Schweiz

In der Schweiz gibt es in jedem der 26 Kantone ein eigenständiges System für die Gesundheitsversorgung in den Gefängnissen. Der Zugang zu den Gesundheitsleistungen ist nicht überall gleich. In den Schweizer Gefängnissen gibt es vier zentrale gesundheitliche Herausforderungen.

Vereinheitlichung der Versorgungsqualität

Ein komplexes Wechselspiel der Akteure erschwert eine vereinheitlichte Herangehensweise. Es gibt große Gefängnisse mit einem breiten Spektrum an Gesundheitsangeboten, aber auch kleine Anstalten mit knappen Ressourcen. Schadensminderung wäre wichtig, doch nur 13 von 115 Gefängnissen bieten Spritzentausch an.

2011 gewann ein Genfer Projekt die Auszeichnung der WHO für die beste Gesundheitspraxis in Gefängnissen. Das Bundesamt für Gesundheit koordiniert ein innovatives Programm für bessere Koordinierung, Ausbildung und epidemiologische Überwachung von Infektionskrankheiten

Zu viele kleine Gefängnisse

Große Gefängnisse ermöglichen wirksame Gesundheitsdienste. In kleinen Gefängnissen (< 50 Insassen) ist nicht täglich Gesundheitspersonal anwesend, sodass der Zugang zur Versorgung eingeschränkt ist. 

Ausbildung von Gesundheitsfachkräften

In Genf wird 2012 ein Fachkursus für Pflegekräfte und Ärzte angeboten. Fortbildung und klare Verfahren für die Gesundheitsangebote an Haftinsassen werden hoffentlich zu Verbesserungen führen.

Inhaftierungspraxis

Probleme entstehen durch die Verhängung von Haftstrafen auch für kleinere Vergehen. Eine unerträgliche Überbelegung führt dazu, dass sowohl Insassen als auch Bedienstete leiden.

Fakten und Zahlen

  • Einwohner (2010): 7,8 Mio.
  • Inhaftierte: 6181
  • Inhaftierte/Einwohner: 80/100 000
  • HIV-Fälle: < 1%
  • Hepatitis-C-Fälle: 6,9%
  • Tuberkulose-Fälle: 10–50/100 000 (geschätzt)

 

Dr. Hans Wolff
Leiter der Abteilung für Medizin im Strafvollzug des Universitätskrankenhauses Genf