Zahl der Verkehrstoten um 25% gefallen Gesamtzahl für die Europäische Region der WHO dennoch 92 000 pro Jahr

Kopenhagen, 14. März 2013

Ein heute vom WHO-Regionalbüro für Europa veröffentlichter Bericht mit Fakten aus der Europäischen Region sowie einer Zustandsbeschreibung der globalen Sicherheit im Straßenverkehr im Jahr 2013 weist nicht nur auf einen signifikanten Rückgang der Gesamtzahl der Verkehrstoten hin, sondern legt auch offen, dass lediglich in der Hälfte aller Länder der Region eine angemessene Gesetzgebung für die Sicherheit im Straßenverkehr existiert.

55% der Bevölkerung der Europäischen Region leben in Ländern, die in fünf zentralen Punkten (Alkohol am Steuer, Rasen, Helmpflicht, Gurtpflicht und Kindersicherungen) keine umfassende gesetzliche Regelung für die Sicherheit im Straßenverkehr bieten. Die verbleibenden 45% profitieren von zügigen gesetzlichen Verbesserungen, durch welche die Länder sich aktiv um die Erfüllung der Ziele aus der Aktionsdekade für Straßenverkehrssicherheit (2011 2020) bemühen.

Der Bericht zeigt, dass Verbesserungen möglich sind und dass es in 40 von 48 Ländern gelungen ist, die Zahl der Verkehrstoten zu reduzieren.

„Die Sicherheit im Straßenverkehr hat beachtlich zugenommen“, sagt hierzu die WHO-Regionaldirektorin für Europa Zsuzsanna Jakab. „92 000 Verkehrstote pro Jahr sind aber 92 000 zu viel. Der Bericht gibt uns eine klare Vorstellung davon, was zu tun ist, und auch davon, welchen menschlichen und wirtschaftlichen Nutzen die Verbesserung der Sicherheit im Straßenverkehr bedeutet. Wir appellieren an die Regierungen, gemäß diesen Erkenntnissen in dem Bewusstsein zu handeln, dass sich die Maßnahmen auf kurze wie auf längere Sicht auszahlen werden.“

Die Zahl der Todesfälle im Straßenverkehr sank im Laufe von drei Jahren um 25% auf 92 492 im Jahr 2010. Die tödlich verlaufenen Unfälle sind aber nur ein Teilaspekt: Auf jeden Verkehrstoten kamen 23 weitere Personen, die in ein Krankenhaus eingewiesen wurden, sowie 112 Personen, die in einer Notfallambulanz versorgt werden mussten, was die Gesundheitsdienste enorm belastete. Bis zu 25% der Unfallverletzten aus dem Straßenverkehr bleiben dauerhaft behindert. Unfälle im Straßenverkehr verursachen hohe Kosten für die Wirtschaft, die bis zu 3,9% des Bruttoinlandsprodukts betragen können.

Weitere signifikante Fakten aus dem Bericht:

  • Fußgänger und Radfahrer sind gefährdet: Dieser Gruppe entstammen 31% aller Verkehrstoten. In einigen Ländern übersteigt die Zahl 50%, was darauf deutet, dass die Bedürfnisse dieser Verkehrsteilnehmer von einer Verkehrspolitik vernachlässigt wird, die den motorisierten Verkehr bevorzugt.
  • Junge Männer sind gefährdet: 54% der in Verkehrsunfällen getöteten Menschen gehören der Altersgruppe 15 bis 44 Jahre an und 75% von ihnen sind männlichen Geschlechts. 
  • Je niedriger das Volkseinkommen, desto höher das Risiko eines tödlichen Unfalls im Straßenverkehr. Die Sterblichkeit im Straßenverkehr ist in Ländern mit geringem und mittlerem Volkseinkommen mit 15,1 pro 100 000 Einwohnern doppelt so hoch wie in Ländern mit hohem Volkseinkommen (6,3 pro 100 000).
  • Die Hälfte der Länder in der Region bieten in fünf zentralen Punkten (s. o.) zwar eine umfassende Gesetzgebung für die Sicherheit im Straßenverkehr, doch in elf Ländern liegt die in Städten zulässige Höchstgeschwindigkeit noch über 50 km/h und in einem Drittel der Länder gibt es keine ausreichende Helmpflicht.
  • Die Hälfte der Länder gibt an, dass bestehende Gesetze nicht hinreichend umgesetzt werden.
  • Nur 15 Länder sammeln umfassend Daten über Gesundheit und Behinderung unter Verwendung von Standarddefinitionen.
  • Die Notfallversorgung ist in 40% der Länder verbesserungsbedürftig.

Der Bericht mit Fakten aus der Europäischen Region sowie einer Zustandsbeschreibung der globalen Sicherheit im Straßenverkehr aus dem Jahr 2013 ist der zweite aus einer Reihe, welche die Umsetzung wirksamer Maßnahmen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr beleuchtet. Neben den Risikofaktoren wird die Bedeutung von Themen wie Sicherheitsstandards für Fahrzeuge, Überprüfung der Straßen und Konzepte für Gehen und Radfahren betont. Der Bericht enthält Daten aus 51 Ländern der Europäischen Region, in denen 99,4% der Bevölkerung der Region bzw. 891 Millionen Menschen leben. Es wurden standardisierte Methoden für einen Vergleich der Länderdaten aus dem WHO-Bericht zur Zustandsbeschreibung der globalen Sicherheit im Straßenverkehr im Jahr 2013 in Unterstützung der Aktionsdekade verwendet, der einen Überblick über die Lage in der Welt gibt (für 182 Länder bzw. fast 99% der Weltbevölkerung bzw. 6,8 Milliarden Menschen). Dieser Bericht bildet die Grundlage zur Abschätzung von Fortschritten in Richtung der Ziele für die Aktionsdekade für Straßenverkehrssicherheit (2011–2020), die von der Vollversammlung der Vereinten Nationen aufgestellt wurden.

Weitere Auskunft erteilen:

Dinesh Sethi
Programmleiter, Gewalt- und Verletzungsprävention
WHO-Regionalbüro für Europa
Tel.: +45 51 42 38 81
E-Mail: din@euro.who.int

Francesco Mitis
Programmreferent, Gewalt- und Verletzungsprävention
WHO-Regionalbüro für Europa
Tel.: +45 51 26 16 05
E-Mail: mit@euro.who.int

Liuba Negru
Öffentlichkeitsarbeit
WHO-Regionalbüro für Europa
Tel.: +45 39 17 13 44, +45 20 45 92 74 (Mobiltelefon)
E-Mail: lne@euro.who.int