger, die gesundheitlichen Ungleichheiten in den Städten näher zu untersuchen und dann geeignete Maßnahmen zu ergreifen.

Über die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute in Städten, und die Urbanisierung entwickelt sich zu einer der wichtigsten weltweiten Herausforderungen für die Gesundheitspolitik im 21. Jahrhundert. Bis zum Jahr 2030 werden weltweit sechs von zehn Menschen Stadtbewohner sein, bis 2050 sollen es sogar sieben von zehn sein.

Die Urbanisierung ist mit zahlreichen Herausforderungen für die öffentliche Gesundheit verbunden, insbesondere durch Infektionskrankheiten und nichtübertragbare Krankheiten wie Krebs und Herzkrankheit, aber auch mit gesundheitsschädlichen Lebensgewohnheiten wie Tabakkonsum und übermäßigem Alkoholkonsum. Darüber hinaus sind die Bewohner von Städten häufiger von Straßenverkehrsunfällen, Verletzungen, Gewalt und Kriminalität betroffen. Einkommensschwache Stadtbewohner leiden unverhältnismäßig häufig an einer Vielzahl von Krankheiten und anderen Gesundheitsproblemen.

„Angesichts der zunehmenden Urbanisierung sind auch die gesundheitlichen Ungleichheiten in den Städten auf dem Vormarsch. Um diesen Trend umzukehren, sind die Vertreter von kommunalen und nationalen Behörden dringend aufgefordert, Konzepte für Gesundheitsschutz und Gesundheitsförderung zu entwickeln, die eine Reihe von Politikbereichen wie Umwelt, Gesundheit, Verkehr, Bildung und Städteplanung umspannen“, sagt Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa.

70% der Bürger der Europäischen Region der WHO leben in städtischen Gebieten. Über 92% der städtischen Bevölkerung lebt mit einer Schwebstaubbelastung, die den Richtwert der WHO überschreitet. Täglich sterben ungefähr 100 Kinder und junge Menschen unter 25 Jahren durch Straßenverkehrsunfälle. Umgebungslärm gilt als der am weitesten verbreitete Stressfaktor in städtischen Gebieten.

Die von der WHO initiierte Gesunde-Städte-Bewegung in der Europäischen Region hat sich in den vergangenen 20 Jahren als ein wirksames Instrument zur Förderung der Einbeziehung kommunaler Behörden in die Entwicklung im Gesundheitsbereich erwiesen. Durch sie wurden insgesamt über 1500 Städte in einen Prozess eingebunden, der durch politisches Engagement, institutionelle Veränderungen und Kapazitätsaufbau geprägt ist.

Die Gesunde-Städte-Netzwerke der WHO dienen der Förderung umfassender und systematischer Konzepte und Planungen, deren vorrangige Stoßrichtung in der Beseitigung von gesundheitlichen Ungleichheiten, Armut in städtischen Gebieten und politischer Partizipation liegt. Sie unterstützen sektorübergreifende Maßnahmen in Form von Partnerschaften sowie eine integrierte Planung und die Bildung von Netzwerken für mehr Solidarität und Innovation.

„1000 Städte, 1000 Leben“

Mit der weltweiten Kampagne der WHO „1000 Städte, 1000 Leben“ wird für gezielte Anstrengungen geworben, Städte zu gesünderen Orten zu machen, und werden Bürgermeister, Bürger und nichtstaatliche Organisationen gleichermaßen auf einer einzigartigen sozialen Website zusammengebracht.

Zusammen mit dem Programm der Vereinten Nationen für menschliche Siedlungen (UN-HABITAT) wird die WHO in Kürze einen Bericht über gesundheitliche Ungleichheiten in Städten in aller Welt veröffentlichen, der eine Reihe von Beispielen aus der Praxis sowie Grundsatzempfehlungen in Bezug auf evidenzbasierte Empfehlungen enthalten wird.

Der Weltgesundheitstag wird jedes Jahr am 7. April, dem Jahrestag der Gründung der WHO, begangen. Er soll dazu beitragen, für zentrale Gesundheitsfragen zu sensibilisieren, und als weltweiter Handlungsrahmen dienen.

Für Fragen zum Themenkomplex Urbanisierung und Gesundheit wenden Sie sich bitte an:

Dr. Agis Tsouros
Regionalbeauftragter
WHO-Regionalbüro für Europa
Tel. (Mobiltel.): +45 23 39 14 84
E-Mail: ATS@euro.who.int

Sonstige Fragen beantwortet Ihnen:

Frau Zsofia Szilagyi
Kommunikationsreferentin
WHO-Regionalbüro für Europa
Tel. (Mobiltel.): +45 24 67 48 46
E-Mail: SZZ@euro.who.int