Extreme Wetterverhältnisse bedrohen Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung
Am Weltwassertag werden neue Empfehlungen für geeignete Gegenmaßnahmen vorgestellt
Kopenhagen und Rom, 22. März 2011
Die Gewährleistung von Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung entwickelt sich für die Städte zusehends zu einer der wichtigsten Herausforderungen des Jahrhunderts. Das WHO-Regionalbüro für Europa und die Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (UNECE) stellen am Weltwassertag, der in diesem Jahr unter dem Motto „Wasser für die Städte“ begangen wird, ein neues Buch mit Empfehlungen für die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung unter extremen Wetterverhältnissen vor. Es schildert Auswirkungen der Wetterphänomene aufgrund des Klimawandels für die Handhabung der städtischen Wasserressourcen und beschreibt wirksame Wege zur Verringerung der sich ergebenden Probleme und Gesundheitsrisiken.
„Bei extremen Niederschlagsmengen oder aber anhaltender Dürre können die Systeme für die Wasserversorgung sowie die Abwasserentsorgung Schaden nehmen oder ganz versagen, sodass die Versorgung zusammenbricht oder kontaminiertes Trinkwasser enthält, was schwerwiegende Folgen für die Gesundheit unser Bevölkerungen haben kann“, sagt hierzu die WHO-Regionaldirektorin für Europa Zsuzsanna Jakab. „Mit dieser Orientierungshilfe wollen wir die politischen Entscheidungsträger und Betreiber von Wasserwerken und Kläranlagen darin unterstützen, ihre Systeme gegen extreme Wetterverhältnisse zu wappnen und so die menschliche Gesundheit zu schützen.“
Die Zahl extremer Wetterereignisse stieg in der Europäischen Region zwischen 1998 und 2007 um 65% und die Gesamthöhe der ökonomischen Schäden verdoppelte sich gegenüber dem vorangegangenen Jahrzehnt auf fast 14 Mrd. €. Ca. 40 Millionen Menschen benötigten deswegen in den vergangenen 20 Jahren Überlebenshilfen in Form sicherer Unterkünfte, ärztlicher Behandlung, sicheren Trinkwassers und einer geregelten Abwasserentsorgung. Dies war im Vergleich zu den beiden vorangegangenen Jahrzehnten, in denen nur acht Millionen Menschen betroffen waren, ein Anstieg um rund 400% (1).
Die Europäische Region der WHO ist stark verstädtert. Über zwei Drittel der über 880 Millionen Menschen, die in ihr leben, wohnen in Stadtgebieten. Städte verbrauchen enorme Mengen an Trinkwasser und benötigen eine gut funktionierende Abwasserkanalisation und ein angemessenes Entwässerungssystem, damit sowohl extreme Niederschläge als auch extreme Trockenperioden bewältigt werden können.
Temperaturanstieg, schwankende Niederschlagsmengen, Dürren, Hitzewellen und Kälteperioden belasten und bedrohen Trinkwasserangebot und Abwasserentsorgung, können die Wasserzufuhr einschränken oder zur Verschmutzung des Wassers führen. Gesundheitliche Auswirkungen zeigen sich hauptsächlich als Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, als Dermatitis und als Konjunktivitis.
In Dürreperioden führt Wasserknappheit zu verringerter Selbstreinigungskraft der Kanalisation. Nach heftigen Regenfällen reißen Sturzbäche die Ausscheidungen von Mensch und Tier sowie Müll in ungeschützte Wasserreservoirs und führen so zur chemischen oder biologischen Verunreinigung des Trinkwassers; solche Schäden sind manchmal unumkehrbar und können sich weit über lokale und nationale Grenzen hinaus auswirken. Hitze- oder Kälteperioden können Wasserleitungen und Abwasserrohre zerstören und die Wasserwirtschaft so schädigen, dass der Wasserverbrauch rationiert und priorisiert werden muss.
Die Anbieter von Wasserversorgung und Abwasserentsorgung müssen sich auf die allgemein zu erwartenden Konsequenzen extremen Wetters vorbereiten, welche den Zugang der Bevölkerung zu sicherem Trinkwasser und angemessener Abwasserentsorgung beeinträchtigen und die Gesundheit entsprechend schädigen können. Notfallmaßnahmen sind daher wichtig, reichen aber allein nicht aus: Erforderlich sind Vorsorge, Vorbereitung und Vorwegnahme sowie eine Zusammenarbeit und Abstimmung zwischen Meteorologen, Hydrologen, Geohydrologen und Gesundheitsfachkräften.
Im Rahmen des Protokolls über Wasser und Gesundheit fördert die WHO die Einführung nationaler Pläne zur Gewährleistung sicheren Trinkwassers in den Ländern der Region. Die Ausgestaltung und Wartung der Wasserversorgung, Abwasserkanalisation und Schmutzwasseraufbereitung müssen dem Wetter angemessen erfolgen, damit Auswirkungen auf ihre Funktionstüchtigkeit sowie die Gesundheit der Bevölkerung durch Überschwemmungen und Dürren minimiert werden. An den Brennpunkten ungewöhnlicher Wetterverhältnisse müssen eventuell technische Herausforderungen überwunden werden und Veränderungen in Quantität und Qualität des Trinkwassers sollten erkannt sowie alternative Wasserquellen benannt werden. Die Kommunikation zwischen allen beteiligten Parteien – Verwaltung, Betreiber, Eigentümer, Rettungsdienste und Verbraucher – muss zeitnah und genau erfolgen.
(1) Nach Daten aus der Datenbank (EM-DAT) des Forschungszentrums für Katastrophenepidemiologie (CRED) 2009
Hinweise an Redakteure
- Das Protokoll über Wasser und Gesundheit zu dem Übereinkommen von 1992 zum Schutz und zur Nutzung grenzüberschreitender Wasserläufe und internationaler Seen ist die erste internationale rechtsverbindliche Übereinkunft zum Schutz von Gesundheit und Wohlbefinden der Menschen durch eine verbesserte Wasserwirtschaft. Es wurde 1999 während der Dritten Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit angenommen und trat 2005 in Kraft. Derzeit gilt es für 24 Vertragsparteien und 14 Unterzeichner. Das Sekretariat wird gemeinsam vom WHO-Regionalbüro für Europa und von der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa gestellt.
- Durch den von der Generalversammlung der Vereinten Nationen geschaffenen Weltwassertag wird jedes Jahr am 22. März das Recht auf Wasser unterstrichen. Der Weltwassertag 2005 markierte den Beginn einer neuen Aktionsdekade der Vereinten Nationen, in der unter dem Motto „Wasser – Quelle des Lebens“ die auf Wasser bezogenen Ziele im Sinne der Millenniums-Erklärung der Vereinten Nationen erreicht werden sollen.
Für Fragen zu den in den Empfehlungen enthaltenen Daten wenden Sie sich bitte an:
Roger Aertgeerts
Programmleiter, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung
Europäisches WHO-Zentrum für Umwelt und Gesundheit, Büro Rom
WHO-Regionalbüro für Europa
Tel.: +39 06 4877 528
E-Mail: watsan@ecr.euro.who.int
Dr. Bettina Menne
Programmleiterin, Klimawandel, umweltverträgliches Gesundheitswesen und nachhaltige Entwicklung
Europäisches WHO-Zentrum für Umwelt und Gesundheit, Büro Rom
WHO-Regionalbüro für Europa
Tel.: +39 06 4877 546
E-Mail: globalchange@ecr.euro.who.int
Wenn Sie weitere Auskünfte oder ein Interview wünschen, wenden Sie sich bitte an:
Cristiana Salvi
Fachreferentin, Kommunikation
Europäisches WHO-Zentrum für Umwelt und Gesundheit, Büro Rom
WHO-Regionalbüro für Europa
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E-Mail: press.he@ecr.euro.who.int