Wie kann der Tabakkonsum wirksam bekämpft werden?

WHO

Das Rahmenübereinkommen der WHO zur Eindämmung des Tabakgebrauchs (WHO FCTC) bildet einen Rahmen für evidenzbasierte Maßnahmen zur Bekämpfung des Tabakkonsums. Am Weltnichtrauchertag 2011 appelliert die WHO an die Länder, das Übereinkommen zu ratifizieren und vollständig umzusetzen.

Die in dem Übereinkommen genannten Maßnahmen können dazu beitragen, der Tabakepidemie Einhalt zu gebieten und Millionen von rauchbedingten Todesfällen zu verhindern. Weil diese Maßnahmen funktionieren, lehnt die Tabakindustrie sie entschieden ab. Doch Gesetze sind nur der erste Schritt; entscheidend kommt es auf ihre Durchsetzung an.

In der Europäischen Region der WHO haben bisher 46 Länder sowie die Europäische Gemeinschaft das Übereinkommen ratifiziert.

Es enthält einen Appell an die Länder, Maßnahmen zur Senkung der Nachfrage nach Tabak zu ergreifen; dies kann u. a. geschehen durch:

  • Überwachung von Tabakkonsum und Präventionskonzepten
  • Schutz der Bürger vor Tabakrauch
  • Hilfsangebote für den Rauchverzicht
  • Warnung vor den Gefahren des Tabakkonsums
  • Verbot von Tabakwerbung, Verkaufsförderung und Sponsoring
  • Einführung von Preisgestaltungs- und Steuermaßnahmen zwecks Reduzierung der Nachfrage.

Überwachung

Eine effektive Überwachung liefert nützliche Informationen über das Ausmaß der Tabakepidemie und hilft den Ländern bei der Zuteilung von Mitteln für möglichst wirksame Anti-Tabak-Maßnahmen. Sie liefert auch Anhaltspunkte dafür, ob Konzepte funktionieren und wie sie auf die Bedürfnisse einzelner Gruppen zugeschnitten werden müssen. Die Ergebnisse müssen wirksam verbreitet werden, damit sie in Anti-Tabak-Maßnahmen einfließen und damit Kapazitäten für eine effektive Umsetzung und Durchsetzung der Konzepte aufgebaut werden können.

Schutz vor Tabakrauch

Entgegen den Behauptungen der Tabakindustrie haben gesetzliche Rauchverbote keine negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft, und jedes Land kann – unabhängig von seinem Einkommen – wirksame gesetzliche Rauchverbote erlassen.

Forschungsergebnisse belegen eindeutig, dass es keine unbedenkliche Exposition gegenüber Passivrauch gibt. Nur ein vollständiges Rauchverbot an geschlossenen öffentlichen Orten, einschließlich aller geschlossenen Räume am Arbeitsplatz, schützt die Menschen vor Schäden durch Passivrauch, hilft Rauchern beim Aufhören und trägt dazu bei, die Zahl junger Raucher zu reduzieren.

In Ländern, die solche Verbote eingeführt haben, ist die Unterstützung durch die Öffentlichkeit groß, was eine erfolgreiche Umsetzung begünstigt.

Hilfe beim Aufhören

Raucher, die über die Risiken informiert sind, wollen meistens aufhören, doch nur wenige erhalten die nötige Unterstützung, um ihre Sucht zu überwinden. Die Gesundheitssysteme tragen vorrangig die Verantwortung für die Behandlung der Tabakabhängigkeit. Die einschlägigen Programme sollten Angebote der Raucherentwöhnungsberatung im Rahmen der primären Gesundheitsversorgung und leicht zugängliche, kostenlose Telefon-Hotlines (sog. „Quit-lines“) enthalten, aber auch Zugang zu preisgünstigen Entwöhnungsmedikamenten bieten. Es hat sich gezeigt, dass mit Nikotinersatztherapien eine Verdoppelung der Entwöhnungsraten erreicht werden kann.

Alle Gesundheitsfachkräfte sollten zu aktiven Teilnehmern am Kampf gegen den Tabakkonsum werden. Die Regierungen können einen Teil der Einnahmen aus der Tabaksteuer darauf verwenden, Rauchern bei der Überwindung ihrer Sucht zu helfen.

Warnhinweise

Gesundheitliche Warnhinweise auf Packungen von Tabakprodukten, die sowohl Text als auch Bilder enthalten, gehören zu den kosteneffektivsten Methoden, um die Öffentlichkeit für die mit dem Tabakkonsum verbundenen schweren Gesundheitsrisiken zu sensibilisieren und eine Reduzierung dieses Konsums zu erreichen. Dennoch leben weltweit neun Zehntel aller Menschen in Ländern, in denen Warnhinweise mit Bildern auf Tabakverpackungen nicht vorgeschrieben sind.

Bildliche Warnhinweise vermitteln eine klare und unmittelbare Botschaft – selbst für Menschen, die nicht lesen können. Sie verringern insgesamt die Attraktivität der Verpackungen von Tabakprodukten. Dies ist wichtig bei Produkten, deren neue Konsumenten meist jung und daher image- und markenbewusst sind.

Verbot von Werbung, Verkaufsförderung und Sponsorentum

Mit einem umfassenden Verbot für Tabakwerbung kann der Konsum um ca. 7% gesenkt werden. Mit einem Verbot von Werbung, Verkaufsförderung und Sponsorentum verringert sich nicht nur der Konsum, sondern verändert sich auch insofern die Wahrnehmung der Öffentlichkeit, als Rauchen nicht mehr als die Norm angesehen wird. Umfassende Rauchverbote funktionieren und stehen im Einklang mit den Grundsätzen der Verfassungen der Länder. Partielle Verbote haben eine geringe oder keine Wirkung, da die Tabakindustrie dann ihre Anstrengungen in Bereiche verlagert, die von den Verboten nicht betroffen sind.

Preisliche und steuerliche Maßnahmen

Preiserhöhungen für Tabak sind das wirksamste Mittel zur Zurückdrängung des Rauchens. Durch sie werden Tabakkonsumenten zum Aufhören ermutigt und Kinder vom Rauchen abgehalten. Die Steuern auf kostengünstigere Tabakerzeugnisse sollten denen für höherpreisige Produkte wie Premiummarken entsprechen, um eine Substitution beim Konsum zu verhindern.

Tabaksteuern müssen im Lichte der Inflationsrate und der Kaufkraftentwicklung regelmäßig erhöht werden. Sie haben generell eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung und bewirken eine Erhöhung der Einnahmen des Staates. Durch Verwendung der Steuereinnahmen für Anti-Tabak-Maßnahmen und andere wichtige gesundheits- und sozialpolitische Programme lässt sich die Popularität der Steuern erhöhen. Entgegen den Behauptungen der Tabakindustrie haben Steuererhöhungen nicht automatisch eine Zunahme des Zigarettenschmuggels zur Folge; vielmehr sind hier andere Faktoren ausschlaggebend.

Das Rahmenübereinkommen der WHO in der Europäischen Region


  • 46 von 53 Ländern der Region und die Europäische Gemeinschaft sind Vertragsparteien des Übereinkommens.
  • Sieben Länder sind ihm noch nicht beigetreten: Andorra, Monaco, Schweiz, Tadschikistan, Tschechische Republik, Turkmenistan und Usbekistan.
  • Aktuelles: Der Präsident von Turkmenistan hat die Beitrittsurkunde unterzeichnet und damit einen wichtigen Schritt hin zum Beitritt seines Landes zu dem Übereinkommen vollzogen.