Regionalbüro legt neuen Aktionsplan zu nichtübertragbaren Krankheiten vor und fordert gemeinsamen Einsatz für die globalen Zielsetzungen und Zielvorgaben

Weitere Auskünfte erteilen:

Tina Kiaer
Kommunikationsreferentin
WHO-Regionalbüro für Europa
UN City, Marmorvej 51
2100 Kopenhagen Ø, Dänemark
Mobiltel.: +45 30 36 37 36 (portable)
E-Mail: kiaert@who.int

Jill Farrington
Fachreferentin
Nichtübertragbare Krankheiten und Gesundheitsförderung im gesamten Lebensverlauf
WHO-Regionalbüro für Europa
UN City, Marmorvej 51
2100 Kopenhagen Ø, Dänemark
Mobiltel.: +45 21 52 30 50
E-Mail: farringtonj@who.int

Kopenhagen, 6. September 2016

In der Europäischen Region der WHO hat die Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten markante Fortschritte erzielt: die Sterberaten aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen nehmen weiter ab, ebenso die Zahl der Raucher und auch der Alkoholkonsum geht stetig zurück. Dieser positive Befund darf jedoch nicht davon ablenken, dass erhebliche Unterschiede in und zwischen Ländern und Bevölkerungsgruppen bestehen und dass die Europäische Region nach Einschätzung des Regionalbüros die globalen Ziele in Bezug auf Tabakkonsum, Bewegungsarmut und Adipositas verfehlen wird, wenn nicht zügiger gehandelt wird.

„Wir wissen, dass in der richtigen Handhabung nichtübertragbarer Krankheiten und Leiden der Schlüssel zu unvorstellbarem gesundheitlichen Nutzen liegt. Das Handeln der gesamten Regierung wird darüber entscheiden, ob ein Land die Ziele für nachhaltige Entwicklung erreichen kann. Wer 2030 im mittleren Alter stirbt, ist heute noch ein junger Erwachsener. Wenn diese Menschen länger leben sollen, müssen wir jetzt dringend handeln,“ sagte die WHO-Regionaldirektorin für Europa Dr. Zsuzsanna Jakab. „Der Einsatz gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen zeigt beispielhaft die Notwendigkeit gemeinsamen politischen Handelns. Sie sind die führende Ursache für vorzeitigen Tod in der Europäischen Region. Um diese Last abzubauen, müssen wir die Gesundheit der Bevölkerung durch eine Reihe von Maßnahmen gezielt verbessern: Eindämmung des Konsums von Tabak, Alkohol, Salz sowie gesättigten Fettsäuren und Transfettsäuren und Bekämpfung des Bluthochdrucks,“ fuhr Dr. Jakab fort.

Der Umgang mit nichtübertragbaren Krankheiten gehört auf die Tagesordnung

Zwar tragen Maßnahmen auf Ebene der Bevölkerung und Verbesserungen in der Gesundheitsversorgung bereits in vielen Ländern beträchtlich zu fallenden Sterblichkeitsraten bei, doch gibt es in beiden Bereichen noch viel zu verbessern. So könnte sich eine umfassende Feststellung und Bekämpfung von Bluthochdruck und hohen Cholesterinwerten auf Ebene der Bevölkerung unmittelbar positiv auswirken, doch werden sie nur bei einem Bruchteil der gefährdeten Bevölkerungsgruppen diagnostiziert, therapiert bzw. kontrolliert. Und obwohl kardiologische Rehabilitation der Genesung nach Herzinfarkten und Schlaganfällen zugute kommt, die Lebensqualität steigert, die Wahrscheinlichkeit weiterer Anfälle verringert und die sekundäre Prävention unterstützt, wird kaum eine andere Intervention so wenig genutzt. So wird nur der Hälfte aller Herzpatienten zu sekundärer Prävention bzw. Rehabilitation geraten.

Gesundheit profitiert schneller durch gemeinsames Vorgehen gegen Risikofaktoren

Die Europäische Region der WHO wird im September 2016 auf der Tagung des Regionalkomitees für Europa einen neuen Aktionsplan gegen nichtübertragbare Krankheiten beschließen. Der Plan umreißt Maßnahmen, welche die Belastung durch nichtübertragbare Krankheiten erheblich verringern, die Lebensqualität erhöhen und mehr Chancengleichheit in der Lebenserwartung erreichen sollen. Viele Erkrankungen werden heute etwa zu spät für eine wirksame Behandlung erkannt: 30–40% aller Krebserkrankungen werden in Osteuropa erst diagnostiziert, wenn sie bereits gestreut haben. Einige Krebsformen könnten früher erkannt werden, wenn die Allgemeinheit und das Fachpublikum besser über frühe Anzeichen und Symptome aufgeklärt wären. Daneben wirbt der Aktionsplan auch für steuerliche Anreize und Marktregeln zur Förderung gesunden Essens, für Lebensmittel ohne Transfette, mit ungesättigten statt gesättigten Fetten, mit weniger Salz und Zucker und ohne neue schädliche Ersatzstoffe, für mehr körperliche Betätigung und gegen einen sitzenden Lebensstil durch Maßnahmen des Gesundheitssystems und die Gestaltung der Umfelder.

Der Plan zeigt auch auf, welchen Nutzen Verbesserungen in diesem Bereich auch anderen Bereichen bringen würden. Damit die Ziele für nachhaltige Entwicklung erreicht werden können, muss ein breites Spektrum aus Risikofaktoren und Determinanten angegangen werden, insbesondere ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht und Adipositas sowie, neu im Aktionsplan, Luftverschmutzung, Früherkennung und Handhabung von Krankheiten.

Das Projektbüro der WHO für nichtübertragbare Krankheiten mit Sitz in der Russischen Föderation fördert Maßnahmen in 23 Ländern und erhöht so die Kapazitäten für die einschlägige Arbeit in der Europäischen Region beträchtlich. Es soll Orientierungshilfen anbieten, wie evidenzbasierte bewährte Praktiken in der Europäischen Region genutzt und ein ressortübergreifender Ansatz zur Vermittlung der Konzepte und zum Informationsaustausch gefördert werden können. Seine Prioritäten werden auf dem Aktionsplan beruhen, der ein wichtiges Etappenziel auf dem Weg zur Generalversammlung der Vereinten Nationen im Jahr 2018 markiert, die das nach der Erklärung der Vereinten Nationen von 2011 Erreichte prüfen soll.

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