Europa ist entschlossen, niemanden zurückzulassen

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Ms Maria Brink Schleimann
Medienbeziehungen
WHO-Regionalbüro für Europa
UN City, Marmorvej 51
2100 Kopenhagen Ø, Dänemark
Tel.: +45 4533 7098
E-Mail: brinkschleimannm@who.int

Ms Liuba Negru (French speaking)
Medienbeziehungen
Country Support and Communications
WHO-Regionalbüro für Europa
UN City, Marmorvej 51
2100 Kopenhagen Ø, Dänemark
Tel.: +45 45 33 67 89
Mobiltel.: +45 20 45 92 74
E-Mail: negrul@ who.int

Kopenhagen und Paris, 7. Dezember 2016

Der Gesundheitsstatus der Bevölkerung in der Europäischen Region der WHO verbessert sich allmählich, doch nicht alle Kinder haben dieselben Chancen auf ein Heranwachsen in Gesundheit, und Millionen von ihnen werden zurückgelassen. In 20 der 28 Länder der Europäischen Union tragen Kinder ein höheres Risiko in Bezug auf Armut oder soziale Ausgrenzung als Erwachsene.

Auf der Hochrangigen Konferenz der WHO mit dem Titel „Gemeinsam für mehr Gesundheit und Wohlbefinden“, die am 7. und 8. Dezember 2016 in Paris stattfindet, werden erstmals Vertreter der Gesundheits-, Sozial- und Bildungspolitik aus über 40 Ländern der Europäischen Region sowie Experten von internationalen Organisationen und Zivilgesellschaft zu einem Meinungsaustausch zusammentreffen. Sie werden konkrete Maßnahmen zur Bewältigung der sozialen Determinanten von Gesundheit und zur Stärkung der sozialen Sicherung ergreifen, um allen Kindern einen optimalen Start ins Leben zu ermöglichen.

„Wenn wir ernsthaft entschlossen sind, die Gesundheit unserer Kinder und künftiger Generationen zu verbessern, müssen wir gemeinsam handeln, und zwar jetzt“, erklärt Dr. Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa. „Die Gesundheitspolitik allein kann nicht das gesamte Spektrum der politischen Maßnahmen in Angriff nehmen, die die Bedingungen prägen, unter denen unsere Kinder heranwachsen, und die wiederum ihre Chancen auf ein gesundes und glückliches Leben beeinflussen. Wir haben jetzt die einzigartige Gelegenheit, die Gräben zu überwinden, die uns trennen, und dafür zu sorgen, dass kein Kind durch die Maschen fällt.“

Investitionen in die frühkindliche Entwicklung zahlen sich aus

Die Bereitstellung eines allgemeinen Zugangs zu einer hochwertigen und bezahlbaren Bildung in frühen Lebensjahren gehört zu den wirksamsten Wegen zur Schaffung gesundheitlicher, sozialer und wirtschaftlicher Chancengerechtigkeit schon vor Erreichen des Schulalters. Die vorliegenden Daten belegen, dass:

  • eine Erhöhung der aktuellen Ausgaben für die frühkindliche Entwicklung um 2% sich in ökonomischer und sozialer Hinsicht in bis zu neunfacher Höhe auszahlen könnte;
  • Versäumnisse bei Investitionen in die frühkindliche Entwicklung bei den am stärksten gefährdeten Gruppen eine Verringerung der Produktivität um bis zu 26% bewirken können.

Die vor kurzem veröffentlichte Studie zum Gesundheitsverhalten von Kindern im schulpflichtigen Alter kam zu dem Ergebnis, dass Gesundheit und Wohlbefinden junger Menschen eindeutig durch Geschlecht und sozioökonomische Determinanten geprägt werden. Jugendliche aus ärmeren Familien sind oft weniger gesund und weniger mit ihrem Leben zufrieden und leiden häufiger an Adipositas. Sie haben auch weniger Unterstützung durch Freunde und Angehörige als ihre wohlhabenderen Altersgenossen.

Beispiele von Synergieeffekten, die zu besseren gesundheitlichen Resultaten führen

Sinnvolle Initiativen, die Synergieeffekte zwischen Politikbereichen schaffen, gibt es in zahlreichen Ländern:

  • Frankreich – Das Ministerium für Soziales und Gesundheit und das Bildungsministerium haben im November 2016 ein Rahmenabkommen unterzeichnet. Unter seinen Zielen werden in dem Programm „Gesunder Weg“ Gesundheitserziehung, Krankheitsprävention und Gesundheitsschutz innerhalb der schulischen Lehrpläne im Sinne einer Förderung von Wohlbefinden in der Schule propagiert, soziale Ungleichheiten im Gesundheitsbereich bekämpft und stützende Umfelder geschaffen.
  • Deutschland – Das Programm „Kein Kind zurücklassen“ bemüht sich zu verhindern, dass Kinder durch die Maschen fallen, und greift von der Schwangerschaft bis ins Erwerbsleben. Es umfasst Angebote im gesamten Lebensverlauf, wobei ein besonderes Augenmerk auf Übergangsphasen (z. B. vom Kindergarten zur Schule) gelegt wird.
  • In Island werden aufgrund der Tatsache, dass die Prävention von Kindesmisshandlung ressortübergreifende Maßnahmen erfordert, in fachübergreifenden Zentren mit der Bezeichnung „Barnahus“ Verdachtsfälle von Kindesmisshandlung untersucht und die Betroffenen unterstützt. Die Zielsetzung besteht darin, die Prävention zu verbessern und gleichzeitig eine bessere Bewältigung erlittener Traumata zu ermöglichen.
  • Slowenien – Das nationale Programm zur Prävention von Gewalt in der Familie setzt auf gemeinsame Aufklärungsprogramme des Gesundheits-, Sozial- und Bildungswesens über Gewalt, die speziell für besonders gefährdete Familien sowie die zuständigen Beschäftigten des Gesundheits- und Sozialwesens konzipiert sind.

Auf der Konferenz wird eine Sammlung von Fallstudien aus der gesamten Europäischen Region veröffentlicht, die den Ländern einen fruchtbaren Erfahrungsaustausch ermöglichen soll.

Auf der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung aufbauen

Die Konferenz baut auf den Grundlagen auf, die durch das Europäische Rahmenkonzept für Gesundheit und Wohlbefinden, „Gesundheit 2020“, sowie die Ziele der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung geschaffen wurden, und wird als Forum für den Austausch von Erfahrungen und wirksamen Lösungsansätzen dienen. Sie wird sich mit innovativen Wegen und Konzepten befassen, um:

  • einen allgemeinen sozialen Basisschutz für mehr Gesundheit und Wohlbefinden zu schaffen;
  • dafür zu sorgen, dass Schulen und vorschulische Einrichtungen Gesundheit und Wohlbefinden fördern;
  • eine gute Politiksteuerung zugunsten von Gesundheit und Wohlbefinden aller Kinder und Jugendlichen sicherzustellen.

Am Ende der Konferenz sollen die Delegierten Empfehlungen für konkrete Maßnahmen in verschiedenen Politikbereichen zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden aller Kinder in der Europäischen Region aussprechen.