Internationaler Tag der Migranten 2020 – Dr. Hans Henri P. Kluge trifft Gesundheitsfachkraft mit Migrationshintergrund, eine „Expertin aus Erfahrung“

In einer Zeit, in der räumliche Distanzwahrung entscheidend ist, ist es umso wichtiger Sozialkontakte aufrechtzuerhalten. Mehr darüber zu erfahren, wie jeder einzelne von uns die COVID-19-Pandemie erlebt, kann wertvolle Einblicke darüber bieten, inwiefern Gemeinschaften und Einzelpersonen sich den kollektiven Maßnahmen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit verschrieben haben.

In allen Teilen der Europäischen Region der WHO haben die Mitgliedstaaten wichtige Schritte unternommen, um zu gewährleisten, dass diese Maßnahmen jeden erreichen, auch Flüchtlinge und Migranten. Im Jahr 2019 lebten Schätzungen zufolge über 96 Mio. Flüchtlinge und Migranten in der Europäischen Region. Das heißt rund jeder Zehnte in der Region ist ein internationaler Migrant.

Angesichts der zunehmenden Solidarität in Reaktion auf die COVID-19-Pandemie möchten wir anlässlich des Internationalen Tags der Migranten am 18. Dezember nicht nur die gesundheitlichen Bedürfnisse von Flüchtlingen und Migranten anerkennen, sondern auch ihre Beiträge zum Europäischen Arbeitsprogramm – „Gemeinsam für mehr Gesundheit in Europa“.




Eine Möglichkeit, um mehr über ihre wertvollen Beiträge zu den Maßnahmen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit zu erfahren und daraus zu lernen, ist es, auf Gemeinschaften zuzugehen und direkt von den „Experten aus Erfahrung“ zu hören. Hierzu zählen etwa Gesundheitsfachkräfte mit Migrationshintergrund, die im Kampf gegen die Pandemie an vorderster Front stehen und sich dem Ziel einer besseren Gesundheit für alle Menschen verschrieben haben. Daher hat sich Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, mit der Pflegekraft Julia Fomenkova zu einem virtuellen Gespräch verabredet. Sie zog von Belarus nach St. Petersburg (Russische Föderation), um dort als Anästhesie-Schwester in einer onkologischen Klinik zu arbeiten.

„Wenn man in der Onkologie arbeitet, hat man es oft mit schwierigen Fällen zu tun und jede Schicht ist anders, und ich bin stolz über jede erfolgreiche Reanimation. Das ist das Beste an meinem Job“, erläutert Julia. Zudem hat sie großen Respekt vor ihren Kolleginnen und Kollegen, insbesondere jenen, die aufgefordert wurden, in einem COVID-19-Krankenhaus zu arbeiten. „Meiner Ansicht nach sind sie Helden. Auch wenn sie sich selbst nicht als solche sehen. Sie sagen nur: ,Wir machen nur unseren Job‘.“

Julia unterstützt ihre Kollegen, indem sie über soziale Medien mit ihnen Kontakt hält und trotz der räumlichen Distanzwahrung Sozialkontakte aufrechterhält. Sie ist zuversichtlich, dass, sobald jeder die Maßnahmen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit versteht und umsetzt, das Coronavirus letztendlich eradiziert wird – durch kollektives Handeln.

„Ich glaube, dass wir, wenn alle Menschen begreifen, dass wir vor einer globalen Herausforderung stehen, und beginnen, sämtliche allerorts empfohlenen Maßnahmen einzuhalten, in der Lage sein werden, diese Krise schneller zu bewältigen und das Virus zu beseitigen.“

Natürlich sollte es nicht erst einer Pandemie bedürfen, um die Beiträge von Flüchtlingen und Migranten anzuerkennen, doch der Internationale Tag der Migranten bietet die Chance, für die Rechte jener einzutreten, die oft unterschätzt werden, obwohl sie in ihren Gastländern aktiv die Gesundheit und das Wohlbefinden fördern. Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, wie eng wir miteinander verbunden sind. Ebenso wie es ohne einen allgemeinen Zugang zur Gesundheitsversorgung keine öffentliche Gesundheit geben kann, darf man Marginalisierung und Diskriminierung keinen Raum lassen, wenn es darum geht, geschlossen gegen Notlagen im Bereich der öffentlichen Gesundheit vorzugehen, die uns alle betreffen.