Erklärung von Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa, an die Presse anlässlich ihres Amtsbesuchs in Aserbaidschan

Baku, 1. März 2011

Sehr geehrter Herr Minister, meine Damen und Herren,

es ist mir eine große Freude, heute hier in Baku mit Ihnen zusammentreffen zu können. Ich habe Ihr Land schon viele Male besucht, doch ist dies mein erster Besuch in meiner Eigenschaft als WHO-Regionaldirektorin für Europa. So freue ich mich über die enge Zusammenarbeit und den engen Dialog mit den Kollegen aus Aserbaidschan mit dem Ziel, ein neues Kapitel unserer Kooperation einzuläuten.

Der Herr Minister und ich haben heute Vormittag ein sehr ausführliches und ergiebiges Gespräch geführt. Dabei haben wir uns über die Arbeit des Regionalbüros für Europa, über unsere bilaterale Zusammenarbeit und über Aussichten für die Zukunft unterhalten. Weiterhin sind wir bei den Vorbereitungen auf die nächste Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa, die vom 12. bis 15. September 2011 erstmals in Aserbaidschan stattfindet, ein gutes Stück vorangekommen. Wir haben hierzu eine bilaterale Vereinbarung unterzeichnet, über die ich hier sprechen möchte.

Gestatten Sie mir zunächst einige Erläuterungen über das WHO-Regionalkomitee für Europa. Tatsache ist, dass es nur wenige Veranstaltungen gibt, auf denen so viele zentrale Akteure aus dem Bereich der Gesundheitspolitik versammelt sind wie auf dem Regionalkomitee. Es ist das beschlussfassende Organ der WHO in der Europäischen Region. Auf seinen jährlichen Tagungen erörtern führende Politiker und Entscheidungsträger aus einer mit 53 Mitgliedstaaten äußerst weitläufigen Region wichtige Themen aus dem Bereich der öffentlichen Gesundheit. Zu der Tagung im September in Baku erwarten wir mehr als 300 hochrangige Vertreter.

In diesem Jahr hat das Regionalkomitee eine sehr umfangreiche Tagesordnung zu bewältigen. Einer der Höhepunkte ist die Diskussion über die bevorstehende Entwicklung der neuen gesamteuropäischen Gesundheitspolitik „Gesundheit 2020“. Unsere Region braucht eine nachhaltige Gesundheitsstrategie, und wir wollen diese Diskussion eröffnen, damit wir alle maßgeblichen Akteure einbeziehen und gemeinsam Schlussfolgerungen hinsichtlich der Zukunft des Gesundheitssektors in der Europäischen Region ziehen können. In diesem Sinne hoffen wir, dass die Tagung in Baku zu einem Meilenstein bei der Gewinnung eines umfassenderen Verständnisses der einschlägigen Themen und bei der Schaffung einer klareren Vision für die Zukunft wird.

Auch wenn die endgültige Tagesordnung des Regionalkomitees erst in ein paar Wochen festgelegt wird, so kann ich Ihnen doch heute schon einige Themenbereiche nennen, mit denen wir uns im September befassen wollen.

Das Regionalkomitee wird sich u. a. mit dem Aktionsplan zur Umsetzung der Europäischen Strategie zur Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten, der Europäischen Strategie zur Bekämpfung des Alkoholmissbrauchs, der Europäischen Strategie zur Eindämmung von Antibiotikaresistenzen und dem Aktionsplan gegen multiresistente und extensiv resistente Formen der Tuberkulose sowie HIV/Aids befassen. Ferner wird es die Europäische Strategie für die Beziehungen mit den Ländern und die Politik des Regionalbüros in Bezug auf seine Außenstellen und das Europäische Observatorium für Gesundheitssysteme und Gesundheitspolitik prüfen.

Fachsitzungen sind zu folgenden Themen vorgesehen: psychische Gesundheit; Gesundheitsinformationsstrategie des Regionalbüros; Umsetzung des Globalen Verhaltenskodexes für die grenzüberschreitende Anwerbung von Gesundheitsfachkräften; und Fortschritte bei der Verwirklichung der Millenniums-Entwicklungsziele in der Europäischen Region der WHO.

Leider haben wir hier nicht genügend Zeit, so dass ich nicht auf alle Themen näher eingehen kann, aber ich hoffe sehr, Sie haben die Möglichkeit, selbst an der Tagung im September teilzunehmen. Sämtliche Sitzungen stehen den Vertretern der Medien offen, und es ist auch ein umfassendes und sehr interessantes Programm speziell für die Presse vorgesehen.

Gestatten Sie mir, mich an dieser Stelle bei der Regierung Aserbaidschans – und insbesondere bei Herrn Minister Shiraliyev und seinen Mitarbeitern – für ihre Beiträge und ihren Einsatz in Verbindung mit den Vorbereitungen auf die Tagung des Regionalkomitees in Baku zu bedanken. Heute Nachmittag werden wir den von den aserbaidschanischen Behörden vorgesehenen Veranstaltungsort, den Gulustan-Palast, besuchen. Meine Mitarbeiter, die ihn bereits gesehen haben, waren sehr angetan von den Örtlichkeiten. Ich habe mir sagen lassen, dass es ein optimaler Ort für eine Tagung des Regionalkomitees ist, der über reichlich Platz und beste logistische Einrichtungen verfügt.

Deshalb freue ich mich, dass das Regionalkomitee in diesem Jahr erstmals hier in Baku stattfinden wird. Diese Tatsache hat eine besondere symbolische Bedeutung für mich. Vor Jahren, als ich für EUROHEALTH, eines der wichtigsten Programme der WHO in der Europäischen Region, tätig war, gehörte Aserbaidschan zu den ersten Ländern, in denen wir ein Verbindungsbüro der WHO einrichteten – ein großer Schritt nach vorne in unserer Zusammenarbeit.

Seitdem hat es viele Veränderungen gegeben. Heute durchläuft Aserbaidschan eine erfolgreiche Reformierung seines Gesundheitswesens. Das Land stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass es verstanden hat, in welchem Maße sein Wachstum von der Gesundheit seiner Bevölkerung abhängt. Ich konnte mir heute Morgen ein gutes Bild davon machen, als ich mit dem Herrn Minister über die Entwicklung des nationalen Gesundheitssektors in jüngster Zeit sprach. Ich möchte ausdrücklich diese Offenheit des Ministers und seiner Mitarbeiter in Bezug auf Fragen der öffentlichen Gesundheit sowie ihr umfassendes Verantwortungsbewusstsein in dieser schwierigen Zeit hervorheben. Ich kann nicht umhin, Aserbaidschan dazu zu gratulieren, wie es auf Herausforderungen im Gesundheitsbereich reagiert hat. Wir hoffen, dass die Regierung diesen konstruktiven Prozess der Gesundheitsreform auch weiterhin politisch und finanziell unterstützen wird.

Wir haben uns mit der Regierung Aserbaidschans auf künftige Maßnahmen auf diesem Gebiet geeinigt. Diese Zusammenarbeit werde ich gern in meinem Gespräch mit Herrn Ministerpräsident Rasizade heute Nachmittag aufgreifen. Eines der wichtigsten Themen, die ich dabei anschneiden möchte, ist die Nachhaltigkeit der Reformen im Gesundheitswesen. Ich möchte ihm versichern, dass die WHO bereit ist, seinem Land dabei zu helfen, sein volles Potenzial auszuschöpfen, um den Menschen in Aserbaidschan ein echtes Mehr an Gesundheit zu ermöglichen.

Unser Ziel bei der WHO besteht darin, unsere Mitgliedstaaten zu unterstützen und ihnen Instrumente an die Hand zu geben, damit sie die Herausforderungen und Probleme in Verbindung mit dem Ausbau des Gesundheitswesens bewältigen können. Unsere Arbeit zielt auf konkrete Ergebnisse ab. Ich möchte zum Ausdruck bringen, dass ich hier nach Baku gekommen bin, um künftige Ziele anzuvisieren, und ich freue mich, dass die Regierung Aserbaidschans das ebenso sieht.

Ich danke Ihnen und freue mich darauf, Sie im September wiederzusehen.