Ansprache der Regionaldirektorin

Regionalkomitee für Europa, 62. Tagung  
10. September 2012

Eure Königliche Hoheit, Exzellenz, sehr geehrte Frau Generaldirektorin, sehr geehrter Herr Kommissar, sehr geehrter Herr Stellvertretender Generalsekretär, sehr geehrte Damen und Herren Minister, meine sehr geehrten Damen und Herren!

Es ist mir eine große Freude, auf dieser 62. Tagung des Regionalkomitees zu Ihnen sprechen und Ihnen über die wichtigsten Neuigkeiten in der Arbeit des WHO-Regionalbüros für Europa berichten zu können. Dabei werde ich kurz unsere gemeinsamen Erfolge und Pläne erläutern und auf einige der entscheidenden Herausforderungen sowie die Chancen zu ihrer Bewältigung eingehen.

Unser vollständiger Bericht, der auch zu den Dokumenten für diese Tagung gehört, enthält eine umfassendere Darstellung unserer Tätigkeit.

Nach meinem Amtsantritt Anfang 2010 habe ich Ihnen, den Mitgliedstaaten, noch in demselben Jahr, auf der 60. Tagung des Regionalkomitees, meine Zukunftsvision von mehr Gesundheit für Europa erläutert.

Wir vereinbarten damals einen Fahrplan mit konkreten Meilensteinen, um dem Regionalbüro eine angemessene Reaktion auf die allmähliche Veränderung der Rahmenbedingungen in der Europäischen Region zu ermöglichen und seine Position weiter zu stärken: als ein auf der Grundlage von Evidenz arbeitendes Kompetenzzentrum für Gesundheitspolitik und öffentliche Gesundheit, das den Anforderungen der äußerst heterogenen Europäischen Region der WHO mit ihren 53 Mitgliedstaaten besser gerecht wird.

Dabei habe ich mich verpflichtet, Fortschritte in insgesamt sieben strategisch vorrangigen Bereichen anzustreben. Nun, da etwa die Hälfte des in meiner Vision ins Auge gefassten Zeitraums von fünf Jahren vergangen ist, freue ich mich, feststellen zu können, dass dank der Anstrengungen unserer aller in diesem Saal die Arbeit in all diesen Bereichen entweder abgeschlossen oder zumindest weit fortgeschritten ist.

Die Veränderungen und Herausforderungen, wie wir sie in der Europäischen Region in Bezug auf Gesundheitsstatus und gesundheitliche Resultate und speziell gesundheitliche Ungleichgewichte erleben, wirken wie eine Triebkraft.

Denn auch wenn unsere Region in den letzten beiden Jahrzehnten eine Erhöhung der Lebenserwartung um fünf Jahre verzeichnen konnte, so haben davon nicht alle Länder im gleichen Maße profitiert. Nach wie vor gibt es sowohl innerhalb von als auch zwischen Ländern enorme Unterschiede hinsichtlich der gesundheitlichen Situation und der Entwicklung der Gesundheitssysteme. Die Ungleichheiten nehmen zu, und besonders besorgniserregend aus Sicht der Gesundheitspolitiker ist die Tatsache, dass sich dies innerhalb der Europäischen Region in Unterschieden hinsichtlich der Lebenserwartung von bis zu zwölf Jahren niederschlägt.

Alle Länder der Europäischen Region verzeichnen eine rapide Bevölkerungsalterung, und bis 2050 werden rund 25% der Bevölkerung der Region älter als 65 Jahre sein. Dies führt zu einer zusätzlichen Belastung für die Gesundheits- und Sozialsysteme und erschwert deren Finanzierung.

Der größte Teil der Krankheitslast in der Europäischen Region entfällt auf die nichtübertragbaren Krankheiten; sie sind für ca. 86% aller Todesfälle verantwortlich. Dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass auch die übertragbaren Krankheiten noch eine ernste Herausforderung darstellen, die sich vor allem in Form vermeidbarer Gesundheitsprobleme und vorzeitiger Todesfälle manifestiert.

All diese und einige weitere Prioritäten haben wir in den letzten drei Jahren in Angriff genommen. Im Bereich der nichtübertragbaren Krankheiten hat das Regionalkomitee im vergangenen Jahr je einen Aktionsplan zur Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten und zur Verringerung des schädlichen Alkoholkonsums angenommen.

Aber auch bei der Bekämpfung von übertragbaren Krankheiten wie Poliomyelitis, Masern und Röteln haben wir auf dem Regionalkomitee 2010 die Initiative ergriffen, und im vergangenen Jahr hat die Tagung des Regionalkomitees je einen Aktionsplan zur Bekämpfung von multiresistenter Tuberkulose (MDR-Tb), von HIV/Aids und von bakteriellen Resistenzen angenommen. Ihre Umsetzung ist bereits in vollem Gange.

Wir haben alle unsere Schulungsprogramme genutzt – etwa das globale Programm zur Förderung nationaler Gesundheitspolitiken und -strategien und unsere Flaggschiff-Seminare im Bereich Finanzierung – und neue Schulungen zum Thema Gesundheitsdiplomatie für Vertreter der Mitgliedstaaten wie auch für unsere eigenen Mitarbeiter eingeführt.

Wir werden die übrigen gesundheitspolitischen Herausforderungen (Gewalt- und Verletzungsprävention, psychische Gesundheit) auch weiterhin mit einem besonderen Augenmerk auf die Gesundheitssysteme angehen und Ihnen auf den nächsten beiden Tagungen des Regionalkomitees über Fortschritte berichten.

Angesichts der Notwendigkeit eines kohärenten Rahmenkonzeptes, das alle Herausforderungen für eine Verbesserung der Gesundheitssituation in der Europäischen Region thematisiert, haben wir gemäß Ihrer Bitte von vor zwei Jahren eine neue europäische Gesundheitspolitik, „Gesundheit 2020“, ausgearbeitet, die an die bewährten Traditionen unserer Region anknüpft.

Dies geschah mittels eines intensiven partizipatorischen Prozesses, zu dem Sie alle beigetragen haben und in den die Erkenntnisse aus einer Reihe neuer Studien und eine beispiellose Sichtung vorhandener Evidenz aus der Region eingeflossen sind.

Der Prozess der Ausarbeitung von „Gesundheit 2020“ wurde ebenso wie andere Bereiche unserer Arbeit vollständig an der im Gange befindlichen Reformierung der WHO ausgerichtet und spiegelt die der Arbeit der WHO zugrunde liegenden Werte, Ansätze und Prioritäten wider, wird dabei aber auch den besonderen Rahmenbedingungen und Anforderungen unserer Region wie auch der Mitgliedstaaten gerecht.

Dies ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie Entwicklungen auf der globalen und regionalen (und letztlich auch der nationalen) Ebene einander ergänzen und verstärken können.

Wir sind der Überzeugung, dass dieses auf Werten beruhende, handlungsorientierte Rahmenkonzept „Gesundheit 2020“ überall in Staat und Gesellschaft gestalterische Kräfte freisetzen und konkrete Unterstützungsmaßnahmen zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden bewirken und uns damit für Jahre den Weg weisen wird. Eine ausführliche Prüfung des Rahmenkonzeptes und der damit verbundenen Studien steht morgen auf dem Programm.

In „Gesundheit 2020“ werden mit Nachdruck Maßnahmen zum Abbau gesundheitlicher Ungleichheiten propagiert; deshalb wird unter dem Gesichtspunkt der Chancengleichheit an den zugrunde liegenden Ursachen von Krankheit angesetzt. Die Generaldirektorin hat in diesem Jahr in einer Rede vor dem Exekutivrat die Notwendigkeit eines solchen Vorgehens unterstrichen.

Leider bestehen sowohl zwischen den als auch innerhalb der Mitgliedstaaten in der Europäischen Region beträchtliche Ungleichgewichte in Bezug auf Gesundheit und ihre sozialen Determinanten; dies bestätigt die von uns in der gesamten Region durchgeführte Untersuchung. Wie in der Politischen Erklärung von Rio über die sozialen Determinanten von Gesundheit zum Ausdruck gekommen, erfordert eine Verbesserung dieser Determinanten einen festen politischen Willen und ein neues Herangehen an Führungsfragen. Das Regionalbüro spielt durch die Arbeit seines Büros in Venedig seit vielen Jahren eine federführende Rolle auf diesem Gebiet, die es auch in Zukunft beibehalten möchte. Unser Dank gilt daher der italienischen Regierung, die unser Büro in Venedig durch Stellung von Räumlichkeiten sowie großzügige Finanzmittel unterstützt.

Doch ohne Abbau bestehender geschlechtsbezogener Benachteiligungen und eine Verwirklichung des Rechts auf Gesundheit lässt sich gesundheitliche Chancengleichheit nicht erreichen. Es gibt Belege dafür, dass marginalisierte Bevölkerungsgruppen wie Roma, andere ethnische Minderheiten und Migranten in zunehmendem Maße gesundheitlichen Benachteiligungen ausgesetzt sind. Ich habe deshalb ein Programm zum Thema Anfälligkeit und Gesundheit eingerichtet, um die Förderung und den Schutz des Rechts dieser Gruppen auf Gesundheit voranzutreiben und eine Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse zu fördern.

Dank der Unterstützung durch die Regierungen Italiens und Belgiens konnte das Regionalbüro ein Projekt über Migration und öffentliche Gesundheit in der Europäischen Region in Gang bringen. Das Regionalbüro unterstützt auch aktiv die Bemühungen in den Ländern zum Aufbau von Kapazitäten für die Überwachung und Umsetzung des Rahmens der Europäischen Union für nationale Strategien zur Integration der Roma sowie die Aktionspläne im Rahmen der Dekade für die Integration der Roma. Im Foyer des Hotels findet eine Ausstellung zum Thema „Gesundheit von Roma und Migranten“ statt, die ich Ihnen ans Herz legen möchte.

Weiterhin möchte ich Ihnen mitteilen, dass wir die Federführung in zwei interinstitutionellen Arbeitsgruppen der Vereinten Nationen zur Koordinierung von Maßnahmen zur Verwirklichung der Millenniums-Entwicklungsziele (MZ) übernommen haben, von denen sich eine mit der Gesundheit von Roma-Frauen und -Kindern und die andere mit der Bekämpfung von Ungleichgewichten befasst. Darüber hinaus haben wir im vergangenen Jahr auch einen Zweijahresbericht über die Fortschritte bei der Verwirklichung der gesundheitsbezogenen MZ veröffentlicht.

Da die Millenniums-Entwicklungsziele eine Priorität für mich darstellen, freue ich mich darüber, welche Bedeutung die Mitgliedstaaten ihnen beimessen. Insbesondere möchte ich an dieser Stelle der Russischen Föderation und Usbekistan dafür danken, dass sie je ein hochrangiges und äußerst erfolgreiches Forum zum Thema Millenniums-Entwicklungsziele ausgerichtet und uns an deren Vorbereitung beteiligt haben.

Die Debatte über Ziele und Vorgaben, die die Millenniums-Entwicklungsziele nach 2015 ersetzen und an sie anknüpfen könnten, ist bereits im Gange. Es ist unsere Absicht, zu diesem globalen Prozess aktiv beizutragen, indem wir eine strategische Koalition von Partnerorganisationen und Mitgliedstaaten aus der Europäischen Region aufbauen, um unserer Region Gehör und der Gesundheit einen bedeutenden Stellenwert auf der entwicklungspolitischen Agenda nach 2015 zu verschaffen.

Gestatten Sie mir nun, auf eine Reihe von fachlichen Bereichen näher einzugehen.

Die gesundheitlichen Herausforderungen und die durch die Finanzkrise bedingten Sachzwänge verdeutlichen, wie wichtig umfassende systemische Maßnahmen sind, die auf eine allgemeine Versorgung nach evidenzgeleiteten Konzepten abzielen.

Einen besonderen Stellenwert hat für uns die öffentliche Gesundheit als wesentlicher Bestandteil des Gesundheitssystems. Im Laufe dieser Woche werden Sie über den Entwurf des Aktionsplans zur Stärkung der Kapazitäten und Angebote im Bereich der öffentlichen Gesundheit informiert, um den das Regionalkomitee im vergangenen Jahr gebeten hat. Ich war sehr erfreut, als ich in Anerkennung des Beitrags des Regionalbüros zur Förderung der öffentlichen Gesundheit im Jahr 2011 vom Verband der Ausbildungsstätten für das öffentliche Gesundheitswesen in der Europäischen Region (ASPHER) mit der Andrija-Štampar-Medaille ausgezeichnet wurde.

Das entscheidende Leitbild für unsere Arbeit zur Stärkung der Gesundheitssysteme ist eine allgemeine Versorgung. Viele Länder haben in Bezug auf die finanzielle Absicherung ihrer Bevölkerung und den Zugang zur Gesundheitsversorgung substanzielle Fortschritte erzielt. Dennoch müssen rund 19 Millionen Menschen in der Europäischen Region Gesundheitsausgaben aus eigener Tasche bestreiten, deren Höhe ihren Haushalt zu ruinieren droht. Diese Problematik wird deshalb in den nächsten Jahren zu unseren vorrangigen Anliegen gehören. Darüber hinaus haben wir mit der großzügigen Unterstützung Belgiens und der Niederlande unsere Arbeit im Bereich der integrierten Leistungserbringung im Gesundheitswesen auf der Grundlage einer bürgernahen primären Gesundheitsversorgung forciert.

Im Oktober 2013 werden wir anlässlich des fünften Jahrestages der Annahme der Charta von Tallinn: „Gesundheitssysteme für Gesundheit und Wohlstand“ erneut eine Tagung mit den Mitgliedstaaten in Estland halten, auf der wir eine Bilanz der Fortschritte bei der Erfüllung der darin enthaltenen Verpflichtungen ziehen wollen. Wir danken Estland für diese Initiative. Den abschließenden Bericht über die Umsetzung der Charta werden wir zusammen mit einem Zukunftsausblick im Jahr 2015 dem Regionalkomitee vorlegen.

Die Finanzkrise und ihre Folgen für die öffentlichen Finanzen stellen den politischen Willen der Mitgliedstaaten zur Verbesserung der Gesundheitssituation auf eine harte Probe. Dennoch können sie auch als eine Chance begriffen werden, Veränderungen der konzeptionellen Ausrichtung zu prüfen, um die Gesundheitsetats zu entlasten; dies könnte konkret durch Stärkung der finanziellen Absicherung, durch Verbesserung der Effizienz in den Gesundheitssystemen, durch verstärkte Investitionen in den Bereich öffentliche Gesundheit und durch Nutzung der Gesundheitsfinanzierung als Instrument zur Forcierung einer allgemeinen Versorgung geschehen. Diese Stoßrichtung verfolgen wir mit unserer Arbeit.

Zusammen mit unseren Partnern haben wir die Länder bei ihren Anstrengungen zur Minimierung der schädlichen Folgen der Finanzkrise unterstützt. So war beispielsweise unsere gemeinsame Tagung mit der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zum Thema finanzielle Nachhaltigkeit ein Erfolg, und ich bin der Ansicht, wir sollten die Möglichkeiten zum Ausbau der Zusammenarbeit mit der OECD und der EU auf diesem Gebiet weiter ausloten.

Wir haben bereits mit den Vorbereitungen auf eine hochrangige Tagung begonnen, die an die Konsultation von Oslo von 2009 anknüpfen soll und die ebenfalls von der norwegischen Regierung ausgerichtet wird und auf der ein Erfahrungsaustausch über die Zeit seit Beginn der Finanzkrise sowie ein Zukunftsausblick vorgesehen sind.

Wir haben auch die zweite Schulung zum Thema Gesundheitsfinanzierung in Barcelona mit Erfolg durchgeführt, die sich mit der Leistungsverbesserung in den Gesundheitssystemen durch bessere Finanzierungskonzepte sowie als besonderem Schwerpunkt mit dem Aspekt der allgemeinen Versorgung befasste. Neben den Teilnehmern vor Ort nahmen an der Veranstaltung auch mehr als 500 Personen per Webcast teil. Wir planen nun eine weitere, konkret für die EU-Staaten konzipierte Schulung und beabsichtigen, das Thema Finanzierung auf einer Tagung mit Mitgliedern des Europäischen Parlaments zu erörtern. Ich werde unser Büro in Barcelona nach Kräften bei der Fortsetzung seiner ausgezeichneten Arbeit unterstützen und möchte mich bei Spanien für die Unterbringung und finanzielle Unterstützung des Büros bedanken, das mittlerweile eine zentrale Rolle bei der Gestaltung von Konzepten der Gesundheitsfinanzierung in der Europäischen Region spielt.

Das Regionalbüro hat seine Unterstützung für die Mitgliedstaaten auch bei der Ausarbeitung personalpolitischer Konzepte im Gesundheitsbereich intensiviert. Im Einklang mit dem Globalen Verhaltenskodex der WHO für die grenzüberschreitende Anwerbung von Gesundheitsfachkräften haben wir Evidenz in Bezug auf die Planung des Arbeitskräfteangebots sowie die Aspekte Personalbindung und Leistung gewonnen und eine Reihe von Grundsatzoptionen auf diesem Gebiet erarbeitet. Wir haben unser Programms für das Pflege- und Hebammenwesen wieder mit neuem Leben erfüllt, und ich kann Ihnen versichern, dass das Thema Gesundheitspersonal auch weiterhin ein vorrangiges Anliegen für das Regionalbüro bleiben wird.

Ich möchte nun die Gelegenheit ergreifen, Norwegen zur Verleihung des Innovationspreises des Health Worker Migration Policy Council zu gratulieren, den Herr Dr. Bjørn Inge Larsen, Generaldirektor der norwegischen Gesundheitsdirektion, für sein Land entgegengenommen hat.

Die Bereitstellung von Erkenntnissen und Informationen als Entscheidungsgrundlage für die Politik ist ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit des Regionalbüros. Wir haben vor kurzem eine Untersuchung aller unserer Datenbanken, einschließlich der Datenbank „Gesundheit für alle“, der umfassendsten Quelle von Gesundheitsinformationen, abgeschlossen. Ich möchte Sie alle daran erinnern, zu ihrer Aktualisierung regelmäßig Daten einzureichen.

Um die Gesundheitsinformationen und Plattformen in der gesamten Europäischen Region miteinander kompatibel zu machen, haben wir unsere Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission und der OECD zum Aufbau eines integrierten Gesundheitsinformationssystems für Europa fortgesetzt.

Wir haben auch mit der Arbeit an neuen Instrumenten begonnen, die eine Analyse von Daten auf einer integrierten Datenbank-Plattform ermöglichen. Wir planen in Kürze den Start eines europäischen Netzwerks für evidenzgeleitete Konzepte, um die Mitgliedstaaten bei der Umsetzung von Wissen in Handlungskonzepte zu unterstützen. Diese Bemühungen sind Teil einer neuen Informationsstrategie, die wir Ihnen im nächsten Jahr vorstellen wollen.

Wir haben auch mit der Umsetzung des Aktionsplans der Europäischen Region zur Umsetzung der Strategie zur Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten (2012–2016) sowie der Politischen Erklärung der Generalversammlung der Vereinten Nationen begonnen. Beide wurden im September 2011 verabschiedet.

Nun, da wir die Annahme eines globalen Ziels zur Senkung der vorzeitigen Mortalität aufgrund nichtübertragbarer Krankheiten feiern, ist es auch an der Zeit, auf Erfolgsgeschichten aus unserer Region zu verweisen. An dieser Stelle möchte ich insbesondere die rückläufigen Trends hinsichtlich der Mortalität aufgrund von Kreislauferkrankungen in drei Ländern erwähnen: es handelt sich um Kasachstan, die Republik Moldau und die Russische Föderation. Diese Fortschritte sind das Ergebnis einer Kombination von Einflussfaktoren: mehr Wohlstand, Investitionen in die Gesundheitsversorgung und Veränderungen im Risikoverhalten. Der Erfolg dieser Länder ist für uns Veranlassung, die erreichten Veränderungen zu dokumentieren, zur Kenntnis zu nehmen, dass das globale Ziel tatsächlich erreichbar ist, und künftig noch intensiver auf die Umsetzung des Aktionsplans hinzuarbeiten, insbesondere auf der Ebene der Länder.

Das Regionalbüro hat die in den Ländern durchgeführten Maßnahmen zur Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten im Einklang mit dem Aktionsplan der Europäischen Region unterstützt; diese Arbeit zeigt auf der Ebene der Länder bereits heute Wirkung. Gestatten Sie mir, dies anhand dreier Beispiele zu veranschaulichen:

Ich beginne mit einem Beispiel für einen Prozess: Hier gehört die Ukraine zu den Ländern, die an einem staatlichen Aktionsplan gegen nichtübertragbare Krankheiten arbeiten. Deshalb haben wir gemeinsam mit dem Land intensiv darauf hingearbeitet, in den Entwurf speziell Maßnahmen mit optimalen Erfolgsaussichten, sog. „Best Buys“, einzubeziehen. Wir würden uns wünschen, dass auch andere Länder durch Erstellung staatlicher Aktionspläne einen solchen Weg einschlagen.

Nun ein Beispiel für ein Resultat: Die Türkei erhielt als erstes Land weltweit die Bestnote für die Umsetzung aller MPOWER-Maßnahmen aus dem Rahmenübereinkommen der WHO zur Eindämmung des Tabakgebrauchs (FCTC), die auf eine Senkung der Nachfrage nach Tabakprodukten abzielen.

Und schließlich möchte ich Ihnen ein Beispiel für einen gelungenen Austausch innerhalb der Europäischen Region geben: Die Russische Föderation unterstützt ein Projekt zur Entwicklung von ergebnisorientierten Interventionen gegen nichtübertragbare Krankheiten, das in einer kleinen Zahl von Ländern mit hoher Prävalenz durchgeführt wird. Darüber hinaus hat die norwegische Regierung als einen Beitrag zu den globalen Konsultationen je eine Gesprächsrunde über den globalen Kontrollrahmen für nichtübertragbare Krankheiten und zum Thema psychische Gesundheit veranstaltet. Beiden Ländern gilt mein herzlicher Dank für ihre Unterstützung.

Zusammen mit der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) hat das Regionalbüro einen Workshop in der Republik Moldau organisiert, der sich mit einer umfassenden Krebsbekämpfung befasste, und hat eine Reihe gemeinsamer Missionen zur Stärkung staatlicher Programme durchgeführt.

Im Rahmen der Zusammenarbeit mit der OECD und dem dänischen Gesundheitsministerium fanden Konferenzen zu den Themen Diabetes und Befähigung von Patienten statt.

Wie von Ihnen gewünscht, haben wir Indikatoren und eine Prüfliste für Politiker erstellt, auf der Maßnahmen zur Verringerung des schädlichen Alkoholkonsums aufgeführt sind. Eine Reihe von Mitgliedstaaten aktualisieren derzeit ihre Alkoholpolitik. So hat die Republik Moldau einen landesweiten Alkoholplan angenommen, und die Russische Föderation hat vor kurzem ein generelles Alkoholwerbeverbot eingeführt.

Im Rahmen unserer engen Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission bei der Beobachtung des Alkoholkonsums haben wir im März 2012 eine viel beachtete Publikation veröffentlicht: Alkohol in der Europäischen Union. Konsum, Folgeschäden und Gegenstrategien.
Ich möchte mich bei der polnischen Regierung für die Ausrichtung einer Tagung bedanken, die den nationalen Ansprechpersonen für Alkoholpolitik Gelegenheit zu einem Erfahrungsaustausch in Bezug auf vorbildliche Praktiken und einer Diskussion über aktuelle Entwicklungen gab.

Bei der Umsetzung des Rahmenübereinkommens sind erhebliche Fortschritte erzielt worden. Seit dem Beitritt der Tschechischen Republik und Usbekistans zu dem Übereinkommen ist die Europäische Region von allen WHO-Regionen diejenige mit der höchsten Zahl von Vertragsparteien.

Erfreulich waren aus unserer Sicht außerdem eine Reihe von Initiativen in verschiedenen Ländern: Bulgarien, Ungarn und die Ukraine haben eine Politik der rauchfreien Zonen eingeführt; Usbekistan hat seine Rauchverbote ausgeweitet; Frankreich und die Russische Föderation haben Vorschriften für bebilderte Warnhinweise auf Verpackungen von Tabakprodukten eingeführt; die Ukraine hat ein vollständiges Tabakwerbeverbot erlassen; und die Republik Moldau hat einen ehrgeizigen, auf fünf Jahre angelegten Aktionsplan zur Bekämpfung des Tabakkonsums angenommen.

Zum Weltnichtrauchertag 2012 hat die WHO den Ministerpräsidenten von Kasachstan und den Gesundheitsminister der Republik Moldau in Anerkennung ihres tatkräftigen Eintretens für ein gesamtstaatliches Konzept zur Bekämpfung des Tabakgebrauchs mit einem Preis ausgezeichnet.

Übergewicht entwickelt sich in allen Ländern zu einem immer größeren Problem, von dem die niedrigeren sozioökonomischen Schichten in besonderem Maße betroffen sind. Die meisten Mitgliedstaaten sind dabei, die Europäische Charta zur Bekämpfung der Adipositas und den Europäischen Aktionsplan Nahrung und Ernährung (2007–2012) in die Tat umzusetzen, um ein gesundes Ernährungs- und Bewegungsverhalten zu fördern und der Adipositas vorzubeugen, doch herrscht auf diesem Gebiet noch erheblicher Handlungsbedarf. Im nächsten Jahr soll auf einer hochrangigen Konferenz in Österreich eine Bilanz der Fortschritte bei der Umsetzung des Aktionsplans gezogen werden, und es sollen weitere Maßnahmen in diesen Bereich vereinbart werden.

Die Initiative der Europäischen Region für die Überwachung der Adipositas im Kindesalter (Childhood Obesity Surveillance Initiative – COSI), die mit 200 000 Kindern durchgeführt wird, steht nun als standardisiertes Surveillance-System für die Europäische Region bereit. Es ist jetzt schon eines der weltweit effektivsten seiner Art zur epidemiologischen Überwachung der Adipositas.

Die Europäische Region hat gute Fortschritte im Bereich der Gesundheit von Müttern erzielt und kann einen Rückgang der Müttersterblichkeit verzeichnen. Dabei gibt es jedoch auffallende Ungleichgewichte innerhalb von wie auch zwischen Ländern, wobei die höchsten Raten nach Schätzungen die niedrigsten um das 30- bis 40-fache übersteigen.

Auch im Bereich der Gesundheit von Kindern hat unsere Region gute Fortschritte erzielt, doch auch hier gibt es gravierende Unterschiede zwischen den Ländern. So liegt die höchste Säuglingssterblichkeitsrate um das 25-fache höher als die niedrigste.

Zu unseren Bemühungen um mehr Gesundheit und Wohlbefinden für Mütter, Kinder und Jugendliche gehört auch der Lebensverlaufansatz mit seinen inhaltlichen Schwerpunkten: Krankheitsprävention, Gesundheitsförderung und hochwertige Versorgung.

Die Verhütung unbeabsichtigter Schwangerschaften bleibt weiterhin eine Herausforderung für die Europäische Region. Derartige Schwangerschaften sollten nur in den seltensten Fällen vorkommen, und gemeinsam werden wir Wege finden, um im Bedarfsfall den Zugang zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen zu gewährleisten. Die WHO wird die Länder, die ihre Handlungskonzepte überprüfen und die Qualität ihrer Angebote verbessern möchten, auch weiterhin unterstützen. Deshalb haben wir in diesem Jahr auch eine Tagung der Europäischen Region veranstaltet, die sich mit der Verbesserung des Zugangs zu Angeboten im Bereich der reproduktiven Gesundheit, einschließlich sicherer Schwangerschaftsabbrüche, befasste. Unser Dank gilt Lettland, das die Tagung ausrichtete.

Im Mai 2012 haben wir den jüngsten Bericht der internationalen Studie über das Gesundheitsverhalten von Kindern im schulpflichtigen Alter (HBSC) veröffentlicht, die eine systematische statistische Grundlage für die Darstellung grenzüberschreitender Muster in Bezug auf Gesundheit und Wohlbefinden junger Menschen bildet. Entscheidungsträger aus der gesamten Region haben diesen Bericht begrüßt.

In der Europäischen Region und weltweit ist 2012 das Jahr des aktiven und gesunden Alterns. Unter dem Motto „Altern und Gesundheit: Gesundheit erfüllt die Jahre mit Leben“ und in dem Wissen, dass gesundes Altern gewissermaßen mit der Geburt beginnt, hat das Regionalbüro mit seinen Partnern in den Mitgliedstaaten in allen Teilen der Region Veranstaltungen zum Weltgesundheitstag durchgeführt. Wir haben sie zusammen mit der dänischen EU-Präsidentschaft eröffnet.

Das Regionalbüro hat den Entwurf von Strategie und Aktionsplan für gesundes Altern in der Europäischen Region ausgearbeitet, mit dem Sie sich im Laufe dieser Woche noch befassen werden.

In enger Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten und Partnerorganisationen haben wir die Arbeit an den noch nicht erledigten Aufgaben im Bereich der übertragbaren Krankheiten fortgesetzt.

So begann die vollständige Umsetzung der drei Aktionspläne, die allesamt dringend Maßnahmen gegen die erhebliche Belastung der öffentlichen Gesundheit in der Europäischen Region fordern, nach ihrer Billigung durch das Regionalkomitee im vergangenen Jahr.

Gemeinsam mit der Europäischen Kommission und dem Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria haben wir im letzten Jahr in Moskau den Konsolidierten Aktionsplan für die Prävention und Bekämpfung von multiresistenter und extensiv resistenter Tuberkulose in der Europäischen Region der WHO (2011–2015) offiziell in Gang gesetzt.

In enger Zusammenarbeit mit dem Globalen Fonds, der Europäischen Kommission und dem Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) waren wir verschiedenen Ländern bei der Annahme nationaler Strategien und bei der Durchführung von Länderstudien behilflich. So beabsichtige ich, gemeinsam mit dem Europäischen Kommissar John Dalli demnächst Rumänien zu besuchen. Die Ergebnisse dieser gemeinsamen Anstrengungen können wir bereits sehen, etwa die Erhöhung des Zugangs zur Behandlung von 70% auf 96% binnen eines Jahres. Zur Begleitung des Prozesses plane ich für die Europäische Region die Einrichtung eines interinstitutionellen Koordinierungsausschusses, an dem maßgebliche Akteure und die Zivilgesellschaft beteiligt sind.

Als Antwort auf den Anstieg der Anzahl von Menschen, die mit HIV leben, wird der Europäische Aktionsplan HIV/Aids mit voller Kraft umgesetzt. Er beinhaltet einen Rahmen für dringend benötigte Maßnahmen und beschleunigte wirksame Gegenmaßnahmen, bei denen gezielt auf eine Stärkung der Gesundheitssysteme gesetzt wird.

Dank der kontinuierlichen Bemühungen um eine Ausweitung der Behandlung wächst die Zahl der Menschen, die eine antiretrovirale Therapie erhalten, stetig; ebenso werden fortlaufend Fortschritte bei der Verhinderung der Mutter-Kind-Übertragung von HIV erzielt.

Auch der strategische Aktionsplan zur Bekämpfung bakterieller Resistenzen in der Europäischen Region wird bereits in Partnerschaft mit den Mitgliedstaaten und einem breiten Bündnis anderer Akteure umgesetzt. In diesem Zusammenhang möchte ich mich bei Dänemark für die Veranstaltung einer Konferenz zum Thema antimikrobielle Resistenzen während seiner EU-Ratspräsidentschaft im März 2012 bedanken, aber auch bei Ihrer Königlichen Hoheit Kronprinzessin Mary von Dänemark, der Schirmherrin des Regionalbüros, und bei der Generaldirektorin der WHO, Margaret Chan, die bei zu den Teilnehmern gesprochen haben. Außerdem möchte ich Sie bitten, sich den Europäischen Antibiotikatag am 16. November 2012 vorzumerken. Diese erfolgreiche Initiative des ECDC weiten wir schrittweise auch auf Mitgliedstaaten außerhalb der EU aus.

Die Europäische Region hat auf dem Weg zur Eliminierung der Malaria bis 2015 beachtliche Fortschritte erzielt. Inzwischen werden nur noch aus fünf Ländern Malariafälle gemeldet, und die Fallzahlen sind erheblich zurückgegangen. Armenien, Kasachstan und Turkmenistan wurden als malariafrei zertifiziert, und Georgien wird seine Zertifizierung voraussichtlich noch vor Ende 2012 erhalten.

Dagegen ist die Inzidenz einiger von Vektoren und Parasiten übertragener Krankheiten wie Dengue-Fieber und Chikungunya angestiegen. Wir arbeiten bereits mit Italien und den Niederlanden an diesem Thema und werden mit zusätzlicher Unterstützung weiterer Länder mit der Ausarbeitung eines Aktionsplans für die Europäische Region beginnen.

In diesem Jahr feiern wir den zehnten Jahrestag der Zertifizierung der Europäischen Region als poliofrei. Doch trotz aller Erfolge im vergangenen Jahrzehnt, die wir begrüßen, können wir es uns nicht leisten, in Selbstgefälligkeit zu verfallen. Leider erlebte die Region im Jahr 2010 einen großflächigen Polio-Ausbruch. Obwohl die Zertifizierungskommission für die Europäische Region damals erklärte, dass die Region ihren Status als poliofrei behalten werde, warnte sie auch vor dem weiter bestehendem Risiko, nicht zuletzt weil der Impfschutz der Bevölkerung in vielen Ländern Lücken aufweist. Die Mitgliedstaaten müssen für ein einheitlich hohes Impfschutzniveau sorgen und ihre Surveillance-Maßnahmen verbessern.

Die Weltgesundheitsversammlung 2012 hat die Eradikation der Poliomyelitis zu einer programmatischen Notlage für die globale Gesundheit erklärt. Wenn wir diese Gelegenheit nicht nutzen, werden wir weitere und verheerendere Ausbrüche in den als poliofrei zertifizierten Regionen erleben. Daher verpflichte ich mich Ihnen allen gegenüber, die Gunst der Stunde zu nutzen.

Gestatten Sie mir auch, meine tiefe Dankbarkeit gegenüber der Russischen Föderation und der Türkei zum Ausdruck zu bringen, die uns bei der Verfolgung dieser beiden Eliminierungsziele finanziell und fachlich unterstützt haben, und auch der Region Östlicher Mittelmeerraum für den Aufbau einer guten Zusammenarbeit auf diesem Gebiet zu danken.

Unglücklicherweise ist nach größeren Ausbrüchen in einer Reihe von Ländern das Ziel der Region, bis zum Jahr 2015 Masern und Röteln zu eliminieren, in Gefahr. 2011 trat die überwiegende Mehrzahl der Fälle bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen im westlichen Teil der Region auf, und 80% aller Fälle wurden aus Mitgliedstaaten der EU gemeldet. Noch schlimmer ist, dass das Virus aus der Europäischen Region in andere Länder und Regionen eingeschleppt wird.

Wenn wir diese Krankheiten gemeinsam eliminieren wollen, sind nun beschleunigte Maßnahmen zum Erreichen der anfälligen Bevölkerungsgruppen, eine tatkräftige Unterstützung durch die Politik und eine dauerhafte finanzielle Unterstützung für die Impfprogramme erforderlich. Das Regionalbüro ist entschlossen, Sie, die Mitgliedstaaten, in diesem Kampf zu unterstützen.

Impfung ist das wirksamste Instrument zur Bekämpfung dieser Krankheiten. Die siebte Europäische Impfwoche wurde im April dieses Jahres erstmals im Rahmen der Weltimpfwoche und unter Beteiligung sämtlicher 53 Mitgliedstaaten aus der Europäischen Region durchgeführt. Auch hier gilt mein Dank Ihrer Königlichen Hoheit Kronprinzessin Mary von Dänemark, die die Europäische Impfwoche seit ihren Anfängen unterstützt.

In Übereinstimmung mit seiner Führungsrolle in humanitären und gesundheitlichen Notlagen unterstützt das Regionalbüro Länder bei der Bewältigung von Notlagen und Gesundheitskrisen und arbeitet dabei eng sowohl mit dem WHO-Hauptbüro als auch mit der Europäischen Kommission und ihren Institutionen wie dem ECDC und der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zusammen. Wir verfügen über ein bewährtes System zur gründlichen Beobachtung von Ereignissen, die eine potenzielle Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellen.

Die Umsetzung der Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) bleibt weiter eine vorrangige Aufgabe, nicht zuletzt angesichts der für Juni 2012 gesetzten Frist für die Erfüllung der Anforderungen an die Kernkapazitäten der Länder. Wir haben die Mitgliedstaaten intensiver darin unterstützt, ihre Kapazitäten für die Vorbereitung auf den Notfall und für geeignete Gegenmaßnahmen auszubauen. Insbesondere haben wir bewertet, inwiefern die Gesundheitssysteme für solche Notlagen gerüstet sind, und die Länder gegebenenfalls bei Nachbesserungsmaßnahmen unterstützt, etwa durch Empfehlungen in Bezug auf die Krisenfestigkeit und Sicherheit von Krankenhäusern oder das Angebot von Schulungs- und Kompetenzbildungsmaßnahmen. Dies werden wir auch weiterhin tun.

Der neue, von der Weltgesundheitsversammlung gebilligte globale Rahmen der WHO für die Reaktion im Krisenfall sieht eine wichtigere Rolle für die Regional- und Länderbüros vor. Daher haben wir unsere Notfallverfahren für die Europäische Region eingehend überprüft und in der Praxis erprobt. Unsere Notfallzentrale ist inzwischen vollkommen betriebsbereit.

In Verbindung mit großen Massenveranstaltungen in der Europäischen Region haben wir zusammen mit den zuständigen nationalen Behörden im Vorfeld den zu erwartenden gesundheitlichen Bedarf abgeschätzt und angemessene Vorkehrungen getroffen. Gemeinsam mit den Regierungen und dem ECDC sowie in Zusammenarbeit mit dem WHO-Hauptbüro haben wir für die Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine und die Olympischen Sommerspiele im Vereinigten Königreich ein erweitertes Überwachungskonzept für dieses neue Handlungsfeld geschaffen. Die wichtigsten gesundheitsbezogenen Botschaften waren an einen breiten Empfängerkreis gerichtet.

Im laufenden Zweijahreszeitraum hat das Regionalbüro auf mehrere gravierende Notlagen, Katastrophen und Krisen im Bereich der öffentlichen Gesundheit mit einer Reihe von Missionen und Untersuchungen reagiert.

In diesem Zusammenhang möchte ich der Regierung unseres Gastgeberlandes Malta wie auch den Regierungen anderer Länder der Europäischen Region, insbesondere Griechenland, Italien und der Türkei, für ihre bemerkenswerten Anstrengungen in jüngster Zeit zugunsten der Migranten- und Flüchtlingsströme aus Nordafrika danken. Der Türkei möchte ich speziell auch für ihre kontinuierliche Unterstützung auf diesem Gebiet sowie für ihre Bemühungen zur Unterbringung der Flüchtlinge aus der Syrischen Arabischen Republik danken.

Das Regionalbüro hat seine inhaltliche Arbeit im Bereich Umwelt und Gesundheit zur Erfüllung der Zusagen aus der Erklärung von Parma intensiviert. Die im Februar dieses Jahres unterzeichnete neue Vereinbarung mit der Bundesrepublik Deutschland hat es uns ermöglicht, unsere Programme im Bereich Umwelt und Gesundheit zu konsolidieren. Unter der konzeptionellen Leitung durch den Hauptsitz in Kopenhagen fungiert das Bonner Büro als ein Kompetenzzentrum für die Europäische Region und weltweit. Dafür danken wir Deutschland.

Mit seinem erweiterten Mandat für sektorübergreifende Führungsarbeit hat der Europäische Ministerausschuss für Umwelt und Gesundheit den Prozess Umwelt und Gesundheit in Europa erfolgreich gesteuert. Auf seiner dritten Tagung im November dieses Jahres in Aserbaidschan wird er mit der Festlegung der künftigen Prioritäten beginnen. Diese werden geprägt sein durch die Verpflichtungen von Parma, durch „Gesundheit 2020“ und durch die Agenda für nachhaltige Entwicklung aus Rio+20, der Konferenz der Vereinten Nationen über nachhaltige Entwicklung. Außerdem werden sie den Weg für die nächste Ministerkonferenz bereiten.

Die Europäische Sonderarbeitsgruppe Umwelt und Gesundheit hat vereinbart, die Fortschritte hinsichtlich der Ziele von Parma zu beobachten, und ihre Arbeit in Bezug auf Prioritäten wie sichere und gesundheitsförderliche Lebens- und Arbeitsbedingungen für Kinder, die Eliminierung asbestbedingter Erkrankungen, Chemikaliensicherheit und nationale Strategien für die Anpassung an den Klimawandel schreitet stetig voran.

Alles, was ich bisher vorgetragen habe über die von uns geleistete Arbeit, haben wir gemeinsam geleistet: die eine WHO zusammen mit ihren Mitgliedstaaten und Partnerorganisationen.

Dies ist das Konzept von der einen WHO im Geiste der WHO-Reform. Ich persönlich fühle mich dieser WHO-Reform verpflichtet und unterstütze die Generaldirektorin in all ihren Bemühungen. Ich bin dankbar für den wertvollen Rat, den wir vom Regionalkomitee und seinem Ständigen Ausschuss (SCRC) nach der Ausweitung seiner Aufsichtsfunktion erhalten. Weil das Regionalkomitee nun eine stärkere Rolle wahrnimmt, konnten wir einen Konsens erzielen.

Indem wir (durch Erhöhung der Zahl der Mitglieder im SCRC von neun auf zwölf Mitgliedstaaten und Öffnung seiner Tagungen für alle Mitgliedstaaten) die Repräsentanz gestärkt und Koordinierungsgespräche mit den Delegationen der Länder der Europäischen Region auf Tagungen des Exekutivrates und auf Weltgesundheitsversammlungen geführt haben, konnten wir eine umfassende Beteiligung der Mitgliedstaaten und auch ein Mehr an Transparenz erreichen.

In den strategischen Diskussionen, die den Konsultationsprozess zu „Gesundheit 2020“ und weiteren wichtigen Bereichen der öffentlichen Gesundheit erleichterten, spielte das Europäische Forum für Gesundheitspolitik auf der Ebene hochrangiger Regierungsvertreter eine entscheidende Rolle. Unser Dank gilt den Mitgliedstaaten, die die Tagungen ausgerichtet und so großzügig unterstützt haben: Andorra, Belgien und Israel. Wir werden in dieser Woche die Ergebnisse der Auswertung der Arbeit des Forums vorlegen, um Ihre Sichtweise hinsichtlich unserer künftigen Arbeit in diesem Bereich zu erfahren.

Ich freue mich auch, Ihnen mitteilen zu können, dass wir eine vollständige Rechenschaftslegung des Regionalbüros gegenüber den leitenden Organen gewährleisten konnten, indem wir regelmäßig über die Durchführung unserer Arbeit berichtet haben. Auf Wunsch der Mitgliedstaaten stellen wir die aktuelle finanzielle Situation des Regionalbüros am Dienstag und Mittwoch detailliert dar, sodass ich hier jetzt nicht auf Einzelheiten eingehen werde. Ich möchte aber hervorheben, dass wir im vergangenen Zweijahreszeitraum Mittel in Höhe ca. 240 Mio. US-$ einwerben und damit ungefähr das Niveau des vorangegangenen Zweijahreszeitraums halten konnten. Außerdem war die Umsetzungsrate mit über 90% sehr hoch.

Aufgrund dieser guten Umsetzungsrate fiel allerdings der Übertrag für 2012–2013 entsprechend deutlich geringer aus als in der Vergangenheit. Für den kommenden Zweijahreszeitraum bedeutet das eine Herausforderung, die mit zwei weiteren zusammenfällt: der Beschaffung von Finanzmitteln (die für unsere Region von besonderer Bedeutung ist, weil ein Großteil unseres Haushalts aus freiwilligen Mitteln,  finanziert wird) und der internen Verteilung der Mittel. Ich begrüße daher wärmstens die Initiative der Generaldirektorin, für diese beiden Themenbereiche eine globale Sonderarbeitsgruppe einzusetzen, und ich empfinde es als eine große Ehre, darin gemeinsam mit ihr den Vorsitz zu führen.

Wir haben unsere Beziehungen mit einem breiten Spektrum von Partnerorganisationen kontinuierlich verbessert und die Zusammenarbeit mit ihnen vorangetrieben. So arbeiten wir bereits eng mit Organisationen der Vereinten Nationen sowie mit der EU und ihren Institutionen, aber auch mit Netzwerken auf subregionaler Ebene wie der Eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft zusammen, wobei wir mit Letzterer eine Vereinbarung vorbereiten. Wir haben auch unsere Zusammenarbeit mit den globalen Gesundheitspartnerschaften verstärkt, insbesondere mit dem Globalen Fonds und mit der GAVI-Allianz sowie mit Organisationen der Zivilgesellschaft.

Ich darf an dieser Stelle Herrn Kommissar Dalli herzlich willkommen heißen und vermelden, dass wir bei der Umsetzung der mit der Europäischen Kommission vereinbarten gemeinsamen Fahrpläne große Fortschritte erzielt haben. Wir haben auch unsere enge Zusammenarbeit mit dem ECDC fortgesetzt und verfügen über gemeinsame Arbeitspläne und Leitprinzipien für die Zusammenarbeit. Ferner haben wir die Zusammenarbeit mit der EFSA, der Europäischen Umweltagentur (EUA) und der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) intensiviert.

Unsere Kooperation mit den Ländern, die die EU-Ratspräsidentschaft innehaben (zuletzt Zypern und Dänemark), war stets äußerst nützlich, und wir sehen der Zusammenarbeit mit den kommenden Ratspräsidentschaften erwartungsvoll entgegen. Eine außerordentliche Bedeutung messe ich auch dem Ausbau unserer Zusammenarbeit mit dem Europäischen Parlament bei.

Ebenso freue ich mich, den Stellvertretenden Generalsekretär der OECD, Herrn Yves Leterne, zu dieser Tagung des Regionalkomitees begrüßen zu dürfen. Er und ich werden heute als Zeichen der verstärkten Zusammenarbeit einen gemeinsamen Aktionsplan unterzeichnen.

Das Regionalbüro hatte auch beabsichtigt, eine Strategie zum Thema Partnerschaften auszuarbeiten und dem Regionalkomitee vorzulegen, doch aufgrund der Notwendigkeit einer Ausrichtung an der WHO-Reform entschied der SCRC, ihre Behandlung zu verschieben.

Die vorläufige Strategie für die Zusammenarbeit mit den Ländern, die wir am Donnerstag vorlegen werden, ist auf die WHO-Reform abgestimmt. Eine endgültige Strategie erhalten Sie, sobald der Reformprozess abgeschlossen ist. In der Zwischenzeit haben wir die Struktur des Regionalbüros und seine Präsenz in den Ländern gestärkt, um sämtlichen 53 Mitgliedstaaten dienen und ihren Bedürfnisse gerecht werden zu können.

Ich freue mich, Ihnen hier berichten zu können, dass meine Kollegen und ich uns anlässlich mehrerer Besuche in den Ländern von der Intensivierung der Zusammenarbeit mit den Ländern vergewissern konnten, und ich habe seit September 2011 mindestens 17 Minister zu offiziellen Besuchen im Regionalbüro empfangen. Wir haben auch damit begonnen, Strategien für die Kooperation mit den Ländern zu entwickeln. Wir danken der Schweiz dafür, dass sie als erster Mitgliedstaat an dieser Initiative teilgenommen hat. Damit geht sie mit vorbildlichem Beispiel voran, dem, wie wir hoffen, bald die Russische Föderation und die Türkei folgen werden. Wir möchten mit diesen Strategien zwei Dimensionen erfassen:

  1. die bilaterale Zusammenarbeit des Landes mit der WHO auf allen Ebenen und
  2. den Beitrag des Landes zur gesundheitlichen Entwicklung auf globaler, regionaler und subregionaler Ebene.

Zur Veröffentlichung unserer Arbeit und zur Sensibilisierung für Themen der öffentlichen Gesundheit nutzen wir herkömmliche ebenso wie neue, innovative Methoden der Kommunikation, also auch die sozialen Medien. Neben der regelmäßigen Aktualisierung unserer Website geben wir auch ein breites Spektrum an Pressematerialien heraus und sind auf Facebook, Twitter und in anderen Medien stark vertreten.

Zur Erleichterung unserer Arbeit und zur Förderung eines positiven Arbeitsklimas entwickeln wir daneben auch eine umfassende interne Kommunikationsstrategie, für die wir als Medium hauptsächlich das Intranet optimiert nutzen und so den Austausch von Informationen sowie den Dialog zwischen allen Büros der WHO in der Region fördern.

Zwar ist die Diskussion über die Kommunikationsstrategie auf das nächste Regionalkomitee verschoben worden, doch werden wir ungeachtet dessen auch weiterhin die gemeinsame Arbeit des Regionalbüros, der Mitgliedstaaten und der verschiedenen Partnerorganisationen darstellen und dabei zum Erreichen eines breiteren Publikums auf unsere Netzwerke setzen.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.