Bekämpfung der größten Einzelursache für vermeidbare Todesfälle in der Europäischen Region – Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Weitere Auskünfte erteilen:

Tina Kiaer
Kommunikationsreferentin
Abteilung Nichtübertragbare Krankheiten und Lebensverlauf
WHO-Regionalbüro für Europa
UN City, Marmorvej 51
2100 Kopenhagen Ø, Dänemark
Mobiltel.: +45 30 36 37 76
E-Mail: tki@euro.who.int

Kopenhagen und Sankt Petersburg, 19. November 2015

Im östlichen Teil der Europäischen Region geborene Personen tragen ein fast fünfmal höheres Risiko, schon in jungen Jahren an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall zu sterben, als Menschen in Westeuropa. Seit 2000 hat sich diese Diskrepanz in Bezug auf das Risiko eines vorzeitigen Todes signifikant erhöht: von einer Differenz um den Faktor vier zu Beginn des Jahrhunderts zu einer Differenz um gegenwärtig knapp den Faktor fünf. Diese vermeidbaren vorzeitigen Todesfälle infolge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die größte Einzelursache für die geringere Lebenserwartung im östlichen Teil der Europäischen Region im Vergleich zu den Ländern Westeuropas.

Die gute Nachricht ist, dass trotz der Verschärfung der Diskrepanz die Gesamtsterberate infolge dieser Ursachen in der Europäischen Region der WHO gesunken ist. So sank im östlichen Teil der Region das Sterberisiko aufgrund von Herzinfarkt oder Schlaganfall vor Vollendung des 65. Lebensjahrs von 180 Fällen je 100 000 EW im Jahr 2000 auf 141 Fälle je 100 000 EW im Jahr 2011. In Westeuropa fiel im gleichen Zeitraum das Risiko von 46 auf 30 Fälle je 100 000 EW. Die Verbesserungen der vergangenen zehn Jahre lassen sich nicht durch einen einzelnen Einflussfaktor erklären. Vielmehr sind hier eine Kombination von Einflüssen verantwortlich, darunter eine etwas verringerte Exposition gegenüber bestimmten Risikofaktoren, eine verbesserte Gesundheitsversorgung, der Zugang zu evidenzbasierten Interventionen und bessere Lebensbedingungen infolge von Wirtschaftswachstum.

Doch auch wenn sowohl der östliche als auch der westliche Teil der Europäischen Region Verbesserungen verzeichnen können, so hat sich doch die Kluft zwischen ihnen vertieft. „Die erhebliche Senkung der Mortalität aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die seit der Jahrhundertwende zu beobachten ist, hat uns gezeigt, dass wir dramatische Fortschritte erzielen können. Nun dürfen wir nicht in Selbstzufriedenheit verfallen und akzeptieren, dass junge Erwachsene im östlichen Teil der Europäischen Region ein um das Fünffache höheres Risiko tragen, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben, als Gleichaltrige im Westen", erklärte Dr. Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa.

Um diesen Ungleichgewichten in Bezug auf die kardiovaskuläre Gesundheit entgegenzuwirken, werden das Regionalbüro für Europa und das Gesundheitsministerium der Russischen Föderation am 19. und 20. November 2015 in Sankt Petersburg eine Internationale Konferenz über Herz-Kreislauf-Erkrankungen abhalten, auf der politische Entscheidungsträger, Sachverständige und Vertreter von Patienten- und Berufsverbänden zu einem Wissens-, Erfahrungs- und Meinungsaustausch zusammentreffen werden. Auf dieser bahnbrechenden Tagung werden die Mitgliedstaaten mit einer Vielzahl von Partnerorganisationen, darunter den größten auf diesem Gebiet tätigen nichtstaatlichen Organisationen und Berufsverbänden, sowie mit Vertretern der WHO über die nächsten Schritte zum Abbau dieser Diskrepanz beraten.

Zu den größten Einflussfaktoren für die wachsende Diskrepanz in Bezug auf kardiovaskuläre Gesundheit gehören der Tabak- und Alkoholkonsum und Defizite bei evidenzbasierten Interventionen auf der klinischen Ebene. Die Zielsetzung besteht darin, die Anstrengungen zur Bekämpfung des Tabakkonsums und des schädlichen Alkoholkonsums weiter zu fördern, die Salzzufuhr zu reduzieren und den Bewegungsmangel zu bekämpfen und Möglichkeiten zur Einführung eines Pakets unentbehrlicher Interventionen zu schaffen, um das kardiovaskuläre Sterberisiko bei bereits unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen leidenden Menschen zu senken.

Zu den Innovationen, die auf der Tagung erörtert werden sollen, gehören auch Maßnahmen für ein verbessertes Risikomanagement auf der klinischen Ebene. Auf der Tagung soll für das Konzept der Bewertung des kardiovaskulären Gesamtrisikos geworben werden, bei dem das 10-Jahres-Sterberisiko infolge eines kardiovaskulären Ereignisses für jeden Erwachsenen anhand von grundlegenden Parametern wie Rauchen, Alter, Geschlecht, Blutdruck und Cholesterinspiegel zusammengefasst wird. Solche Bewertungen können als Grundlage für gezielte Ratschläge und eine häufigere Kontrolle des Blutdrucks dienen, wodurch sich das Risiko eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls wirksam senken lässt. Auf der Tagung wird auch die Frage untersucht, wie die Gesundheitssysteme in den Ländern der Europäischen Region die Zeit vom Beginn eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls bis zum Beginn einer wirksamen Notfallbehandlung reduzieren können. Bei einer Verringerung dieser Zeit wird ein Verlust anfälligen Herz- und Hirngewebes vermieden, sodass sich die Chancen auf Überleben und Genesung erhöhen.

Die Konferenz, die vom WHO-Regionalbüro für Europa in Zusammenarbeit mit dem russischen Gesundheitsministerium organisiert wird, findet am Medizinischen Forschungszentrum Almazov in Sankt Petersburg, einem führenden Kardiologiezentrum der Russischen Föderation, statt.