WHO-Leitlinien zur Raumluftqualität empfehlen erstmals Höchstwerte für Chemikalienkonzentrationen
Kopenhagen, 15. Dezember 2010
Heute erscheint ein neuer Band der globalen Leitlinien zur Raumluftqualität. Die WHO guidelines for indoor air quality: selected pollutants [dt.: WHO-Leitlinien zur Raumluftqualität: Ausgewählte Schadstoffe] entstanden unter der Ägide des WHO-Regionalbüros für Europa aus Beiträgen von mehr als 60 internationalen Wissenschaftlern in einem Projekt, dessen Erkenntnisse und Empfehlungen zum weltweiten Schutz der Gesundheit vor den Folgen der Chemikalienbelastung in Innenräumen hiermit erstmals gesammelt vorliegen. Die Leitlinien empfehlen Grenzwerte zur Raumluftqualität, welche die Gesundheitsrisiken signifikant verringern und in allen Regionen der Welt eine wissenschaftliche Grundlage für entsprechende Gesetzesvorschriften schaffen sollen.
Gefahrstoffe, die durch Gebäude, Baumaterialien und Einrichtungen abgegeben sowie vom Menschen selbst beim Kochen oder Heizen durch Verbrennung erzeugt werden können, verursachen ein breites Spektrum an Gesundheitsproblemen mit teils tödlichen Folgen. Jedes Jahr sterben in der Europäischen Region der WHO mindestens 400 Menschen durch Kohlenmonoxidvergiftung und bis zu 14% aller Fälle von Lungenkrebs können auf Radonbelastung in den eigenen vier Wänden zurückgeführt werden. Eine lebenslange Belastung mit Benzolkonzentrationen, wie sie in Städten der Region durchaus üblich sind, ist mit bis zu zehn Leukämiefällen pro 100 000 Einwohner verbunden.
„Das Verständnis der durch diese Schadstoffe entstehenden Gefahren ist ein erster Schritt zur Benennung der zum Abbau der negativen gesundheitlichen Folgen erforderlichen Maßnahmen. Wenn diese Leitlinien vernünftig zur Entwicklung von Handlungskonzepten genutzt werden, müssten die Belastung durch Luftschadstoffe in Innenräumen und die damit verbundenen Folgen erheblich zurückgehen“, sagt Frau Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa. „Die WHO wird auch weiterhin entsprechende konzeptionelle Entwicklungen sowie sektorübergreifende Zusammenarbeit fördern, um allen Menschen den Zugang zu gesundheitsverträglicher Raumluft zu ermöglichen.“
Die Leitlinien sind an Gesundheitsexperten gerichtet, die mit der Vorsorge gegen Gesundheitsrisiken aus Umweltexpositionen befasst sind, aber auch an Fachleute und Behörden, die an der Gestaltung und Nutzung von Gebäuden sowie von Materialien und Einrichtungen für Innenräume beteiligt sind. Dieser zweite Band der Reihe folgt einem Buch aus dem Jahr 2009 zum Thema Feuchtigkeit und Schimmel und streift auch schon kurz künftige Arbeiten zu Verbrennungsabgasen in Haushalten.
Die neun für diese Studie berücksichtigten Stoffe treten in der ganzen Welt in Innenräumen als Schadstoffe in Erscheinung und sind nur eine kleine Auswahl der vielen in Gebäuden anzutreffenden Chemikalien. Sie wurden ausgewählt aufgrund ihres vorhandenen Ausstoßes in Innenräumen, des verfügbaren Wissens über ihre Gesundheitsfolgen und des allgemeinen Vorliegens gesundheitsbedenklicher Konzentrationen. Auf Grundlage des gesammelten Wissens haben Experten Gesundheitsrisikobewertungen formuliert und für jeden Schadstoff Empfehlungen vereinbart (vgl. Faktenblatt).
Raumluftqualität ist in allen Ländern unabhängig vom Volkseinkommen ein wichtiger gesundheitlicher Risikofaktor. In Altenwohnungen, Tagespflegestätten und Altenheimen sind die Menschen wegen ihres Alters und Gesundheitszustandes bei Innenraumluftverunreinigung besonders gefährdet. Die Leitlinien sollen unterschiedliche Stufen der wirtschaftlichen Entwicklung berücksichtigen, alle relevanten Bevölkerungsgruppen erfassen und realistische Ansätze für einen Abbau der Gesundheitsrisiken durch die Belastung mit ausgewählten Schadstoffen in den verschiedenen Regionen der Welt ermöglichen.
„Das gesundheitspolitische Bewusstsein für die Luftverschmutzung in Innenräumen hinkt dem für die Verunreinigung der Außenluft hinterher. Hier setzen die neuen Leitlinien klare Maßstäbe zum Abbau von Gesundheitsrisiken durch Schadstoffbelastung aus der Innenraumluft für alle Regionen der Welt und für alle wirtschaftlichen Entwicklungsstadien“, schließt Dr. Michal Krzyzanowski, Leiter des WHO-Projekts zur Entwicklung der Leitlinien.
Für Fragen zu den in den Empfehlungen enthaltenen Daten wenden Sie sich bitte an:
Dr. Michal Krzyzanowski
Programmleiter, Lebens- und Arbeitsbedingungen
Außenstelle Bonn – WHO-Regionalbüro für Europa
Tel.: +49 228 815 0405
E-Mail: mkr@ecehbonn.euro.who.int
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Cristiana Salvi
Fachreferentin, Kommunikation
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