Ansprache der WHO-Regionaldirektorin für Europa

Königliche Hoheit, sehr geehrte Damen und Herren Minister, Exzellenzen, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren!

Wir leben in einer unruhigen und anstrengenden Zeit. Im letzten Jahr wurde die Welt und die Europäische Region mit vielen neuen Herausforderungen konfrontiert durch Ungerechtigkeiten in der menschlichen Entwicklung, Armut, Bürgerkrieg, Migration, Terrorismus, komplexe Notsituationen und Klimawandel samt Extremwetter.

All dies hat sich tief greifend auf unsere Arbeit ausgewirkt.

Wir müssen auf die Erwartungen der Öffentlichkeit, die sich aus diesen Herausforderungen ergeben, antworten, indem wir uns weiter für mehr Gesundheit, mehr Chancengleichheit und mehr Nachhaltigkeit einsetzen.

Damit wir die Herausforderungen bewältigen können, müssen wir auch unsere Arbeitsweise ändern.

Unsere Strategien und Aktionspläne werden dabei jetzt durch einen globalen Rahmen, die Agenda 2030 der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung, und die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) unterstützt. Und „Gesundheit 2020“, das Rahmenkonzept für unsere Region, ist vollkommen kompatibel zu den SDG.

In den Jahren 2016 und 2017 möchte ich einen Fahrplan für die Umsetzung der SDG im Verein mit „Gesundheit 2020“ und einer neuen Sichtweise von öffentlicher Gesundheit entwickeln.

Diesen werde ich dem Regionalkomitee 2017 vorlegen und darin erläutern, wie wir mit politischer Entschlossenheit die Fortschritte beschleunigen können.

Nationale Eigenverantwortung, politische Entschlossenheit und robuste Planung in Kombination mit einer effektiven Ausführung, die Gesundheitspolitik zu einem vitalen und integralen Bestandteil nationaler Entwicklungspläne macht, sind entscheidend für die Verwirklichung der SDG.

Wir müssen für gute Politiksteuerung, gesamtstaatliche und gesamtgesellschaftliche Anstrengungen unter Beteiligung aller Akteure sowie konzeptionelle Kohärenz auf nationaler, regionaler und subnationaler Ebene sorgen.

Gemeinsam haben wir für die Entwicklung von Indikatoren für „Gesundheit 2020“, genauere Datenerhebung sowie ein Kontrollsystem mit nationalen Zielvorgaben gearbeitet, damit Berichterstattung, Weiterverfolgung und Überprüfung besser werden.

Für dieses Vorhaben nahmen wir eine ausführliche Bestandsaufnahme vor und schlagen nun einen gemeinsamen Kontrollrahmen mit Indikatoren für „Gesundheit 2020“, nichtübertragbare Krankheiten und die SDG vor, den wir auf der heutigen Fachinformationssitzung besprechen werden.

Meine Damen und Herren!

Gemeinsam haben wir viel erreicht. Heute richten mehr Länder ihre nationale Gesundheitspolitik an „Gesundheit 2020“ aus und die Spannbreite ihres Einsatzes hat sich erweitert.

Dies wurde durch politische Entschlossenheit nicht nur an der Spitze der Gesundheitsministerien, sondern auch der an Zahl und Bedeutung gewachsenen ressortübergreifenden Strukturen ermöglicht.

Wie der Europäische Gesundheitsbericht 2015 zeigt, befinden wir uns auf gutem Wege, die Ziele von „Gesundheit 2020“ zu erreichen.

Die Menschen in der Europäischen Region leben heute länger und gesünder denn je zuvor und die Zahl der vorzeitigen Todesfälle ist rückläufig. Auch die Abstände unter den Ländern hinsichtlich Lebenserwartung und Sterblichkeit verringern sich. Das zeigt, dass unsere Strategien Wirkung zeigen.

Doch große Herausforderungen bleiben bestehen. In absoluten Zahlen gemessen sind die gesundheitlichen Abstände zwischen den Ländern noch erheblich und auch innerhalb der Länder gibt es weiter benachteiligte Gruppen.

Auch müssen wir die Gesundheitsdeterminanten und hierunter das Gesundheitsverhalten noch in den Griff bekommen. Und wenn sich die derzeitigen Zahlen für Rauchen, Trinken und Fettsucht nicht erheblich bessern, könnte der Zugewinn an Lebenserwartung wieder verloren gehen.

Die SDG geben uns eine hervorragende Grundlage zur Bildung einer Koalition für Gesundheit unter Leitung der WHO, die maßgebliche Organisationen der Vereinten Nationen einbezieht und mit Mitgliedstaaten dafür arbeitet, dass Gesundheit und Wohlbefinden für Menschen jeden Alters gewährleistet sind.

Durch SDG und „Gesundheit 2020“ erhalten wir die Chance, sämtliche Determinanten von Gesundheit zu bewältigen.

Wir greifen soziale, ökonomische, kulturelle und ökologische Determinanten sowie Fragen der Gleichstellung und Rechte zusammen auf, damit wir Benachteiligungen verringern und niemanden zurücklassen.

Die meisten Mitgliedstaaten gehen alle diese Determinanten bereits durch die Gestaltung ihrer nationalen und lokalen Gesundheits- und Entwicklungspolitik an.

Kulturelle Determinanten von Gesundheit rücken zusehends ins Zentrum der Aufmerksamkeit.

Im vergangenen Jahr vereinbarte das Regionalkomitee Schritte zur Förderung ressortübergreifender Arbeit durch unterschiedliche Akteure für die Umsetzung von „Gesundheit 2020“, aber auch der SDG.

Dies erfordert eine Stärkung der Rechenschaftspflicht für Gesundheit in Staat und Gesellschaft insgesamt sowie die Anwendung des Ansatzes der Gesundheit in allen Politikbereichen.

Wir haben eine Reihe von Grundsatzpapieren erstellt, die ressortübergreifende Ansätze und Maßnahmen in den Ländern fördern und unterstützen sollen.

Wir haben zudem ressortübergreifende Maßnahmen in der Region dokumentiert und entwickeln derzeit einen analytischen Rahmen zur Erleichterung dieser Arbeit.

Das Regionalbüro veranstaltet im Dezember 2016 in Paris eine hochrangige Tagung zur Förderung ressort- und organisationsübergreifender Maßnahmen für mehr Gesundheit und Wohlbefinden durch die Bereiche Gesundheit, Bildung und Soziales. Ich danke der französischen Regierung in diesem Zusammenhang für ihre Gastfreundschaft.

Außerdem wird die WHO im November die 9. Globale Konferenz zur Gesundheitsförderung in Schanghai organisieren. Sie findet 30 Jahre nach der Ersten Internationale Konferenz zur Gesundheitsförderung statt.

Die Globale Konferenz gibt allen Mitgliedstaaten die Gelegenheit sich zu vergewissern, wie wichtig Gesundheitsförderung für die Verbesserung der Gesundheit und der gesundheitlichen Chancengleichheit ist sowie die Rolle der Gesundheitsförderung für das Erreichen der SDG zu begreifen. Ich kann Ihnen nur empfehlen, daran teilzunehmen.

Meine Damen und Herren!

Beunruhigende aktuelle Berichte zeigen, dass es in der gesamten Europäischen Region Herausforderungen und signifikante Veränderungen gibt, welche die sozialen Determinanten von Gesundheit negativ beeinflussen.

Ich verweise hier auf anhaltende Jugendarbeitslosigkeit, Abbau sozialer Rechte und Leistungen sowie Benachteiligungen in Bezug auf die Belastung durch Umweltrisiken.

Diese Veränderungen erklären zum Teil gesundheitliche Benachteiligungen, wie wir sie erleben, sowie neue Formen der Vulnerabilität, die überall in der Region auftreten.

Diese wirken sich auch auf jene aus, deren Gesundheit bereits einen der hinteren Plätze belegt, nämlich Flüchtlinge, Migranten, Roma und andere benachteiligte Gruppen.

Ich beabsichtige, einen regelmäßigen Statusbericht zur gesundheitlichen Chancengleichheit in der Europäischen Region der WHO herauszugeben und damit ein wichtiges Instrument zur Beobachtung von Fortschritten auf die Zielsetzungen aus „Gesundheit 2020“ in Bezug auf Chancengleichheit zu schaffen.

Die Arbeit im Rahmen der Vereinten Nationen für die Umsetzung der SDG wird auf allen drei Ebenen unserer Arbeit (global, regional, national) Priorität genießen.

Das heißt Ausfüllung unserer Rolle in der Arbeit der Länderteams der Vereinten Nationen und Zusammenarbeit in der Entwicklungsarbeit und Umsetzung des Entwicklungshilferahmens der Vereinten Nationen (UNDAF).

Die auf die Umsetzung von „Gesundheit 2020“ konzentrierten Netzwerke der WHO werden auch an Bedeutung für die Verwirklichung der SDG gewinnen.

Ich möchte insbesondere unser Engagement für die Wiederbelebung des Gesunde-Städte-Netzwerks hervorheben.

Die nächste Tagung des Netzwerks Regionen für Gesundheit wird in der kommenden Woche in Kaunas (Litauen) stattfinden und sich mit der Umsetzung der SDG auf verschiedenen staatlichen Ebenen befassen. Mein Dank geht an die Regierung Litauens, die Gastgeberin dieser spannenden Tagung ist.

In weniger als einem Monat werde ich der dritten hochrangigen Tagung der Initiative kleiner Länder beiwohnen, deren Gastgeber das Fürstentum Monaco ist, dem ich dafür herzlich danken möchte.

WHO-Kooperationszentren sind in diesem Kontext ebenfalls sehr wichtig und um ihr volles Potenzial ausschöpfen zu können, haben wir eine interne Strategie der Zusammenarbeit entwickelt, die strategische Vision und konzeptionelle Ausrichtung vorgibt und einen Aktionsplan enthält.

In Beantwortung der gestiegenen Nachfrage aus den Ländern nach umfassender und koordinierter Unterstützung einer ressortübergreifenden Zusammenarbeit für Gesundheit habe ich die Organisationsstruktur des Regionalbüros angepasst. Das Fachwissen in den Bereichen soziale, ökonomische und ökologische Determinanten für Gesundheit, gesundheitliche Chancengleichheit und gute Politikgestaltung und Steuerung für mehr Gesundheit habe ich in einer Abteilung gebündelt, die nunmehr eine Plattform für Exzellenz bildet. Diese Abteilung steht auch für unsere Arbeit zu den SDG.

Hier möchte ich mich herzlich bei den Regierungen Deutschlands und Italiens für die großzügige Unterstützung der Außenstellen in Bonn und Venedig bedanken. Ich freue mich auch, Ihnen mitteilen zu können, dass das Gastlandabkommen für das Fachzentrum in Venedig mit der italienischen Regierung um zehn Jahre verlängert wurde und dass seine Ratifizierung abgeschlossen ist. Vielen Dank Italien!

Meine Damen und Herren!

Zu den schwächsten und den zurückgelassenen Menschen zählen Flüchtlinge und Migranten.

Daher und auf Ihre Bitte hat das Regionalbüro vor einem Jahr seine Arbeit zur Beantwortung einer zunehmenden Zahl von Anfragen aus den Mitgliedstaaten ausgeweitet. Ich danke der italienischen Regierung für die Unterstützung der Arbeit auf diesem Gebiet.

Im November 2015 haben wir in Rom eine hochrangige Tagung zur Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten durchgeführt, deren Gastgeberin die italienische Regierung war.

Das Ergebnisdokument legte den gemeinsamen Rahmen für prioritäre Gesundheitsmaßnahmen fest und schuf die Grundlage für die Entwicklung einer Strategie für die Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten unter Leitung des Unterausschusses für Migrationsfragen des Ständigen Ausschusses des Regionalkomitees (SCRC), und wir legen Ihnen dies zur Beratung vor.

Wir hoffen, dass der Europäische Aktionsplan zur Entwicklung eines globalen Rahmens führen wird. In dieser Hinsicht ist es mir eine Freude, Gastgeberin der ersten Tagung auf globaler Ebene zur Erarbeitung eines solchen Rahmens sein zu dürfen.

Die langjährige Zusammenarbeit zwischen Umwelt- und Gesundheitsressorts hat zu herausragenden Erfolgen geführt und durch die Praxis belegt, wie ressortübergreifende Arbeit umweltbezogene Determinanten von Gesundheit bewältigen kann, die bis zu 20 Prozent der Belastung der Europäischen Region durch vermeidbare Krankheiten verursachen.

Das Europäische Zentrum für Umwelt und Gesundheit in Bonn wurde einer externen Evaluierung unterzogen und ihre exzellente Qualität bestätigt. Die Außenstelle Bonn verfolgt jetzt in Anerkenntnis der vielfältigen Verbindungen zwischen Risikofaktoren und umweltbedingten Determinanten einen neuen, verknüpften Ansatz und nutzt wissenschaftliche Erkenntnisse zur Unterstützung der Entwicklung von Konzepten.

Mir wurde die Ehre zuteil, der Achten Ministerkonferenz Umwelt für Europa beiwohnen zu dürfen, die im vergangenen Juni in Batumi (Georgien) stattfand. Lassen Sie mich dem heute hier unter uns weilenden Exekutivsekretär der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa meinen Dank aussprechen für die exzellente Vorbereitung und die Ergebnisse dieser Konferenz sowie für unsere langwährende Partnerschaft.

Die Sechste Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit wird vom 13. bis 15. Juni 2017 in Ostrava (Tschechische Republik) stattfinden. Sie soll zu einer revidierten und transformatorischen Agenda für Umwelt und Gesundheit in der Europäischen Region führen, die klare Umsetzungsverfahren, verbesserte Leitung und messbare, wirksame Maßnahmen für schnellere Erfolge mit sich bringt. Ich danke der Tschechischen Republik für ihre großzügige Einladung und möchte Sie alle zur Teilnahme ermutigen.

Ein weiteres lobenswertes Beispiel einer exzellenten, ressortübergreifenden Zusammenarbeit bieten wir gemeinsam mit der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (UNECE) im Rahmen des Paneuropäischen Programms für Verkehr, Gesundheit und Umwelt (THE PEP). Wir unterstützen die Mitgliedstaaten im Hinblick auf eine gesundheitsförderliche und umweltfreundliche Verkehrspolitik.

Ich war entzückt, als der österreichische Bundesminister für Land-, Forst-, Umwelt und Wasserwirtschaft im Juli 2016 die Europäische Region der WHO und UNECE für ihre Unterstützung von THE PEP und die damit verbundenen Erfolge auszeichnete.

Ich möchte alle Beteiligten hierzu beglückwünschen.

Meine Damen und Herren!

Lassen Sie mich nun einem weiteren wichtigen Thema zuwenden, den gesundheitlichen Notlagen.

Die Generaldirektorin hat mit Unterstützung der Global Policy Group die Reform der Arbeit der WHO im Bereich der Seuchenausbrüche und Notsituationen angeleitet.

Das neue Programm für gesundheitliche Notlagen steht. Es macht von dem primär fachlichen und normativen Auftrag der WHO den Schritt zu einer vollkommen einsatzfähigen Organisation für gesundheitliche Notlagen.

Es wurde im Geiste der einen WHO und eines einzigen Programms geschaffen. Das Programm wird mit klaren Kommando- und Kontrollstrukturen synergetisch mit sämtlichen Fachprogrammen der WHO und ihren Partnern zusammenarbeiten.

Das Programm nimmt den gesamten Zyklus gesundheitlicher Notlagen in Angriff: Prävention, Bereitschaftsplanung, Gegenmaßnahmen und Wiederaufbau. Es nennt klare Verantwortlichkeiten und besitzt standardisierte Leistungsmaße.

In der Europäischen Region haben wir unsere personelle und administrative Struktur an das neue Programm angeglichen und sind bereit, es gemeinsam mit Ihnen und allen Partnern zum Erfolg zu führen.

Die neuen Verfahren wurden anlässlich des Ausbruchs der Zika-Viruskrankheit einem Realitätstest unterzogen und haben sich auf allen Ebenen bewährt.

Ich erinnere an die Zwischenbewertung der Risiken für die Europäische Region. Viele Länder nutzen diese für ihre Bereitschaftsplanung. Auch wenn es in Europa noch keine örtliche Übertragung des Virus gibt, behalten wir die Situation genau im Auge.

Der Aufbau von Kernkapazitäten gemäß den Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) sind zentrale Aspekte des Programms für gesundheitliche Notlagen in unserer Region. Wir werden die Mitgliedstaaten weiter in Bereitschaftsplanung und Gegenmaßnahmen gemäß eines alle Gefahren berücksichtigenden ressortübergreifenden Ansatzes unterstützen.

Wir haben bereits erste Schritte eingeleitet, die Bereitschaftsplanung der Gesundheitssysteme und Dienste für die öffentliche Gesundheit miteinander zu verknüpfen, und sind in dieser Hinsicht weltweit führend.

Die beschleunigte Anwendung der IGV ist ein weiterer Bereich, in dem das Regionalbüro unter Leitung des IGV-Unterausschusses des SCRC führend war.

Wir begrüßen den Übergang von der Selbstbewertung der Kapazitäten hin zu einem mehr funktionsorientierten Ansatz durch den neuen Überwachungs- und Evaluationsrahmen für die IGV.

In dieser Hinsicht haben wir mehrere freiwillige externe Evaluationen durchgeführt.

Wir halten diesen Rahmen für ein vollständiges und umfassendes Bündel aus Maßnahmen wie jährliche Berichterstattung oder Simulationen, das die nationalen Pläne zur weiteren Entwicklung der Kernkapazitäten bringen wird.

Ich versichere Ihnen, dass die WHO weiter ihre Führungsaufgabe in diesem wichtigen Feld transparent und inklusiv unter Einbeziehung aller Mitgliedstaaten und Partner erfüllen wird.

Unser Team für Notfallinformationen und Risikobewertung ist jederzeit betriebsbereit und untersucht jährlich 15 000 Hinweise zur rechtzeitigen Aufdeckung von für die öffentliche Gesundheit relevanten Ereignissen in enger Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten und Partnern.

Derzeit reagieren wir auf zwei anhaltende Notlagen großen Umfangs: die Krise in der Arabischen Republik Syrien samt ihren Auswirkungen auf die Türkei mit über 2,7 Mio. Flüchtlingen und die anhaltende humanitäre Krise im Osten der Ukraine.

In der Türkei leitet die WHO mit ihrer Präsenz vor Ort die Maßnahmen des Gesundheitsbereichs für den Norden der Arabischen Republik Syrien und die Zusammenarbeit mit Partnern zur Unterstützung der Flüchtlinge in der Türkei.

Im Norden der Arabischen Republik Syrien unterstützt die WHO Frühwarnsysteme, organisiert Impfkampagnen und erhält den Nachschub an Arzneimitteln und medizinischen Hilfsmitteln für Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen aufrecht.

In der Ukraine leitet die WHO die Schwerpunktgruppe Gesundheit und Ernährung in Kiew sowie vier Vorposten im Osten der Ukraine.

Das Programm für gesundheitliche Notlagen in der Ukraine konzentriert sich auch auf Entwicklung und Wiederaufbau.

Wir werden auch weiter die Länder in der Prävention und Bekämpfung hochgefährlicher Erreger sowie von Ebola, Nahost-Atemwegssyndrom-Coronavirus (MERS-CoV) und pandemischer Grippe unterstützen.

Dabei wird die von uns bereits eingeleitete Dokumentation hochgefährlicher Erreger von Relevanz für die Region und die Mitgliedstaaten den Ländern eine bessere Bereitschaftsplanung ermöglichen.

Eine weitere Gefahr für die Weltgesundheit, gegen die wir den Einsatz verstärkt haben, sind die antimikrobiellen Resistenzen. Die Zahl der aktiv beteiligten Länder steigt weltweit.

Dank des Engagements der Mitgliedstaaten weist die Europäische Region auch hier den Weg und inspiriert die globalen Bemühungen mit ihren Erfahrungen und Erkenntnissen.

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen wird sich in der kommenden Woche mit antimikrobiellen Resistenzen befassen, damit auf höchster politischer Ebene das Engagement für ressortübergreifende sowie gesamtgesellschaftliche Maßnahmen geweckt wird.

Im November diesen Jahres wird zum zweiten Mal die Weltantibiotikawoche begangen werden. Im vergangenen Jahr beteiligten sich 44 Länder aus der Europäischen Region aktiv und ich möchte alle dazu auffordern dieses Jahr mitzumachen.

Ich möchte Ihrer Königlichen Hoheit Kronprinzessin Mary von Dänemark für ihren Einsatz danken, mehr Aufmerksamkeit für die antimikrobiellen Resistenzen zu erlangen, und ich freue mich auf unseren gemeinschaftlichen Besuch eines Landes im kommenden Jahr.

Meine Damen und Herren!

Gestatten Sie mir beim Themenkomplex übertragbare Krankheiten, mit den guten Nachrichten zu beginnen und unseren gemeinsamen Erfolg hervorzuheben.

Im April 2016 hatte ich die Ehre, verkünden zu dürfen, dass der Europäischen Region als weltweit erster Region der WHO die Unterbrechung der heimischen Übertragung der Malaria gelungen ist. Für diesen grandiosen Erfolg möchte ich Ihnen allen meinen Dank und meine Glückwünsche aussprechen.

Doch wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass dieser Erfolg auf tönernen Füßen steht und dass die Aufrechterhaltung der Malariafreiheit dauerhafte politische Entschlossenheit, anhaltende Investitionen und ständige Wachsamkeit erfordert. Dies war auch der Tenor einer hochrangigen Konsultation, die im Juli in Aschgabat (Turkmenistan) stattfand.

Ein weiterer Erfolg ist die Beibehaltung des Status poliofrei durch die Europäische Region, insbesondere dank erfolgreicher Arbeit in der Ukraine, wo im vergangenen Jahr durch landesweite Impfkampagnen die Übertragung zirkulierender vakzine-abgeleiteter Polioviren unterbrochen wurde.

Die Mitgliedstaaten haben wesentliche Etappenziele aus der Endspielstrategie für Polio erreicht, darunter die Einführung eines inaktivierten Polioimpfstoffs, die Einstellung der Verwendung des trivalenten oralen Polioimpfstoffs und die Sicherheitslagerung von Polioviren vom Typ 2 in Einrichtungen in verschiedenen Teilen der Europäischen Region.

Diese Erfolge sind allesamt wärmstens zu begrüßen.

34 Länder der Europäischen Region hatten 2015 eine Unterbrechung der Übertragung der endemischen Masern und/oder Röteln erreicht. Doch Lücken bei der epidemiologischen Überwachung der Krankheiten sowie bei der Durchimpfung gefährden die Eliminierung von Masern und Röteln in den noch verbleibenden endemischen Ländern.

Nun, da wir unserem Ziel allmählich näher kommen, sollten jene Länder, die noch keine Unterbrechung der Übertragung erreicht haben, ihre Anstrengungen forcieren, und deshalb rufe ich Sie zu anhaltendem Engagement im Sinne des Europäischen Impfaktionsplans auf. Dieses erreichbare Ziel wird auch Gegenstand einer Diskussion während des heutigen Arbeitsessens der Minister sein.

Impfungen sind ein zentrales Instrument des Gesundheitsschutzes, dem große Erfolge zu verdanken sind. An der Europäischen Impfwoche beteiligten sich auch 2016 wieder alle 53 Mitgliedstaaten in der Europäischen Region, diesmal anlässlich der Vorstellung des neuen Online-Forums „Immunize Europe“. In diesem Zusammenhang sind wir äußerst dankbar für die großartige Unterstützung durch Ihre Königliche Hoheit Kronprinzessin Mary von Dänemark, die maßgeblich zum Erfolg der Impfwoche beigetragen hat.

Im vergangenen Jahr habe ich über die besorgniserregende Situation in Bezug auf HIV berichtet und zu entschlossenem Handeln aufgerufen, damit wir die Epidemie bis 2030 beenden können.

Leider ist die Lage nach wie vor schwierig, denn seit unserer letzten Tagung sind nochmals 142 000 HIV-Neuinfektionen hinzugekommen. Dies ist die höchste jemals gemeldete Zahl und im Osten der Region haben sich die Fallzahlen sogar verdoppelt.

Die Zahl der Menschen, die mit einer antiretroviralen Therapie behandelt werden, hat inzwischen eine Million überstiegen, doch das ist noch nicht genug. Vielmehr müssen wir Tests und Therapien für alle sicherstellen, wie in dem neuen Aktionsplan gefordert. Wir müssen die von der WHO empfohlenen evidenzbasierten Konzepte vollständig umsetzen und dabei darf niemand zurückgelassen werden.

Wir haben jetzt die Gelegenheit zur Erneuerung unseres politischen Engagements für die dringend erforderliche beschleunigte Reaktion auf HIV. Sie haben bei der Ausarbeitung des neuen Aktionsplans für Maßnahmen des Gesundheitswesens gegen HIV mit uns zusammengearbeitet.

Jetzt ist es Zeit zum Handeln. Deshalb möchte ich an Sie appellieren, energisch auf eine Trendwende bei dieser Epidemie hinzuarbeiten, und sehe daher unseren Beratungen am Mittwoch mit Erwartung entgegen.

Bisher wurde weltweit in fünf Ländern die Eliminierung der Mutter-Kind-Übertragung von HIV und Syphilis validiert. Es erfüllt mich mit Stolz, dass mit Armenien, Belarus und der Republik Moldau drei von ihnen unserer Region angehören. Zahlreiche weitere Länder sind für das Validierungsverfahren bereit und wir werden während des heutigen Mittagessens der Minister mit diesem Thema befassen.

In der Europäischen Region sterben nach unseren Schätzungen jeden Tag 400 Menschen in Verbindung mit der Virushepatitis, obwohl geeignete Präventionsmaßnahmen und lebensrettende Therapien vorhanden sind.

Nun rückt das Regionalbüro diese Erkrankung durch den ersten Aktionsplan für Maßnahmen des Gesundheitswesens gegen Virushepatitis, der am Mittwoch auf der Tagesordnung steht, ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Er soll den Weg zur Eliminierung der Virushepatitis aus der Europäischen Region bis 2030 ebnen und enthält die Forderung nach einer koordinierten, umfassenden und integrierten Reaktion der Gesundheitssysteme.

Schon mehrfach habe ich meine Zukunftsvision erklärt, die Tuberkulose zu einer Sache der Vergangenheit zu machen.

Dank abgestimmter Anstrengungen der Länder und der Partnerorganisationen ist seit 2000 eine jährliche Abnahme der Inzidenz der Tuberkulose (um durchschnittlich 4 %) zu beobachten. Dies ist der schnellste Rückgang von allen WHO-Regionen.

Dennoch gibt es in der Europäischen Region jährlich noch 340 000 neue Tuberkulosefälle und 33 000 tuberkulosebedingte Todesfälle. Trotz der erzielten Fortschritte ist die Behandlungserfolgsquote der Patienten mit mehrfach resistenten Tuberkuloseformen insgesamt niedrig.

Aus diesen Gründen ist eine forcierte Umsetzung des im vergangenen Jahr für die Europäische Region angenommenen Aktionsplans gegen Tuberkulose dringend geboten. Mit Ihrem Engagement können wir darauf hinarbeiten, die Epidemie bis 2035 zu beenden und die Krankheit bis 2050 zu eliminieren.

Meine Damen und Herren!

Gestatten Sie mir, mich nun einer anderen zukunftsträchtigen Thematik zuzuwenden: dem Lebensverlaufansatz. Heute wird der Wechselwirkung von Gesundheitsdeterminanten im gesamten Lebensverlauf weit mehr Aufmerksamkeit geschenkt als früher.

Dies wurde während der Europäischen Ministerkonferenz der WHO zum Lebensverlaufansatz im Kontext von Gesundheit 2020 in Minsk (Belarus) und in der dort angenommenen Erklärung bekräftigt, die heute später erörtert werden wird. An dieser Stelle möchte ich mich bei der Regierung von Belarus herzlich für ihre großzügige Unterstützung bei der Ausrichtung dieser Konferenz bedanken.

Diese Arbeit steht nicht alleine da und wir werden weiter auf ein Grundsatzdokument hinarbeiten, das wir dem Regionalkomitee möglicherweise 2017 vorlegen und in dem die Bedeutung des Lebensverlaufansatzes und der Erklärung erläutert sind.

Nun möchte ich Ihnen einige Eindrücke von unserer Arbeit im gesamten Lebensverlauf zeigen und mit dem Kindesalter beginnen.

Aus dem 2016 veröffentlichten Bericht der Studie zum Gesundheitsverhalten von Kindern im schulpflichtigen Alter geht hervor, dass die Jugendlichen zwar bessere Gesundheits- und Entwicklungschancen denn je besitzen, dass viele von ihnen jedoch Verhaltensweisen annehmen, die ihrer Gesundheit schaden.

Daraus ergibt sich die Forderung nach wirksameren und gezielteren Interventionen zur Bekämpfung der Auswirkungen sozialer, gesundheitlicher und geschlechtsbedingter Ungleichheiten unter jungen Menschen in der Europäischen Region.

Ich muss auch daran erinnern, dass in den Ländern der Europäischen Region jede vierte Frau im Laufe ihres Lebens Gewalt durch einen Intimpartner erlebt, was nicht hinnehmbar ist. Außerdem ist jede zehnte Frau sexueller Gewalt durch andere Personen als den Partner ausgesetzt.

Im Laufe dieser Tagung des Regionalkomitees werden wir uns mit der Strategie zur Förderung der Gesundheit von Frauen befassen, in der die Aspekte Geschlecht, Menschenrechte und Gesundheitsdeterminanten mit dem Streben nach mehr gesundheitlicher Chancengleichheit verknüpft werden.

Gestatten Sie mir, Sie daran zu erinnern, dass die Europäische Region 20 Jahre lang die höchste Zahl der Abtreibungen aufwies. Deshalb bin ich erfreut, dass die neuesten Schätzungen einen Rückgang dieser Zahl vor allem in Osteuropa bestätigen, wo die Raten um mehr als die Hälfte zurückgegangen sind. Dieser Trend ist auf den verbesserten Zugang zu evidenzbasierten Informationen und zu Angeboten der Sexualaufklärung und der Familienplanung zurückzuführen. Wir werden uns morgen mit all diesen Themen befassen, wenn Sie den Aktionsplan zur Förderung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit beraten.

Meine Damen und Herren!

Die Stärkung unserer Bemühungen zur Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten gehört zu unseren größten gesundheitlichen Prioritäten. 2018 müssen wir alle über die Umsetzung der von den Ländern im Jahr 2012 eingegangenen Verpflichtungen aus der Tagung der Vereinten Nationen auf hoher Ebene berichten.

Auf diesem Gebiet möchte ich vor allem der Russischen Föderation für ihre großzügige Unterstützung der Einrichtung des ausgelagerten Fachzentrums für nichtübertragbare Krankheiten in Moskau sowie für die generell in diesem Bereich geleistete Unterstützung danken.

Nun möchte ich jedoch auf die Risikofaktoren für nichtübertragbare Krankheiten eingehen.

Bei der Bekämpfung des Tabakkonsums in der Europäischen Region haben wir weiter ausgezeichnete Fortschritte erzielt. Eine Reihe von Mitgliedstaaten haben wesentliche gesetzliche Maßnahmen durchgeführt, etwa das Gebot neutraler Verpackungen, Werbeverbote, Rauchverbote in Autos in Anwesenheit von Kindern und gesundheitliche Warnhinweise auf den Produkten.

In einem wesentlichen Bereich herrscht noch erheblicher Handlungsbedarf: Dem Protokoll zur Unterbindung des illegalen Handels mit Tabakerzeugnissen, das mit dem Rahmenübereinkommen zur Eindämmung des Tabakgebrauchs verknüpft ist, sind bisher erst 19 Vertragsparteien beigetreten, darunter sechs aus der Europäischen Region. Zu seinem Inkrafttreten ist aber eine Ratifizierung durch 40 Länder erforderlich. Deshalb appelliere ich nochmals dringend an alle Mitgliedstaaten, das Protokoll unverzüglich zu ratifizieren.

Mit Blick auf den Alkoholkonsum in der Europäischen Region habe ich gute Nachrichten, denn er verringerte sich zwischen 1990 und 2014 um 11%, wobei allerdings enorme Unterschiede zwischen einzelnen Ländern zu verzeichnen sind.

Doch ist der traditionell hohe Alkoholkonsum in der Europäischen Region nach wie vor mit einer erheblichen Zahl von Todesfällen verknüpft, die sich um 4% erhöht hat.

Hier möchte ich auf unsere neuen Publikationen hinweisen, u. a. eine Studie über alkoholbedingte Todesfälle in der Europäischen Region, die während dieses Regionalkomitees veröffentlicht wird.

Die Europäische Region hat erhebliche Fortschritte in der Beseitigung aller Formen von Unterernährung erzielt. Ein Beispiel ist die vor kurzem vorgestellte Initiative „Gute Ernährung von Müttern: der beste Start ins Leben“.

Hingegen ist unsere Region stark von Adipositas im Kindesalter betroffen. Die Initiative der Europäischen Region zur Überwachung von Adipositas im Kindesalter beinhaltet eine bevölkerungsbezogene Überwachung von Übergewicht und Adipositas unter Kindern im Grundschulalter. Nach unseren Schätzungen sind in vielen Ländern zwischen 20% und 50% aller Kinder im schulpflichtigen Alter übergewichtig.

Unser Aktionsplan Nahrung und Ernährung und die Strategie zur Bewegungsförderung bieten einen idealen Rahmen für die Entwicklung nationaler Initiativen.

Meine Damen und Herren!

Im letzten Jahrzehnt ist die Zahl der Unfalltoten um 28% zurückgegangen. Zwischen den Ländern bestehen aber noch große Unterschiede. Die bereichsübergreifenden Maßnahmen, die zu einer Senkung der Mortalität beigetragen haben, müssen gleichmäßiger verteilt werden, um die gesamte Europäische Region sicherer und gerechter zu machen. Die WHO ist Mitveranstalterin der 12. Weltkonferenz über Verletzungsprävention und Sicherheitsförderung, die in der kommenden Woche in Tampere (Finnland) stattfinden wird und auf der mir die Ehrte zuteil wird, gemeinsam mit der finnischen Ministerin für Gesundheit und Soziales die Eröffnung durchzuführen.

Auch wenn seit 2010 ein Rückgang der Zahl der Straßenverkehrstoten um 8.1% zu verzeichnen ist, so bleiben doch erhebliche Ungleichheiten bestehen. Und es ist besorgniserregend, dass acht Länder in der Europäischen Region sogar höhere Todesfallzahlen melden.

Gemäß den Zielen der Aktionsdekade für Straßenverkehrssicherheit müssen wir unsere Straßen sicherer machen und aktive Fortbewegungsarten wie Radfahren und Zufußgehen fördern, was sich sowohl auf die Gesundheit als auch auf die Umwelt positiv auswirkt.

Meine Damen und Herren!

Erlauben Sie mir, über unsere Arbeit zur Stärkung der Gesundheitssysteme und der öffentlichen Gesundheit zu berichten, die zu den Vorzeigebereichen für die Europäische Region gehört.

Auf früheren Tagungen des Regionalkomitees habe ich wiederholt betont, wie wichtig es ist, eine allgemeine Gesundheitsversorgung zu erreichen.

Dies erfordert neuerliche Anstrengungen zur Ausweitung der öffentlichen Gesundheitsdienste, zur Bereitstellung bürgernaher Angebote und zur Schaffung starker und effizienter Gesundheitssysteme, die auf das gesamte Spektrum der Determinanten von Gesundheit reagieren können und gleichzeitig widerstandsfähig gegenüber Konjunktureinbrüchen sind.

Diese Anstrengungen haben eine lange Tradition. Im Juni haben wir den 20. Jahrestag der Annahme der Charta von Ljubljana über die Reformierung der Gesundheitsversorgung mit einer Sonderausgabe des Fachjournals Eurohealth begangen, in der Beispiele aus der grundlegenden Umgestaltung der Gesundheitssysteme in allen Teilen der Region geschildert wurden.

Nun bereiten wir uns auf den zehnten Jahrestag der Annahme der „Charta von Tallinn: Gesundheitssysteme für Gesundheit und Wohlstand“ vor, der 2018 mit einer Veranstaltung in Estland begangen wird, die auf unserer im letzten Jahr vom Regionalkomitee gebilligten Zukunftsvision „Verwirklichung der Vorsätze für mehr Bürgernähe“ aufbauen wird.

Nun möchte ich einige Beispiele für unsere Arbeit zur Stärkung der Gesundheitssysteme nennen.

Wir haben in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) unsere Arbeit für die Leistungsbewertung von Gesundheitssystemen neu belebt.

Wir haben eine vielversprechende neue Stoßrichtung für unsere Arbeit zur fachlichen Unterstützung durch ein Netzwerk hochrangiger politischer Entscheidungsträger im Bereich Gesundheit und Finanzen entwickelt.

Es soll die Mitgliedstaaten in der Frage unterstützen, wie sie ihre Gesundheitssysteme grundlegend verändern und den Wandel einleiten können.

Wir haben uns mit Barrieren in den Gesundheitssystemen für die Behandlung bestimmter Krankheiten und Gesundheitsprobleme auseinandergesetzt, insbesondere bei übertragbare Krankheiten wie Tuberkulose, aber auch bei nichtübertragbaren Krankheiten. Nun blicken wir auch auf Bereiche wie umweltverträgliche Gesundheitssysteme, antimikrobielle Resistenzen, HIV, Gesundheit von Migranten und gesundheitliche Notlagen.

Zudem haben wir eine Reihe von Papieren über die Bereitstellung bürgernaher Gesundheitsangebote, die Förderung bewährter Praktiken sowie Erfolgsgeschichten und ihre Wirkung veröffentlicht.

Wir sind inzwischen dazu übergegangen, die Bemühungen zur Gewährleistung einer primären Gesundheitsversorgung mit einem Gesundheitsschutzansatz in den Mittelpunkt einer integrierten Gesundheitsversorgung zu stellen; dies geschieht durch die drei Hauptpfade, die auf dieser Folie dargestellt sind -[Integration von öffentlicher Gesundheit und primärer Gesundheitsversorgung, von primärer Gesundheitsversorgung und Sozialwesen und bessere Abstimmung zwischen Primärversorgung und Krankenhaus.].

Heute kann ich stolz verkünden, dass das Europäische Zentrum für primäre Gesundheitsversorgung voll einsatzbereit ist. Ich möchte mich daher bei der Regierung Kasachstans für die Unterstützung und die Gastfreundschaft herzlich bedanken.

Die Seminarreihe zur Finanzierung einer allgemeinen Gesundheitsversorgung und zur Stärkung der Gesundheitssysteme wurde mit einem Schwerpunkt auf nichtübertragbaren Krankheiten in unserem Fachzentrum zur Stärkung der Gesundheitssysteme in Barcelona erfolgreich fortgesetzt. Ich bedanke mich bei der Regierung Spaniens für die großzügige Unterstützung des Büros in Barcelona, das hervorragend für seine Arbeit ausgerüstet ist.

Wir freuen uns, dieses Jahr ein weiteres Seminar zur Stärkung der Gesundheitssysteme für eine verbesserte Tuberkulosebekämpfung insbesondere in Hochprävalenzländern anbieten zu können.

Im Bereich der Gesundheitsfinanzierung arbeiten wir gemeinsam mit den Ländern daran, die finanzielle Absicherung der Bürger zu beobachten und Konzepte zur Verringerung von Zuzahlungen und zur Vermeidung ruinöser Ausgaben zu finden.

Wir haben unsere Arbeit für einen bezahlbaren Zugang zu wirksamen und qualitativ hochwertigen Arzneimitteln Ihren Anforderungen entsprechend intensiviert und bieten Unterstützung in Bezug auf Grundsatzoptionen und -instrumente zur Handhabung teurer, neuer Medikamente und zur wirksamen Beschaffung unter Gewährleistung von Versorgungssicherheit an. So haben wir in Wien erstmalig ein Sommerseminar über Preisfestsetzung und Kostenerstattung für Arzneimittel durchgeführt.

Morgen findet eine Fachinformationssitzung zu diesem Thema statt, zu der ich Sie herzlich einladen möchte.

Meine Damen und Herren!

Im Bereich Gesundheitsinformationen, Evidenz und Forschung können wir weiter substanzielle Fortschritte verzeichnen. Heute möchte ich deshalb nur auf neue Initiativen hinweisen, die unter dem Dach der Europäischen Gesundheitsinformations-Initiative angesiedelt sind, die inzwischen 25 Mitglieder umfasst und entscheidend zur verstärkten Entwicklung und Umsetzung von Handlungskonzepten in den Mitgliedstaaten beiträgt.

Der Europäische Gesundheitsbericht ist das Flaggschiff unter unseren Publikationen und ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass der Gesundheitsbericht 2015, in dem die Fortschritte bei der Verwirklichung der Ziele von „Gesundheit 2020“ dargestellt werden, 2015 die am stärksten nachgefragte Publikation des Regionalbüros war.

Das Europäische Gesundheitsinformations-Portal stand bereits im Laufe des Jahres 2015 politischen Entscheidungsträgern zur Verfügung und ging im März 2016 offiziell ans Netz. Inzwischen wird das Portal von einer Smartphone-App unterstützt, in der von der WHO verwaltete Daten mit Daten anderer anerkannter Quellen wie der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) und dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) zusammengeführt werden.

Das Public Health Panorama, das fachlich begutachtete zweisprachige Fachjournal des Regionalbüros, erscheint nun viermal pro Jahr, und die Themen für künftige Ausgaben sind bereits bis ins Jahr 2018 festgelegt.

In jüngster Zeit wurde eine neue Reihe von Länderprofilen geschaffen und die Reihe „Highlights on health“ wurde neu aufgelegt, nachdem sie bereits eine 30-jährige Geschichte vorweisen konnte. Wir haben bislang für zwei Länder neue Profile und Highlights erstellt, doch weitere werden noch in diesem Jahr erscheinen.

Wir haben das Health Evidence Network in den vergangenen Jahren neu belebt und werden in diesem Jahr den 50. HEN-Bericht veröffentlichen.

Das European Burden of Disease Network nahm seine Arbeit mit einer ersten Zusammenkunft zum Thema Vereinheitlichung und Vergleichbarkeit von Daten und Informationen im September 2015 auf.

Ich bin hoch erfreut Ihnen mitteilen zu können, dass jetzt 19 Mitgliedstaaten aus unserer Region dem EVIPNet beigetreten sind und zum Kapazitätsaufbau beitragen, indem sie Grundsatzpapiere entwickeln und Mechanismen schaffen, durch die sich Erkenntnisse in Politik umsetzen lassen.

Ich möchte dem Europäischen Beratungsausschuss für Gesundheitsforschung (EACHR) für seine Orientierungshilfen in der Gestaltung der Forschungsagenda danken sowie für die zentrale Rolle, die er in der Entwicklung des Europäischen Aktionsplans für evidenzgeleitete Politikgestaltung ausgefüllt hat, den Sie am Donnerstag hier erörtern werden.

In Partnerschaft mit der Europäischen Kommission haben wir die eGesundheitswochen 2015 und 2016 unterstützt. 2017 wird diese sehr erfolgreiche Veranstaltung gemeinsam mit dem maltesischen Gesundheitsministerium durchgeführt werden.

Der jährliche stattfindende Flaggschiff-Kurs wurde im vergangenen Oktober als Herbstseminar über Gesundheitsinformationen und Evidenz für die Politikgestaltung in der Russischen Föderation angeboten, dem ein Aufbaukurs im Juni in Zypern folgte.

Wir schon in den vergangenen Jahren werden wir auch auf dieser Tagung Mal Aspekte der Reform der WHO behandeln. An dieser Stelle möchte ich Ihnen, den Europäischen Mitgliedstaaten, nur für Ihre Führungsrolle und den aktiven Einsatz auf Ebene der Region wie global danken, durch die die Reform so weit vorangebracht wurde.

Lassen Sie mich auch unterstreichen, dass die finanzielle Lage und die finanzielle Nachhaltigkeit des Büros im Zweijahreszeitraum 2016–2017 verbessert wurden, und der Hoffnung Ausdruck verleihen, dass dies mit Unterstützung durch die Generaldirektorin und die Mitgliedstaaten so bleiben wird.

Meine Damen und Herren!

Wir werden weiter intensiv mit unseren Partnern zusammenarbeiten.

In den vergangenen Jahren habe ich Sie auf unsere enge Zusammenarbeit mit vielen wichtigen Partnern hingewiesen, hierunter andere Organisationen der Vereinten Nationen, die Europäische Union, der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria, GAVI, die Impfallianz und die OECD.

Nach der Annahme des Rahmens für die Zusammenarbeit der WHO mit nichtstaatlichen Akteuren werden wir nun eine neue Partnerschaftsstrategie erarbeiten und dem Regionalkomitee im Jahr 2017 zur Behandlung vorlegen.

Wir haben weiter intensiv mit den Mitgliedstaaten zusammengearbeitet und unsere Länderpräsenz durch die Ernennung von WHO-Vertretern verstärkt. Die meisten bilateralen Kooperationsvereinbarungen sind bereits unterzeichnet und haben gemeinsam mit den neuen Länder-Kooperationsstrategien unserer Arbeit frischen Elan verliehen.

Im Dezember kamen die Vertragsparteien des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen in Paris zusammen und mir wurde die Ehre zuteil, an einer hochrangigen Veranstaltung gemeinsam mit Seiner Erlauchten Hoheit Prinz Albert dem Zweiten von Monaco beizuwohnen.

Wie schon in den vergangenen Jahren boten Ministerbesuche exzellente Gelegenheiten für eine Erörterung der Prioritäten und zur Verstärkung der Kooperation. Es war uns eine Ehre, so viele Delegationen aus den Mitgliedstaaten begrüßen zu dürfen, hierunter die Gesundheitsminister Kroatiens, Montenegros, Polens, Portugals und der Republik Moldau.

Wir waren ebenso erfreut über die Besuche hochrangiger Delegationen aus einer Reihe von Ländern, die mehr über unsere Arbeit erfahren und die Bereiche der fachlichen Zusammenarbeit näher kennenlernen wollten.

Ich selbst hatte in den vergangenen zwölf Monaten Gelegenheit, zahlreichen Ländern einen Besuch abzustatten: Armenien, Griechenland, Ungarn, die Russische Föderation, Slowenien, Slowakei – um nur einige zu nennen.

Dabei hatte ich die Ehre, in Gesprächen mit Staatsoberhäuptern, Regierungschefs und Ministern für Gesundheit und für ressortübergreifende Zusammenarbeit werben zu dürfen.

Ich danke allen Ländern herzlich für ihre Gastfreundschaft.

Exzellenzen, meine Damen und Herren!

Wir in der Europäischen Region sind auf gutem Wege hin zu mehr Chancengleichheit und Nachhaltigkeit im Gesundheitsbereich.

Wir verfügen über geeignete Konzepte und haben auf der globalen Ebene starke Unterstützung durch die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen erfahren.

Wir können zahlreiche Erfolge vorweisen, aber es gibt noch schwere Herausforderungen.

Diese betreffen das gesamte Spektrum der Gesundheitsdeterminanten, der Krankheitslast und der nichtübertragbaren Krankheiten und wir wissen genau, wo wir ansetzen müssen.

Ich habe diese Bemühungen im Laufe meiner Ansprache verschiedentlich betont.

Meine Damen und Herren!

Mit dem nötigen politischen Willen und einem anhaltenden fachlichen und professionellen Engagement können wir auch weiter dazu beitragen, dass Gesundheit und Wohlbefinden den ihnen gebührenden Platz in der menschlichen Entwicklung erhalten.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.