Über uns

Das Regionalbüro fördert evidenzgeleitete Politikgestaltung in der Europäischen Region der WHO. Im Rahmen dieser Arbeit erleichtert sein Programm für Evidenz, Informationen und Politik die einzelnen Phasen des Prozesses:

  1. Definition: klare Definition des Gesundheitsproblems bzw. der Gesundheitsthematik,
  2. Recherche: effiziente Suche nach Forschungserkenntnissen,
  3. Kritik: kritische und effiziente Beurteilung der Forschungsarbeiten,
  4. Synthese: Interpretation/Formung von Optionen oder Empfehlungen für Praxis bzw. Politik auf der Grundlage der vorgefundenen wissenschaftlichen Literatur,
  5. Adaptation: Anpassung der Informationen an einen lokalen Kontext,
  6. Implementierung: Entscheidung über die Nutzung der adaptierten Erkenntnisse in der Praxis/Politik,
  7. Evaluierung: Auswertung der Wirksamkeit der Implementierung.

Definition des Begriffs Evidenz (Erkenntnisse)

2003 nahm das Regionalbüro auf Anraten des Europäischen Beratungsausschusses für Gesundheitsforschung eine anfänglich weit gefasste Definition des Begriffs „Evidenz“ an, die neben Forschungsergebnissen auch kontextbezogene Beiträge aus anderen Wissensformen einschloss: „Erkenntnisse aus der Forschung und anderes Wissen, das als nützliche Grundlage für die Entscheidungsfindung im Bereich Gesundheitspolitik und Gesundheitsversorgung dienen kann.“ (1)

Das Regionalbüro für Europa verfeinert diese frühe Definition weiter und arbeitet mit seinen Partnern daran, die Bedürfnisse der europäischen Länder besser zu erfüllen. Diese Arbeit verfolgt den Ansatz, wonach Erkenntnisse Entscheidungen unterstützen, aber nicht ersetzen können.

Erkenntnisse finden

Die Erkenntnisse zur Informierung der Politikgestalter können je nach dem zur Verfügung stehenden Zeitrahmen (wie schnell wird die Antwort benötigt), den verfügbaren Ressourcen und der Art der erforderlichen Erkenntnisse (etwa globale oder lokale Gültigkeit) sowie anderen Faktoren auf verschiedenen Wegen erlangt werden. Die Art der Anfrage oder des Ersuchens eines Politikers schreibt vor, welcher Typ von Erkenntnissen benötigt wird und wie er verfügbar gemacht werden kann. Falls keine Erkenntnisse vorliegen, müssen Alternativen in Erwägung gezogen werden.

Viele Initiativen, Datenbanken und Suchstrategien sind international verfügbar und unterstützen Politikgestalter und ihre Mitarbeiter in ihrer Entscheidungsfindung. Das Health Evidence Network der WHO (HEN), das Erkenntnisse zusammenfasst und einen Zugang zu wichtigen Materialien verschafft, ist ein Beispiel hierfür.

Beurteilung der Erkenntnisse

Eine fundierte Entscheidung ist nur möglich, wenn mögliche Konsequenzen, die aus der jeweiligen Entscheidung resultieren, im örtlichen Umfeld verstanden werden. So kann ein Ansatz zwar in einem Land oder Gesundheitssystem gut funktionieren, nicht aber in jedem anderen. Eine wesentliche Herausforderung für Politiker und Forscher liegt in der Bestimmung, ob sich Forschungserkenntnisse über die Wirkungen einer Option in ihrem Umfeld anwenden lassen.

Das Regionalbüro erstellt zusammen mit Mitgliedstaaten Publikationen, die verfügbare Forschungsergebnisse mit Grundsatzoptionen für eine gute Praxis kombinieren, so dass die Entscheidungsträger unterschiedliche Methoden und Strategien zur Erneuerung ihrer Systeme in Erwägung ziehen können. Diese Publikationen sollen keinen Idealtyp vorschreiben oder Ansatz empfehlen, sondern die Entscheidungsträger durch die Bündelung von Erkenntnissen in geeigneter Form unterstützen.

(1) Europäischer Ausschuss für Gesundheitsforschung (EACHR). Considerations in defining evidence for public health. “International Journal of Technology Assessment in Health Care”, 2003, 19(3):559–573.