Erklärung – Das für die Pandemie von 2009 verantwortliche Virus A(H1N1) zirkuliert als Virus für die saisonale humane Influenza. Der Grippeimpfstoff schützt dagegen

Erklärung von Dr. Nedret Emiroglu, Direktorin der Abteilung Übertragbare Krankheiten und Gesundheitssicherheit beim WHO-Regionalbüro für Europa

26-01-2015

Das für die Pandemie der sog. „Schweinegrippe" von 2009 verantwortliche Virus A(H1N1) zirkuliert seitdem als Virus für die saisonale humane Influenza. 

2009 hatte die Bevölkerung der Welt wenig Immunität gegen den damals noch neuen Virenstamm A(H1N1). So verursachte dieser eine weltweite Epidemie, die nach Schätzungen allein in jenem Jahr für zwischen 100 000 und 400 000 Todesfälle verantwortlich war. 

Nach 2009 begann der Subtyp A(H1N1), zusammen mit dem Subtyp A(H3N2) und Viren des Typs B als Virus für die jährliche saisonale Grippe zu zirkulieren, wobei allerdings in jeder Grippesaison unterschiedliche Virenstämme vorherrschen können. In der Saison 2015–2016 kam es schon in mehreren Ländern der Europäischen Region zu schweren Erkrankungs- und sogar Todesfällen aufgrund des Subtyps A(H1N1).

Keine Anzeichen dafür, dass das saisonale Virus A(H1N1) gefährlicher ist als das Pandemievirus 

Das saisonale Virus A(H1N1) hat sich gegenüber dem Pandemievirus von 2009 nicht wesentlich verändert. 

Seit seinem ersten Auftreten im Jahr 2009 verursacht A(H1N1) schwere Erkrankungen bei ansonsten gesunden jüngeren Erwachsenen, während der Subtyp A(H3N2) vor allem bei älteren Menschen zu schweren Erkrankungen und sogar zu Todesfällen führt. In Ländern, in denen der Subtyp A(H1N1) zirkuliert, wird ein Anstieg der Zahl schwerer und tödlicher Krankheitsverläufe bei jungen, ansonsten gesunden Erwachsenen (einschließlich schwangerer Frauen) erwartet. 

Gegenwärtiger Grippeimpfstoff dürfte guten Schutz bieten 

In jeder Saison wird ein Impfstoff zum Schutz gegen jene Virenstämme entwickelt, die nach Einschätzung von Experten zirkulieren werden. Der Impfstoff für die Grippesaison 2015–2016 in der nördlichen Hemisphäre beinhaltet die Subtypen A(H1N1) und A(H3N2) sowie Stämme des Typs B. 

Es gibt Anzeichen dafür, dass der Impfstoff für die aktuelle Saison auf die meisten der saisonal zirkulierenden Virenstämme passt, d. h. dass die in dem Impfstoff enthaltenen Viren mit den in der Bevölkerung zirkulierenden Viren eine große Ähnlichkeit aufweisen. Der gegenwärtige Impfstoff dürfte daher einen wirksamen Impfschutz bieten. 

Da bestimmte Bevölkerungsgruppen in Bezug auf schwere Krankheitsverläufe stärker gefährdet sind, empfiehlt die WHO ihnen dringend, sich jedes Jahr gegen Grippe impfen zu lassen. Zu diesen Gruppen zählen Personen über 65 Jahre, die Bewohner von Einrichtungen für Senioren und Menschen mit Behinderungen, Schwangere, Personen mit chronischen Erkrankungen wie Herz- oder Lungenkrankheit oder chronischen neurologischen Erkrankungen sowie Kinder zwischen 6 und 59 Monaten.

Personen mit schweren oder ungewöhnlichen grippeähnlichen Symptomen sollten einen Arzt aufsuchen 

Unabhängig vom Typ des Grippevirus ist eine Grippe immer unangenehm, verläuft aber in der Regel mit milder Symptomatik, von der sich die meisten Menschen schnell erholen. Personen mit Symptomen wie Husten, Niesen, Hals- und Kopfschmerzen oder leichtem Fieber können zuhause bleiben und in einer nahe gelegenen Apotheke um Rat fragen oder Schmerz- oder Abschwellungsmittel kaufen.

Personen, die schwere Symptome aufweisen, sich nicht innerhalb von 72 Stunden nach deren Einsetzen erholen oder in Bezug auf einen schweren Krankheitsverlauf besonders gefährdet sind, sollten den Arzt aufsuchen, damit eine Behandlung mit antiviralen Medikamenten (Oseltamivir oder Zanamivir) möglichst schnell beginnen kann. Eine solche Behandlung sollte nicht bis zum Vorliegen von Testergebnissen hinausgezögert werden.