Arzneimittelresistente Tuberkulose breitet sich weiter aus. Neuer Bericht. Tuberkulose unter Kindern gibt Anlass zu Sorge.

Kopenhagen, den 18. März  2011

Rechtzeitig zum Welttuberkulosetag 2011 erschien der Bericht Tuberkulose-Überwachung in Europa 2009 als neue Gemeinschaftspublikation des Europäischen Zentrums für die Kontrolle und die Prävention von Krankheiten (ECDC) und des WHO-Regionalbüros für Europa mit Erkenntnissen zur besorgniserregenden Ausbreitung multiresistenter Tuberkuloseformen (MDR-Tb) und zur anhaltenden Ausbreitung der Tuberkulose unter Kindern. Derzeit wird ein konzertierter Plan der Region gegen MDR-Tb und Tuberkulose unter Kindern entwickelt.

In den Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) und des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) sind die Meldungen zwar weiter rückläufig, doch wie die Autoren betonen, ist die Bekämpfung der Erkrankung von Kindern zentral für die erfolgreiche Eliminierung der Tuberkulose. Im vorangegangenen Jahrzehnt waren fast 40 000 Fälle unter Kindern gemeldet worden, davon über 3300 im Jahr 2009. Zudem zeigt der geringe Anteil einer bakteriologischen Bestätigung für Tuberkulosefälle unter Kindern (19%) deutlich, dass selbst in der EU/EWA fehlende Diagnosekapazitäten weiter eine wichtige Herausforderung darstellen.

In der Europäischen Region der WHO ging die Zahl der gemeldeten Tuberkulosefälle seit 2005 zurück und lag im Jahr 2009 bei im Durchschnitt 36,8 pro 100 000 Einwohner. Allerdings betrugen die Melderaten für neu aufgedeckte Fälle und Rückfälle in den 18 Ländern hoher Priorität  im Vergleich zum Rest der Region immer noch fast das Achtfache (73,0 zu 9,2 pro 100 000). 

Die offizielle Erfolgsrate der Behandlungen war die weltweit schlechteste, während die MDR-Tb-Raten zu den höchsten der Welt zählten. Die hohe Zahl der Todesfälle und der nicht konsequent therapierten Patienten sind ein weiterer Grund zur Sorge. Die anfälligsten Bevölkerungsgruppen einschließlich der Kinder gelangten immer noch nicht ohne weiteres in den Genuss qualitativ hochwertiger und rechtzeitiger Diagnose und Therapie. Angesichts der hohen Prävalenz multiresistenter und extensiv resistenter Tuberkuloseformen (M/XDR-Tb) in der Region bleibt dies ein drängendes Problem. Als Antwort auf die Bedrohung durch M/XDR-Tb stellen das WHO-Regionalbüro für Europa und seine Partner jetzt einen konsolidierten Aktionsplan gegen M/XDR-Tb fertig, der eine Strategie zur Bewältigung der epidemischen Tuberkuloseresistenz binnen fünf Jahren enthält.

Die Eliminierung der Tuberkulose in der gesamten Europäischen Region kann nur vorankommen, wenn Bekämpfung und Vorsorge auf die schwächsten Glieder der Kette, die Kinder, ausgerichtet werden. Das ECDC veranstaltete zusammen mit der Partnerschaft „Stopp der Tb“ am 17. und 18. März 2011 in Stockholm eine globale Tagung von Experten für Tuberkulose im Kindesalter, um Strategien zur Verbesserung von Diagnose, Therapie und Prävention für die von Tuberkulose betroffenen Kinder zu finden.

„Das Problem der arzneimittelresistenten Tuberkulose erfordert klare und konkrete Maßnahmen: ein Scheitern kommt nicht in Frage. Darum habe ich ein Sonderprojekt ins Leben gerufen, das die Vorsorge und Bekämpfung der M/XDR-Tb vorantreiben soll“, sagt Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa. „Ein wichtiger Teil unserer Arbeit mit den wissenschaftlichen Forschungsinstituten und im Rahmen des konsolidierten Aktionsplans besteht in der Schaffung neuartiger schneller und kindgerechter diagnostischer Instrumente und Therapien.“

ECDC-Direktor Dr. Marc Sprenger betonte: „Prävention im Kindesalter ist die Voraussetzung für tuberkulosefreie Generationen in Europa. Wir müssen uns deutlich für schnelle und hochwertige Diagnosen sowie bessere Therapien für Kinder engagieren, die an Tuberkulose leiden.“

Am Weltgesundheitstag, dem 7. April, wird die Ausbreitung antimikrobieller Resistenzen thematisiert und als drängendes Problem nicht nur im Bereich der Tuberkulosebekämpfung, sondern auch anderer Infektionen betont, die wegen Arzneimittelresistenzen zusehends schwerer zu behandeln sind.

(1) Die 18 Länder hoher Priorität sind: Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Bulgarien, Estland, Georgien, Kasachstan, Kirgisistan, Lettland, Litauen, Republik Moldau, Rumänien, Russische Föderation, Tadschikistan, Türkei, Turkmenistan, Ukraine und Usbekistan.

Kontaktadressen:

 

Viv Taylor Gee
Beraterin für Öffentlichkeitsarbeit
WHO-Regionalbüro für Europa
Tel.: +45 39 17 12 31
Mobiltel.: + 45 22 72 36 91
E-Mail: vge@euro.who.int

 

Hans Kluge
Direktor, Abteilung Gesundheitssysteme
Sonderbeauftragter der Regionaldirektorin für die Vorsorge gegen und Bekämpfung von M/XDR-Tb
Tel.: +45 39 17 13 96
Mobiltel.: + 45 51 83 90 62
E-Mail: hkl@euro.who.int