Ansprache der Regionaldirektorin an die 69. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa
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Kopenhagen, 16. September 2019
Begrüßung und Einführung
Eure Königliche Hoheit Kronprinzessin von Dänemark, sehr geehrter Herr Generaldirektor Dr. Tedros, sehr geehrter Herr Gesundheitsminister von Dänemark, sehr geehrter Herr Präsident des Regionalkomitees, sehr geehrte Damen und Herren Minister, sehr geehrte Delegierte, sehr geehrte Gäste!
Zur 69. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa möchte ich Sie herzlich willkommen heißen.
Dies ist mein letztes Regionalkomitee in meinem Amt als Regionaldirektorin. Es ist nicht das Ende meiner Tätigkeit für die WHO, da Sie, Herr Dr. Tedros, mir die Ehre erwiesen haben, mich als Stellvertretende Generaldirektorin nach Genf zu berufen. Diesem Ruf bin ich gerne gefolgt. Dennoch spreche ich heute als noch amtierende Regionaldirektorin ein letztes Mal zu Ihnen.
Gewöhnlich gebe ich in diesen Reden einen Überblick über die Arbeit und die Erfolge der Europäischen Region der WHO in den zurückliegenden zwölf Monaten. Heute möchte ich stattdessen zurückblicken auf die seit meinem Amtsantritt im Jahr 2010 vergangenen zehn Jahre.
Somit steht im Mittelpunkt meiner heutigen Rede die Frage, was wir getan und erreicht haben und was noch zu tun ist, genau wie es Herr Dr. Tedros bereits zum Ausdruck gebracht hat.
Neue Denkansätze in Bezug auf Gesundheit
Bei meinem Amtsantritt als Regionaldirektorin vor zehn Jahren hatte ich als Ziel vor Augen, mehr Gesundheit und Wohlbefinden und mehr Chancengleichheit auf diesem Gebiet für alle Menschen in der Europäischen Region zu schaffen und dies durch eine starke Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten und unter Einbindung aller maßgeblichen Akteure zu erreichen.
Davor wurde Gesundheit nur allzu oft als eine Angelegenheit für die Gesundheitssysteme allein angesehen. Manche betrachteten Gesundheit sogar ausschließlich als eine Frage der Krankenhausversorgung.
Diese einseitige Sichtweise wollte ich verändern.
Im Laufe der Zeit hatten sich immer mehr Belege dafür angesammelt, dass Gesundheit in erheblichem Maße durch die Lebensumstände der Menschen beeinflusst wird – die vielfältigen Determinanten und Rahmenbedingungen von Gesundheit, die politischer, sozialer, umweltbedingter, kommerzieller und kultureller Art sein können –, aber natürlich auch durch die Gesundheitssysteme.
Darüber hinaus ist auch eine globale Rhetorik in Bezug auf Gesundheit und Wohlbefinden entstanden. So wird Gesundheit inzwischen zunehmend als ein globales öffentliches Gut angesehen, als ein Menschenrecht, als eine Frage der sozialen Gerechtigkeit und als ein absolut unverzichtbares Element von Entwicklung.
Außerdem wird Gesundheit nicht mehr nur als ein kostspieliges Konsumgut betrachtet, sondern nun als eine Investition in Entwicklung und als eine notwendige politische Grundsatzentscheidung anerkannt.
Im Rahmen dieser breiteren Perspektive wird Gesundheit auch als ein zentrales Thema für andere Politikbereiche wie Wirtschafts-, Handels- und Sicherheitspolitik betrachtet – und auch als wichtiger, eigenständiger Wirtschaftszweig.
Ich glaube, wir können stolz darauf sein, dass wir in der Europäischen Region in den letzten zehn Jahren zu den ersten gehörten, die diese Wertvorstellungen und Perspektiven in die Tat umgesetzt und ihnen durch Handlungskonzepte und Strategien Gestalt verliehen haben.
Mit „Gesundheit 2020“, dem Rahmenkonzept der Europäischen Region für Gesundheit und Wohlbefinden, haben wir diese Argumentation vorweggenommen und in die Tat umgesetzt, die inzwischen zum festen Bestandteil der Agenda 2030 der Vereinten Nationen, der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) sowie unseres eigenen Dreizehnten Allgemeinen Arbeitsprogramms (GPW 13) geworden ist.
Heute freue ich mich, nach zehn Jahren vermelden zu können, dass „Gesundheit 2020“ erheblich zur Verbesserung der Gesundheitssituation in der Europäischen Region insgesamt beigetragen hat, in der die höchste Lebenserwartung inzwischen bei 83,1 Jahren liegt.
Wir haben bei „Gesundheit 2020“ auch echte Fortschritte in Bezug auf Konzeptentwicklung und -umsetzung gesehen.
2016 gaben 93% der Länder an, über eine kohärente, auf Werte gestützte und evidenzgeleitete nationale Gesundheitspolitik zu verfügen, die sich an „Gesundheit 2020“ orientiert – 35% mehr als 2010; 86% der Länder gaben an, über Umsetzungspläne zu verfügen.
98% der Länder berichteten, ein Konzept oder eine Strategie zum Abbau gesundheitlicher Benachteiligungen zu haben – ein Anstieg um 10 Prozentpunkte seit 2010. 88% der Länder gaben an, Zielvorgaben oder Indikatoren für „Gesundheit 2020“ festgelegt zu haben – ein Anstieg um 15 Prozentpunkte gegenüber 2010.
Zu diesen Entwicklungen haben Politikdialoge in den Mitgliedstaaten beigetragen.
Heute ist die Rhetorik wieder dabei, sich zu verändern. Daran haben Sie, Herr Generaldirektor, maßgeblichen Anteil. Ihre im GPW 13 verankerte dreifache Milliarden-Zielmarke dient uns allen als Inspiration.
Als federführende Verantwortliche für zwei der drei Milliarden-Zielmarken spüre ich die enorme Last der Verantwortung für die Erreichung dieser Ergebnisse, und ich bemühe mich mit all meiner Kraft, ihr gerecht zu werden.
Diese Aufgabe erscheint wie eine natürliche Erweiterung all der Arbeit, die wir in den letzten Jahren geleistet haben.
Meine ursprüngliche Zukunftsvision: Mehr Gesundheit für Europa
Wie sind wir vor zehn Jahren zu „Gesundheit 2020“ gelangt?
Indem wir uns die Vielzahl an gegenwärtigen Herausforderungen inner- und außerhalb des Gesundheitssystems angesehen haben, die ich hier auf der Leinwand zusammengefasst habe.
Wir wollten eine allgemeine Gesundheitsversorgung verwirklichen und den Schwerpunkt auf eine bürgernahe, integrierte und gut abgestimmte Versorgung auf allen Ebenen legen.
Wir wollten die öffentliche Gesundheit zu einer starken Komponente machen, bei der Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention vorrangige Anliegen sind.
Zur Bewältigung dieser komplexen Herausforderungen benötigten wir einen determinantenübergreifenden Ansatz, der eine Vielzahl nichtlinearer und miteinander verknüpfter Kausalfaktoren beinhaltet.
Wir wussten, dass dies kooperative und kohärente gesamtstaatliche und gesamtgesellschaftliche Ansätze sowie die Anwendung des Grundsatzes „Gesundheit in allen Politikbereichen“ erforderlich machen würde.
Natürlich würden auch eine starke Führung und klar umrissene Ziele benötigt.
Deshalb entwarf ich meine Zukunftsvision mit ihren sieben strategischen Prioritäten, die hier aufgeführt sind. Sie haben uns in den vergangenen zehn Jahren als Richtschnur für unser gesamtes Handeln gedient.
Wie wurden diese sieben Prioritäten in Angriff genommen?
Zur Verwirklichung dieser Prioritäten diente uns, wie ich schon erwähnt habe, vor allem „Gesundheit 2020“, das Rahmenkonzept der Europäischen Region für Gesundheit und Wohlbefinden, das im Zuge eines breit angelegten Konsultationsprozesses entwickelt wurde.
2010 begannen wir auch mit der Arbeit an dem Aktionsplan zur Stärkung der Kapazitäten und Angebote im Bereich der öffentlichen Gesundheit. Beide Dokumente wurden 2012 von Ihnen angenommen.
Ich legte großen Wert darauf, dass in beide unser neu gewonnenes Wissen über das gesamte Spektrum der Determinanten von Gesundheit einfließen sollte, aber auch neue Denkanstöße dazu, wie die öffentliche Gesundheit im 21. Jahrhundert gefördert werden kann.
Wir haben Instrumente und Ressourcen entwickelt, die sich auf unterschiedliche Länder und Rahmenbedingungen anwenden lassen und die der Umsetzung von an „Gesundheit 2020“ angelehnten Gesundheitskonzepten wie dem Umsetzungspaket für „Gesundheit 2020“ dienen sollten.
Seitdem haben wir eine Reihe anderer fachlicher Strategien und Aktionspläne erstellt, die sich allesamt an „Gesundheit 2020“ orientierten.
Wir haben auch die Gunst der Stunde genutzt. Ein gutes Beispiel hierfür ist unsere Arbeit im Bereich der Gesundheitsaspekte der Migration, wo wir schnelle und mutige Maßnahmen zur bedarfsgerechten Unterstützung der Mitgliedstaaten ergriffen haben.
Die Evidenz- und Wissensgrundlage für die Umsetzung von Gesundheit 2020
Ebenso legte ich Wert darauf, dass unsere gesamte Arbeit auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, Daten und Beobachtungen beruht.
Deshalb gab ich neue Forschungsarbeiten zu den sozialen Determinanten und dem Gesundheitsgefälle in der Europäischen Region in Auftrag, aber auch Untersuchungen zum Thema Politiksteuerung, die uns ein besseres Verständnis der Vision von „Gesundheit 2020“ sowie eine wirksamere Überzeugungsarbeit und Umsetzung ermöglichen sollten.
Ferner gab ich ökonomische Studien in Auftrag, um Politikern, Gesundheitsberufen und Aktivisten dabei behilflich zu sein, die ökonomischen Argumente für Investitionen in Gesundheit besser zu verstehen und zu vermitteln.
Ich aktivierte den Europäischen Beratungsausschuss für Gesundheitsforschung wieder, um die Nutzung von Forschungserkenntnissen für gesundheitspolitische Entscheidungsprozesse aktiv zu fördern und zur Gestaltung von Konzepten für den Ausbau der Gesundheitsforschung in der Europäischen Region beizutragen.
Mehr Gesundheit für Europa: unsere Fortschritte auf dem Weg zu Gesundheit 2020
Inwiefern haben wir unsere Erwartungen in Bezug auf mehr Gesundheit für Europa erfüllt?
Neben der Erhöhung der Lebenserwartung konnten auch erhebliche Verbesserungen bei anderen Indikatoren erreicht werden, wie auf diesem Dia zu sehen ist. So sind Müttersterblichkeit und Säuglingssterblichkeit zurückgegangen, ebenso die Zahl der verletzungsbedingten Todesfälle. Ferner sind große Fortschritte im Bereich der nichtübertragbaren Krankheiten sowie Erfolge bei der Bekämpfung übertragbarer Krankheiten zu verzeichnen.
Auf dem Gebiet der nichtübertragbaren Krankheiten gibt es drei wichtige globale Zielvorgaben für die Senkung der vorzeitigen Sterblichkeit, und die Europäische Region dürfte diese als einzige Region der WHO erreichen, möglicherweise sogar übertreffen.
Doch dieses positive Bild wird weiter durch anhaltende Ungleichgewichte in Bezug auf Gesundheit und Wohlbefinden zwischen wie auch innerhalb von Ländern der Europäischen Region getrübt. So liegt die niedrigste Lebenserwartung in der Europäischen Region bei 70 Jahren, also weit unterhalb des höchsten Wertes von 83,1 Jahren.
Wenn wir einen Blick auf die altersstandardisierte vorzeitige Sterblichkeit aufgrund der vier häufigsten nichtübertragbaren Krankheiten werfen, so finden wir hier jeweils eine ähnliche Variation innerhalb der Europäischen Region hinsichtlich der Prävalenz in der Altersgruppe von 30 bis 70 Jahren.
Auch mit Blick auf die sozialen Determinanten von Gesundheit gibt es einige bedeutende Fortschritte zu vermelden.
So geht aus dem Europäischen Gesundheitsbericht 2018 hervor, dass sich die Zahlen der Grundschüler in der Europäischen Region in die richtige Richtung bewegen.
Doch auch hier sind die Unterschiede zwischen Ländern groß: An einem Ende des Spektrums besuchen 0,1% die Schule nicht, am anderen sind es 10,1%.
Erfreulich ist auch, dass die Arbeitslosigkeit in der Europäischen Region leicht rückläufig ist und von 8,9% im Jahr 2010 auf 8,7% im Jahr 2015 zurückgegangen ist.
Doch wiederum sind die Unterschiede zwischen den Ländern weiterhin groß und reichten 2015 von einem Minimalwert von 0,5% bis zu einem Maximalwert von 26,1%.
Deshalb haben die meisten Mitgliedstaaten in die Gestaltung ihrer nationalen und kommunalen Gesundheitspolitik explizit Wertvorstellungen und Lösungsansätze einbezogen, die auf Chancengleichheit, soziale Determinanten, Gleichstellung und Menschenrechte abzielen.
Chancengleichheit ist nach wie vor unsere größte Herausforderung – trotz Fortschritten bei der Formulierung umfassender Ziele für die gesundheitliche Chancengleichheit in Bezug auf Zugang zu Gesundheitsleistungen und Versorgungsgrad, beim Abbau der Unterschiede in der Lebenserwartung und bei den lebensstilbedingten Risikofaktoren sowie bei der Bekämpfung des sozialen Gefälles.
Deshalb bin ich besonders stolz auf den von uns 2018 veröffentlichten Sachstandsbericht über gesundheitliche Chancengleichheit in der Europäischen Region, der die Länder und Partnerorganisationen und die WHO selbst dabei unterstützen soll, den Aspekt der Chancengleichheit in allen Gesundheitskonzepten und Leistungsangeboten verstärkt zur Geltung zu bringen.
Im Nachgang zu dieser Initiative haben wir vor kurzem in Ljubljana eine erfolgreiche Tagung über praktische Maßnahmen zur Verbesserung der gesundheitlichen Chancengleichheit abgehalten. Der erste Sachstandsbericht der WHO über gesundheitliche Chancengleichheit in der Europäischen Region wurde am 10. September vorgelegt.
Dabei haben wir aufgezeigt, dass eine Reihe von ressortübergreifenden Konzepten von Bedeutung sind, u. a. in folgenden Bereichen: Einkommen und soziale Absicherung; Beschäftigungs- und Arbeitsbedingungen; wirksame Programme zur Förderung frühkindlicher Entwicklung; gesamtschulische Lösungsansätze mit inhaltlichen Schwerpunkten auf emotionalem Wohlbefinden und einer ausgewogenen Verteilung des Schulerfolgs; Mindesteinkommen, insbesondere im Hinblick auf die Ernährungssicherheit von Familien; Maßnahmen zur Verbesserung der Wohnbedingungen, u. a. durch Verringerung der Wohndichte; Umwelt und Grünflächen; Herstellung von Chancengleichheit beim Zugang zur Wasser- und Sanitärversorgung; und aktives Reisen.
Wir haben auch die Bedeutung der Förderung und des Schutzes von Menschenrechten wieder in den Mittelpunkt gestellt, namentlich die Gleichstellung zwischen den Geschlechtern und die Rechte von Minderheiten in Bezug auf sozialen Status, ethnische Zugehörigkeit, Behinderung, sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität.
Gestatten Sie mir, einige weitere Glanzlichter in der Umsetzung von „Gesundheit 2020“ zu erwähnen.
So konnten wir erhebliche Fortschritte im Bereich der politischen, administrativen, beruflichen und fachlichen Führungskompetenz und Organisationsführung erzielen, die allesamt für Gesundheit und Wohlbefinden von entscheidender Bedeutung sind.
Um die Kapazitäten der Bediensteten auf diesen Gebieten zu erweitern, haben wir zusammen mit dem Graduate Institute in Genf Schulungen über globale Gesundheitspolitik und Gesundheitsdiplomatie durchgeführt.
Über die fachliche Arbeit in den vier vorrangigen Handlungsfeldern von „Gesundheit 2020“ lässt sich so viel erzählen.
In den vergangenen Jahren habe ich in meinen Reden vor dem Regionalkomitee jeweils einen umfassenden Überblick über unsere Arbeit in den zurückliegenden zwölf Monaten gegeben. Doch in diesem Jahr werde ich aus diesen vier Handlungsfeldern nur jeweils einige wenige Meilensteine der vergangenen zehn Jahre herausgreifen. Ich bitte um Verständnis dafür, dass ich dabei vieles auslassen muss. Einen vollständigen Überblick können Sie sich auf anderem Wege verschaffen.
Öffentliche Gesundheit
Ich habe besonderen Wert darauf gelegt, die öffentliche Gesundheit in der Europäischen Region gezielt voranzubringen.
So habe ich Ihnen eine neue Zukunftsvision für öffentliche Gesundheit im 21. Jahrhundert vorgelegt, die Sie im vergangenen Jahr geprüft und angenommen haben.
Wir haben angestrebt, der öffentlichen Gesundheit einen höheren Stellenwert zu verschaffen, wobei die erforderliche Entwicklung von Institutionen und die Ausbildung von Gesundheitspersonal als Eckpfeiler auf dem Weg zu einer allgemeinen Gesundheitsversorgung dienen sollen.
Das Regionalbüro hat mittlerweile mit dem Aufbau einer hochgradig wirksamen Kooperation begonnen, bei der eine neu geschaffene Koalition der Partner die befähigenden Faktoren für die öffentliche Gesundheit auf koordiniertere, systematischere und vorausschauendere Weise fördern soll.
Der Lebensverlaufansatz
Zur Weiterentwicklung des Lebensverlaufansatzes fand in Minsk eine bedeutende, innovative internationale Konferenz zum Lebensverlaufansatz im Kontext von Gesundheit 2020 statt.
Sie endete mit der Erklärung von Minsk, die den Ländern Strategien für die Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden an die Hand gab, in denen die Bedeutung von Übergangsphasen im Leben hervorgehoben wird, insbesondere von der frühen Kindheit zur Jugend, der Übergang ins Erwachsenenalter und ins Rentenalter, sowie Veränderungen am Beschäftigungsstatus.
In der Erklärung wurden die zu prüfenden Maßnahmen sowie die auf der Konferenz vereinbarten Verpflichtungen zusammengefasst, die allesamt die Ziele und vorrangigen Handlungsfelder von „Gesundheit 2020“ widerspiegelten.
Ressortübergreifende Maßnahmen für Gesundheit
Eine weitere innovative Konferenz zum Thema „Förderung ressort- und organisationsübergreifender Maßnahmen für mehr Gesundheit und Wohlbefinden in der Europäischen Region der WHO“ fand im Dezember 2016 in Paris statt.
Sie gipfelte in der Annahme der Erklärung von Paris mit dem Titel „Partnerschaften für Gesundheit und Wohlbefinden unserer jungen und künftiger Generationen“ sowie eines „Vorschlags zur Einsetzung einer Ad-hoc-Plattform für die Zusammenarbeit für mehr Gesundheit und Wohlbefinden für alle in der Europäischen Region“.
Die Mitgliedstaaten verpflichteten sich zu einer ressortübergreifenden Zusammenarbeit mit dem Ziel der Verbesserung des Verständnisses und der Erschließung weitreichenderer Synergieeffekte, die der Gesundheit und der gesundheitlichen Chancengleichheit zugute kommen.
Ein unmittelbarer Erfolg der Plattform war die Gründung einer Partnerschaft zwischen WHO und UNESCO mit der Einrichtung eines neuen Kooperationszentrums der WHO für Forschung im Bildungs- und Gesundheitsbereich sowie eines UNESCO-Lehrstuhls für globale Gesundheitspolitik und Gesundheitserziehung.
Ein weiteres erfolgreiches Resultat war die Verpflichtung aller 1400 Gesunden Städte in der Europäischen Region der WHO, dafür zu sorgen, dass jede Schule in ihrer Stadt eine gesundheitsfördernde Schule nach den Vorgaben der WHO wird.
Nichtübertragbare Krankheiten und ihre Risikofaktoren
Mit Blick auf die hohe Krankheitslast in der Europäischen Region liegen wir bei der Zielvorgabe aus „Gesundheit 2020“, die vorzeitige Mortalität aufgrund der vier häufigsten nichtübertragbaren Krankheiten bis 2020 um insgesamt jährlich 1,5% zu senken, im Zeitplan.
Erfreulich ist auch, dass die Senkung der Prävalenz nichtübertragbarer Krankheiten inzwischen zu einer globalen Priorität geworden ist. So haben bei den Vereinten Nationen in New York eine Reihe von Tagungen auf hoher Ebene stattgefunden, auf denen entsprechende Verpflichtungen eingegangen wurden.
Hier war „Gesundheit 2020“ vorausschauend, indem es einen Ansatz propagierte, bei dem Risikofaktoren, Fallmanagement bei nichtübertragbaren Krankheiten und bedarfsgerechte Gesundheitssysteme einbezogen werden.
Dies ist ein weiterer Bereich, in dem die Arbeit der Europäischen Region weltweit Wirkung zeigt.
Doch es gibt nicht nur gute Nachrichten; vielmehr bestehen einige Herausforderungen fort. So geht bedauerlicherweise, wie der Generaldirektor bereits erwähnt hat, der Tabak- und Alkoholkonsum in der Europäischen Region zu langsam zurück, während die Prävalenz von Übergewicht und Adipositas rapide steigt. Leider werden die Zielvorgaben in diesen Bereichen wohl kaum zu erfüllen sein, und die Herbeiführung weiterer Fortschritte ist ein vorrangiges Anliegen für die Europäische Region in den kommenden Jahren.
Übertragbare Krankheiten
Wir haben erhebliche Fortschritte bei der Bekämpfung übertragbarer Krankheiten erzielt, indem wir die in den Gesundheitssystemen angelegten Hindernisse in Angriff genommen und ein besonderes Augenmerk auf die gefährdeten und anfälligen Bevölkerungsgruppen gerichtet haben.
Die Tatsache, dass es Europa 2015 als erster Region der WHO gelang, die autochthone Malariaübertragung zu unterbrechen, ist als wesentlicher Erfolg zu werten.
Für eine Aufrechterhaltung der Malariafreiheit in der Europäischen Region sind ein anhaltendes Engagement der Politik, ausreichende Ressourcen und ständige Wachsamkeit erforderlich, wie in der Erklärung von Aschgabat zum Ausdruck kommt.
In der Tuberkulosebekämpfung können wir eine erfreuliche Bilanz vorweisen: von 2013 bis 2017 hatten wir von allen Regionen der WHO den schnellsten Rückgang der Tuberkulosefälle, und die Zahl der neuen Fälle fiel von 36 auf 30 je 100 000 Einwohner. Die Fallentdeckungsraten stiegen, und es wurden Fortschritte hinsichtlich des Behandlungserfolgs erzielt, die sich in einem Rückgang von 4,1 auf 2,6 Todesfälle je 100 000 Einwohner niederschlugen.
Die Europäische Region war auch der Schauplatz der Ersten Globalen Ministerkonferenz der WHO zur Beendigung der Tuberkulose, die 2017 in Moskau stattfand.
Sie endete mit der Erklärung von Moskau, deren Ergebnisse 2018 in die Tagung der Vereinten Nationen auf hoher Ebene zur Beendigung der Tuberkulose einflossen und die Verpflichtungen in Bezug auf multilaterale Maßnahmen zur Schaffung eines allgemeinen Zugangs zu Versorgungs- und Präventionsangeboten, eine verbesserte und nachhaltige Finanzierung, Forschung und Innovation sowie Mechanismen für die Erfolgskontrolle beinhaltete.
In der Europäischen Region sind bei der Erhöhung der Zahl der Behandlungen für mit HIV/Aids lebende Personen sowie im Hinblick auf die Eliminierung der Mutter-Kind-Übertragung erhebliche Fortschritte erzielt worden. Doch die Zunahme der Inzidenz von HIV gibt erheblichen Anlass zur Besorgnis, und immer noch ist sich ein Fünftel aller mit dem Virus lebenden Personen in unserer Region ihres HIV-Status nicht bewusst.
Im Juli 2018 lud ich die Gesundheitsminister der Länder Osteuropas und Zentralasiens zu einem Politikdialog in Amsterdam ein. Wir waren uns darüber einig, wie wir evidenzgeleitete Interventionen ausweiten und aufrechterhalten können, um die Aids-Epidemie bis 2030 zu beenden. Bei der Umsetzung des gemeinsam erstellten Fahrplans sind gute Fortschritte erzielt worden.
Eine weitere Priorität unserer Arbeit waren antimikrobielle Resistenzen (AMR). Als ich 2010 mein Amt antrat, erklärte ich AMR zu einer Priorität für die Europäische Region. Der 2011 angenommene Aktionsplan war der erste seiner Art und trug dazu bei, AMR zu einer globalen Priorität zu machen, woraufhin die Weltgesundheitsversammlung 2015 den globalen Aktionsplan zur Bekämpfung von AMR verabschiedete.
Doch ich muss das Impfwesen erwähnen. Insgesamt haben wir einen spektakulären Rückgang der Inzidenz der Masern und Röteln erlebt, und der Status der Europäischen Region als poliofrei konnte aufrechterhalten werden.
Doch seit Anfang 2017 hat die Europäische Region mit einem schweren Masernausbruch zu kämpfen, von dem eine zunehmende Zahl von Ländern betroffen ist.
Hier kann ich nur dringend auf die entscheidende Bedeutung des politischen Willens und der Sensibilisierung für die Problematik und ihre verheerenden Folgen hinwiesen und nochmals die Wichtigkeit wirksamerer politischer Handlungskonzepte gegen die Impfskepsis unterstreichen.
Deshalb danke ich unserer Schirmherrin, Ihrer Königlichen Hoheit der Kronprinzessin von Dänemark, herzlich für ihre Unterstützung bei der Förderung von Impfmaßnahmen, die einen so wichtigen Beitrag zu unserer Gesundheit und unserem Wohlbefinden leisten.
Gesundheitssysteme
Nun komme ich auf die Stärkung bürgernaher Gesundheitssysteme und der Kapazitäten öffentlicher Gesundheitsdienste zu sprechen. Hier lag der Schwerpunkt unserer Arbeit auf der Umsetzung des neuen Europäischen Handlungsrahmens für eine integrierte
Leistungserbringung im Gesundheitswesen.
In unserer Region haben wir alle fünf Jahre die Erklärung von Alma-Ata über primäre Gesundheitsversorgung gefeiert und jeweils einer Überprüfung unterzogen und so der primären Gesundheitsversorgung einen zentralen Platz auf unserer Tagesordnung erhalten.
Diese Vision wurde auf einer Globalen Konferenz im Oktober 2018, die anlässlich des 40. Jahrestages der Unterzeichnung der Erklärung von Alma-Ata stattfand, mit der Erklärung von Astana erneuert.
Im Juni 2018 begingen wir den zehnten Jahrestag der Unterzeichnung der Charta von Tallinn mit einer hochrangigen Tagung, die wiederum in Tallinn stattfand und deren Zielsetzung es war, eine Bestandsaufnahme der Fortschritte bei der Verwirklichung unseres Ziels einer integrierten, bürgernahen Gesundheitsversorgung durchzuführen. An dieser Stelle möchte ich Herrn Danzon für die erste Tagung in Tallin danken.
Eine andere bahnbrechende Veranstaltung war die Hochrangige Tagung über die Reaktion der Gesundheitssysteme auf nichtübertragbare Krankheiten: Erfahrungen in der Europäischen Region, die 2018 in Sitges (Spanien) stattfand. Dabei erhielten politische Entscheidungsträger die Gelegenheit, über Erfahrungen aus ihren Ländern bei der Stärkung der Gesundheitssysteme mit dem Ziel besserer gesundheitlicher Resultate im Bereich der nichtübertragbaren Krankheiten zu berichten.
Die Tagung befasste sich mit der Aufgabe der Gesundheitssysteme, die Menschen zur Bewältigung ihrer eigenen Gesundheitsprobleme zu befähigen und Maßnahmen zur Bekämpfung der nichtübertragbaren Krankheiten zu ergreifen, sowie mit der Übertragung einer wichtigeren Rolle bei der Erkennung und Bewältigung nichtübertragbarer Krankheiten an die Gesundheitsfachkräfte; all diese Themen wurden in der Abschlusserklärung der Konferenz angeschnitten.
Nun gilt unsere Aufmerksamkeit mehr denn je der Verwirklichung einer allgemeinen Gesundheitsversorgung.
Wie in der Charta von Tallinn zum Ausdruck gekommen, darf es „heute nicht mehr hingenommen werden […], dass Menschen infolge von Gesundheitsproblemen verarmen.“
Dem fügte unser Generaldirektor den wesentlichen Aspekt des Zugangs zur Gesundheitsversorgung hinzu, als er sagte: „Niemand darf krank werden und sterben, nur weil er arm ist oder weil er keinen Zugang zu den benötigten Gesundheitsleistungen hat.“
In Verbindung mit diesen Überlegungen fand 2013 in Oslo eine wichtige Tagung über die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf Gesundheit und Gesundheitssysteme in der Europäischen Region statt.
Auf der Konferenz wurden die verschiedenen ergriffenen Gegenmaßnahmen erörtert, Erfahrungen ausgetauscht und den Ländern gangbare Wege hin zu mehr Zukunftsfähigkeit aufgezeigt.
Seitdem haben wir unsere Anstrengungen zur Gewinnung von Evidenz für die Unterstützung einer allgemeinen Gesundheitsversorgung verstärkt und ein neues Arbeitsprogramm zur Beobachtung von Versorgungsgrad, Zugang und finanzieller Absicherung in der Europäischen Region in die Wege geleitet, das sich auch mit der Problematik der Verarmung durch Zahlungen aus eigener Tasche befasst.
Unser Team beim Büro in Barcelona unterstützt weiterhin die Arbeit in Bezug auf allgemeine Gesundheitsversorgung und finanzielle Absicherung, auch durch Überprüfungen zu Zahlungen aus eigener Tasche sowie das Angebot von Flaggschiff-Lehrgängen über Gesundheitsfinanzierung und die Stärkung der Gesundheitssysteme für den Umgang mit nichtübertragbaren Krankheiten.
Gestatten Sie mir noch eine letzte Bemerkung zum Thema Gesundheitssysteme, die mir persönlich am Herzen liegt. Ebenso wie der Generaldirektor bin ich fest überzeugt, dass die Digitalisierung der Gesundheitssysteme ein zentrales Element bei der Verwirklichung einer allgemeinen Gesundheitsversorgung bildet.
Deshalb haben wir im Februar 2019 in Kopenhagen ein wichtiges Symposium zur Zukunft digitaler Gesundheitssysteme in der Europäischen Region durchgeführt.
Diese Tagung hat uns vor Augen geführt, dass neue Standards und ordnungspolitische Konzepte erforderlich sind, um Sicherheit und Transparenz zu gewährleisten und digitale Gesundheitsangebote sicher und für alle zugänglich zu machen und einen missbräuchlichen Umgang mit Technologien zu verhindern.
Notlagen und Bereitschaftsplanung
Gesundheitssicherheit ist eine wichtige Dimension der allgemeinen Gesundheitsversorgung. Wie der Generaldirektor zum Ausdruck gebracht hat: „Die allgemeine Gesundheitsversorgung und die Gesundheitssicherheit sind zwei Seiten derselben Medaille.“
Die Bereitschaftsplanung für gefahrenübergreifende gesundheitliche Notlagen und die Umsetzung der Internationalen Gesundheitsvorschriften bilden ein zentrales Element der Kapazitäten im öffentlichen Gesundheitswesen, das ich zu einer vorrangigen Aufgabe erklärt habe.
Darüber hinaus hat das Regionalbüro die Bewertung nationaler Kernkapazitäten unter Anwendung von freiwilligen Instrumenten wie Simulationsübungen, Maßnahmenüberprüfungen und externen Evaluationen in die Praxis umgesetzt.
Wir haben in der Europäischen Region auf zwei große langwierige Notlagen reagiert, und das Regionalbüro hat diesbezüglich auch weiterhin eine Führungsrolle und koordiniert die Arbeit gemeinsam mit Partnerorganisationen sowie durch unsere Außenstellen in der Türkei und der Ukraine.
Umwelt
Ich möchte mich nun der Schaffung widerstandsfähiger Gemeinschaften und stützender Umfelder zuwenden.
Widerstandsfähige Gemeinschaften reagieren aktiv auf neue oder widrige Umstände, stellen sich auf ökonomische, soziale und umweltbedingte Veränderungen ein und können Krisen und Notsituationen wirksamer bewältigen.
Die Umwelt im weiteren Sinne ist ebenfalls eine wichtige Gesundheitsdeterminante, die Schätzungen zufolge für ca. 20% aller Todesfälle in der Europäischen Region verantwortlich ist.
Wir benötigen im öffentlichen Gesundheitswesen breit angelegte Lösungsansätze der Primärprävention sowie eine ressortübergreifende Politik, um gegen schlechte Luftqualität, unzureichende Wasser- und Sanitärversorgung, Chemikalien in der Umwelt, ungünstige Wohnbedingungen, Belastungen am Arbeitsplatz sowie zunehmend die Auswirkungen klimabedingter Notlagen vorzugehen.
Die vom Prozess Umwelt und Gesundheit in Europa organisierte Serie von Ministerkonferenzen bietet ein einzigartiges ressortübergreifendes Politikforum, bei dem die maßgeblichen Politikbereiche und Partnerorganisationen an einen Tisch gebracht werden, um Handlungskonzepte und Maßnahmen im Bereich Umwelt und Gesundheit zu gestalten.
An dieser Stelle möchte ich mich bei Tschechien für die Ausrichtung der sechsten Ministerkonferenz in Ostrava im Jahr 2017 bedanken.
Die Erklärung von Ostrava zeugte von der Entschlossenheit führender Politiker in Europa, durch Handeln im Bereich Umwelt und Gesundheit auf die Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung hinzuarbeiten.
Darüber hinaus unterstützte sie die Ziele des Rahmenkonzepts „Gesundheit 2020“ unter Schwerpunktlegung auf die Schaffung stützender Umfelder und widerstandsfähiger Gemeinschaften.
Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten
Ich erkannte damals, dass im Interesse einer größtmöglichen Wirkung von „Gesundheit 2020“ in der gesamten Europäischen Region eine zentrale Priorität darin bestand, das Vertrauen unserer Mitgliedstaaten zu gewinnen, und zwar durch eine Verbesserung der Zweckdienlichkeit der Arbeit des Regionalbüros, die Förderung von Engagement und Selbstvertrauen und die Verbesserung der Politiksteuerung.
Ein Weg, dies zu erreichen, war es, die Politiksteuerung und damit die Rolle des Regionalkomitees und des Ständigen Ausschusses als Entscheidungs- und Aufsichtsinstanzen zu stärken.
Darüber hinaus stellten wir konzeptionelle und fachliche Unterstützung für die Mitgliedstaaten bereit. Dabei berücksichtigten wir ihre örtlichen Gegebenheiten und ihre Herausforderungen, hörten ihnen zu und gingen in unserer Zusammenarbeit wirksam und effizient auf ihre Bedürfnisse ein.
Unser Ziel war es, die Mitgliedstaaten bei der Entwicklung ihrer Fähigkeit zum Umgang mit Herausforderungen zu unterstützen und sie mit den nötigen Fähigkeiten und dem nötigen Wissen auszustatten und an Partnerschaften, Netzwerken und Beziehungen teilhaben zu lassen.
Wir arbeiteten Kooperationsvereinbarungen mit den Ländern aus und halfen unseren Länderbüros, den ausgelagerten Fachzentren und den Außenstellen beim Kapazitätsaufbau.
Außerdem waren wir jederzeit darum bemüht, für die Länder da zu sein, wann immer und wo immer sie uns brauchten, etwa bei grundlegend wichtigen parlamentarischen Debatten zum Thema Gesundheit und in Verbindung mit anderen dringenden nationalen Entwicklungen und Reformen im Gesundheitsbereich sowie bei Politikdialogen.
Umgestaltung des Regionalbüros zu einem Vehikel für Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit im 21. Jahrhundert
Bisher, meine Damen und Herren, bin ich nur auf die Wirkung der Arbeit des Regionalbüros nach außen eingegangen. Nun zu der Frage: Wie haben wir innerhalb des Büros unsere Ziele und Resultate erreicht?
Bei meinem Amtsantritt als Regionaldirektorin bestand eine meiner Hauptprioritäten darin, das Regionalbüro zu einem zentralen Kompetenzzentrum für öffentliche Gesundheit in der Europäischen Region zu machen.
Außerdem war es unser Ziel, als Initiator, Prüfungsinstanz, Moderator und Katalysator in Bezug auf Lösungsansätze in der globalen Gesundheitspolitik zu agieren.
Wir haben uns darum bemüht, das Konzept von Politiksteuerung für mehr Gesundheit zu etablieren, und dabei das Ziel verfolgt, Modelle für die Politiksteuerung zu erstellen, die darauf ausgelegt sind, für mehr Gesundheit, Chancengleichheit und Wohlbefinden zu sorgen.
Ein wesentlicher Meilenstein in dieser Hinsicht war die Entwicklung des Bewertungsinstruments zur Politiksteuerung für mehr Gesundheit und Wohlbefinden.
Wir haben die fachlichen Fähigkeiten in Bereichen gestärkt, in denen die Länder einen entsprechenden Bedarf gemeldet hatten, etwa in Bezug auf Gesundheitsfinanzierung und finanzielle Absicherung, die Abschätzung des gesundheitlichen Bedarfs, Migration und Gesundheit oder die Gesundheit von Männern, um nur ein paar zu nennen.
Wir haben unsere Länderbüros durch international angeworbene WHO-Repräsentanten gestärkt, die im Einklang mit der Umsetzung der Reform des Entwicklungssystems der Vereinten Nationen mit den Landesteams der Vereinten Nationen zusammenarbeiten.
Wir haben uns um starke, befähigende Unterstützungsfunktionen und eine nachhaltige Finanzierung bemüht und so einen nachhaltigeren Weg für das Regionalbüro geschaffen.
Wir haben uns verstärkt um die Mittelbeschaffung gekümmert, um die Unterstützung für unsere Fachprogramme auszuweiten.
Wir haben auch am Ausbau von Partnerschaften und Netzwerken und an der Aufrechterhaltung der bestehenden ausgelagerten Fachzentren gearbeitet und in Moskau und Almaty je ein neues Fachzentrum geschaffen.
Wir bedanken uns herzlich bei den Mitgliedstaaten, die sich großzügigerweise bereit erklärt haben, als Standort für ein ausgelagertes Fachzentrum zu dienen. Sie haben entscheidend dazu beigetragen, dass wir in den vorrangigen Handlungsfeldern unserer Arbeit auf Dauer über ausreichende fachliche Kapazitäten verfügen.
Aufbau strategischer Partnerschaften und Netzwerke
Ich glaube fest an die Zusammenarbeit mit Partnern sowie an kooperative Netzwerke gleichgesinnter Mitgliedstaaten. Wir sind schlicht nicht in der Lage, „Gesundheit 2020“ allein zu verwirklichen.
Deshalb war ich entschlossen, unsere Zusammenarbeit mit Partnern auszuweiten und zu vertiefen und jenseits des Wettbewerbs kohärente Handlungskonzepte festzulegen, eine gemeinsame Teilhabe und Zuständigkeit zu ermöglichen und Mechanismen für die Überprüfung von Fortschritten zu vereinbaren.
Breitenwirkung durch Information und Kommunikation
Heute ist es wichtiger denn je, unsere Vision, Ziele und Konzepte zu kommunizieren und so zur Stärkung von Verständnis und Engagement und zur Förderung von Gesundheitskompetenz beizutragen.
Dazu ist es erforderlich, in der Europäischen Region und darüber hinaus allen Zugang zu verständlichen und nützlichen Gesundheitsinformationen zu verschaffen.
Wir haben hart daran gearbeitet, die Breitenwirkung der Arbeit des Regionalbüros durch eine verstärkte Präsenz im Internet und in den sozialen Medien zu erhöhen und auszuweiten.
Ein Beispiel für diese Art der Innovation ist die Social-Media-App, von der ich hoffe, dass Sie alle sie auf diesem Regionalkomitee nutzen werden.
In Menschen investieren
Für Fortschritte in all diesen Bereichen waren entsprechende Anstrengungen unserer engagierten, motivierten und kompetenten Mitarbeiter notwendig.
Ich habe ihre aktive Einbeziehung in die Entwicklung und Umsetzung des Rahmenkonzepts „Gesundheit 2020“ gefördert und ein befähigendes Umfeld für seine wirksame Umsetzung geschaffen.
Ich habe großen Wert darauf gelegt, motivierte Mitarbeiter einzustellen und zu halten, die die Organisation in die Zukunft führen können, und dabei auf Ausgewogenheit im Geschlechterverhältnis und in der geografischen Repräsentation geachtet.
Ich habe mich für bessere Weiterbildungsmöglichkeiten eingesetzt und war besonders daran interessiert, unser Praktikantenprogramm auszubauen.
Ich habe eine Verbesserung der Verfahren für die Bereiche internes Management, Finanzen und Rechenschaftslegung in die Wege geleitet.
Gesundheitsforschung und Wissensumsetzung
Evidenz war während der letzten zehn Jahre stets im Mittelpunkt unserer Arbeit.
Ich habe hervorgehoben, dass „Gesundheit 2020“ auf der besten verfügbaren Evidenz basierte – auf Evidenz, die leicht zugänglich, gut verständlich und nützlich ist und als solide anerkannt wird.
Eine wichtige Innovation war beispielsweise die Serie der Zusammenfassenden Berichte des Health Evidence Network, die auch weiterhin veröffentlichte Evidenz in Handlungsoptionen übersetzt.
Ein aktuelles Beispiel ist etwa eine nützliche Serie zum Thema Migration und Gesundheit, die 2018 veröffentlicht wurde.
Eine weitere Innovation ist das Evidence-informed Policy Network, das im Oktober 2012 im Rahmen einer globalen Initiative der WHO beim Regionalbüro ins Leben gerufen wurde, um zur Übertragung und Umsetzung von Evidenz beizutragen.
Zukunftsausblick
Meine Damen und Herren! Das Rahmenkonzept „Gesundheit 2020“ wird schon bald auslaufen, doch haben die in ihm enthaltenen Lösungsansätze neueren Innovationen wie den SDG, dem GPW 13 und dem Umgestaltungsprozess in der WHO vorgegriffen und diese unterstützt.
Damit sind nun alle konzeptionellen und strategischen Dokumente und Instrumente so aufeinander abgestimmt, dass wir echte Fortschritte erzielen können.
Gesundheit ist eine Frage des politischen Willens
Wie ich in meiner Amtszeit als Regionaldirektorin immer wieder betont habe, ist Gesundheit letztendlich eine Frage des politischen Willens, und um die von uns allen angestrebten ausgewogenen gesundheitlichen Verbesserungen zu erreichen, bedarf es eines hohen Maßes an Engagement der Politik.
Deshalb begrüße ich aus ganzem Herzen den Ansatz unseres‑ Generaldirektors, sich an die höchste Ebene der Politiker und Entscheidungsträger in den Mitgliedstaaten zu wenden und sich ihrer Unterstützung und Führungsrolle zu versichern. Dies ist der Schlüssel zum Erfolg.
Gesundheitsförderung durch ressortübergreifende Maßnahmen
Gesundheit ist eine komplexe Thematik, und die Verbesserung der Gesundheit ist ein komplexer und keineswegs linearer Prozess. Der Bedarf an wissenschaftlichen Erkenntnissen und Analysen muss im Lichte sozialer und politischer Rahmenbedingungen von zunehmender Komplexität, Unvorhersehbarkeit und Vieldeutigkeit gesehen werden.
Wir müssen durch vielschichtige politische und strukturelle Mechanismen sowie durch verhaltensbezogene Interventionen eine Vielzahl von Determinanten in Angriff nehmen.
Hier bedarf es neuer organisationsweiter und institutioneller Mechanismen, um die erforderlichen ressortübergreifenden Maßnahmen zu entwickeln, umzusetzen und zu finanzieren.
Mehr Ressourcen für Gesundheit als Investitionen in die Zukunft
Die vorhandenen Erkenntnisse deuten allesamt darauf hin, dass Investitionen in die Gesundheit im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung eine hohe Rendite erzielen.
Es gibt starke Anzeichen dafür, dass viele Interventionen im Gesundheitsbereich in hohem Maße kosteneffektiv sind und nachgelagerte Kosten senken können.
Diese Botschaften müssen wir an die höchsten Ebenen von Politik, Konzeptentwicklung und Finanzen herantragen.
Allgemeine Gesundheitsversorgung
Es ist in hohem Maße erfreulich, dass nächste Woche in New York am Rande der Generalversammlung der Vereinten Nationen eine Tagung auf hoher Ebene über die allgemeine Gesundheitsversorgung stattfindet.
Auf dieser Tagung, die unter dem Motto „Allgemeine Gesundheitsversorgung: gemeinsam eine gesündere Welt schaffen“ steht, werden Staats- und Regierungschefs, Führungspersönlichkeiten aus Politik und Gesundheitswesen und Vorkämpfer für eine allgemeine Gesundheitsversorgung zusammenkommen, um für Gesundheit für alle einzutreten. Dies wird unserem Ziel ausgewogener gesundheitlicher Verbesserungen weiteren Auftrieb geben.
Darüber hinaus müssen wir uns mit Hilfe weitblickender und wirksamerer Institutionen mit entsprechenden Kapazitäten verstärkt um Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention bemühen.
Gesundheitssysteme
Unsere Gesundheitssysteme müssen für Innovationen offen sein, um neue, stärker integrierte, hochwertige und bürgernahe Lösungen zugunsten der öffentlichen Gesundheit herbeiführen zu können. Sie müssen nach den besten Grundsätzen organisiert werden.
Wir müssen das Beste aus den Möglichkeiten machen, die die neuen Technologien bieten; dazu gehören präventive und prädiktive Ansätze sowie die durch Digitalisierung, Big Data und Künstliche Intelligenz entstehenden Möglichkeiten in den Bereichen Epidemiologie und Patientenmanagement.
Die Rolle der WHO
Ich glaube fest daran, dass wir angesichts all dieser Herausforderungen eine starke, effiziente und bedarfsgerechte Organisation benötigen: als ein globales Kompetenzzentrum für die Gesundheitspolitik mit hochkarätigen und handlungsfähigen Mitarbeitern.
Dieses Ziel wird mit der Umgestaltung der WHO anvisiert, und ich glaube, dass sie dank unserer gemeinsamen Anstrengungen von Erfolg gekrönt sein wird.
Fazit
Meine Damen und Herren!
Gestatten Sie mir zum Abschluss noch einen persönlichen und leidenschaftlichen Appell.
Die Gesundheitssituation in unserer Region hat sich verbessert, doch noch bei weitem nicht genug. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir über das Wissen, die Handlungskonzepte und die Mittel verfügen, um bessere Ergebnisse zu erzielen, sowohl in absoluten Zahlen als auch im Hinblick auf den Abbau gesundheitlicher Ungleichgewichte, die in unserer Gesellschaft tiefe Wunden hinterlassen.
Wir müssen auch weiterhin Gesundheit fördern und in Gesundheit investieren. Denn sie ist ein entscheidender Faktor für die Entwicklung unserer Gesellschaft insgesamt.
Ich bin zuversichtlich, dass Sie den politischen Willen aufbringen werden, um Gesundheit zu einem zentralen politischen Ziel und zu einem Indikator für politischen Erfolg zu machen.
Eine letzte Bemerkung noch.
Jede Generation von Bediensteten der WHO arbeitet darauf hin, die Werte, Lösungsansätze und Wirkung der Arbeit der Organisation zu erhalten und zu fördern, und hinterlässt sie dann ihren Nachfolgern zur Weiterentwicklung.
Als wir im Jahr 2010 an der Reihe waren, wurde „Gesundheit 2020“ zu einer Plattform für unseren Beitrag.
Ich glaube fest daran, dass die Bemühungen und der Einfluss gegenwärtiger und zukünftiger Führungspersönlichkeiten im Bereich der öffentlichen Gesundheit in allen 53 Ländern unserer Europäischen Region durch unsere Zusammenarbeit und unsere gemeinsamen Erfahrungen in den letzten zehn Jahren erheblich gestärkt wurden.
Ich glaube, dass wir in der Europäischen Region gemeinsam einen erheblichen Beitrag zur Förderung der öffentlichen Gesundheit und zur Ermöglichung von Gesundheit für alle geleistet und auch dazu beigetragen haben, dass Gesundheit einen festen Platz auf der politischen Tagesordnung erhält, sowohl auf Ebene der Europäischen Region als auch auf globaler Ebene. Für Ihre Arbeit und Ihre Anstrengungen in allen diesen Jahren möchte ich Ihnen herzlich danken.
Es war mir eine große Ehre, Ihnen als Regionaldirektorin dienen zu dürfen. Ich werde nun damit beginnen, das mir damals erteilte Mandat an den nächsten Regionaldirektor bzw. die nächste Regionaldirektorin und sein bzw. ihr erweitertes Mitarbeiterteam zu übergeben.
Ich bin sicher, dass mein Nachfolger bzw. meine Nachfolgerin diese Arbeit fortsetzen wird und ich wünsche ihm bzw. ihr dabei viel Erfolg.
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.