WHO: Lebensmittelsicherheit bleibt eine ständige Herausforderung

Höchstmaß an Lebensmittelsicherheit setzt enge internationale Zusammenarbeit voraus


Die WHO-Regionaldirektorin für Europa, Zsuzsanna Jakab, gab heute folgende Erklärung ab:

Kopenhagen, 11. Juni 2011

Der Ausbruch der enterohämorrhagischen Escherichia coli (EHEC) in Deutschland war der schwerste, der je in der Europäischen Region der WHO registriert wurde. Seine traurige Bilanz für die menschliche Gesundheit lautet: Er hat 35 Menschenleben gekostet, und Hunderte sind immer noch krank. Die ökonomischen Folgen des Ausbruchs sind noch nicht voll absehbar. Es war eine sehr schwierige Zeit für die Deutschen und ihre Institutionen. Im Namen der WHO möchte ich ihnen unser Mitgefühl aussprechen und sie unserer Solidarität versichern. 

Wir sind sehr erfreut darüber, dass die deutschen Behörden bei der Bestimmung des Überträgers des Ausbruchs wesentliche Fortschritte erzielt haben. Dabei wurden eine Reihe von Kontrollmaßnahmen eingeführt, und weitere Untersuchungen sind noch im Gange. Dank der Anstrengungen der Forscher in Deutschland ist inzwischen mehr über den Ausbruch bekannt, und es gibt Anzeichen für einen Rückgang der Fallzahlen. 

Lebensmittelsicherheit bleibt eine ständige Herausforderung für uns alle. Dieser Ausbruch hat die Bedeutung von schnellem und koordiniertem Handeln, von Informationsaustausch und Bereitschaftsplanung erneut verdeutlicht. Dies wird auch in den Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) unterstrichen, zu denen sich alle Mitgliedstaaten in der Europäischen Region der WHO bereits verpflichtet haben. Mittlerweile erhöhen viele Länder ihre Laborkapazitäten und verbessern ihre nationale Planung für Notfallmaßnahmen. Die Länder sollten ihre Surveillance-Systeme für lebensmittelbedingte Erkrankungen und Lebensmittelkontamination nicht nur weiter betreiben, sondern ausbauen und gleichzeitig effektive Präventions- und Kontrollsysteme entlang der Nahrungskette, also vom Erzeuger bis zum Verbraucher, einrichten. Um ein Höchstmaß an Lebensmittelsicherheit zu verwirklichen und in der gesamten Region das Vertrauen in die Unbedenklichkeit von Lebensmitteln wiederherzustellen, insbesondere vor dem Hintergrund grenzüberschreitender Lebensmittelmärkte, ist eine enge internationale Zusammenarbeit unverzichtbar. 

Seit Beginn des Ausbruchs hat die WHO den ihr in den IGV erteilten Auftrag erfüllt, indem sie den EHEC-Ausbruch in Deutschland mitverfolgt und den Informationsaustausch zwischen den Ländern in der Europäischen Region, innerhalb der Europäischen Union und weltweit gefördert hat. Wir haben dies in Partnerschaft mit nationalen und internationalen Behörden getan. Zutiefst dankbar sind wir aber auch für den Beitrag der WHO-Kooperationszentren. 

Das WHO-Regionalbüro für Europa unterstützt die Mitgliedstaaten beim Aufbau von Kapazitäten zur Bewältigung der Herausforderungen auf dem Gebiet der Lebensmittelsicherheit. Der Europäische Aktionsplan Nahrung und Ernährung 2007–2012 gibt politischen Entscheidungsträgern und Gesundheitsfachkräften die dringend benötigte Orientierungshilfe, indem er ein breites Spektrum von Maßnahmen für mehr Lebensmittelsicherheit propagiert. 

Lebensmittelsicherheit geht uns alle an: von den Lebensmittelherstellern über Groß- und Einzelhandel und Gastronomie bis zu den Verbrauchern. Um ihre Produkte so sicher wie möglich zu machen, müssen die Nahrungsmittelerzeuger sich an die Vorschriften für Lebensmittelsicherheit halten und strenge Hygienemaßnahmen einhalten. Zu mehr Lebensmittelsicherheit können aber auch all diejenigen beitragen, die Umgang mit Lebensmitteln haben. Hier gelten Regeln, die leicht zu verstehen und anzuwenden sind: Händewaschen vor dem Essen und nach dem Toilettengang; gründliches Waschen roh zu verzehrender Lebensmittel mit sauberem Wasser; Vermeiden von Kreuzkontamination und richtiges Kochen und Lagern von Nahrungsmitteln. In den meisten Situationen lässt sich durch solche Routinemaßnahmen die Gefahr einer Erkrankung aufgrund kontaminierter Lebensmittel wirksam reduzieren.

Ich möchte an dieser Stelle die Zusammenarbeit mit der Europäischen Union und ihren Fachbehörden würdigen und all denjenigen Kolleginnen und Kollegen von der WHO in der ganzen Welt danken, die hinter den Kulissen aktive Unterstützung geleistet und zeitig Informationen bereitgestellt haben, die ein umfassendes Bild von diesem Ausbruch ermöglicht haben.

Die WHO steht weiter zur Hilfe bereit und wird den regen weltweiten Informationsaustausch mit ihren Mitgliedstaaten fortsetzen, damit diese umgehend informiert werden und geeignete gesundheitliche Empfehlungen herausgeben können.