Lebensmittelsicherheit: vom Bauernhof zum Teller
Eine sichere Versorgung mit nährstoffreichen Lebensmitteln ist eine entscheidende Voraussetzung für gute Gesundheit. Unsichere Lebensmittel können zu einer Reihe von Gesundheitsproblemen führen, und es entstehen ständig neue Bedrohungen für die Lebensmittelsicherheit. Lebensmittel, die schädliche Bakterien, Viren, Parasiten oder chemische Substanzen enthalten, sind für mehr als 200 Krankheiten akuter wie chronischer Art verantwortlich, die von Durchfallerkrankungen bis zu verschiedenen Krebsformen reichen.
2013 wurden allein in der Europäischen Union und im Europäischen Wirtschaftsraum 310 000 Fälle von bakteriellen Lebensmittelinfektionen gemeldet, von denen 322 tödlich endeten. Dies ist jedoch nur die Spitze eines Eisbergs, und das wahre Ausmaß der lebensmittelbedingten Erkrankungen infolge mangelnder Surveillance- und Meldesysteme ist weit höher. Im östlichen Teil der Europäischen Region ist das Ausmaß lebensmittelbedingter Erkrankungen wahrscheinlich noch größer, und dort bestehen auch mehr Herausforderungen in Bezug auf Surveillance und Meldewesen.
Es entstehen ständig neue Bedrohungen für die Lebensmittelsicherheit. Die nationalen Systeme für Lebensmittelsicherheit werden durch derzeitige Entwicklungen in Nahrungsmittelproduktion, -verteilung, -verarbeitung und -konsum, durch Veränderungen in der Umwelt, durch neue und neu auftretende Bakterien und Schadstoffe sowie das Phänomen der antimikrobiellen Resistenz vor erhebliche Herausforderungen gestellt. Durch die Zunahme des Reise- und Handelsverkehrs erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer grenzüberschreitenden Ausbreitung von Lebensmittelverseuchungen.
Risiken für die Lebensmittelsicherheit können überall entlang der Nahrungskette entstehen. Deshalb müssen viele verschiedene Akteure aus den Bereichen Gesundheit, Landwirtschaft, Verkehr, Umwelt, Fischerei, Gastronomie und Nahrungsmittelindustrie sowie aus Zivilgesellschaft und Verbraucherverbänden gemeinsam darauf hinwirken, dass die Nahrungsmittelversorgung und die Lebensmittel auf unserem Teller für die Konsumenten sicher sind.
Die Verbraucher müssen auch grundlegende Verhaltensregeln der Lebensmittelhygiene verstehen und befolgen, um einen sicheren Umgang mit Lebensmitteln und deren sichere Zubereitung zu gewährleisten.
Weltgesundheitstag
Der Weltgesundheitstag 2015 bietet die Gelegenheit, die bedeutende Rolle zu erkennen, die allen Akteuren entlang der langen und komplexen Nahrungskette – von der Primärproduktion bis zu den Verbrauchern – in Bezug auf Lebensmittelsicherheit zukommt. Es ist hilfreich, die Zusammenarbeit und Abstimmung zwischen den verschiedenen maßgeblichen Akteuren zu fördern, um lebensmittelbedingte Krankheiten verhüten bzw. entdecken und wirksam bekämpfen zu können.
Tätigkeit der WHO im Bereich Lebensmittelsicherheit
Die WHO unterstützt die Länder bei der Entwicklung risikobasierter Systeme für Lebensmittelsicherheit durch einen ganzheitlichen Ansatz sowie beim Aufbau von Kapazitäten für die Prävention, Surveillance und Bekämpfung durch Lebensmittel übertragener Krankheiten. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ist dabei eine wichtige Partnerin.
Die Codex-Alimentarius-Kommission ist ein gemeinsames zwischenstaatliches Gremium von FAO und WHO. An ihr sind 185 Mitgliedstaaten und eine Mitgliedsorganisation, die Europäische Union, beteiligt. Seit 1963 arbeitet die Kommission harmonisierte internationale Lebensmittelstandards zum Schutz der Verbraucher und zur Gewährleistung fairer Handelspraktiken aus.
Das WHO-Regionalbüro für Europa strebt vorrangig den Aufbau nationaler Kapazitäten zur Bewältigung von Problemen der Lebensmittelsicherheit durch gezielte Schulungen und Projekte an.