Polio aus der Europäischen Region verdrängt: Die Region behält ihre Zertifizierung als poliofrei, aber Wachsamkeit ist weiterhin geboten

Kopenhagen, 25. August 2011

Die Regionale Zertifizierungskommission für die Eradikation der Poliomyelitis in der Europäischen Region (RCC) hat gestern bekannt gegeben, dass die Europäische Region trotz der Einschleppung des Poliovirus vom Typ 1 im Jahre 2010 ihre Zertifizierung als poliofrei behält. Im Rahmen ihrer 25. Tagung in Kopenhagen in dieser Woche ließ die RCC verlauten, dass die Verbreitung des wilden Poliovirus gestoppt wurde. Da die Länder wirkungsvolle Maßnahmen ergriffen haben, wurden seit September 2010 keine neuen Fälle mehr gemeldet.

„Die Entscheidung der RCC ist eine großartige Nachricht für die Region und dem Einsatz der Mitgliedstaaten und Partnerorganisationen zu verdanken, die den ersten und größten Poliomyelitisausbruch in der Region seit ihrer Zertifizierung als poliofrei im Jahr 2002 individuell, gemeinsam und unverzüglich bekämpft haben. Ich bin auch sehr erfreut über die harte Arbeit und den persönlichen Einsatz der Präsidenten, Premierminister und Gesundheitsminister, dem wir diesen Erfolg verdanken. Dies zeigt, wie wichtig und wertvoll das Engagement der Politik und gemeinsames Handeln sind. Das WHO-Regionalbüro für Europa wird weiterhin mit den Mitgliedstaaten zusammenarbeiten, damit die Region wachsam bleibt und ihre Zertifizierung als poliofrei aufrechterhalten wird“, äußerte sich Zsuzsanna Jakab, die WHO-Regionaldirektorin für Europa.

Im Jahre 2010 wurden in vier Ländern – Kasachstan, der Russischen Föderation, Tadschikistan und Turkmenistan – 475 im Labor bestätigte Fälle des wilden Poliovirus Typ 1, darunter 30 Todesfälle, gemeldet. Bei der Tagung in dieser Woche legten alle 53 Länder der Region, einschließlich derer, in denen 2010 das Poliovirus kursierte, einschlägige Informationen vor, die der RCC eine unabhängige Experteneinschätzung im Hinblick auf die Aufrechterhaltung der Zertifizierung der Region als poliofrei ermöglichten. Die RCC prüfte die vorliegenden Erkenntnisse, um zu bestimmen, ob die Europäische Region ihre Zertifizierung als poliofrei behalten kann. David Salisbury, der Vorsitzende der RCC, lobte die Gegenmaßnahmen der Mitgliedsstaaten und insbesondere ihre Bemühungen, die Bevölkerung zu schützen und die Ausbreitung des Poliovirus zu unterbinden. Dies wurde durch abgestimmte zusätzliche Impfaktionen erreicht, die oft in Form landesweiter Impfkampagnen erfolgten.

Die RCC erkannte an, dass die Mitgliedstaaten die im Rahmen der 24. Tagung am 26.–27. Januar 2011 in St. Petersburg herausgegebenen Empfehlungen zu ihrer Zufriedenheit umgesetzt hätten. Sie erklärte, die Länder hätten ausreichend Informationen in Bezug auf die Durchimpfung und die Schwachstellen in ihren Polio-Überwachungssystemen sowie den nachhaltigen Transport von Laborproben geliefert. Deshalb sei es nicht nötig, den Zertifizierungsprozess für alle 53 Mitgliedsstaaten in der Europäischen Region oder für eine Teilregion zu wiederholen.

Die RCC erkannte auch den Beitrag bzw. die technische Unterstützung des WHO-Regionalbüros für Europa, der Partner im Rahmen der Weltweiten Initiative zur Ausrottung der Kinderlähmung sowie der Russischen Föderation, Indiens und der internationalen Entwicklungsbehörde der Vereinigten Staaten an.

„Die Beurteilung durch die RCC ist extrem wichtig. Gleichzeitig beobachten wir entscheidende Fortschritte in Indien, dem Ursprungsland der Einschleppung in die Europäische Region im letzten Jahr, wo wir seit über sechs Monaten keinen Fall mehr hatten. Zusammengenommen sind diese Entwicklungen ein starkes Signal, dass mit ausreichender Finanzierung und politischem Willen eine schnelle Eradikation von Polio erreicht werden kann“, sagte Bruce Aylward, der Beigeordnete Generaldirektor der WHO für Polio, Notsituationen und länderübergreifende Zusammenarbeit.

Auf globaler Ebene bestehen bei der Ausrottung von Polio entscheidende Finanzierungslücken in Höhe von 590 Mio. US-$ bis Ende 2012.

Die Weltweite Initiative zur Ausrottung der Kinderlähmung (GPEI) wird von der WHO, Rotary International, den United States Centers for Disease Control and Prevention und UNICEF angeführt. Seit 1988, dem Jahr der Gründung der GPEI, hat sich die Anzahl der Neuerkrankungen um mehr als 99% verringert. Damals traten in den über 125 endemischen Ländern jährlich über 350 000 Fälle von Kinderlähmung auf. Bisher wurden 2011 (Stand: 16. August) weltweit 325 Fälle gemeldet. Nur vier Länder sind weiterhin endemisch: Afghanistan, Indien, Nigeria und Pakistan.

Weitere Auskunft erteilen:

Rebecca Martin
Gruppenleiterin, Übertragbare Krankheiten
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E-Mail: rma@euro.who.int

Robb Butler
Fachreferent, Übertragbare Krankheiten
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Faith Vorting
Kommunikationsreferentin
WHO-Regionalbüro für Europa
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