Dänische Kampagne für mehr Gesundheitskompetenz stellt Vertrauen in HPV-Impfung wieder her
Die dänischen Gesundheitsbehörden haben eine Medienkampagne zur Wiederherstellung des Vertrauens der Öffentlichkeit gestartet, nachdem in Medienberichten die Sicherheit der Impfung gegen das humane Papillomavirus (HPV) angezweifelt worden und daraufhin die Zahl der Impfungen bei weiblichen Jugendlichen gesunken war. Die Impfung bietet Schutz vor Gebärmutterhalskrebs.
„Wir wussten, dass wir etwas tun mussten, um den Trend umzukehren“, erklärt Stine Ulendorf Jacobsen, die bei der Dänischen Gesundheitsbehörde als Beraterin tätig ist. „Wir mussten durch Erhöhung der Gesundheitskompetenz die Öffentlichkeit sensibilisieren, um den Menschen eine mündige Entscheidung über die Impfung zu ermöglichen.“
Jedes Jahr erkranken in der Europäischen Region der WHO etwa 69 000 Frauen an Gebärmutterhalskrebs, und fast 30 000 sterben daran. Die HPV-Impfung ist nachweislich sicher und äußerst wirksam bei der Verhinderung präkanzeröser Läsionen im Gebärmutterhals, die zu Gebärmutterhalskrebs führen können. Doch Eltern, die ihre Töchter nicht impfen lassen wollten, wurden in Dänemark zu einem großen Problem. Seit etwa 2015 häufen sich in dem Land Meldungen über Mädchen, die über lange anhaltende Schmerzen und Müdigkeit klagen, und es wurde nahe gelegt, dass diese Symptome durch die HPV-Impfung bedingt seien. Obwohl es keine Anhaltspunkte dafür gab, dass die Symptome auf die Impfung zurückzuführen sind, ging die Durchimpfung von Mädchen in der Folgezeit in einigen Jahrgängen von 90% auf rund 40% zurück.
„Wir starteten eine integrierte Medienkampagne, um hier in Dänemark die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und die Gesundheitskompetenz zu verbessern und den Bürgern mündige Entscheidungen zu ermöglichen“, erklärt Frau Jacobsen und fügt hinzu, die Ergebnisse seien beeindruckend. „2017 begannen 30 000 Mädchen mit dem HPV-Impfprogramm – doppelt so viele wie im Vorjahr.“
Nutzung von Daten für eine wirksame Kampagne
Im Mai 2017 ließen die Behörden die Bedenken der Eltern gegenüber der HPV-Impfung von mehreren Arbeitsgruppen näher untersuchen. Sie wollten genau wissen, wer die Zielgruppe sei. Aus der Untersuchung ging hervor, dass die Entscheidung in erster Linie von Müttern getroffen wird.
„Wir haben aus der Untersuchung erfahren, dass die Eltern vieles über die Impfung nicht wussten, etwa wovor sie schützen soll und dass die Impfung vor dem Eintritt in die Geschlechtsreife erfolgen sollte. Einige wirklich grundlegende Dinge mussten wir erst einmal vermitteln“, fügt Frau Jacobsen hinzu.
Eine der wichtigsten Tatsachen, die sich aus der Umfrage und den Bemühungen der Arbeitsgruppen ergaben, war, dass die Eltern mehr über den Impfstoff erfahren wollten. Gewappnet mit diesen Informationen, machte sich die Dänische Gesundheitsbehörde zusammen mit der Dänischen Krebs-Gesellschaft und dem Dänischen Ärztebund daran, die Aufklärungskampagne „HPV stoppen, Gebärmutterhalskrebs stoppen“ zu gestalten.
„Wir setzen auf eine Kombination aus Fakten und persönlichen Geschichten von Frauen mit Gebärmutterhalskrebs, um zu vermitteln, warum die Impfung so wichtig ist. Um unsere Botschaften wirksam an die Öffentlichkeit zu tragen, heuerten wir eine PR-Firma an“, erzählt Frau Jacobsen. „Wir entwickelten auch eine Website und nutzten Facebook und andere soziale Medien, um unsere Zielgruppe zu erreichen.“
Wenn die Mitglieder der Zielgruppe auf Facebook Geschichten posten, können sie Kommentare abgeben oder Fragen stellen. Die Partner innerhalb der Kampagne können dann einen offenen Dialog mit ihnen führen und sie ggf. auf zusätzliche Informationen auf der Website oder anderswo verweisen.
„Auf unserer Website benutzen wir auch eine sog. Evidenz-Pyramide. Wir haben sie da aufgebaut, weil wir aus Erfahrung wissen, dass die Medien manchmal eine Studie herausgreifen und eine große Geschichte daraus machen. Die Evidenz-Pyramide soll dabei helfen zu bestimmen, wie vertrauenswürdig eine Studie ist.“
Die Idee dahinter, so Jacobsen weiter, besteht darin, die Leser in die Lage zu versetzen, Untersuchungen und konkrete Informationen selbst zu bewerten. Gesundheitsbehörden unterstreichen, dass dies ein wichtiges Instrument für die Sensibilisierung der Bürger bei der Debatte über die HPV-Impfung ist.
Wenn eine Studie auf der Pyramide an niedrigerer Stelle auftaucht, dann sind ihre Methoden oder Informationen als weniger zuverlässig anzusehen; je höher sie auf der Pyramide angesiedelt ist, desto zuverlässiger die Informationen.
„Wir betrachten die Kampagne als einen Erfolg, aber wir wissen, dass wir noch nicht fertig sind. Wir wissen, dass noch erheblicher Handlungsbedarf herrscht. Und dass die Fortschritte noch nicht gefestigt sind. Wir müssen die Kontrolle behalten“, sagt Frau Jacobsen.