Häufig gestellte Fragen zum Ausbruch der EHEC-Infektion in Deutschland

Hintergrund

06-06-2011

1. Was ist EHEC und was ist HUS?

Das enterohämorrhagische Escherichia-coli-Bakterium (EHEC) ist ein E.-coli-Erreger, der beim Menschen eine hämorrhagische Kolitis (blutigen Durchfall) verursachen kann und der manchmal auch zum hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) führt. Das HUS ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die zu Nierenschäden führen kann und eine schwere Komplikation in Verbindung mit einer EHEC-Infektion darstellt. Unter EHEC versteht man Shigatoxin produzierende E. coli (STEC), die auch als Verotoxin produzierende E. coli (VTEC) bezeichnet werden. Tiere können auch andere Typen von STEC/VTEC in ihrer Darmflora tragen, die nicht alle für Menschen gefährlich sind.

2. E.-coli-Bakterien sind doch weit verbreitet, warum also die Aufregung?

Ja, E.-coli-Bakterien sind beim Menschen und bei Warmblütern in der Darmflora weit verbreitet. Doch dieser besondere Stamm, ein seltener EHEC-Serotyp (E. coli O104:H4), führt zu schweren Verläufen und hat in Deutschland zu Erkrankungen geführt, die in einigen Fällen tödlich endeten. Auch aus zwölf anderen Ländern werden Fälle gemeldet, bei denen sich die Betroffenen jedoch – mit Ausnahme eines Falls, der noch untersucht wird – allesamt vorübergehend oder länger in Deutschland aufhielten. Dies ist ein schwerer Ausbruch von HUS. Betroffen sind überwiegend Frauen und Personen über 20 Jahre, was ungewöhnlich ist. Da die Quelle des Ausbruchs bisher noch nicht ermittelt wurde, lässt sich auch nur schwer vorhersagen, wie lange er dauern wird.

3. Ist das Bakterium einzigartig?

Der beim aktuellen Ausbruch in Deutschland isolierte EHEC-Serotyp O104:H4 ist ein seltener Stamm, der zwar schon bei Menschen aufgetreten ist, jedoch nie im Rahmen eines Ausbruchs. Dies wurde vom Referenz- und Forschungszentrum der WHO für Escherichia und Klebsiella, dem Staatlichen Serum-Institut in Dänemark, bestätigt. Die Labors melden als Ausbruchsstamm den EHEC-Serotyp O104:H4 oder genauer einen Stamm des enteroaggregativen Verocytotoxin produzierenden E. coli (EAggEC VTEC) O104:H4.
Die molekularen bzw. genetischen Eigenschaften dieses Erregers können den zuständigen Behörden wesentlich bei der Identifizierung von Fällen in anderen Ländern helfen, die mit dem Ausbruch in Deutschland in Zusammenhang stehen könnten, aber auch bei der Bestimmung der Quelle des Ausbruchs. Die epidemiologischen und labortechnischen Untersuchungen dauern noch an und die Quelle des Ausbruchs ist weiterhin unbekannt.

4. Wie würden Sie den derzeitigen EHEC-Ausbruch in Deutschland beschreiben?

Deutschland erlebt derzeit einen schweren EHEC-Ausbruch verursacht durch eine hoch patogene Untergruppe der STEC-Bakterien. In der Minderzahl der Fälle tritt als Komplikation HUS auf, was für eine lebensbedrohliche Erkrankung der Nieren bis zum Nierenversagen (Urämie), hämolytische Anämie und Blutplättchenmangel (Thrombozytopenie) steht.

5. Wann gab es den letzten Ausbruch?

Jedes Jahr kommt es in unterschiedlichen Teilen der Welt und auch in Europa zu EHEC-Ausbrüchen, manchmal auch mit HUS und Todesfällen, doch waren die Betroffenenzahlen bislang viel geringer, als wir es derzeit in Deutschland erleben. 1996 wurde der bislang weltweit größte Ausbruch in Japan verzeichnet, als über 10 000 Infektionsfälle auftraten.

6. Wie viele Länder erleben derzeit einen Ausbruch?

Neben Deutschland haben inzwischen zwölf weitere Länder Fälle gemeldet: Dänemark, Frankreich, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Schweden, die Schweiz, Spanien, die Tschechische Republik, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten von Amerika. Betroffen waren bisher überwiegend Personen, die sich in jüngster Zeit in Norddeutschland aufhielten; in einem weiteren Fall hatte die betroffene Person Besuch aus Norddeutschland, der sich mit EHEC infiziert hatte.

7. Muss man sich auch außerhalb von Deutschland Sorgen machen?

Die meisten Fälle sind mit Norddeutschland verknüpft, doch nach dem genauen geografischen Ausgangspunkt der Übertragung wird noch gesucht. Bisher liegen aus anderen Ländern keine Berichte einer bestätigten heimischen bzw. sekundären Übertragung vor.